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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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"Fräulein... wertes Fräulein. Lassen Sie mich raten... Die Ärzte behandeln Sie nicht zufällig aufgrund von..." Er überlegt und runzelt die Stirn. "...von Verfolgungswahn?"
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Ich lächele.

"Oh Sie kennen schwerwiegende Wörte herr Kapitän. Aber nein, ich bin nicht hier deswegen."

Ich lächele, bitter.

"Wenn ich Sie wäre, würde einfach es kontrollieren. Bitte."

 

Ich schaue ihn ernst, bitterernst an.

 

"Dr. Warner ist ein gefährlicher Mann. Glauben Sie mir."

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"Mit ihm ist nicht zu spaßen", unterstütze ich sie. "Ein gemeingefährlicher Irrer, ein Scheusal - ich wüsste ohnehin nicht, was dagegen spräche, unserem Wunsch Folge zu leisten. Es sei denn ... Es sei denn, Sie haben Angst, ihn zu finden? Ein alter Seebär wie Sie und Sie haben Schiss. So so ..." Amüsiert verschränke ich die Arme. "DAS ist mal ein Witz nach meinem Geschmack."

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Der Kutter ist klein. Viele Möglichkeiten, sich zu verstecken, gibt es dort nicht.

 

http://www.irishtimes.com/polopoly_fs/1.2178365.1429211760!/image/image.jpg_gen/derivatives/box_620_330/image.jpg

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"Nun gut ... Sie wollen dem Wunsch der Contessa nicht nachkommen.

 

Dann erzählen Sie uns stattdessen alles, was Sie über diesen ominösen Erdrutsch wissen ... angefangen vom ungefähren Datum des Vorfalls, über die genaue Lage der verschütten Häuser, die Opfer, den Urheber der Erdrutsch-Theorie und die Gründe, die Sie an der Wahrheit dieser Geschichte zweifeln lassen!"

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"So funktioniert das nicht, Doktor" Der Kapitän wird sichtlich mutiger. "Sie können mich doch nicht fragen 'Erzählen Sie mir alles, was sie wissen!" Er stürzt sich auf seinen Bootshaken. "So funktioniert das ganz und gar nicht."

Nur für Paul

Dein Gefühl sagt Dir, dass der Kapitän eindeutig auf Zeit spielt.

 

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"Sie sehen doch, dass ich das kann! Und ich kann noch ganz andere Dinge!", antworte ich gelassen. "Nur so, wie ich es sage, wird es funktionieren.

 

Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt eben mehr als deutlich gemacht. Wenn Sie Ihren Mund nicht aufbekommen, dann erledige ich das ... wenn nicht heute, dann eben morgen ... oder übermorgen ... oder an irgendeinem anderen Tag Ihres nutzlosen Lebens.

 

Sie glauben doch nicht, dass Ihr Nebelhorn Ihnen irgendeinen Schutz vor mir gewährt ... heute oder irgendwann in der Zukunft.

 

Außerdem ist die Tatsache, wer hier zu Ihrem Schutz gleich auftaucht, schon eine Information, die sehr wertvoll für uns ist ... und die Ihnen vermutlich das Leben kosten wird, ohne dass ich auch nur den Finger krümmen müsste. Das werden DIE schon erledigen... weil ich dafür Sorgen werden, dass DIE in Ihnen ein Risiko und eine Last sehen.

 

Kennen Sie eigentlich schon die medizinischen Instrumente des Sanatoriums genauer? Ich meine die, die man den Besuchern nicht ohne weiteres zeigt ..."

Edited by Joran
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Der Kapitän schweigt. Erneut betätigt er das Nebelhorn. Diesmal sind die Töne nicht so lang gezogen wie zuvor, sondern erfolgen in schnellerer Abfolge.

 

Es dauert nicht lange und er gibt das Signal erneut.

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"Ach das bringt doch nichts. Scheren Sie sich zur Hölle, Mister, scheren Sie sich zur Hölle und verrecken Sie dort." Ich bin rasend und schaue in die Runde. Dann meine ich gedämpft zu meinen Gefährten: "Lassen wir es gut sein. Das hier bringt nichts als Ärger. Wenn Verstärkung kommt, dann doch wohl vom Sanatorium. Und in dem Fall bekommen wir Einzelhaft bis an unser Lebensende. Ich schlage vor, wir sollten schleunigst verschwinden."

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Ich bleibe äußerlich gelassen, innerlich entgleisen mir jedoch die Gesichtszüge.

 

"Was ist denn hier los: Morde, Vergewaltigung, blanker Hass, Flüche und zerstörte Häuser ... und jetzt 'das bringt doch alles nichts'? Verdammt ... ich komme da nicht mit... Warum habe ich heute morgen bloß mein Zimmer verlassen. Ich wusste, dass ich dafür nicht bereit bin! Ich wusste, dass das im Chaos enden musste! Einzelhaft bis an mein Lebensende ... warum nicht! War das nicht in Wahrheit der Grund, warum ich hierher gekommen bin?

 

Die Isolation hat mich naiv gemacht. Kaum treffe ich auf andere Menschen, nehme ich ihnen gleich alles ab, selbst wenn sie aus der Klapse kommen. Oh Gott ... so geht das nicht ... so geht das ganz und gar nicht ...

 

'Es gibt da etwas, was einen Schatten auf sie und mich wirft. Wir haben viel miteinander durchgemacht ... Matilde ist keine gute Frau - doch bin ich auch kein guter Mann.' Spätestens da hätten bei Dir die Alarmglocken schrillen müssen. Das waren alles wirre Phantasien und Du bist ihnen aufgesessen. Ein schöner Arzt bist Du!

 

Was mache ich hier überhaupt. Ich sollte in meinem Zimmer sein. Ich sollte meine Aufgabe erfüllen. Ich bin ein WÄCHTER, verdammt. Das hier ist alles falsch ... es geht in eine ganz falsche Richtung. Ich wollte unauffällig bleiben und was mache ich hier gerade? Ich gerate völlig außer Kontrolle, lasse mich von dem ganzen Irrsinn hier anstecken!", tadele ich mich selbst.

 

Es kostet mich erhebliche Überwindung, ich verachte diesen arroganten britischen Krabbenfänger, aber es muss sein. Ich seufze:

 

"Nun, Ihre Geschichte mit den Häusern, die Todesfälle, das Seemannsgarn ... ich glaube ich habe die falschen Schlüsse gezogen ... das bedauere ich. Also holen sie Ihre Taue ein und sehen Sie zu, dass Sie fortkommen. Dr. Warner wird nicht mehr kommen", sage ich zu dem Säufer. Ich sehe den verblüfften Blick des Seemanns und ich kann mir nicht verkneifen noch nachzusetzten: "Packen Sie sich, bevor ich es mir wegen der ganzen Beleidigungen und der grundlosen Verunsicherung dieser beiden Patienten anders überlege. Ich werde mich bei Dr. Livingstone über Sie beschweren, da können Sie sich sicher sein! Und ich rate Ihnen nicht, mir jemals unters Skalpell zu kommen!"

 

Ich wende dem Seemann den Rücken und mache mich, ohne eine Reaktion abzuwarten, auf den Weg zurück in das Sanatorium ... den trostlosen Weg zurück ... vorbei an dem leckgeschlagenen Schiff, bei dem ich die Ampulle unauffällig in die Hafenmole gleiten lasse ... zurück zum Strand und immer weiter. Ich warte darauf, dass mir eine Abordnung aus dem Sanatorium entgegenkommt. Es ist mir gleich. Ich will nur zurück.

 

"Als erstes werde ich mit Dr. Livingstone sprechen müssen. Ich werde ihm sagen, dass es zu früh war, dass mich der Kontakt mit den anderen Patienten überfordert hat. Für ihn wird das plausibel klingen ... denke ich. Er wird mich erst einmal in Ruhe lassen."

 

Und eine Sehnsucht erwacht in mir ... eine Sehnsucht nach WEISS ... der Kreis wird sich schließen ... und plötzlich vertraue ich darauf: alles wird wieder gut werden ... alles wird wieder WEISS werden. Das war nur eine flüchtige Welle, die die glatte Oberfläche meines Geistes in Unruhe gebracht hat. Ich atme die salzige Luft. Meine Hand gleitet über die Armbanduhr in meiner Westentasche, dann über den Schlüssel in meiner Hosentasche. Jetzt ist alles so, wie es sein sollte. "Alles wird wieder gut!"

Edited by Joran
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Ich seufze, und bleibe da stehen, setze mich nur hin.

"Ich warte noch hier, bis sie abfahren. Es tut mir Leid für diese Missverständnis" sage so ruhig wie ich es nur kann.

 

Der Name des Monster..muss ich in Erinnerung behalten, und später recherchieren.

 

Ich bin irgendwie kraftlos.

 

Ich habe Dr. Savage plötzliche Drohungen nicht vorher wirklich verstanden, aber was weiss ich schon. Es war bestimmt ein Bluff.

 

Aber ein bisschen hat er mich an Rick erinnert. Gut, dass er tot ist.

Ich drehe mich kurz um, und schaue Savage nach.

Eins ist sicher.

Er hat auch viel zu viel gesehen. So wie wir.

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Als sich die Situation am Hafen entspannt und die Drohungen und Gegendrohungen nicht länger wie brandende Wellen gegen die Kaimauer schlagen, ziehen sich Clive und Paul vom Kutter zurück und entfernen sich langsam, aber wachsam vom Hafen.

Innerlich schlagen die Wellen der Gemüter noch immer hoch. Aber die Vernunft obsiegt.

 

Der Kapitän steht an Deck und schaut den beiden Männern nach...

Verrückte, bei denen die Vernunft gewinnt, können eigentlich gar nicht so verrückt sein, wie sie scheinen, denn das ist dann ja bereits Kalkül, kühle Berechnung. Eine Abwägung von Möglichkeit und Konsequenz... Doch all dies denkt der Kapitän nicht. Er fühlt lediglich ein grosses Mass an Erleichterung und Matilde sieht, wie er schwer durchatmet.

 

Der Seebär legt den Bootshaken wieder weg, hebt seine Pfeife von den Planken auf und macht nach und nach die Leinen los, mit denen das Boot am Kai festgemacht hat.

 

Augenscheinlich ist der Kapitän allein an Bord, als er vom Leerlauf in den Vorwärtsgang schaltet und den Kutter beschleunigt.

 

Der Gestank von Diesel liegt in der Luft und auf dem trüben Wasser zeichnen sich leichte Schlieren ab, wo das Schiff etwas Öl verloren hat, das es nun wie eine Spur hinter sich durchs Wasser zieht.

 

Einige Zeit bleibt Matilde noch am Hafen stehen und blickt dem immer kleiner werdenden Schiff hinterher.

Wütend, enttäuscht und erleichtert zugleich.

 

Dann dreht sie sich um und sieht, wie die beiden Männer sich miteinander unterhalten...

... und läuft den beiden hinterher.

 

Es gibt wahrlich viel zu besprechen.

Edited by Der Läuterer
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"In Ordnung." sage ich schließlich und seufze. "Hören Sie, Mr. Savage, ich denke, jetzt, da sie doch schon Augenzeuge seltsamer Vorkommnisse sind, sollten Sie mehr erfahren." Ich suche Unterstützung bei Matilde. "Wir beiden sind uns wohl einig, dass wir nicht mehr mit der Situation alleine klar kommen. Falls Sie es also wünschen und zufällig nichts anderes zu tun haben" Ich lache trocken. "Dann könnten wir Ihnen nun einiges erzählen." Wieder schaue ich zu Matilde, doch, wie üblich, etwas neben ihre Augen.

"Wie bereits erwähnt wurde, ist dies nicht das erste Mal, dass wir Absonderlichem begegnen und wenn Sie uns nur die Hälfte von dem glauben, was wir Ihnen erzählen, dann düften Sie begreifen, weswegen wir so wirken, wie wir zweifellos auf andere wirken." Ich schlucke. "Es wird mir schwer fallen ... Aber ... Nun ich bin mir sicher, dass dies das beste sein wird. Natürlich nur, wenn Sie interessiert sind. Oder neugierig." Ich lächle in Erinnerung an die gehäutete Katze und schließe ganz kurz schmerzerfüllt die Augen, um das Bild loszuwerden.

 

Die Neugier ist der Katze Tod.

 

"Es liegt also ganz bei Ihnen."

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Andersons Worte reißen mich aus meinen Gedanken.

 

Ich wende mich zu ihm um und versuche nicht, meine Erschöpfung zu verbergen: "Hören Sie ... es tut mir leid ... ich habe Sie eben in eine unmögliche Situation gebracht. Das war nicht meine Absicht. Dafür entschuldige ich mich. Ich dachte ... nun, ich hatte einfach die Hoffnung, mit einer leeren Drohung könnte ich ihn zum Reden bringen. Wissen Sie ... der Respekt, den Menschen Ärzten entgegenbringen, ist gewöhnlich erstaunlich groß. So war es früher jedenfalls... früher hätte er mir alles erzählt... Aber tatsächlich gab es da ja überhaupt nichts zu erzählen ... abgesehen von dem üblichen Seemannsgarn.

 

Wie dem auch sei: Für mich waren die heutigen Ereignisse wohl ein wenig viel. Die Dinge, die ich sehe und höre, interpretiere ich falsch. Vielleicht hat man mir heute morgen auch ein Medikament verabreicht, auf das ich unerwartet reagiere... Wissen Sie, es war mein erster Tag mit Kontakt zu anderen Menschen seit langer Zeit...

 

Ich werde die Angelegenheit mit Dr. Livingstone klären. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bringe das in Ordnung. Ich denke, ich weiß, was er als Arzt jetzt von mir hören will... und ich werde es ihm geben." Ich seufze leicht und schüttle den Kopf über mein eigenes unsinniges Verhalten, dass mir nun diesen Gang nach Canossa beschert.

 

"Und dann sollte ich mich vor allem zunächst einmal ausruhen!"

 

"Ihnen beiden täte ein wenig Ruhe sicher auch gut. Das ist mein ernster, wohlmeinender ärztlicher Rat an Sie!", setze ich routiniert optimistisch hinzu, als ob ich in meiner Praxis stünde.

 

"Zuviel Aufregung und Verwirrung für einen Tag, meinen Sie nicht?

 

Vielleicht kann man gleich im Sanatorium ja auch schon Ihre Bedenken betreffend Dr. Cooper ausräumen. Wir wissen noch nicht einmal sicher, ob wirklich er verstorben ist. Und selbst wenn, sollten wir zunächst von einer natürlichen Todesursache ausgehen. Dr. Livingstone wird sicherlich eine genaue Untersuchung des Toten veranlassen, wer immer es ist. Dann wird sich alles aufklären.

 

Und morgen ist die Welt dann wieder ganz die alte!", sage ich aufmunternd.

 

"Und du wirst gefälligst damit leben!", setze ich für mich in Gedanken hinzu.

 

Ich gebe Acht, auf dem Rückweg am Strand einen großen Abstand zu dem Skelett des Seelöwen einzuhalten und blicke in die andere Richtung. Ich will es nicht sehen ... will mich nicht dem höhnischen Grinsen des fleischlosen Schädels aussetzen.

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Der Weg zurück zum Sanatorium ist eintönig, so wie es bereits der Hinweg war.

 

Keine Glocke ertönt vom Sanatorium als Gegensignal.

Niemand kommt Euch entgegen.

Niemand eilt dem bedrohten Kapitän zu Hilfe.

Nicht dergleichen geschieht.

 

Der Weg durch den Wald öde. Öde wie die Pflanzen um Euch herum.

Nur ab und an, an sonnenbeschienenen Stellen, wachsen weisse Lilien in grösseren, fast runden Flächen am Boden. Kleine Inseln der Freude und des Todes. Das kräfige Grün ihrer fleischigen, langen Blätter hebt sich stark von dem kränklich-gelblichen Grün der sonstigen Vegetation der Insel ab.

 

Dann schliesslich, tiefer im Waldesinneren...

Wahrnehmung

 

Edited by Der Läuterer
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