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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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In den Behandlungsräumen, in dem Raum mit den Medikamentenschränken und in den Räumen für das Pflegepersonal suche ich derweil nach der Liste für die Medikamentenvergabe und nach den Bestandslisten über die Medikamentenvorräte.

 

"In den Verwaltungsräume werde ich mir anschließend die Abrechnungen vornehmen, um einen Überblick über die Patienten und die Zimmerbelegungen zu bekommen. So sollte sich doch feststellen lassen, wer in dem 'ägyptischen Zimmer' wohnt.

 

Dann werfe ich auch gleich noch einen Blick auf die Medikamentenbestellungen. Vielleicht finde ich dort ja etwas Ungewöhnliches. Es bin gespannt, ob ich Isletin wohl auf der Liste finde und ... wenn ja ... für wen es bestimmt gewesen sein mag", geht es mir bei meiner Suche durch den Kopf.

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Der Behandlungsraum ist kalt und steril. Ungemütlich und ungastlicher als alle anderen Räume im Haus.

Beim Suchen kommt Dir unvermittelt eine Bibelstelle in den Sinn. Wohl dem Manne, der nicht nach der Gesinnung der Gottlosen wandelt, noch auf den Weg der Sünder tritt, noch auf dem Sitze der Spötter sitzt.

 

Dann fällt es Dir ein. Psam 1,1

 

Es gibt hier kaum Papiere. Die wenigen überfliegst Du kurz, doch sie sind ohne Belang für Dich.

 

Du fühlst Dich auf einmal nicht mehr allein.

Doch Gott ist es nicht, der mit Dir ist... irgendetwas ist hier.... irgendwer... beobachtet Dich.

Edited by Der Läuterer
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"Da fühlt sich der Patient direkt geborgen", schießt es mir angesichts der ungastlichen Atmosphäre des Behandlungsraumes durch den Kopf und ich denke kurz an meine Mutter, die sich so gut darauf verstand, den Patienten in der Praxis meines Vaters ein Gefühl von Anteilnahme und Zuwendung zu vermitteln.

 

"Schon wieder die Religion ... schon das zweite mal am heutigen Tage. Merkwürdig, welchen Einfluss die heutigen Eindrücke auf mich haben.", denke ich und rätsele, warum mir gerade dieser Psalm in den Sinn gekommen ist. Nichts läge mir schließlich ferner, als an diesem Tag zu spotten. "Wie gesagt: die menschliche Psyche zu ergründen ist eines der aussichtslosesten Unterfangen überhaupt..."

 

Da fühle ich mich plötzlich beobachtet. Ich fahre mit meiner Suche fort, versuche mir nichts anmerken  zu lassen. Innerlich rasen meine Gedanken jedoch: "Wer könnte das sein? Anderson wäre offen an mich herangetreten und hätte mich angesprochen. ... Wäre er das tatsächlich? Oft wirkt Anderson völlig unberechenbar! ... Oder sind wir nun in die Wirklichkeit zurückgekehrt und das Pflegepersonal ist wieder da? Aber dann sähe man meiner Suche nicht tatenlos zu. ... Wieder muss ich an das Mädchen denken, dass wir noch angetroffen haben, nachdem sich schon alles um uns herum zu verändern begonnen hat. ... Wie viele Menschen mag es außer uns noch hier geben, die wie wir 'aus der Realität gerissen' worden sind? Warum sollten wir drei die einzigen Betroffenen sein?"

 

Beiläufig werfe ich kurze Blicke durch den Raum und versuche zu ergründen, ob mein Gefühl berechtigt ist.

 

"Wenn es das Mädchen ist, wo könnte es stecken ... wo würde ich mich an seiner Stelle verstecken?"

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Du konzentrierst Dich.

 

Bei den Gedanken an Deine Mutter steigt Dir der Geruch von frisch-gebackenem Pflaumenkuchen in die Nase. Deine Kindheit... in Maine... der grosse Garten... hinter dem Haus ...mit den vielen Obstbäumen ...und dem riesigen Wallnussbaum...

 

Ein Klirren reisst Dich aus Deinen Erinnerungen. Ein Klirren und Klappern wie von Porzelan... als würde ein Teller fallen... ohne zu zerbrechen...

 

Das Geräusch kommt aus dem hinteren Bereich des Behandlungsraums, den Du gerade durchsuchst.

In dem Bereich befinden sich zwei Waschbecken. Davor stehen zwei leere Behandlungsbetten auf Rollen.

Edited by Der Läuterer
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Noch immer trage ich den Brieföffner in meinem linken Ärmel. Erneut lasse ich den Griff unauffällig in meine Hand gleiten. Ich horche auf Geräusche, das Atmen eines anderen Menschen, leise Schritte, alles was auf die Anwesenheit eines anderen hindeuten könnte...

 

Erneut überlege ich, welche Auswirkungen unsere Handlungen in der Realität haben werden. Wird das ägyptische Zimmer verwüstet sein und Brandflecken aufweisen, falls wir jemals zurückkehren? Wird der Brieföffner in meinem Ärmel vermisst? Oder hat sich alles verdoppelt ... wie die Münzen in meiner Tasche? Sehen die Bewohner des Sanatoriums die Auswirkungen unserer Handlungen ... als würden geisterhafte Hände die Papiere durchsehen, die Medikamente bewegen und das Leinen für einen Verband in Streifen reißen? Könnte dies die für uns nicht sichtbaren Bewohner derart erschrecken, dass Sie eine Porzellanschale oder die Kaffeetasse in ihrer Hand vor Schreck fallen lassen. Sind wir nicht mehr als körperlose, verfluchte Geister, unfähig die Lebenden zu sehen, während unsere geistlosen Körper zurück geblieben sind, um vor sich hinzuvegetieren, bis ein gnädiges Schicksal dem ein Ende setzt?

 

Als ich mich vergewissert habe, den Brieföffner schnell mit der rechten Hand greifen zu können, sehe ich mich noch einmal im ganzen Zimmer um. Als niemand zu sehen ist, gehe ich - den Rücken zur Wand - in die Hocke und blicke hinüber zum Boden unter den Behandlungsbetten. Wenn das Porzellan nicht auf einer 'anderen Realitätsebene' zerbrochen ist, müsste ich die Scherben von hier aus sehen können ... und auch was immer das Porzellan zerbrochen hat, wenn es sich hinter den Betten verbirgt. Die Bettgestelle bieten keine ausreichende Deckung für ein Versteck, alle Betten sind frisch bezogen, die Lacken sauber und straff auf die Matratzen gezogen. Nichts hängt herab, um eine Versteck zu bieten.

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Unter einem der Waschbecken haben sich einige Kacheln gelockert. Fugenmasse ist herausgebröckelt. Ein paar der Kacheln stehen von der Wand ab. Und eine Kachel muss kurz zuvor auf den Boden gefallen sein. Die Wand ist feucht und der Putz an der Wand sieht schwammig aus. An den Fugen, direkt unterhalb des Waschbeckens sind schwarze Schimmelflecken zu sehen.

 

Als Du diese Dinge betrachtest, fällt Dir auf, dass unter der Tür, rechts neben den Waschbecken, ein Lache klarer Flüssigkeit zu sehen ist, die anscheinend aus dem Raum dahinter kommt.

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Matilde

 

Du liest interessiert in der Akte von Joanne Smith. Die Krankengeschichte der schönen, jungen Frau ist faszinierend. Und die Persönlichkeitsstruktur von Annephis ist einzigartig... Wissen und Fähigkeiten der Ägypterin? scheinen auf die Engländerin? übergegangen zu sein.

 

Die Akte auf Deinem Schoss schaust Du nachdenklich hoch... Du überlegst...

 

Und Du stellst fest, dass Du allein in Cooper's Büro bist. Von Paul und Clive ist weit und breit keine Spur zu sehen.

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Ich schaue mich kurz um.

Wieso hat es vorher so wie nach einem Kampf sich angehört? Als Warner noch drin stand?

Ich verstehe nicht was gerade passiert.

Wo sind alle?

"hallo?" rufe ich unsicher, nicht allzulaut.

Noch bleibe ich gesessen.

 

Nach einer Minute, stehe ich vorsichtig auf, und laufe ganz langsam wo die Schränke sind.

Ich untersuche sie, schaue ob ich etwas wichtig über mich oder andere Patienten, oder ein Notizbuch finde.

Edited by Nyre
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Matilde ist in die Suche vertieft, Savage hat sich ebenfalls auf den Weg gemacht. Sie werden schon rausfinden, was es rauszufinden gibt, doch mir ist ein neuer Gedanke gekommen, der, je länger ich darüber nachdenke, umso mehr an Reiz gewinnt: Warum nicht die Situation zu meinem Vorteil ausnutzen? Warum sollte ich nicht die Gunst der Stunde verwenden, um Livingstone unter die Lupe zu nehmen? Matilde und Savage brauchen mich nicht, damit sie herausfinden, was wir wissen wollen.

 

Mit diesem Gedanken mache ich mich auf den Weg zu Livingstones Büro. Dort hoffe ich meine Akte zu finden ... und Livingstones wahre Gesinnung zu ermitteln. Womöglich finde ich etwas, was ich zum Schutz gegen seine Alwissenheit verwenden kann. Womit ich ihn ängstigen kann.

 

Ich gehe eiligen Schrittes, um mich nicht allzu lang von den anderen trennen zu müssen.

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Paul

 

Du stehst vor der massiven, hohen und Eisen-beschlagenen Eichentür zu Livingstones Büro.

http://1.bp.blogspot.com/-VGzdQHIjmRI/UsQ6D80MZ7I/AAAAAAAAHE0/_gTsM2A6rnI/s1600/Exeter%2B10%2BCathedral%2BClose.jpg

Hoch wie zwei erwachsene Männer. Drohend kommt sie auf Dich zu, scheint aus dem Rahmen zu springen und wölbt sich über Dich, wie eine Welle, die über Dir zusammen zu schlagen droht.

 

Die Tür ist geschlossen. Die Messingklinke mit dem Adlerkopf wirkt ebenso bedrohlich wie die Tür selbst.

 

Du wirst einen Vertrauenbruch begehen. Das ist eine Kathedrale... ein Sanktum... und Du? Du bist im Begriff ein Sakrileg zu begehen.

 

Dafür wirst Du zur Rechenschaft gezogen werden.

Dafür wirst Du büssen müssen.

Was wird die Strafe wohl dafür sein?

 

Nichts Geringeres als der Tod vermutlich. Wenn Du Glück hast... - ein Erschiessungskommando... im Morgengrauen... Du wirst die Sonne des kommenden Tages nicht mehr aufgehen sehen.

 

Du legst die Hand auf den Türgriff und zuckst kurz zurück, als Schmerz Deine Hand durchzieht... der Griff glüht und leuchtet rot.

Du schaust auf das Schild an der Tür...

Prof. Dr. M.D., Psy.D., D.Litt., D.Phil. H. Livingstone

- - - - Direktor des Böcklin Hauses - - - -

Dann blickst Du verwundert auf Deine Hand... keine Verletzung... keine Brandblasen... keine Rötung... ALLES NUR EINBILDUNG!

Edited by Der Läuterer
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Paul

 

Du weisst, dass der Doktor nicht in seinem Büro ist... nicht in seinem Büro sein kann... zumindest nimmst Du das an... und hoffentlich hast Du damit auch Recht.

 

Ohne Dich durch ein Klopfen anzukündigen, drückst Du die Klinke herunter und trittst ein.

 

Sobald Du durch den Türrahmen ins Büros trittst, ist der erste Eindruck der Räumlichkeit, welche Doktor Livingstone sein 'Büro' nennt, überwältigend. Man wird beinahe von der Wucht des Anblicks, der sich einem bietet... erschlagen. Das Ganze hat etwas Museales, aber nicht in Reih und Glied, sondern scheinbar ungeordnet und chaotisch. Das Büro wirkt schon aufgrund seiner Grösse und der unüberschaubaren Menge an Büchern überaus einschüchternd. Wer liesst das alles? schiesst Dir sofort durch den Kopf.

 

Die Eindrücke des Büros sind so vielfältig, dass man immer etwas anderes sieht, dass einem ins Auge fällt und das den Blick gefangen nimmt und wirkt auf den äusseren Betrachter völlig überladen.

http://www.leabooks.com/LEA-Spanish%20Pages/Hispanic%20Studies/Hispanic%20Society/Treasu1.jpg

 

Das Sofa... auf dem Du einige Male während der Sitzungen gesessen hast, erscheint Dir jetzt wie der gähnende Rachen des Behemoth... viel zu gross, dunkel und drohend.

http://www.hdwyn.com/wallpaper_gray/gray_old_library_design_interior_home_hd-wallpaper-10815.jpg

 

Jedes Mal aufs Neue, wenn Du den Raum, zur Therapie-Sitzung mit dem Doktor, betreten hast, hattest Du das Gefühl der Unterlegenheit... in der Gegenwart des Doktors. Ein Gefühl, das Dir nicht behagte. Das Dir noch nie behagt hat. Das Dir unangenehm war. Und das Dich den Blick auf das Ganze vergessen liess.

Dieses Gefühl ist Dir zu wider. Und das war es schon immer.

Du bist keine Marionette. Das warst Du nie.

Du hattest immer die Fäden in der Hand. Du bist der Macher. Der Spieler. Derjenige, der die Entscheidungen trifft.

Du bist geboren, um zu agieren. Nicht um zu reagieren.

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Matilde:

 

ich denke nach, während ich weiter Dr. Coopers Büro untersuche.

Diese Frau hatte schon einen anderen Therapeuten. Aber er starb. Wie? Das wäre interessant zu wissen.

Und jetzt sollte vielleicht ihretwegen auch Cooper sterben?

Ist sie eine giftige Schlange, sie hat ihn gebissen..und getötet?

 

Ich schüttele den Kopf.

 

Das sind reine Spekulationen. Aber es ist erstaunlich, dass die Ärzte nie gedacht haben, sie sei gar nicht verrückt.

Vielleicht wird sie besessen?

Ich muss mit den anderen darüber reden.

Wie kann man sonst erklären, dass sie Sachen weisst, wovon sie eigentlich keine Ahnung haben sollte?

 

Vielleicht ist sie verflucht so wie ich auch. und tötet ungewollt alle Leute die sie gerne hat.

Wer hat mich verflucht?

 

Die Antwort kommt mir spontan auf den Lippen.

 

"Hans" flüstere ich.

 

Ich suche weiter, aufgeregt. Vielleicht finde ich meine Akten. Und damit ein teil der Erinnerungen, die ich so sehr vermisse.

Ich sollte mich hypnotisieren lassen. Vielleicht würde ich mich dann wieder daran erinnern können.

Was geschah nach der Lodge? Wie lange war ich unterwegs im Schnee?

Ich konnte unmöglich allein gewesen sein.

Wer

war

mit

mir?

 

Was hat diesen Jemand mit mir angestellt?

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Ich schaue über meine Schulter, angstvoll ahnend, dass der Doktor mich doch noch ermahnt, anzuklopfen. Ausgeweidet wie das Büro mir ohne die Präsenz von Livingstone wirkt, komme ich mir klein vor. Das Fleisch ist fett, saftig, wölbt sich mir von allen Seiten entgegen und presst mich in die verlorene Mitte, doch das Herz, das Gehirn, die Seele - Livingstone! - fehlt. Ich bin alleine, ich bin alleine ...

 

"Ich sollte nicht hier sein ...", wimmere ich und atme schwer. Meine Umgebung setzt mir mehr zu, als ich es für möglich befunden hätte. Ich spähe zum Schreibtisch herüber, auf dem sich Arbeitsmaterialien finden.

 

Ein Blick hinter den Vorhang.

Verboten!

Wenn nicht jetzt ...

Er wird es wissen, wird es wissen, wird es wissen!

... wann dann?

 

Mit mulmigem Gefühl umrunde ich den massiven Giganten, über dessen Rücken mich Livingstone taxiert hat ... Jahre muss es her sein, so fürchte ich beinahe ... Zittrig überfliege ich die Akten und Dokumente, werfe auch einen Blick in etwaige Schubladen und taste schließlich gar nach möglichen Geheimfächern unter den Schubladen oder an den üblichen Stellen.

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Paul

 

Jetzt bist Du allein. Allein?

Die Präsenz des Dokrors scheint wie ein zäher Klumpen Teer an allen Dingen dieses Raumes zu kleben.

Und obwohl Livingstone nicht hier ist, scheint er Dir immer über die Schulter zu schauen. Er beobachtet mich! schiesst es Dir durch den Kopf. Das IST ein Test.

 

Du bist in seinem Labor. Seiner Bibliothek. Seiner Denkwerkstatt. Dort, wo er die lockeren Schrauben seiner Patienten wieder fest zieht, damit er sie wieder zurück unter die Menschen lassen kann - unter die gesunde Menschen.

 

Rechter Hand vom Eingang, hinter einem Raumteiler aus Bücherregalen... welcher sich hinter diesem ominösen, blasphemischen Sofa befindet, liegt, versteckt vor den Augen neugieriger Betrachter, die private Bibliothek Livingstones. Dieser Teil des Raumes erscheint noch monströser als der Rest des Büros... Bücher, Bücher, Bücher und abermals Bücher.

https://frankzumbach.files.wordpress.com/2010/02/ccf12022010_00007.jpg

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