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[Nightmare Bites] Kap.1: BÜHNE AUF EIS


Der Läuterer
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Du betrittst die Änderungsschneiderei. Das Innere des Ladens ist in Dunkelheit getaucht. Kleiderständer. Puppen. Bekleidung. Stoffbahnen. Schatten. Weiter hinten im Laden bewegen sich Vorhänge. Dort ist ein Durchgang. Fahles Licht schimmert von draussen herein.

 

Ein leichter, angenehm warmer Luftzug weht Dir entgegen. Es riecht nach frischer Erde.

 

Dort, vor den Vorhängen, befinden sich zwei Männer. Einer davon ist Clive, der mit dem Rücken zu Dir steht. Der andere Mann steht hinter Clive. Beide stehen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der andere Mann ist gross. Etwa einen Kopf grösser als Clive.

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Der gross gewachsene Mann ist ein Riese. Er ist etwa einen Kopf grösser als der Doc; also knapp 2,10 Meter gross.

Er hat schwarzes Haar und trägt einen dunklen Anzug mit weissem Hemd.

Sein Kopf ist nach rechts geneigt, als würde er die Situation beobachten und abschätzen.

 

Clive und der grosse Mann halten sich an den Händen, als würden sie sich begrüssen.

Die Situation hat etwas Entspanntes.

Etwas Friedliches.

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Clive antwortet nicht.

Hier stimmt etwas nicht.

Ich fange an, leicht zu schwitzen.

 

Ich mache einen Schritt nach Vorne, und schaue mich weiterhin um.

 

"Clive, antworte mir! Was haben Sie gemacht? Wer sind Sie? Was wollen Sie?"

 

Ich ziele auf seinen Kopf.

 

"LOS! Anworten Sie!"

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Du warst bereits in anderen Situationen.

In ähnlichen Situationen.

Vergleichbaren Situationen.

Bedrohlichen Situationen.

 

Du hast Deine Erfahrungen gemacht.

Und Deine Erfahrungen waren immer schlecht.

Furchteinflössend.

Verstörend.

Bestialisch.

Verdorben.

Abartig.

Krank.

 

Und oft kam das Unerwartete.

Jetzt bist Du stark. Du kennst den Mythos.

Du weisst um die Existenz des Übernatürlichen.

Des Unnatürlichen.

Des Widernatürlichen.

Du kennst Dich aus.

 

Du bist bewaffnet.

Du lässt Dich nicht mehr überraschen.

"Du hättest nicht kommen dürfen."

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"Und Du hättest nicht allein kommen dürfen."
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meine Hand zittert.

 

Ich dürfe nicht kommen.

 

Die Flucht ist eine bessere Alternative.

 

Noch Ungewissheit.

 

Noch dunkel.

 

Noch Angst, und das Warten auf etwas.

 

Noch mehr Schweigen von Hans.

 

Noch mehr Geheimnisse.

 

Meine Hand zittert.

 

"Aber ich bin hier allein"

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Könnte Clive besessen sein? schiesst es Dir durch den Kopf.

 

Oder einem Zauber erlegen sein? Aber es ist Clives Stimme, die Du hörst.

 

"Du... hättest den mächtigeren schicken sollen. Den Vater."

Edited by Der Läuterer
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Ich seufze.

 

Das ewige Machtspiel zwischen Hans, und weisst der Himmel wer.

 

Ich habe es so satt.

So satt.

 

"Lassen Sie Clive los. Er hat nichts damit zu tun. Lassen sie ihn los. Jetzt"

 

"Der Vater hat besseres zu tun, als Ihnen zuzuhören. Er wird nicht kommen. Pech gehabt."

 

Hans ist mit Alexander, er weisst schon, wie er ihn beschützen kann.

 

"Lassen Sie ihn los" Wiederhole ich ruhig.

 

Mir ist alles egal.

Ich habe keine Angst um mich.

Ich bin nur eine Hülle, schon lange.

Eine Höhle voller Echos.

Echos von Schreien, meine Schreien.

Die Schreien, die keine hörte, wie in Norwegien.

Bis ich irgendwann verstummte.

Was bringt, zu schreien, wen keine hört?

Auch Hans sagt es.

Ich bin unwichtig.

Sogar er sagt es.

Sogar er.

Edited by Nyre
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Bei näherer Betrachtung... ist hier nicht alles so, wie es zu sein scheint.

Es ist verwirrend, nicht bedrohlich.

 

Eine Spannung liegt in der Luft; das spürst Du.

Dann erkennst Du etwas...

Der andere Mann ist nicht grösser als Clive.

 

Die Situation macht auf Dich jetzt den Eindruck, als wäre der andere Mann erhängt worden.

Als würde er von der Decke baumeln und der Doc würde um den Mann trauern und seine Hände halten.

Wie ein Priester bei der letzten Ölung.

Zum Abschied.

Edited by Der Läuterer
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Du gehst näher heran.

Erst ein Schritt. Behutsam.

Dann den nächsten Schritt. Vorsichtig.

 

Erneut wirfst Du einen Blick auf das Szenario.

Erneut schaust Du genauer hin.

Der andere Mann hängt nicht von der Decke.

Er schwebt auch nicht.

Er wird gestützt. Getragen.

Etwas hält ihn über dem Boden.

 

Dann ist es Dir klar.

Zwischen den vielen Schatten war es Dir gar nicht aufgefallen.

Aber jetzt... nachdem sich Deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben...

 

Es ist dieser Umhang. Dieser Mantel. Dieser gelb-beige, dicke Stoff.

Seine Wülste. Seine Falten. Sie fliessen über die Schulten des Mannes. Seinen Rücken hinunter. Und über den Boden wie Honig.

Und wischen all diesen Falten des Mantels, der Dich an einen Kamelhaarmantel erinnert, ist eine teerige Substanz.

Und diese Substanz leuchtet. Hin und wieder flacker sie auf. Schwach. Kaum merklich.

Und diese Lumineszenz zieht sich über den ganzen Mantel.

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Der andere Mann wird gehalten. Geführt. Wie eine Marionette. Durch diesen seltsamen, sandfarbenen Umhang.

 

Der Mantel ist eine Art übergrosser, menschenähnlicher Torso. Nur ein Körper. Ohne Extremitäten zwar, aber mit einer Art Kopf. Doch dieser kommt mehr einer voluminösen Kapuze gleich. Wie bei einer Mönchskutte.

 

Und so wie ein Mantel vorne geöffnet wird, so ist auch dieser Körper vorne aufgebrochen wie ein Wildbret. Ausgeweidet. Und ohne jedes Anzeichen von sichtbaren Organen.

 

Das Innere des Mantels, dieses Dings, sieht gänzlich anders aus wie sein Äusseres. Mit Knochenbögen. Rippen. Doch ohne eine erkennbare Wirbelsäule. Aber er ist mit einer fleischigen, Haut-ähnlichen Wandung ausgekleidet.

 

Die Rippen des Dings sind es, die den Mann halten und tragen. Aber sie geben dem Mann nicht nur Halt. Sie haben seinen Körper durchbohrt. Angestochen. Diese Rippen sind fast durchsichtig. Flüssigkeit fliesst. In die eine Richtung. Dann wird sie wieder in die andere Richtung gepumpt. Bei unterschiedlichen Rippen auch gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung.

 

Flüssigkeit tropft dem Mann aus den Mundwinkeln und auf den Boden, auf dem sich bereits eine grössere Lache gebildet hat. Ebenso sickert Sekret aus den Stellen, an denen der Körper von dem Ding punktiert wurde.

Edited by Der Läuterer
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Als Du Clive an den Schultern berührst, spürst Du zuerst ein Kribbeln, dann einen Schmerz, der Deine Hände durchzieht und sich erst in Deinen Armen und dann im ganzen Körper ausbreitet.

Es ist, als ob Strom durch Dich fliessen würde.

Du versuchst zuerst Clive von dem anderen Mann weg zu ziehen. Umsonst.

Dann versuchst Du Dich zu lösen, als der Schmerz übermächtig wird. Vergeblich.

 

Schliesslich, nach schier endlosen Augenblicken grossen Schmerzes, verlierst Du das Bewusstsein.

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