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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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"Und Dr. Warner wollte Sie hier im Nirgendwo treffen? Nicht am Hafen?", frage ich vorsichtig und gebe mich dabei verdutzt.

 

"Vielleicht wartet er ja schon am Hafen auf Sie?"

 

Ich werfe einen kurze Blick auf die Contessa und auf Mr. Anderson, in der Hoffnung, auf deren Gesichtern eine Reaktion abzulesen.

 

"Ist dies nur ein Ablenkungsmanöver, um uns aufzuhalten? Ist diese Situation überhaupt real?", überlege ich.

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Der Kapitän entzündet seine Pfeife erneut. "Hmmm..." Er saugt und saugt... und als schliesslich Rauch zu sehen ist, grinst der Mann zufrieden. "Die Strasse zum Sanatorium ist schon seit Jahren zerstört."

 

Er scharrt mit seinem rechten Fuss im nassen Sand.

 

Wahrnehmung -20

... undeutlich ist so etwas wie ein Drudenfuss zu sehen - ein fünf-zackiger Stern -, den eine Welle sogleich wieder vom Strand wegwischt...

 

"Es war ein Erdrutsch, der auch zahlreiche Leben forderte, als eines Nachts, irgendwann im September oder Oktober 1920, zwei Häuser verschüttet wurden. Alle Bewohner der beiden Häuser... tot."

 

Wahrnehmung

Fast unmerklich schlägt er das Kreuz.

 

"Reporter waren hier... aus London und sogar aus Paris, glaube ich."

 

Erneut ist die Pfeife erloschen. Erneut zündet er sie wieder an. "Starker Regen im Sommer und im Herbst, so hiess es, sollen den Erdrutsch herbeigeführt haben... Aber... ich glaube nicht, dass... Entschuldigen Sie, ich rede zu viel."

Edited by Der Läuterer
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Die Geschichte des Seebären fesselt mich. Mit interessierter Miene verfolge ich das Frage-Antwort-Spiel der beiden.

 

Auch er spricht von einem desaströsen Einfluss. Auch er spricht von Tragödien. Womöglich können wir noch einiges von ihm erfahren. Und überhaupt: Dwight ist ein Schatten, der sich nur blicken lässt, wenn das Licht der Sonne umherwandert. Angesichts der Sonne sind wir machtlos.

 

Mittlerweile glaube ich auch, dass es nicht schlecht ist, wenn Dwight noch eine Weile vor mir verschont bleibt.

 

Mir noch ein weißes Stück Papier verbleibt.

 

Unter eisengrauem Himmel jagt eine Gänsehaut über meinen Rücken.

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"Wie schrecklich! Und damit wurden alle Bewohner der Insel auf einen Schlag getötet?" Wiederholt der Kapitän verwundert.

 

Er hebt beide Augenbrauen an und schaut leicht verdutzt. "Ja, ja. Genau... Alle Einwohner tot... Alle Bewohner... Alle auf einmal... Ja, ja." Er beschleunigt seine Schritte in Richtung Hafen.

 

Dann brummelt er leicht undeutlich. "Sie sollten sich jetzt besser wieder auf Ihre Zimmer begeben. Man wird vermutlich bereits nach Ihnen suchen, meine Herrschaften."

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Irritiert blicke ich dem Mann hinterher, dessen Gestalt im Nebel immer undeutlicher wird. Ich vermag seine Reaktion nicht einzuschätzen.

 

"Ist er ehrlich betroffen? Oder hält er meine Bemerkung für wirres Gerede, weil er Besucher und Personal des Sanatoriums als "Bewohner" von Herm ansieht, nicht wie ich als nur vorübergehend hier lebende 'Gäste'? Oder gibt es doch noch weitere Bewohner dieser Insel?

 

Warum sollte Herm für ein Jagdgebiet zu klein sein? Früher jagten hier die Gouverneure von Guernsey.

 

Die richtige Frage wäre vielleicht, auf wen oder was hier heute Jagd gemacht wird...

 

Und dann die Geschichte mit dem Erdrutsch. Ein Erdrutsch auf einer Insel dieser Größe, der zwei Häuser komplett verschlingt. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.", denke ich.

 

"Ich habe das Gefühl, wir sollten den Kapitän nicht so einfach gehen lassen. Gleich wird ihn der Nebel verschlucken...", überlege ich laut und warte auf die Reaktionen der Contessa und Mr. Andersons.

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"Hören Sie. Ich habe mich geirrt. Ich hatte Sie für Ärzte gehalten, die sich von ihrem Kollegen verabschieden wollen." Der Kapitän geht weiter, ohne sich zu Euch umzudrehen, während er spricht. "Ich darf nicht mit Ihnen sprechen... Gehen Sie weg. Lassen Sie mich in Ruhe... Ich will keinen Ärger. Okay?"
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"Entschuldigen Sie, wenn es hier zu einem Missverständnis gekommen ist, aber ICH BIN ARZT!

 

Dr. Savage ist mein Name. Wir kennen uns noch nicht, weil ich erst seit wenigen Wochen hier auf der Insel bin.

 

Sie können also ganz beruhigt sein. Diese beiden gehören zu mir. Gerade aus diesem Grund bin ich hier! Ich halte es für unbedingt notwendig, dass mein Kollege, Dr. Warner, vor seiner Abreise noch einmal mit seinen beiden früheren Patienten zusammentrifft. Es haben sich Umstände ergeben, von denen er nichts wissen kann."

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Der Seebär stutzt kurz... "Mein Herr, Sie wollen mich täuschen. Sie sind kein Arzt, denn Sie tragen keinen Arzt-Kittel." Er reibt sich das Kinn. "Du bist ein trickreicher Schelm, alter Mann." Er nickt Dir kurz aufmunternd zu und ein Lächeln umspielt seine Lippen. "Aber ich werde Dir nichts mehr berichten, denn es gibt nichts weiter..."
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Ich ignoriere den Mann, und gehe weiter in Richtung Hafen.

"Dann reden Sie doch nicht mehr mit uns. Soll mir Recht sein. Aber hier dürfen wir auch laufen.."

Ich laufe weiter.

"Lassen Sie es, Dr. Savage. Das macht nichts"

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Zuerst kommt Ihr an dem Wrack vorbei, das irgendwann einmal vor Jahren an der Küste strandete...

 

http://2.bp.blogspot.com/-RnRspJ5qMsQ/UYqVvDCh87I/AAAAAAAADXA/XmxTnW_b6dg/s1600/KVICHAK%2Bwreck%2Bphoto.jpg

 

Dann kommt der Hafen in Sicht. Mit der Kaimauer und einem weiteren leckgeschlagen Schiffswrack.

 

http://farm7.static.flickr.com/6108/6273535324_066161d9e5_m.jpg

 

Ein trostloser, erbarmungswürdiger Anblick.

 

Ein Zeichen des Verfalls.

Ein Zeichen des Scheiterns menschlicher Anstrengungen.

Ein Zeichen, dass die Naturgewalten immer obsiegen.

Eine Erfahrung, die auch die Titanic sowie deren Besatzung und deren Passagiere schmerzhaft erfahren musste.

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Ich werfe dem Seemann noch einen bösen Blick nach.

 

"Ich bin kein Arzt, weil ich gerade keinen Kittel trage ... und Sie wären vermutlich ein Arzt, sobald Sie einen Kittel anzögen... Das ist ja lächerlich! Ich verwahre mich gegen Ihre Unterstellungen, ich wollte Sie täuschen, mein Herr! Genauso gut könnte ich in Abrede stellen, dass Sie ein Kapitän sind, weil Sie hier ohne Schiff am Strand herumstehen!", werfe ich ihm aufgebracht hinterher, schließe mich dann aber kopfschüttelnd doch der Contessa an.

 

Aber es trifft mich, dass man mir den Arzt nicht einmal mehr zutraut. "Was ist nur aus mir geworden?", denke ich resigniert und wünsche mir insgeheim, der Seemann würde Bekanntschaft mit einer Feuerqualle machen.

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Da wir den gleichen Weg zum Hafen nehmen wie der Kapitän, behalte ich diesen so lange wie möglich im Auge. Der Contessa überlasse ich die Führung.

 

Ich halte auch Ausschau nach dem Kutter, der angesichts des "überschaubaren" Schiffsverkehrs hier nicht schwer zu finden sein sollte.

 

Das trostlose Bild des Hafens empfinde ich beinahe als stummen Vorwurf an mich. Dieser Ort entspricht eigentlich genau dem, was ich gesucht habe: Abgeschiedenheit. "Warum ist da trotzdem dieses Gefühl der Unzufriedenheit? Es gibt keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe meine Kämpfe lange und zur Genüge gefochten!"

 

Die allgegenwärtigen Zeichen des Verfalls bleiben nicht ohne Eindruck auf mich. Eine innere Unruhe ergreift von mir Besitz. Ich wähne mich fremden Blicken ausgesetzt, die nichts Gutes verheißen. Unsicher blicke ich umher und versuche die Schatten zu durchdringen...

 

"Das Wrack, die verfallenen Hafengebäude mit ihren gähnenden Öffnungen ... zu viele Schatten und Verstecke. Wer sie wohl inzwischen in Besitz genommen hat?"

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