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[Elegie eines Träumers] NP: Gegen die Welt


Shine101
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Ich sehe, wie sie wegziehen, alle in verschiedene Richtungen, alle mit ihren eigenen Zielen. Ein dämliches Lied fällt mir ein, irgendwie dreht sich alles um Lieder und Melodien und Gesänge, seit ich gestern am frühen Morgen alleine in meinem Zimmer gestanden hatte und das Fernsehrauschen mich in den Schlaf gelullt hat. Ich kenne längst nicht alles von diesem Lied, aber es ich weiß, dass es unglaublich klischeebeladen ist, als Ire daran zu denken:

 

I die, bury me low

Where I can hear the bonny Tweed flow,

A sweeter place I never will know,

Than the rolling hills o the Borders.

 

Ich höre es in einer tiefen sonoren Stimme, der Stimme meines Vaters. Ich seufze. Er wird seinen entflohenen Adoptivsohn vorraussichtlich überleben und nichts davon erahnen. Erschöpft breche ich auf einer Bank zusammen, neben einem zeitungslesenden Bürohengst. Blut, soviel Blut im Schwimmbad, für die beiden Frauen muss es schlimm gewesen sein, für mich war es ein fleischgewordener Alptraum. Ich versuche, es mit einem gespielten Frohsinn zu übertünchen, tief in mir schlägt das Herz eines Iren, ein stolzes Blut, wo Frauen stets die Hilfe von Männern brauchen, die niemals weinen. Langsam schluchze ich und der Kerl blickt noch angestrengter in seine Zeitung, wirft einen verstohlenen Blick in meine Richtung und liest dann weiter.

Amber, Cheryl, Fiona - sie alle sind so viel gefestigter als ich, natürlich berührt es sie auch, aber was sie gesehen haben und wo ich mich im Gegensatz dazu herumgetrieben habe, das trennen Weiten, Welten, Ozeane - die erdenklich größte Kluft! Die schwarzen Fluten einer toten Welt, in die Cheryl uns gezerrt hat ... Sie kennt mein Geheimnis, sie weiß alles, sie kennt es und schweigt. Aus Respekt? Aus Toleranz? Aus Mitgefühl? Dieses Mädchen ist nicht unser Feind. Sie würde uns an unser Ziel tragen, doch sie will uns wachsen sehen, mental stärker werden, sie will, dass wir den Ozean der toten Welt überwinden, um in ein glückliches entferntes Leben einzugehen. Die Masse, die konvulsiv nach Ambers Hand gegrabscht hat, die Lumpenmänner, die nur so entfernt menschlich anmuteten, die Panik, die Hilflosigkeit, die fehlende Macht, die mir den Atem zugeschnürt hat. Cheryl hat mich vor meinem sicheren Tod gerettet, ich wäre vor Angst erstarrt. Amber hat ihre finanzielle und soziale Existenz leichtfertig aufs Spiel gesetzt, ich wäre zerfleischt worden. Fiona hat mich mit ihrer Waffe geschützt, obgleich sie selber von ihrem Makel, den Konsequenzen ihrer Undecoverlaufbahn, geschüttelt wurde, ich wäre wie ein angeschossener Hirsch liegen geblieben. Ich bin eine Last, die sie mit sich tragen, sie wollen sehen, dass ich auf die Beine komme, aber es ist so furchtbar schwer. Ich weine, und dem Zeitungsleser wird es endgültig genug. Ein erwachsener Mann, der heult wie ein Schlossgespenst? Ha! Da passt eins und eins nicht zusammen, also bin ich für ihn ein Perverser, ein Ausgestoßener, neben dem zu sitzen sich nicht schickt. Er hat recht.

 

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Es wird Nachmittag. Mein Handy vibriert. Ihre Flat neigt sich in zwei Tagen dem Ende entgegen. Wollen Sie weiterhin abbuchen? Ja doch! Auch wenn ein toter Mann sicher nichts am Telefon zu erzählen hat, darf ich nicht aufgeben. Im Traum ist mir etwas erschienen. Es gibt mir Kraft. Über das Internet erfahre ich über diverse Quellen, wo die potentiellen Eltern von Cheryl sich befinden. Ich muss ihnen die Hand schütteln. Wahrscheinlich hat sie mein Leben verändert. Ich muss ihnen in die Augen schauen und ihnen versprechen, das mein Leben meine ganze Kraft sich auf das Finden der Kinder ausrichten wird.

 

Während ich mich auf den Weg mache, denke ich über meinen Traum nach. Auch kommt mir die Idee, dass es vielleicht feige ist, nach meinen Erlebnissen nicht sofort wieder aufzusteigen und stattdessen ein bisschen mit Eltern zu plaudern. Ich stoße das Weg von mir, ich muss niemandem etwas beweisen. Niemandem außer mir selbst. Weder Amber noch Fiona sehen auf mich herab. Ich bin ein Kerl mit einer Mission, das sollen sie denken. Ich bin gleichwertig, auch wenn ich nicht wirklich direkt etwas beitragen kann. Vielleicht wird sich das dort ändern.

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Und so steht der Mann auf, so wie immer wenn er zu Boden ging.

 

Die Spur des Mädchens ist vielversprechend, die Adresse der Winters bekannt: Er macht sich auf den Weg, nimmt sich ein Taxi, seine Geldbörse fühlt sich entsetzlich leer an, ungewohntes Gefühl.

 

[Lloyds Eintritt in NP: Auf Seitenstraßen]

Edited by Shine101
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Ambers Reise: Erster Zwischenstopp: die Bank.

 

Der Vorgang dort dauert an, viele Menschen in New York, wie immer, doch das Geld wird sicher verstaut, bevor sie sich auf den Weg macht, in die Universität.

 

Der Weg dorthin ist unspektakulär, die Überwachungsbänder wiegen schwer, genau wie die Neugierde, Anspannung, Ambers Finger zittern, Gedanken schweifen manchmal ab, der Lieutenant, die Bilder, hilft er? - Tut er es nicht? Kann er helfen? - Offene Fragen, keine Antworten, Bremsen quietschen, sie steigt aus, der Himmel ist bewölkt, verfinstert sich langsam, Nachmittag.

 

Der Schritt wankt kurz, Unsicherheit, kurz vor großem Selbstbewusstsein, wie die Ruhe vor dem Sturm.

 

Die drei Stufen zur Universität sind schwere Schritte, sie dauern an. An der Rezeption sitzt eine ältere Frau, fragt nach der Intention:


"Videobände ansehen.", mit einem Fingerzeig auf die Tasche ist eine Antwort, worauf sie kurz nickt, Amber in ein kleines Zimmer mit Fernseher, einigen Büchern, Notizblöcken, Regalen, einem kleinen Schreibtisch führt.

 

"Bitte.", murmelt die vermeintliche Sekretärin nur, als sie den Raum verlässt, tippt sie auf ihrem Handy, viel zu laut, es ist ein altes Handy, kein Smartphone, mit Tasten bedient.

 

Dies jedoch ist nicht innerhalb von Ambers Aufmerksamkeitsspanne, es gibt nur noch wenige Dinge die zählen:

 

Das Ende der Welt

Cheryl

Lloyd

Fiona

und zu ihrem persönlichen unbehagen, andere australische Kuscheltierchen.

 

Die Videobände schalten sich auf dem Fernseher ein, Amber spult viel hin und her, bis zu jener Nacht, in der die Kinder verschwanden.

 

Die Überwachungsaufnahmen sind schwammig, teils unklar, sie sieht die Kinder im Bad spielen, rutschen, sich gegenseitig nass spritzen, die Lehrerin sitzt außen vor, liest Zeitung, als sie das Schwimmbad nach einiger Zeit verlässt, präziser gesagt den Raum mit dem Bad selbst, betritt eine andere Person das Schwimmbad, die Kinder sehen sie verwundert an, du erkennst ihr Gesicht nicht, es erinnert dich an Horrorfilme, wie 'The Ring': Diese Person ist verpixelt, Bildrauschen an ihrer Stelle, du kannst nicht einmal ihre Umrisse genau erkennen, lediglich, dass es menschliche Proportionen besitzt.

 

Kurz darauf streckt die Gestalt eine Hand aus, ein Kind kommt zu ihr, sie geht Hand in Hand mit ihm, sie sind sich offensichtlich vertraut. Das Kind fiel aber schon vorher auf: Es hat eine Glatze, oder eventuell noch garkeine Haare? Es war gänzlich unbehaart.

 

Die Kinder spielen danach weiter, die Lehrerin betritt den Raum wieder, bittet die Kinder, sich abzutrocknen und umzuziehen, die Kinder nießen und husten, wie du bemerkst, schon die ganze Zeit, alle Kinder.

 

Sie betreten die Umkleiden in den anderen Aufnahmen, doch du siehst sie niemals, wieder herauskommen. Die Umkleiden werden nicht überwacht aus offensichtlichen Gründen.

 

In der Eingangshalle siehst du die Lehrerin zu den Umkleiden stürmen, einige Minuten später weinend, aufgelöst in die Eingangshalle zurückkehren, wo sie zu Boden sinkt, schluchzend, bevor ein Wachmann sie mitnimmt, die Polizei ruft.

 

Du siehst die dickliche Gestalt des Commissioners hereinkommen, sich umblickend, als die Überwachungsbänder enden.

 

Deine Kehle ist trocken, versuchst zu schlucken, was hast du da gerade gesehen?

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Harter Tobak. Fionas Chef war da. Das muss ich den anderen mitteilen.

 

SMS an Fiona und Lloyd.

 

Ergebnis der Videoanalyse.

 

Bis auf eines haben die Kinder das Schwimmbad nicht verlassen. Die Kinder waren alle erkrankt und sind nach dem Bad nicht mehr aus der Umkleidekabine zurückgekommen. Die Lehrerin weiß vielleicht was, sie hat nach den Kindern gesucht und kam aufgelöst und weinend aus der Umkleidekabine zurück. Möglicherweise hat sie das Ende der Kinder gesehen, oder sie einfach nicht mehr gefunden. Ein Kind (ohne Haare, möglicherweise die Folgen einer Chemotherapie) wurde vorher von einer Person abgeholt. Identifizierung nicht möglich, da das Bild unscharf ist. Es sieht so aus als wenn die Kinder die Person kannten, das Kind folgte ohne zu zögern. Ob beide das Schwimmbad verlassen haben kann ich nicht sagen, das ist auf den Bändern nicht drauf.

 

Die Lehrerin rief anscheinend die Polizei, kurze Zeit später erscheint der Commissioner, dann endet die Überwachung. Ich fahre zurück zum Krankenhaus.

 

Ich packe die Bänder wieder ein und mache mich auf den Rückweg in´s Krankenhaus.

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Fiona geht aus dem Krankenhaus, kein Auto, ungewohnt, keine laute Musik, keine falsche Geborgenheit.

 

Auf dem Weg zur Stadtverwaltung, recherchiert sie auf ihrem Smartphone nach dem Besitzer des Schwimmbads, nur Edge, es dauert lang, für ihre Verhältnisse zu lang, zu laden, Google ist natürlich mal wieder gut besucht und bietet ziemlich dubiose Ergebnisse als du zuerst "Pool Children", eingibst. Du schluckst, wer guckt sich so etwas an? Du bist regelrecht angewidert.

 

Danach findest du aber tatsächlich etwas: Das Schwimmbad wurde von einem gewissen, John Singer gebaut, vor 15 Jahren ca. und wurde am 1.1.2000 geöffnet.

 

Als du ein Bild der Eröffnung siehst, stockt dir der Atem. Es ist der Mann der dich angriff, mit Schriftzügen übersäht, die Schmerzen in deinem Arm pochen wieder, die Wunde brennt, du hoffst, dass sie sich nicht entzündet.

 

Bei der Stadtverwaltung findest du außerdem nach kurzen Fragen heraus, dass der Wachmann ein Thomas Jones, verschwunden sei, eine Fahndung nach ihm jedoch schon draußen sei.

 

Du fluchst innerlich, nicht viel klüger als vorher, hast du deine Zeit verschwendet?

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Ich suche ein Foto dieses Wachmannes, und versuche bei der Verwaltung Informationen über die Firmen, die das Schwimmbad gebaut haben. Besonders über die, die die Boilers gebaut haben sollte. Die sahen verdächtigt aus. Ist wahrscheinlich eine Zeitverschwendung, aber ich bin schon mal hier.

 

Mein Handy brummt, und ich lese Ambers SMS.

 

"Fuck!" Fluche ich leise.

 

Ich antworte folgendes.

 

Eine der Kinder war krank? Und er scheint nicht verschwunden zu sein. Eher, ist gerettet worden. Das heisst, er hat vielleicht eine Verbindung, zu dem Entführer? Wenn er eine Chemo inter sich hatte, ist vielleicht einer, der in der Schule gefhelt hat. Vielleicht finden wir wer er war. Könnte eine Spur sein. Der Mann, der das Schwimmbad gebaut hat, ist der gleiche, der mich angegfriffen hat. Der Tatowierte. Krass.

Edited by Nyre
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Das ging ja flott. Ich lese Fionas SMS und schreibe zurück:

 

Ich weiß nicht ob es krank war, es hatte einfach keine Haare war aber zu groß für einen Säugling, daher meine Vermutung mit der Chemotherapie, war das erste was mir zu absolut haarlosen Menschen einviel. Die Qualität der Bänder ist aber mies, vielleicht hatte es ja doch Augenbrauen und einfach nur so kein Kopfhaar. Was auffiel ist, das alle Kinder krank waren. Vielleicht stimmt was mit der Chemotherapie nicht, wenn es denn eine war und das haarlose Kind hat alle angesteckt? So ganz ohne Fremdeinwirkung einfach Zufall und Zellversagen? Die Chemo soll ja eigentlich nur krankheitsverursachende Zellen, bzw. Microorganismen betreffen, schädigen und/oder im Wachstum hemmen. Jetzt allerdings greift das Zeug alle Zellen an in Verbindung mit einem grippalen Infekt haben wir hier vielleicht die 1:1.000.000 Chance das der Grippevirus mutiert ist!?

 

Aber wieder mal nur eine Vermutung und nichts genaues weiß man nicht.

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Ich schreibe zurück:

 

Ich weiss auch nicht. Möglich ist alles. Wenn die Kinder schon krank waren, ist vielleicht die Ansteckung in der Schule passiert. Das sollte man kontrollieren, da wir sowieso mit der Lehrerin sprechen wollen. Das mit meinem Chef sollen wir sowieso heute auch besprechen. Aber persönlich. Ich warte auf Lloyd rückmeldung, wir sehen und im Krankenhaus.

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Ich schicke Lloyd auch die SMS über alles was ich rausgefunden habe, und schreibe den beide

 

Ich fahre ins Krankenhaus.

 

Ich mache mir auf den Weg. Ich bin nachdenklich.

 

Ich brauche ein neues Auto. Vielleicht ein Gebrauchwagen. So kann nicht gehen.

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Mittels Taxi lasse ich mich zurück zum Krankenhaus bringen. Der Fahrer schlängelt sich gekonnt duch den abendlichen Verkehr und setzt mich am Krankenhaus ab. Da ich weder Fiona noch Lloyd sehen kann setze ich mich draußen auf eine Bank und warte.

 

SMS an die beiden:

 

Ich bin wieder zurück am Krankenhaus. Ich warte am Haupteingang.

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"Oh, Mist" murmele ich.

Das habe ich vergessen. Denke ich. Deswegen bin ich auch nicht lange bei der Mordkommission geblieben. Zu doof.

 

Ich nehme mein Smartphone, und starte eine Recherche des Files.

Stichworte.

 

Sexualstraftäter, und die beide Namen der Schule und Schwimmbad.

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An der Schule gab es vor 30 Jahren einen Hausmeister mit pädophilen Neigungen, jedoch kam es nie zu Übergriffen.

 

Am Schwimmbad gibt es in der Nähe im Industrieviertel Prostitution und mehr, jedoch keine angezeigten Gewaltverbrechen oder andere Straftaten.

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