Jump to content

[Nightmare Files] Prolog - Die Anreise


Der Läuterer
 Share

Recommended Posts

Ich blicke auf. Mein glasiger werdender Blick versucht den Schaffner zu fixieren.

 

Fahrtkarte? Hab ich eine...was habe ich...Salisbury?"

 

In diesem Augenblick erreicht die Glut der noch immer glimmenden Zigarette meinen Zeige- und Mittelfinger. Mein Blick gleitet vom Schaffner und seinem Problem weg zu meinen Fingern. Ich beobachte, wie die Glut sich zwischen die Finger zieht, wie sich die Haut meiner Finger langsam rötet, wie die Hitze mich verbrennt. Fasziniert warte ich auf den Schmerz.

 

Als er meinen dumpfer werdenden Kopf erreicht ist er intensiver als ich erwartete. Die Tablette machen mich normalerweise völlig stumpf, wie in Watte gepackt. Ich schrecke zurück, schüttel meine Pranke, die Zigarette fällt zu Boden. Ich springe vor Schreck und Verägerung auf und brülle laut:"FUCK!!!"

Link to comment
Share on other sites

Ich schrecke hoch, das Geschirr klirrt auf dem Tisch und fahre herum. Vor mir steht der Schaffner. "Wer was ...?" Gehetzt winden sich meine Augen. Besteht Gefahr?

 

"Die Fahrkarte ...", wiederholt der Schaffner geduldig. Dann verstehe ich, zücke sie aus meiner Jacke und zeige ihm mein Ticket. "hier bitteschön ..." Ich bin nun ruhiger. Doch mein Herz klopft noch immer aufgeregt in meiner Brust.

Link to comment
Share on other sites

Der Schaffner lächelt. "Plymouth ist im Frühling sehr schön. Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Weiterfahrt, gnä' Frau."

 

Dann weicht er vor Pat zurück. "Ich will keinen Ärger, hören Sie? Geben Sie mir einfach Ihre Karte, mein Herr. In Ordnung?"

Link to comment
Share on other sites

In meinem Gesicht wallt Verägerung auf. Nahe am Zorn, kurz vor der Explosion. Ein dicke Ader pocht am Hals, ein weitere an der Stirn. Mein Hände ballen sich zu Fäusten, mein Kopf ruckt nach vorne, in Richtung Schaffner. Die Oberlippe hebt sich langsam auf der linken Seite und entblößt einen Eckzahn.

 

Dann beginnt es mir zu dämmern und ich entspanne mich. Zunächst. Ein wenig. Immer noch bereit den kleinen Beamten durch das Fenster des Abteils zu schmettern.

 

Wo ist der Pfleger? Der hat doch meine Karte? Kein Plan, was am Bahnhof abging, völlig weg. Filmriss

 

Der angspannte Blick sucht den Doktor und den Pfleger. Ich lasse den Nacken knacken. Nicht aus der Straße zu bekommen, soll der ruhig wissen was abgehen kann.

 

Ich nicke befehlsgewohnte von Arzt zu Schaffner. "Ticket.", knurre ich und setze mich wieder. Noch immer wütend. Wütend über mich.

Edited by der zunker
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Cole schaut in die Unterlagen und entdeckt in einem Briefumschlag die Fahrkarte und die persönlichen Papiere des Patienten P.F. und ohne aufzuschauen hält er die Karte hoch.

 

Dann kramt er nach der Dose. "Hier. Bitte. Nimm 2. Das hilft gegen Sodbrennen, Blähungen und Mundgeruch."

 

Er grinst. "Und es entspannt Sie."

Link to comment
Share on other sites

Die Landschaft zieht an Euch vorbei.

 

Die Zeit vergeht.

 

Und Ihr vertreibt Euch die Zeit mit Lesen, Dösen, Palaver oder aus dem Fenster schauen.

 

Schliesslich fährt der Zug in Exeter ein.

 

Auf dem Bahnhof ist nicht sonderlich viel los. Einige Reisende steigen ein. Andere verlassen hier den Zug.

 

Freya flüstert Paul etwas ins Ohr.

 

"Ich gehe kurz raus, Paul. Hier gibt es sicher einen Kiosk. Ich kaufe noch etwas Süsses für die Zeit auf die Insel. Und noch eine Zeitung. Ich bin gleich zurück."

 

Link to comment
Share on other sites

Der Zug fährt ein.

Habe lange darauf gewartet...

Es wird der Beginn einer Reise sein...

Einer Reise einmal fort von und einmal hin zu mir...

Hoffe ich... hat mich einiges gekostet...

aber alles vor der jetzigen Minute war auch nicht kostenlos...

Es ging auf meine Kosten...

 

Aber hat keiner gesagt, dass es billig wird...

Oder einfach... und ich hoffe, es ist nicht umsonst...

Mir ist kalt...

 

Ich ziehe den Kragen meines Mantels weiter hinauf...

Zum zigsten Mal greife ich nach meiner Tasche...

Sie ist da... Wo sollte sie auch sonst sein ? Da müßte mir schon jemand die Hand abschlagen...

Aber wer sollte das tun ? Mein Gott, bin ich verkrampft... ich versuche meine Finger zu lockern.

Ich brauche Ruhe,,,

 

Die Tür eines Waggons öffnet sich...

 

der soll es wohl sein... so gut wie jeder andere...

Holzkiste auf Eisenrädern...

Ein wenig freue ich mich auf die Monotonie der Schienen, wenn sie mit jedem KlackKlack mich näher bringen...

Näher an die Ruhe... ich brauche Ruhe...

 

Der Schaffner starrt mich an... oder durch mich hindurch...?

Ich bin wohl nur der eine unter den Vielen für ihn... einer unter den Ziellosen...

Oder Rastlosen... Ich rücke meine Brille zurecht... ringe mir ein Lächeln ab...

er kann es nicht sehen... mein Kragen... ich brauche mich gar nicht zu verstellen...

ich bin erleichtert... ich brauche Ruhe...

 

Der Schaffner erkennt mich nicht... woher auch sollte er mich kennen... und woran ?

Er ist auch nur eine unter vielen Uniformen... dunkel mit roten und goldenen Streifen...

Wie läppisch erdachte Orden eines kolonialgeknechteten Wüstengenerals...

er wird nie im Krieg gewesen sein... oder doch ?

Er gibt sich streng und doch so weiche Züge in seinem Gesicht...

Warum mache ich mir darüber Gedanken ?

Ich brauch Ruhe...

 

Am liebsten wäre es mir, wenn ich meinen Hut noch tiefer und den Kragen noch höher ziehen könnte...

Ein Visier... ja... ich könnte sie alle aussperren und doch betrachten...

Aber dann sähen Sie alle noch mehr zu mir... brauche ich nicht... will ich nicht... habe ich nicht nötig...

besser verschwinden... oder verschwimmen ? Fortschwimmen ?

Ich brauche Ruhe...

 

Ich steige ein... ich taste nach der Fahrkarte... Sie ist in meiner Manteltasche.

Noch ein paar Stunden und ich hoffe es wird ruhiger... ich will davon nichts mehr wissen... von allem...

Die Tür schließt sich... der Schaffner ist aufmerksam... oder ist ihm auch nur kalt in seiner kleinen Spielzeugsoldat-Garderobe ?

Ich muss schmunzeln... ich schaue mich um... ich sehe ein paar Leute in dem Waggon... nur ein paar... nicht zu voll...

Sie scheinen mich nicht zu sehen... doch, sie sehen mich... aber sie nehmen mich nicht wahr. Ich bin nur einer von den Schatten, die ein- und aussteigen...

Ich brauche Ruhe...

 

Oder hat die Frau mich aus dem Augenwinkel gestriffen und kurz verharrt ?

Nein, warum sollte sie ? Das hat sie nicht nötig... sie wirkt desinteressiert...

Oder gedankenverloren... oder schätzt sie diesen Mann ein...?

Mir ist warm... Ein paar Leute und ich bekomme schon Beklemmungen...

Ich ziehe den Mantel aus... ich wechsel den Aktenkoffer zur anderen Hand...

Ich zeige meinen zugegebenermaßen hohen Haaransatz... Glatze... fast...

Ich setze mich... bewege ich mich zu schnell oder zu langsam... schauen diese Fremden ?

Nein, sie warten nur, dass es weiter geht... gleich werden sie verschwimmen vor den Fenstern mit den fliehenden Landschaften...

Ich auch...

Ich brauche Ruhe...

 

Ich stelle den Koffer zwischen mich und die Wand des Waggons...

Ich schaue hinaus...

einen Moment...

ich denke noch einmal an den anderen Mann hier im Zug...

Nervös ist er... vielleicht ein freudiges Ereignis ?

Vielleicht ein Todesfall... vielleicht eine Frist ?

Ein wenig fahrig, der Junge.

Aber er ist mit sich beschäftigt...

muss sich wohl zusammenhalten... zusammenreißen... 

unsicher...

aber was geht es mich an ?

 

Interessiere DICH nicht und SIE interessieren sich nicht für Dich...

Sei ein Schatten, ein Nichts und keiner wird es auf dich absehen...

auf dich herabsehen... Ich will nicht so klein sein... Die Welt darf nicht so klein sein...

Aber ich kreise wieder... Kreise in meinen Bahnen... Meine Gedanken kreisen...

Ein Mann hat mal gesagt, dass der Kopf rund ist, damit die Gedanken mal die Richtung ändern können...

Ich schmunzel in mich hinein... müde...

 

"Bernward, Bernward, Du  brauchst Ruhe, alter Knabe..." sage ich zu mir...

Und ich warte, daß der Zug abfährt... Ich habe Zeit, aber keine Ruhe...

 

Ich brauche Ruhe...

Edited by Fragmentis
  • Like 4
Link to comment
Share on other sites

Cole schaut aus dem Fenster und richtet seine Worte gedankenverloren an Nat und Pat. "Die Insel soll ruhig sein. Zwei Quadratkilometer nur Wald, Wiesen, Klippen und Strand. Gute Seeluft. Und... viele Geschichten, die sich um diesen Ort ranken."
Link to comment
Share on other sites

"Bring mir auch was mit, bitte." Ich lächle Freya milde an. "Ich könnte etwas vertragen. Aber keine Lakritze, die mag ich nicht sonderlich." Schwarz ist sie wie ... eine Assoziation umwallt mich wie ein böses Omen (FRISS MICH DUNKELHEIT, LASS MICH DIE GESCHEHEN SEIN ...), doch es ist noch nicht ganz durch meinen Körper gedrungen, da kann ich die Gedanken bereits wieder in ihr Verließ sperren. Neben den anderen Unrat meiner Vergangenheit.

 

Ich frage mich, wie lange ich noch ausweichen werden kann, Freya hilft mir, so gut sie kann, aber da ist etwas, ein Mechanismus oder ein böser Trieb, der mich immer und immer wieder dort sehen will, wo ich einst war, die Ordnung zurückbringen und erhalten will. Noch ist es schwach und verkümmert durch die Zeit, die ins Land gezogen ist, aber ...

 

Ich kann nun, da Freya weg ist, endlich mit Matilde reden: "Hat dir ... hat dir ... - ich meine - ..." VER-MEI-DUNG! Meine Stimme festigt sich sofort und klingt sogar ein wenig erwartungsvoll: "Hat dir mein Geschenk gefallen?"

Edited by Blackdiablo
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Ich hebe ueberrascht den Kopf.

Erst dann merke ich, dass Freya nicht da ist, und Paul (oder Rick?) mich erwartungsvoll anschaut.

Ich warte eine Sekunde, bevor ein sanftes Laecheln sich auf meinem Gesicht breitet.

"Ja, Paul. Es war wunderschoen. Ich habe es die ganze Nacht immer wieder durchgeblaettert"

Ich starre ihn an. Tief in den Augen.

Mein Blick sagt alles, was wir durchgemacht haben. Alles was nur er verstehen kann.

"Grazie, amico mio"

Edited by Nyre
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Eine Strähne spaltet meine Stirn und mein Blick bohrt sich tief in den ihren. Ich stehe auf zu ihr, greife ihren Nacken und küsse sie. Kurz, flüchtig, bedeutungslos? Ich verstehe es selbst nicht, nur, dass es wichtig ist. Für mich wichtig, wohl nicht für sie. (Zu viel habe ich ihr angetan ...)

"Nein. Ich danke dir.", flüstere ich, dann wende ich mich ab von ihr und gehe weg, bis ich weiter weg an ein offenes Fenster stoße. Aus meiner Tasche zücke ich eine Zigarette und ein Streichholz, zap, Feuer - ich beobachte, wie es herunterbrennt, dann im letzten Augenblick entzünde ich damit meine Zigarette.

 

Warum ich sie nicht liebe? Weil ich Angst habe, meine Gefühle könnten sie wieder verletzen. Weil ich Angst habe, dass ein Teil von mir Matilde für seine Zwecke will, abscheuliche Zwecke, die in den Tiefen unserer Gedanken unter zu gehen drohen. Dennoch sind sie da, bleiben da und werden niemals vergessen. Nicht von mir und sie ... - In den gottlosesten Stunden der Nacht fürchtet selbst sie sich vor dem, was in mir ausblutet. Erwartet, dass es einstmals tot sein wird, weiß aber, dass es niemals vorbei seien wird.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Freya kommt aus dem Gebäude heraus und winkt, als sie Dich rauchend am offenen Fenster stehen sieht. Sie hat vier Papiertüten dabei, steigt in den Zug, umarmt Dich und gibt Dir einen Kuss auf die Wange. "Ich habe einen Sandkuchen gekauft, den sie hier Pound Cake nennen. Aber es sind noch Haselnüsse und Mandeln mit drin. Sie haben auch noch etwas, das sie Früchtekuchen nennen. Mit Sultaninen, Korinthen, Zitronat, Orangeat und Ingwer." Sie verzieht das Gesicht und schüttelt sich angewidert.

 

"Ich wollte eigentlich Nussecken mitbringen. Aber die gab es leider nicht. Dafür habe ich noch eine Tüte mit Toffees gekauft. Und ein paar Zuckerstangen. Und es gab noch eine Kette mit Cocktail Würstchen, die ich mitgebracht habe. Für den Hund." Fügt sie grinsend hinzu.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...