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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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"So hoch sind meine Erwartungen gar nicht, Mr. Anderson. Es würde mir schon reichen, wenn ich wüsste, auf dieser Welt irgendetwas zum Besseren gewendet zu haben ..."

 

Ich blicke der Contessa und Anderson nach, bis die beiden unter der Treppe aus meiner Sicht verschwinden.

 

Nun bin ich wieder allein mit meiner Gefährtin ... auf einer oberflächlichen Ebene meines Bewusstseins noch an diesem Ort, lasse ich meine Gedanken von ihr forttragen an ferne Orte und Tage meiner Erinnerung ... Mein Kopf schmerzt angesichts der auf mich einströmenden Bilder. Meine Augen brennen trocken, weil da schon lange keine Tränen mehr sind, die noch vergossen werden könnten ...

 

Auf einer anderen gedämpften Ebene meines Bewusstseins stehe ich unverändert auf der Galerie und blicke wieder einmal in den leeren Flur hinter mir, den hinter mir liegenden Weg ... blicke hinab in die Eingangshalle ... betrachte teilnahmslos das Muster des Fußbodens der Halle ... verspüre einen Sog ... fühle das Geländer in meinen verkrampften Händen ...

Edited by Joran
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Gedämpft dringt die Stimme der Contessa zu mir, ruft mich herab.

 

Wie Odysseus an der Reling seines Schiffes stehe ich am Geländer und höre die lockende Stimme der Sirene. Keine Fessel, die mich hält.

 

Die Verlockung ist groß ... ein Schritt nur und dieser Körper wird am Fels zerschellen ...

 

Meine Gefährtin flutet mich mit der Gewissheit, mich immer zu begleiten. 

 

Doch wie immer steigt in diesen Momenten in gleißendem Feuer der Phönix mahnend empor, fliegt immer höher, bis er wenig mehr ist als ein leuchtender Punkt, ein Stern am Himmelszelt mit einem flammenden Schweif. Sein Feuer verbrennt jede Gewissheit. Was erwartet mich? Werde ich die alten Weggefährten wiedersehen? Wirst Du mich erwarten, Ruairí? Werde ich in den Schoß der Eltern zurückkehren? Oder werde ich abseits des Gottesackers ruhen und das Recht auf ein Wiedersehen mit all denen, die vorausgegangen sind, verwirkt haben?

 

Ich sehe ein Bild meines gebrochenen Leibes auf dem Hallenboden vor mir, meine das helle Lachen eines Kindes zu hören.

 

Mit einem Schauer weiche ich einen Schritt zurück und entsage der Versuchung.

 

Ich stolpere zurück auf den langen Weg, der hinter mir liegt, trete benommen in den leeren Flur. "Ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen!", murmele ich leise vor mich hin. Ein zaghafter Versuch nur, mein Scheitern vor mir selbst zu rechtfertigen. "Noch hast Du nicht gewonnen, Miststück, noch nicht ... 'ZEHN kleine Ärzte' ... zwei Zimmer nur ... eines mit einer Leiche im Bett, eines mit nicht mehr als Reisegepäck ... es kann nicht so schwer sein, zwei Zimmer zu finden..." Ich beginne die Türen beiderseits des Flures trotzig aufzustoßen und kurz in die Zimmer zu blicken. Krachend schlägt eine Tür nach der anderen gegen die Wand.

 

Einige der Türen sind abgeschlossen. Ich lasse all den Zorn und die Frustration, die sich in mir angesammelt haben, an diesen Türen aus. Splitternd bersten Türzargen unter dem Druck von Falle und Riegel, lärmend brechen Türblätter.

Edited by Joran
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Die Klinke der Tür schlägt eine tiefe Delle in die Täfelung des Ganges, dann wird die Tür zurück geworfen, als wolle sie das Zimmer vor Deinen Blicken schützen, doch Du fängst ihren Schwung mit der Rechten Hand ab und machst einen Schritt nach vorne.

 

Das Zimmer dahinter liegt hell und Licht durchflutet vor Dir.

 

Das Bett wurde benutzt, aber gerichtet. Darauf liegt ein geöffneter Koffer mit Kleidungsstücken. Nichts ungewöhnliches.

Sowie drei Bücher:

Carl Jung, Psychologische Typologie, 1926

Otto Rank, Das Trauma der Geburt, 1924

Ivan Pavlov, Kondizionierte Reflexe, 1927.

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"Da hätten wir doch schon einmal Nummer 1! Guten Tag, Herr Kollege Warner. Ich bin so frei...", denke ich als ich an das Bett herantrete. Ich nehme den Koffer und leere seinen Inhalt auf dem Bett aus. Ich betrachte jedes der Bücher einzeln, blicke in den Einband, lasse die Seiten unter meinem Daumen durchlaufen, hebe ein jedes einzeln hoch, kehre es um und schüttele es auf der Suche nach etwaigen eingelegten Blättern.

 

Ich öffne alle Schränke und Schubladen, suche auf dem Koffer nach den üblichen Adressaufklebern und präge mir die Anschriften ein.

 

Ich nehme das Kissen fort und sehe unter die Bettdecke, hebe kurz die Matratze an.

 

Ich blicke unter das Bett und den Schrank, schlage die Kanten des Teppichs um.

 

Keinen Winkel des Zimmers lasse ich unbeachtet. Das Zimmer war verschlossen. Wenn wir eine Chance haben, Amanda zuvorzukommen, dann hier...

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Zu Deiner grossen Entäuschung ist das Zimmer sauber - in jeder Hinsicht.

Nur Wechselkleidung und diese drei Bücher.

 

Lediglich am Koffer entdeckst Du ein Schildchen, das seinen Besitzer verifizieren:

Dr. Dwight M. Warner

Stuart Square 33

Glasgow - Schottland

Edited by Der Läuterer
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"Das bedeutet, dass Du noch nicht abgereist bist. Nun, Deine Anschrift dürfte die Contessa sicher interessieren. ... Falls Du diese Insel verlässt, vermute ich, wird ein kleiner Urlaub von hier fällig." Es hebt meine Stimmung ein wenig, dass ich der Contessa wenigstens eine nützliche Information bieten kann.

 

"Offensichtlich hat Warner diesen Raum nicht mehr erreicht. Der 'Einschnitt' muss also wenige Augenblicke nachdem Warner das Büro von Dr. Cooper verlassen hat, erfolgt sein."

 

Ich untersuche noch einmal sorgfältig das Innenfutter des Koffers und greife in die Taschen aller Kleidungsstücke, bevor ich mich der nächsten Tür zuwende.

 

Es wirkt auf mich befreiend, die Türen zu zerschlagen ... Barrieren zu überwinden ... zu viele versperrten bislang unser Fortkommen. Ich weiß, das wird nicht lange vorhalten. Ich weiß, meine Gefährtin ist weiterhin bei mir. Keine Spritzen, keine Pulver, keine Pillen, die uns heute trennen könnten.

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Ich höre wie oben Savage die Türe einschlägt.

Ich bleibe stehen.

Ich warte lieber

 

"ICH WARTE HIER! DEN KELLER SIEHT INTERESSANT AUS CLIVE, ABER WIR SOLLTEN UNS NICHT TRENNEN!" rufe ich.

 

Warum hast du ihn gedutzt? Das war unhöflich. Aber jetzt ist es zu spät.

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Ich höre die Stimme der Contessa von unten, aus den Eingeweiden dieses verfluchten Ortes.

 

"Ich habe auch etwas Interessantes gefunden!", rufe ich mit bitterer Genugtuung darüber, dass wir endlich auch über eine Information verfügen, die uns ein wenig Macht über unsere Peiniger verschafft.

 

"Unsere Peiniger?", frage ich mich verdutzt. "Du kennst Warner doch überhaupt nicht!"

 

Verwirrt setze ich mein Tun fort.

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Matilde

 

Nachdem der Lärm der zerbrechenden und zersplitternden Tür verebbt, hörst Du das langsam verstummende klack-klack wieder, bis auch das Geräusch verstummt und ein Kichern zu hören ist.

Dann sind leichtfüssige Schritte zu hören, die sich schnell entfernen.

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Soll ich zu ihm gehen?

 

"Matilde ...?" Sie schaut zu mir. "Du kannst wahrscheinlich besser auf dich aufpassen, als ich es könnte. Aber trotzdem würde es mir besser gehen, wenn wir uns nicht wieder trenen würden. Er braucht meine Hilfe." Sie nickt. Ich streichle ihre Schulter, dann eile ich zu Savage und sehe, wo das Problem liegt. "Machen Sie bitte ein bisschen Platz ... Clive." Ich lächle. Dann helfe ich ihm bei seinem Tun. Im Gleichtakt bearbeiten wir nun die Tür.

Edited by Blackdiablo
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"Danke!", sage ich erschöpft und trete für Anderson ein wenig zur Seite.

 

Nachdem wir die nächste Tür gemeinsam geöffnet haben, überlege ich womit wir uns die Arbeit gegebenenfalls erleichtern könnten. "Machen Sie schon einmal weiter. Ich sehe mich einmal um, ob ich nicht etwas nützliches finde, was uns als Werkzeug dienen kann."

 

Ich gehe zurück in eines der bereits geöffneten Zimmer und schraube mit dem Messer einen großen, geschwungenen Kleiderhaken aus Messing von der Wand.

 

https://img0.etsystatic.com/037/0/7643104/il_340x270.559553496_3i0c.jpg

 

Ich finde zudem ein schweres Bügeleisen, dass sich als Schlagwerkzeug einsetzen lässt.

 

http://i.ebayimg.com/t/Altes-Kinder-Buegeleisen-Antik-/00/s/NDgwWDUzNw==/z/KwcAAOSwajVUR8eA/$_35.JPG

 

Schließlich nehme ich für Anderson noch einen schweren Kleiderständer aus Messing mit, den dieser als Ramme einsetzen kann.

 

http://thumbs3.ebaystatic.com/d/l225/m/m5sNQbEH1OXAtm5KB7TOrpw.jpg

 

Zurück auf dem Flur zeige ich meine Ausbeute vor. "Ich schlage mit dem Bügeleisen die flache Seite des Kleiderhakens zwischen Türblatt und Zarge. Dann benutze ich den Kleiderhaken als Hebel. Und Sie erledigen mit einem heftigen Schlag mit dem Kleiderständer den Rest!", schlage ich vor.

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"Contessa! Das dürfte Sie interessieren: Auf Warners Koffer steht seine Adresse:

 

Stuart Square 33
Glasgow - Schottland

 

Also, falls wir dies alles einmal hinter uns haben sollten und Warner die Insel doch noch verlässt...", berichte ich stockend mit von der Anstrengung schwerem Atem.

Edited by Joran
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Ich schaue die Addresse, angeekelt.

"Mistkerl" sage, sodass alles mich hören.

 

Ein Schotter. Hätte ich es nicht gedacht.

 

Ich schaue mich bei ihm um. Mache die Bücher auf, kontrolliere dass nichts darin versteckt ist.

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