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[Nightmare Bites] DER TAG ALS DER REGEN KAM


Der Läuterer
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Die Schwester, mit der Clive redet, schaut die Blätter der Unterlagen ihrer Kladde durch. "Ach ja. Hier ist es... Ich wusste doch, dass ich es irgendwo gelesen hatte... Entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor, dass es etwas gedauert hat... K.K. Gren - ja, verheiratet. Aber das ist sonderbar. Hier wird als Ehemann nicht Herr Gren genannt, sondern ein Herr Newhep angegeben. Kennen Sie einen Herrn Newhep?"

 

Dann deutet sie mit ihrem Zeigefinger auf das Blatt. "Das kann hier doch auch nicht stimmen."

 

Du schaust auf das Blatt... liest... und es trifft Dich, wie ein Schlag mit einem Gewehrkolben.

EINLIEFERUNG: Do., 09.01.1930 - 13.56 Uhr

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Ich kann aus meiner Position nicht lesen, was auf den zetteln steht. Aber als sie den Namen des vermeintlichen Ehemanns vorliest ist es mit meiner Beherrschung, die schon unter der länglichen Ausführung des Doktors gelitten hat, ganz vorbei:

"PENHEW!" bricht es aus mir hervor.

 

"Penhew, du krankes Schwein. Das wirst du noch büßen."

 

Wieder scheint die Energie vollständig aus mir gewichen zu sein. Leiser, kraftlos und verzweifelt füge ich hinzu:

 

"Warum hat du das getan?"

Edited by Puklat
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Clive

 

Ich greife beschwichtigend nach Mr. Eklunds Unterarm.

 

"Bitte überstürzen sie nichts! Natürlich könnte das ein Anagramm sein, aber dann kommt es kaum VON Lord Penhew, sondern es richtet sich GEGEN ihn ... und gegen Matilde.

 

Es wäre schon eine merkwürdige Art, uns an unseren 'Auftrag' zu erinnern, indem man uns von seiner Ausführung abhält ... Nein, das erscheint mir nicht überzeugend.

 

Wer sollte sicher davon ausgehen, dass ich überhaupt diese Unterlagen zu sehen bekomme? Wer sollte sicher davon ausgehen, dass ich nach diesen medizinisch völlig irrelevanten Daten zum Personenstand und zum Datum der Einlieferung frage?

 

Das alles hätte uns auch einfach Dalgliesh sagen können.

 

Das alles scheint mir sehr abstrus."

 

Ich schüttele resignierend den Kopf.

 

"Es ist sinnlos! Solange wir nicht im Ansatz begreifen, was hier abläuft, werden wir immer nur den Ereignissen hinterherlaufen. Ich sehe nicht, dass wir irgendeine Aussicht haben, etwas zu gewinnen oder auch nur etwas zu bewahren. ... Ich glaube immer mehr, Matilde hat recht. Uns bleibt nur der vorzeitige Rückzug!"

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Clive

 

Meine Gedanken an Matilde führen mich weg von dem schrecklichen Bild in diesem Raum.

 

"Wie wird sie aufnehmen, was sie hier gesehen hat? War es vielleicht ein Fehler, sie alleine herunter geschickt zu haben, um Cainnech und Baxter zu warnen? In gewisser Weise hat sie hier einen Blick auf ihre eigene Vergangenheit geworfen ...

 

Hat sie ihre Gefühle unter Kontrolle ... nach all dem, was in den letzten zwei Tagen auf sie eingestürzt ist?

 

Was, wenn Dalgliesh Cainnech und Baxter in die Eingangshalle gefolgt ist? Was, wenn Matilde zuerst auf dieses Schwein trifft? Was, wenn Matilde erst gar nicht Cainnech und Baxter in die Sache hereinziehen will, sondern das als ihre ganz persönliche Angelegenheit begreift?

 

Matilde wirkte sehr entschlossen als sie ging! ... kalt und entschlossen? Ich erinnere mich nicht, ich war zu abgelenkt ... von Miss Grens Anblick ... von der Schwester ... von Mr. Eklund ... von dem Chaos in meinem Innern ...

 

Aber Dalgliesh wird sie doch wohl kaum erwarten. Diese Leute sind verrückt ... aber auch sie müssen wissen, dass eine solche Begegnung eine Seite nicht überleben würde ... und das kann nicht in ihrem Interesse sein. Wenn Matilde etwas zustößt, werde ich nicht ... dann werde ich ..."

 

Ich bedanke mich noch einmal eilig aber mit viel Anerkennung bei der Schwester. Ich bitte sie, ein besonderes Auge auf diese Patientin zu haben. Ich äußere meine Sorge, dass der Täter zurückkehren könnte.

 

An Mr. Eklund gewandt, sage ich: "Vielleicht war es ein Fehler, Matilde alleine herunter geschickt zu haben ... Wir sollten ihr folgen! ... Wenn Sie Lord Penhew zur Rede stellen wollen, verstehe ich das. Ich kann Cainnech bitten, hier solange für Sie Wache zu halten. Er ist ausgebildeter Soldat ... und er genießt mein volles Vertrauen.

 

Wenn Sie lieber hier bleiben möchten, verstehe ich das ebenso. Wir werden dann versuchen, für Sie etwas Licht ins Dunkel zu bringen. ... Nur mache ich mir gerade Sorgen, was sich im Erdgeschoss abspielt ... und wir sollten versuchen, diesen Mr. Dalgliesh zu fassen!"

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In der Eingangshalle geht Matilde am Aufzug des Krankenhauses vorbei, um den herum sich ein Treppenaufgang nach oben und unten windet. Immer den Lauten von Luni nach.

 

Dann öffnest Du die Tür über der ein Emaille-Schild mit der Aufschrift TOILETTEN hängt.

Ein langer Gang. Kalte Luft strömt Dir entgegen.

Links und rechts weitere Türen zu den Klos.

Der Gang ist in diffuses Licht getaucht. Die Deckenbeleuchtung funktioniert nicht.

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Krankenzimmer - Intensivstation

Die Worte des Doktors haben mich erst weiter aufgeregt, doch mit der Zeit verstand ich, dass er recht hat. Dass es auch keinen Sinn macht sich nun aufzuregen oder hektische Reaktionen zu zeigen. Doch das ganze geht mir sehr an die Nerven, greift mich an und zermürbt mich.

 

'Doktor Savage hat Recht. Ich kann Kristine nicht unbeaufsichtigt lassen. Aber vermutlich hat er auch damit recht, dass wir Matilde nicht alleine lassen sollten. Wer weiß, was jetzt wieder mit diesem Dalglish ist. Aber ich kann Kristine jetzt nicht alleine lassen.'

 

Ruhiger und leiser als bei meinem Ausbruch gerade eben sage ich nun:

"Doktor... vielleicht ist es Penhew gewesen, vielleicht jemand anderes...Wer weißt es? Wer?!

Ich kann und ich will dieses Spiel nicht mehr mitspielen. Und erst recht nicht zu diesem Preis!

 

Aber sie haben Recht damit, dass wir Matilde nicht alleine lassen dürfen. Aber ebenso wenig KANN ich Kristine alleine lassen."

 

 

"Ich kenne Sie kaum, Doktor, und Sie kennen mich ebenso wenig. Wieso sollte ich ihrem Wort zu ihrem Begleiter trauen?"

 

Ich schaue ihn skeptisch an.

 

"Ich fürchte, dass mein Vertrauen nicht so weit reicht... nicht in dieser Situation. Ich kann Kristine nicht alleine zurücklassen und erst recht nicht mit einem Fremden... nicht in dieser Situation...! Ganz bestimmt nicht. Wenn Sie ihm derart vertrauen, dann schicken Sie ihn doch mit Matilde mit, sie kann vermutlich auch Hilfe gebrauchen. Oder schicken Sie ihn hier her, so dass wir gemeinsam an Kristines Bett wachen können. Ich habe sicher nichts dagegegen mit jemandem über das Geschehene zu sprechen. Vielleicht fällt uns ja noch etwas auf. Aber ich muss hier sein, wenn Sie wieder zu sich kommt. Ich hoffe, dass Sie das verstehen können. Ich will Ihnen nicht zunahe treten und ich glaube, dass Matilde ihnen vertraut... somit sollte ich das auch tun. Aber die Umstände sind besonders... und nicht gut.... "

 

Ich schaue entschuldigend und betrübt.

 

"Wenn Sie Matilde gefunden haben und diesen Dalglish, dann kommen Sie bitte noch einmal bei mir vorbei... ich habe etwas, was ich Matilde und Ihnen mitgeben möchte."

 

Ich drehe mich halb um und schaue wieder zu Kristine, dann wende ich mich wieder dem Doktor zu.

Edited by Puklat
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Matilde.

Ich hole langsam die Waffe raus.
“Luni?” rufe ich leise, aber so, dass er mich hört.

Verdammt. Scheisssituation.
Ich warte, horche, versuche zu verstehen wo genau Lunis Gehäule herkommt.
In der Zwischenzeit gehe ich langsam nach vorne, und mache jede Tür auf, bevor ich weiter laufe.

Edited by Nyre
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Als Du nach und nach die Klinken der Türen prüfst, trittst Du auf Glasscherben, die unter Deinen Schuhen knirschen. Jemand hat offensichtlich die Deckenlampen zerschlagen.

 

Eine der Türen ist abgeschlossen.

 

Am Ende des Raumes ist ein Fenster offen. Es zieht...

 

Irgendwo von dort ist ein Kratzen und Knurren zu hören; gemischt mit dem Geräusch von klapperndem Metall auf den Fliesen. Ein wenig hört es sich so an, als würde in der Dunkelheit ein Ringkampf stattfinden...

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Du rennst in den Raum. Es knirscht unter Deinen Füssen wie brüchiges Eis. Glas... Und es riecht nach Alkohol.

 

In einer Ecke befinden sich frei zugängliche Duschen.

 

Dort liegen zwei Paravents am Boden. Unter diesen ein sich windendes, fiependes Wesen... Luni. Darüber Dalgliesh mit einem Messer zwischen den Zähnen, der immer wieder auf den winselnden Wolf einschlägt. Als er Dich kommen hört, greift er nach dem Messer...

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"MISTKERL!" rufe ich, und ziele auf ihn. Auf die Brust.

"An die Wand! Sofort!"

 

Gott, ich will ihn jetzt und hier erschiessen.

 

Ich hebe die Pistole, und ziele auf seinen Kopf.

 

"Letze Warnung. Bleib. von. meinem. Hund. Weg."

 

Stirb nicht, mein Grosser, denke ich verzweifelt.

 

Ich stelle mich gelichzeitig so, dass ich die verschlossene Tür in Blick habe.

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Als hätte er es schon oft praktiziert, spuckt Dalgliesh das Messer aus.

Fängt die fallende Klinge mit der rechten Hand.

Und führt die Bewegung des Armes mit dem Messer in der Hand fort.

Eine fliessende, direkte Bewegung. Nach unten.

 

Der Paravent nimmt die Klinge auf und das weisse Leinen färbt sich dunkel.

Luni fiept laut klagend auf. Wieder und wieder versucht er sich zu befreien.

Doch Luni ist wie unter einem Netz gefangen. Auf ihm das Gewicht des Inspektors.

Dalgliesh lacht. Ein höhnisches, hohes, fast kindliches Lachen. "Hihihi hi hi hihihi."

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FORD LINCOLN Model L

 

Cainnech

 

Ich warte nicht ab, was Dr. Baxter noch in dem Wagen findet. Der Anblick des Arms reicht mir völlig. Ich wende mich von dem grausigen Fund ab und eile zurück zum Eingang des Krankenhauses.

 

"Jemand muss dieses abartige Monstrum aufhalten, bevor er verschwindet!"

 

Es wundert mich, dass Mr. Dalgliesh überhaupt mit ins Krankenhaus gekommen ist. "Zuerst meinte er, er könne nicht bleiben, könne uns nur am Krankenhaus absetzen. Dann blieb er doch und tauchte, kaum dass wir die Eingangshalle betreten hatten, in der Menschenmenge unter. Warum hat er seine Meinung geändert? Was sucht er noch im Krankenhaus ... oder wen? Was hat er vor?"

 

Ich denke an Clive und Matilde. Ich denke an meine Aufgabe. "Was habe ich hier auf der Straße zu suchen?" Mein Magen fühlt sich plötzlich an, als befände ich mich im freien Fall, im Sturzflug mit dem Boden vor Augen. Mich überkommt die Furcht, einen Fehler gemacht zu haben. Oder liegt es an dem Anblick des teilweise verspeisten Arms? Meine Eingeweide rebellieren. Mit der Linken stütze ich mich an der Mauer des Krankenhauses ab, als sich der gute Irische Whisky auf das Pflaster ergießt.

 

Die Kälte kriecht durch meine Jacke. Mein Verstand sagt mir, dass nicht die Temperatur sinkt, sondern mein Kreislauf gerade zusammensackt. Ich lehne mich mit dem Rücken an die Klinkerwand. Ich tue das einzige, was mir in diesem Augenblick einfällt. Ich greife in meine Innentasche und öffne mit zittrigen Händen den Deckel meines Flachmanns. Ich nehme einen kräftigen Zug und spüre die brennende Wärme, die sich erst in meiner Kehle und dann in meinem Unterleib verbreitet. Ich schließe die Augen und versuche alles aus meinen Gedanken zu verbannen. Den Anblick des Arms, Mr. Dalgliesh und die Vorstellung, was er im Krankenhaus Clive oder Matilde antun könnte.

 

Da hallt gedämpft das Geräusch von zwei Schüssen durch die Straße.

 

"Nein!", rufe ich und beginne zu rennen.

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Matilde

Ich schiesse mehrmals, und gleichzeitig bin ich sicher, dass ihr noch jemand ist.
Jemand, der das Fenster aufgemacht hat.
Und die Lichte zerschlagen hat.
Jemand, der von draussen kam.

Edited by Nyre
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