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[Das Ende des Wahnsinns] Kapitel 3: Antiquariat Schubert – Bayern, 04. Juni 1924, München, 14:21


grannus
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Franz-Rüdiger hat noch nie einen Ermordeten aus der Nähe gesehen. Als der große Krieg tobte, war er noch ein Jugendlicher und dank glücklicher Umstände vom Frontdienst verschont geblieben. Der Anblick des Antiquars hingegen hat ihn schwer erschüttert. Alles in ihm schreit "Flucht", doch seine Glieder fühlen sich an, als habe man ihm Blei injiziert.

 

Einige Augenblicke - oder Minuten? Der Student weiß es nicht zu sagen - steht er im Garten und blickt sich gehetzt um. Die Sonne ist warm, obgleich er innerlich friert und die Geräusche der unweiten Straße dringt wie aus weiter Ferne in sein Bewusstsein.

 

"Jemand muss die Polizei rufen!", echot es durch seinen Kopf.

 

Warum er es nicht selber tut oder einfach die Beine in die Hand nimmt, erschliesst sich dem jungen Mann nicht annähernd. Vielleicht ist es die Frage, was mit dem Artefakt ist, denn der Durst nach Wissen brennt trotz der grausigen Entdeckung noch immer lodernd heiß in ihm. In jedem Fall ertappt er sich selbst wie ein außenstehender Beobachter dabei, wie sich seine Aufmerksamkeit erneut der offen stehenden Tür zuwendet, durch die er eben erst panisch geflohen ist. Wie fremdgesteuert setzen sich seine Beine zögerlich in Gang und kurz darauf betritt er zum zweiten Mal das Haus.

 

Ob das Artefakt noch da ist? Und falls ja, werden diese Leute es womöglich einfach mitnehmen? Nein, das geht nicht, die Professoren würden das nicht zulassen und ich selbst muss wissen, was es damit auf sich hat!

 

Am schwersten fällt es Franz-Rüdiger, den Raum mit der Leiche zu durchqueren. Erneut denkt er an Flucht und seine Beine zittern wie Pudding. Jeder Schritt gleicht einem inneren Kraftakt und er bemüht sich, nicht in das Gesicht des Toten zu blicken, sowie maximale Distanz zu diesem zu wahren. Als er vorbei ist, beschleunigt er seine Gangart und steigt mit großen, hastigen Schritten die Treppe hinauf, den Geräuschen im ersten Stock folgend. Zwar hört er, dass im Nebenraum des Antiquariats Stimmen murmeln, doch will er diesen nicht betreten. Zu nah scheint ihm die Präsenz der Bedrohung, die von dem toten Herrn Schubert ausgeht.

 

Im Büro angekommen bleibt er erst einmal zögerlich stehen und schaut, wie der anwesende Kurator auf ihn reagiert. Sollte dieser ihn nicht davon abhalten, wird er nach etwa einer Minute ebenfalls interessiert an den Schreibtisch heran treten und damit beginnen, im Tagebuch des Antiquars zu lesen.

 

"Wos is do untn nur gschehn?", murmelt er dem kleinen Mann zu.

Edited by MazeBall
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"Das weiss ich nicht ... Noch nicht."

Gucke den jungen Mann an ...

dieser leere kalt Blick von Front Soldaten die mit ihren eigenen Leben schon lange abgeschlossen haben.

" Warum bist Du noch nicht weg? Bist Du sicher das eine Antwort auf Deiner Fragen das hier wert ist?"

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Franz-Rüdiger weiß scheinbar weder die Leere in Rudolfs Augen, noch die Tragweite von dessen Frage einzuschätzen. Sichtlich verunsichert meint er: "I woass ned. I mua oafach wissn, wos es mid dea Sprach auf si hod. So a Gelegenheit bekomme i vuileicht nie wieda!?" Offensichtlich hat der Student einige Kenntnisse oder zumindest Theorien um die konkreten Inhalte auf dem Artefakt parat, ebenso aber wohl mindestens genauso viele unbeantwortete Fragen.

 

Angesprochen auf die Unterlagen fährt er fort, zunächst die Tagebuchseiten und dann die Quittung unter reichlichem Gemurmel, Zitaten und Kommentaren zu studieren. Seine Augen werden dabei immer größer und diverse Übersprungshandlungen wie nervöses Scharren mit den Füßen und fahrige Fingerspiele zeugen von wachsender Aufregung, je weiter er liest: "A Gebetsmühle? ... De ma öffna konn? ... Mechanik im Innern?!? ... Des war auf den Photogrofin ja gar ned z' seng! ... Prof. Eberhardt Gendron ... mhm."

 

"Laut am Professoa han de unbekanntn Schriftzeichn nachträgli eigraviert woadn und hobn a Oita vo nur etwa zwanzig bis droassig Jahrn!", schließt er nach einiger Zeit. "Mein God, wos fia a Rätsl - wos fia a Fund!"

 

Tiefste Fassungslosigkeit gepaart mit heller Begeisterung strahlt förmlich aus den Augen des jungen Bayern und Rudolf kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser unscheinbare junge Mann innerlich regelrecht brennt vor Eifer und Forscherdrang.

 

Auf die Frage bezüglich der Quittung und der möglichen Todesursache, vergisst er vor lauter Aufregung glatt zu antworten.

Edited by MazeBall
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Ohne ein Wort zu sagen öffne ich meine Tasche mit den Unterlage. Hole meine Mappe mit den Unterlagen raus und halte sie ihm hin.

"Vorsicht, wenn Du sie nimmst werden auch nicht alle Fragen beantwortet werden und es gibt vielleicht auch kein zurück zu den wie es vorher war."

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Der Student beäugt die Mappe so, wie das Wiesel die Schlange anschaut. Ein zögerliches "Wos steht denn do drin?" scheint rein rhetorischer Natur zu sein, denn er greift danach, öffnet das Dokumentenbehältnis und zieht einige Blätter hervor. Bevor er zu lesen beginnt, blickt er sich nach einem Stuhl um und nimmt darauf Platz, um für eine ganze Weile in Rudolfs Aufzeichnungen zu versinken.

Edited by MazeBall
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Gehe zur Bar hin und schenke Franzl einen Schnaps ein und stelle ihn den hin.

Zünde mir dann einen Zigarette an und gucke aus dem Fenster ...

 

Was hat er geantwortet? Warum so? Warum die Nachricht? Haben sie vielleicht immer noch nicht die Gebetsmühle?
Was ist das für ein Mechanismus? Falls der Mörder es nicht hat, wo könnte er es dann versteckt haben?
Warum hat der Mörder die Aufzeichungen nicht mit genommen? Bin ich ein schlechter Freund, weil ich mich nicht traue in das Zimmer zu gehen? Ich will ihn lieber erinnern mit unseren Gesprächen und dem Grillen und unseren ausgedehnten Museums besuchten. Bin ich feige? Oder kenne ich nur meine Grenzen? Habe ich noch was anderes als Fragen? Es wird Zeit für Antworten!

 

Gucke mich genauer um, gehe das obere Stockwerk Zimmer für Zimmer durch.

Wo ist Raum für die Gebetsmühle? Falls der Mörder die nicht hat, muss sie noch hier sein. Oder es gibt einen Dieb UND einen Mörder. Gibt es nicht genutzten Raum zwischen den Räumen, so das da ein verborgener Hohlraum sein könnte?

Guck auch ab und zu nach Franz-Rüdiger, dass er jemanden zum ansprechen hat, wenn er möchte.

 

War das verantwortungslos von mir dem Jungen das alles in die Hand zu drücken? Ich habe mich teilweise länger nicht getraut in einige Teile meiner eignen Aufzeichnung zu gucken.

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Ich bin wieder unten im Ladenbereich, nachdem ich die Unterlagen im oberen Stockwerk bei den anderen gelassen habe. Rudolf wird sie lesen wollen. Derweil mache ich mich auf die Suche nach Jacques.

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Ich überprüfe die Werkstatt. Öffne Schränke, Schubladen usw. und überprüfe alle Ecken und Nischen nach weiteren Hinweisen. Vielleicht ist das Artefakt noch irgendwo. Oder mit viel Glück hat es einer der Professoren zur Untersuchung?

 

Als ich Schritte hinter mir höre fahre ich erschrocken herum, im Haus eines Mordes liegen die Nerven etwas blank. Ich entspanne mich sofort und lächle Katharina etwas gequält an. "Wo sind wir jetzt wieder reingeraten? Wir müssen uns was einfallen lassen. Nach Plauen ... nicht schon wieder." Nach einer kurzen Pause ergänze ich "Aber Erich seinem Schicksal überlassen geht auch nicht. Ich war sehr wütend auf ihn, aber auch er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ihr die Baugrube überlebt hat. Und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein."

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Zusammenfassend kann man sagen: im ganzen Haus gibt es keine weiteren Spuren des Artefaktes. Gefundene Hinweise sind die Aufzeichnungen von Schubert, das Telegramm samt Quittung über das Antwortschreiben, die Leiche und die Botschaft an der Wand, sowie die von Katharina untersuchte Küche und Schlafzimmer. Die Helden von Plauen und der junge Student befinden sich nun seit etwa 45 Minuten im Haus des Hubertus Schubert...

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Wenn ich Jaques gefunden habe wende ich mich im Vertrauen an ihn.

 

"Zwei Möglichkeiten. Polizei rufen - und denen erklären weshalb wir Spuren verwischt haben, oder langsam aber sicher verschwinden und versuchen unsere Anwesenheit hier zu vertuschen. Aber eines sage ich dir - wir sind schon viel zu lange hier!"

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"Ja, das stimmt. Aber die Warnung müssen wir erklären ... das wird schwer. Könnte Erich in Not bringen, wenn die gründlich sind. Auch wenn Hoffmann kein Dorf-Polizist war, wir sind in München. Hier dürfte der Gegenwind stärker sein. Aber auch der Schutz. Verschwinden ist riskant. Irgendwer wird uns bestimmt gesehen haben. Die Taxifahrer wissen, dass wir hier waren. Und die Nachbarn werden die Hunde gehört haben.

 

Leider hat Rudolf nie auf unsere Fragen reagiert und mit dem Baron über die Situation gesprochen. Seine Hilfe wäre vielleicht nötig. Ich weiß es nicht. Sollen wir den Auftrag weiter verfolgen? Oder versuchen so schnell wie möglich rauszukommen und mit Erich zu verschwinden. Vielleicht eine Zeit ganz aus Deutschland. Die Warnung macht mir echte Sorgen."

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