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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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Im oberen Stockwerk quietscht etwas... vermutlich ist es eine Tür.

Ein starker Luftzug weht durch das Haus.

 

Dann quietscht es erneut und mit einem Schlag klappt eine Tür zu.

 

Wahrnehmung

Ein eigenartiger Geruch wird von dem Luftzug mitgetragen. Er riecht muffig, lederig, holzig.

 

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"Wer hat eigentlich diesen Dr. Warner nach Herm gerufen? Könnte es hierzu Korrespondenz geben, die uns vielleicht weiterhilft?", frage ich.

 

Da höre ich die Tür schlagen und erstarre. Das sonst so harmlose Geräusch einer Tür wirkt auf mich an diesem verlassenen Ort nun fremd und bedrohlich.

 

Rasch sehe ich mich um, ob ich irgendetwas finde, was mir im Falle einer Konfrontation nützlich sein könnte, aber gleichzeitig klein genug ist, um in der Tasche versteckt werden zu können, einen Brieföffner, eine Schere, eine Spritze und Beruhigungsmittel ... irgendetwas in der Art ...

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Als ich das Geräusch höre, bleibe ich auch einen Augenblick stehen.

 

Dann rieche ich dieses Geruch. Alter Holz...und ist das der Geruch eines Ortes, der plötzlich wieder zugängig ist?

 

"Hier ist etwas" sage ich ruhig, aber so, dass sie mich hören können.

"Kommt!"

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Der wahrgenommene Geruch

In dem Basisgeruch nach altem Holz und Leder lassen sich Nuancen von Wachs, Honig und Nadelhölzern wahrnehmen.

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Zuerst wirkt der Geruch angenehm. Die ledrige, holzige Note überwiegt. Ein leicht frisches Fruchtaroma schwingt in ihm mit, wie von Brombeeren.

INT

Moschus

 

Und mit jeder Treppenstufe nach oben scheint sich die Geruchsnote zu verändern.

Der Geruch riecht auf einmal wie das Innere eines alten Kleiderschrankes. Ein sehr warmer, muffiger, leicht schimmeliger Geruch.

INT

Patchouli

 

Mit jeder Stufe wird der Geruch anders...

Jetzt riecht es, als hätte man Bienenwachs geschmolzen.

 

Der Geruch geht schnell in eine harzige Note über, wobei der Wachsgeruch in der Luft verbleibt.

INT

Zedernholz

 

Schliesslich verändert sich der Geruch erneut - kurz bevor das Obergeschoss erreicht ist.

Der Geruch ist nun zum grossen Teil balsamisch und sehr, sehr dominant. Diese Note überlagert jetzt fast vollständig all die anderen Geruchsnoten. Streng und unangenehm penetrant riecht es jetzt.

Edited by Der Läuterer
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Ich greife mir im Vorbeigehen einen stabilen Brieföffner und folge Mr. Anderson nach kurzem Zögern. Gerne hätte ich mich noch ein wenig genauer umgesehen, aber es erscheint wichtiger, nun zunächst zu überprüfen, ob die Tür nur im Wind geschlagen hat oder ob sich dort oben jemand aufhält.

 

Den Brieföffner lasse ich in den Ärmel gleiten.

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Als Du auf der Treppe bist, Matilde, weht Dir ein Wind die Haare nach hinten. Deine Kleidung flattert ebenfalls leicht im Wind, wie ein Fähnchen in einer sanften Brise. Der Luftzug ist warm und angenehm. Fast scheint er Dir unter die Kleidung kriechen zu wollen. Doch obwohl der Wind warm ist, wie ein Atemhauch, richten sich Deine Nackenhaare auf und es rinnt Dir ein kalter Schauer über den Rücken. Ein leichtes Zittern durchströmt Deinen Körper...
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"Ich...was?" ich drehe mich zu den Treppen um.

"Hier ist irgendwas! Verdammt!"

 

Und ich habe keine Waffe.

 

"Paul! Wir sollten auf alle vorbereitet sein! Ich brauche etwas für die.."

 

Eine Pause.

 

"..Selbstverteidigung!"

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Dieser fremde Hauch stößt Saiten aus meiner Vergangenheit an und bringt sie zum klingen ... doch die Melodie bleibt verworren und unkenntlich ... eine Disharmonie der angesprochenen Erinnerungen. Die Gerüche passen nicht zueinander:

 

Der erste schwere Duft trägt mich zurück nach Asien, in den Himalaya und nach China. Die unverwechselbare Note versetzt mich zurück in den düsteren Laden eines Händlers, der mir vor Jahrzehnten seine traditionelle chinesische Medizin anpries. Ich erinnere mich an getrocknete Tierkörper, Pulver und Flüssigkeiten, deren Herkunft ich zumeist nicht einmal erahnen konnte. Der ganze Laden schien von einem düsterer Schleier von Magie überzogen. Eine Vielzahl von Gerüchen standen miteinander im Wettbewerb, aber dieser war dominant.

 

Dann ändert der Windhauch seine Note zu einem für mich undefinierbaren Duft. Ich bin mir sicher, auch ihn zu kennen, kann die Erinnerung aber nicht greifen. Kurze Bilder von meinem alten Freund Ruairí auf einem orientalischen Markt wechseln sich mit Eindrücken aus Indien und mit Erinnerungen an meine Aufenthalte in Mekka, Damaskus und Medina während des Großen Krieges. Nein, so sehr ich mich auch bemühe, diesen Geruch kann ich nicht einordnen, aber er weckt in mir düstere Ahnungen von Verfall und Verwesung.

 

Doch dann vergeht auch dieser undefinierbare Geruch. Er wird verdrängt durch den beruhigenden Duft der Zedern- und Fichtenwälder des Landguts meines Großvaters in Maine. Bilder aus Kindertage im Spätsommer flackern auf, in denen ich in der Sonne liege, dem Zirpen der Grillen lausche und den Eichhörnchen in den Zedern über mir beim Fangenspiel zuschaue. Fast meine ich, die Sonnenwärme und den warmen Hauch des Sommers in dem Luftzug zu spüren. Eine Müdigkeit ergreift von mir Besitz.

 

Da hastet Mr. Anderson an mir vorbei und weckt mich aus meinem tranceähnlichen Zustand. Ich schüttele die Benommenheit von mir und folge ihm nach, so rasch es mir möglich ist.

Edited by Joran
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Ich nehme an mir den Brieföffner.

"Danke, Paul, besser als nichts"

 

Ich denke kurz an John. Ich vermisse ihn. Aber Hartmut wird gut auf ihn aufpassen...

 

"Versuchen wir zu verstehen, was hier los ist"

Ich schaue mich um.

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Ich folge Anderson die Stufen hinauf. Der warme Luftzug wirkt auf dieser Insel unnatürlich. Gerade erst sind wir durch den kühlen Morgennebel gelaufen.

 

Als Anderson der Contessa einen Brieföffner reicht, wird mir schmerzhaft bewusst, wie lächerlich unsere Bewaffnung wirkt. Was wird uns dort oben erwarten? Könnte uns irgendetwas erwarten, wobei uns diese 'Waffen' irgendwie von Nutzen sein könnten? Zum zweiten Mal an diesem völlig verworrenen Tag kehren meine Gedanken zu meinem alten Lightning, seinem kühlen Stahl und vertrauten Gewicht zurück. Aber in meiner heutigen Verfassung sollte ich es wohl als Glück empfinden, dass der Revolver sicher verwahrt ist und mir keine Gesellschaft leistet. Nicht auszudenken, wenn ich den Kutterfahrer auch noch mit einer Waffe bedroht hätte...

 

Nein, dies alles ist vollkommen lächerlich: Eine Tür schlägt im Wind und ich erwarte eine tödliche Bedrohung. Der Zugwind trägt einen schweren Duft zu mir und ich denke an Verfall und Verwesung. Zwei mir völlig fremde Patienten machen zusammenhanglose Andeutungen von Mord und Missbrauch und ich bin bereit, einen mir ebenfalls völlig unbekannten Kollegen zu jagen. Was ist heute nur mit mir los?

 

Ich falle ein paar Schritten hinter die Contessa und Mr. Anderson zurück und beobachte die beiden skeptisch, aber unauffällig. Alle heutigen Geschehnisse scheinen sich irgendwie um diese beiden Figuren zu drehen und mit ihnen in Zusammenhang zu stehen. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich die Antworten auf meine Fragen daher auch nur bei Ihnen finden kann. Mit IHNEN begann das Chaos. Kann es darum auch nur mit IHNEN enden? Sind SIE möglicherweise der Ursprung all dieser merkwürdigen Wahrnehmungen? Kann es hierfür eine rationale Erklärung geben ... eine Art Massenhysterie, die von den beiden ausgeht ... eine ansteckende Krankheit, die zu Fiberwahn führt? Ich habe auf meinen Reisen viele Krankheiten gesehen, für die unsere Medizin noch keinen Namen hat. Und manche von ihnen äußerten sich in geistiger Verwirrung bis hin zum blanken Irrsinn...

Edited by Joran
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