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[Nightmare in Norway] Overnatting hytta; dag tre; Nebenplot Salon


Der Läuterer
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"Nicht bei Sinnen, Matilde? Ich seh so scharf, wie ich heute noch nicht gesehen habe. Glaub mir mal. Ich sehe die Welt im richtigen Licht. Ich sehe Hasan ... und Farid. Letzterer ist verstorben. Armer Kerl, war eigentlich ganz in Ordnung, wisst ihr?" Kleine Tränen laufen aus meinen Augen und ich erkenne tatsächlich die Realität für einige Sekunden im rechten Licht. All meine Finten zerbröseln in meinem jetzigen Zustand. "Ich bin für seinen Tod verantwortlich. Irgendwie bin ich das. Ich weiß es. Ich hoffe, es gibt eine Hölle, denn dann gibt es einen Ort für Leute wie mich ..." Meine Worte purzeln wie todesmutige Lemminge aus meinem Mund und ich habe keine Möglichkeit mich zu stoppen. "Wenn ich nicht mehr bin. Irgendwann."

 

Mit zitternden Händen greife ich zu meinem Weinglas, das noch immer ein klein wenig Flüssigkeit enthält.

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"Weniger Alkohol würde schon helfen, glauben sie mir."

 

Ich nehme einen Schluck aus meinem Wasserglas.

 

"Sie zittern schon. Und ob es eine Hölle gibt oder nicht ist glaub ich nicht die Frage, wenn sie an eine Hölle glauben, wird es eine geben. Sagen sie... Warum haben sie es genau verdient wer ist Farid?"

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Da mich niemand aufhält, umschließt meine Hand das Weinglas und ich schlürfe den restlichen Inhalt. "Lass mich dir eine Geschichte erzählen, in Ordnung? Willst du die Geschichte hören?" Ich schaue zu Contessa, die wie zu einer Säule erstarrt zu mir blickt. "Es ist eine schöne." Ich grinse.

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"Eines Winter - ich war völlig ausgebrannt, wie das nunmal so ist - war ich in einer Kneipe. Dort hatte ich zu leben begonnen und war zu dem geworden, was ich immer verabscheut hatte. Die Welt hatte mich zu dem gemacht, was ich war und heute wieder werde. Nun Loyd, so hieß der Barkeeper und ich schämte mich, dass selbst dieser schmierige Kerl mehr zu erzählen hatte als ich, wie er immer zu mir gestarrt hatte, als wäre ich schon immer so abscheulich gewesen, wie ich zu der Zeit war.

Draußen, da war Schnee gefallen, dicke Flocken, die natürlich keine fünf Minuten lagen und schon von London in etwas Ekelhaftes verwandelt wurden. Schwarz braune Matsche. Furchtbar. Nun, Loyd hatte nichts mehr zu erzählen, seine Geschichte darüber, wie er seiner Frau eine Lektion erteilt hat, so charmant die auch gewesen ist" Ich lächele ironisch. "so waren meine Kopfschmerzen doch schon bald unerträglich geworden, so schrecklich, dass mir sogar die eisige Nacht nicht mehr ganz unlieb war. Ich griff jedenfalls meinen Mantel, stiefelte zur Tür und da sah ich sie. Abschaum - ein ganzes Pack von denen und in deren Mitte eine einzelne Gestalt, die sie gnadenlos in den Boden stampften.

Da - meine Gelegenheit war gekommen, Buße zu tun! Es kostete einige Überwindung, aber ich scheute den Konflikt nicht und stellte mich wagemutig vor das Opfer dieser dummen Schläger. Ich wurde wütend, beschimpfte sie, empfand ein Hochgefühl des Tatendrangs, doch sie schlugen mich in den Schnee. Blut tränkte den Boden um mich und ich sah Sterne, die einzigen in dieser düsteren Nacht in London.

Plötzlich da stellte sich jemand vor mich. Es war der Angegriffene, ein Araber, und ein besonders kräftiger dazu! Mit seiner reinen Willenskraft schlug er alle drei zusammen und half mir aus dem Schnee auf. Das war Farid. Mein Freund. Doch das ist schon eine lange Zeit her. Aber es tut noch weh. Es tut so verdammt weh ..." Ich senke den Kopf und blicke auf meine Hände. "Jetzt bin ich allein ... ich bin allein und meine Zweifel zerfressen mich. Ich sollte stark sein, ich sollte Tatendrang zeigen! Farid hätte das so gewollt! Ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn so sehr."

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-Ich stehe auf und gehe zu Rick. Ich lege meine Hand auf seine Schulter -

"Es tut mir Leid, wegen deines Freundes" sage ich traurig.

"trotzdem, Rick. Lass es sein, mit dem Trinken".

 

Ich mache eine pause, und schaue zu dem Klaviermann, der jetzt ruhigerer Musik spielt.

"als wir uns im Zug getroffen habe, hast du Orangensaft getrunken. Und du hattest ein anderes Gesicht. Nicht so trüb, nicht so..aufgebracht".

 

Ich seufze.

 

"Bald ist es Weihnachten".

 

Ich würde gerne noch was dazu sagen, doch ich spre auch ein Loch im Magen. Dann lächele ihn an.

"Vielleicht wird..schöner als gedacht. Für uns alle. Dann fangen wir damit an: ich bestelle uns zwei frischgepresst Orangensäfte, das ist einen Anfang, oder?"

 

Dann schaue ich zu dem Doktor. Ich gehe langsam zu der Bartheke und bestelle die zwei Drinks.

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Ein Neuanfang?, denke ich. Ist das möglich? Meine Pläne über den Haufen werfen und keine Made mehr sein, die immerzu an Verfallendem nagt? Einfach nur leben und nicht zuviel denken?

 

"Farid ist gestorben, weil ich ihn getötet habe ...", hauche ich, dass es niemand anderes hören kann. In dieser bitteren Stunde realisiere ich, was ich getan habe. "Getötet. Er ist nicht gestorben. Ich mache mir selber etwas vor, ich ..." In der Spiegelung meines leeren Weinglases sehe ich mein ausgezehrtes Gesicht. Ich sehe, was die bisherigen Früchte meines Lebens sind, ich sehe es wahrhaftig und sinke verloren in mich zusammen. Ich bin ein erschöpfter Mensch, dem der Tod im Nacken sitzt. Ein Mensch, der nicht mehr weiß, was ihm sein eigener zerfressener Verstand vorgaukelt und was nicht.

Als Matilde zurückkommt, meine ich zu ihr auf italienisch, damit Olga nichts versteht: "Ich war auf deinem Zimmer letzte Nacht, ist es nicht so?" Trauer, Verzweiflung und Sorge mischt sich in meine Augen. "Bitte lüg mich jetzt nicht an, Matilde. Ich muss es hören: Etwas stimmt nicht mit mir!"

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auf italienisch "ja, Rick, du warst da, du wolltest mir helfen, du hast mich schreien gehört..aber du warst betrunken...und so.." ich senke den Blick.

"Und so konntest du mir nicht helfen. Und du warst völlig durcheinander. Es war das Trinken" Ich reiche ihm den Saft.

"Salute!" sage ich. und ich lächele ihn an.

"Du kannst echt gut Italienisch weisst du?"

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Ein blonder Mann, den niemand am Tisch hat kommen sehen, steht unvermittelt neben den Gesprächsteilnehmern. Er trägt einen schwarzen Anzug, weisses Hemd, roten Seidenschal und schwarze Lackschuhe. Er ist blond, blauäugig, schlank und gut aussehend.

Eine Zigarette steckt in seinem Mundwinkel.

Ein freches, beleidigendes ist ihm ins Gesicht geschnitten.

Abschätzig und ohne ein Wort zu sagen betrachtet der Neuankömmling die Herren am Tisch. Dann mustert der Mann Matilde mit einem mitleidigenden Lächeln. Seine Stimme ist rau, als hätte er eine Erkältung, oder über Jahre hinweg zuviel geraucht und getrunken, aber dennoch melodisch "God aften. Hätte die schöne Frau mit den traurigen Augen Lust auf einen Tango de la mort? Ich habe die Anweisung gegeben, das Grammophon anzuwerfen." [...]

Er reicht Matilde die Hand "Wollen wir, Madame?"

Edited by Der Läuterer
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Ich nehme das Glas und lächele zaghaft, doch tobt in mir ein Chaos an Empfindungen. Ich kann mich nicht daran erinnern, bei ihr gewesen zu sein! Etwas Vages kratzt an der Oberfläche meiner Erinnung, aber ... es ist so irreal.

 

Ich will ihr so viel sagen und erzählen! Es ist wichtig, nicht für sie, es ist wichtig für mein eigenes Heil! Doch da steht dieser Kerl, er drängt mich beiseite und ich habe ein unangenehmes Gefühl von einem Déjà-Vue.

 

Es geht immer im Kreis immer und immer wieder. Glaubst du wirklich du könntest entkommen, Rick?

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