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[Nightmare Revelations] Ein mörderisch heisser Sommer


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Hans schaut Dir verklärt in die Augen. "Das muss jetzt unglaublich kitschig klingen, aber es ist längst nicht so schön wie Du."

 

Hans atmet zwei- dreimal tief durch. "Und ich befürchtete schon, es könnte Dir nicht gefallen."

 

Er springt aus dem Wagen und reicht Dir seine Hand. "Komm, ich will Dir alles zeigen." Er tritt in eine Pfütze und sein Fuss versinkt bis zum Knöchel im Morast. "An der Zufahrt werde ich als erstes arbeiten lassen."

 

"Komm..."

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Als der Regen aufgehört hat, ist nichts mehr von den Sportwagen zu sehen.

 

Eine Weile fahre ich ziellos durch London.

 

An welchen Ort Hugh uns so eilig bringen wollte, hat er nicht verraten. Ich bin ratlos, wie wir uns finden sollen. Ich kenne zwar die Anschrift von Matilde, aber dort wird sie jetzt nicht anzutreffen sein. Matilde kennt meine Pension nicht, Hugh hat uns keine Gelegenheit gelassen, über solche Belanglosigkeiten zu reden.

 

Vor dem morgigen Tag werde ich somit kaum mit Matilde Kontakt aufnehmen können. Weiter ziellos durch London zu irren, macht keinen Sinn.

 

Ich denken an die Ziele und Hoffnungen, die ich mit diesem Besuch in London verknüpft habe. "Immerhin ein Teilerfolg, der mir viel bedeutet. Was die Bewältigung meiner Vergangenheit angeht, hätte ich nicht mehr erhoffen können. Und was meine Zukunft betrifft, nun ja, es war vermessen zu glauben, hier eine Antwort auf die für mich drängenden Fragen zu finden..."

 

Dann fasse ich einen Entschluss: "Hugh glaubt offensichtlich, dass ich wie Paul eine Belastung für Matilde bin. Eigentlich kann ich ihm das nicht einmal übel nehmen. Zwar bin ich nicht wie Paul auf Matilde fixiert ... ich könnte immerhin ihr Vater sein ..., aber ich war im Sanatorium. Ich habe, das kann ich leider nicht leugnen, meine Probleme, auch wenn sie anderer Natur sind, als die Ärzte denken. Ich bin alt. Ich könnte Matilde kaum effektiv verteidigen. Ich stelle möglicherweise tatsächlich eine Gefahr für Matilde dar, wenn mich meine Vergangenheit einholen sollte. Und ich kann Matilde auch nicht professionell, also in psychologischer Hinsicht, helfen.

 

Demgegenüber verfügt Hugh über ein weit umfangreicheres Wissen, erheblich größere finanzielle Mittel und mit Sicherheit mehr Einfluss als ich. Er wird Matilde die besten Psychologen bieten können, die für Geld zu haben sind. Er kann ihr kampferfahrene junge Männer zum Schutz zur Seite stellen. Davon gibt es seit dem Großen Krieg mehr denn je.

 

Was mache ich hier eigentlich?"

 

Die irische Seite in mir erwacht.

 

"Ich bin in meinem Leben niemandem hinterhergelaufen und ich werde auch heute nicht damit anfangen, schon gar nicht mit Hugh."

 

Ich nenne als neues Ziel meine Pension und die Droschke setzt sich langsam wieder in Bewegung.

 

Zurück auf meinem Zimmer entnehme ich meiner Reisetasche entschlossen Briefpapier und Feder. Eine Weile betrachte ich die weiß getünchte Wand, dann das weiße Blatt. Dann beginne ich zögerlich zu schreiben:

 

"London, den 13. Juli 1928

 

 

Liebe Matilde,

 

es war mir eine große Freude, Dich heute wiederzusehen.

 

Ich weiß, dass wir noch über viele Dinge, über unsere Erlebnisse auf Herm, reden wollten.

 

Und doch habe ich mich entschlossen, nun schon wieder Abschied zu nehmen. Bitte verzeihe dem alten, kauzigen Mann, der ich inzwischen bin, dass er Dir nicht persönlich Lebewohl sagt. Aber ich bin zu der Überzeugung gelangt, hiermit das Richtige zu tun.

 

Nach reiflicher Überlegung muss ich Hugh darin beipflichten, kein guter und angemessener Umgang für Dich zu sein. Du bist jung und hast Dein Leben noch vor Dir. Du hast bereits so viele schreckliche Dinge erlebt, die einer Frau wie Dir niemals hätten widerfahren sollen. Es wäre nicht richtig, Dich zusätzlich mit meiner Vergangenheit zu belasten.

 

Völlig zurecht erwartet Hugh als Dein Ehemann, sich mit Dir eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, vielleicht eine Familie zu gründen, und dies ungestört von Dritten wie Paul oder mir. Ich bin der Letzte, der dem im Wege stehen will. Das ist schließlich der Sinn der Ehe. Hugh liebt Dich, daran habe ich keinen Zweifel. Ich glaube, er liebt Dich viel mehr, als er Dir gegenüber und möglicherweise sogar sich selbst einzugestehen bereit ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass er dich darum schützen will. Nichts anderes erwarte ich von ihm. Er kann Dir eine unbeschwerte, finanziell gesicherte Zukunft bieten. Nutze diese Chance! Ich wünsche Dir von Herzen, dass Dir dieses Glück mit Hugh zuteil wird.

 

Begehe nicht die gleichen Fehler, die ich in meiner Vergangenheit begangen habe. Wenn Du zu lange abseits der Wege gehst, ist irgendwann der Zeitpunkt verpasst, auf die ausgetretenen Pfade zurückzukehren. Abseits der Wege ist kein Glück zu finden, glaube das einem alten Mann.

 

Ich werde weiter nach Paul suchen und es Dich wissen lassen, wenn ich etwas erfahren sollte.

 

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute!

 

Dein Clive"

 

 

Einen Augenblick überlege ich, ob dieser Schritt feige ist, aber ich kann es so nicht sehen. "Es liegt kein Sinn darin, Hugh herauszufordern und ich habe einen solchen Kampf auch nie gewollt. Würde ich morgen zu Matildes Wohnung fahren, würde alles von vorn beginnen und Hugh sähe sich in seiner Haltung sogar noch bestärkt. Das wäre erniedrigend und hätte keinerlei Nutzen. Nein, dies ist der einzig sinnvolle Schritt. Matilde wird verstehen, warum ich so handeln muss!" Entschlossen greife ich zum Couvert.

 

Nachdem ich den Brief in das Couvert gesteckt, versiegelt und adressiert habe, bringe ich ihn herab zur Zimmerwirtin. Ich teile ihr mit, dass sich meine Pläne geändert haben und ich nun doch bereits heute abreisen muss. Die gute Frau ist zunächst ersichtlich verärgert, fügt sich dann aber willig in ihr Schicksal, als ich ihr für die Übermittlung des Briefs eine unangemessen hohe Summe überlasse und den Vorschuss auf die Zimmermiete nicht zurückverlange. Ich schärfe der Frau ein, den Brief am morgigen Tage, keinesfalls früher oder später, zu überbringen. Sie sichert es mir zu. Dann lasse ich mir eine Droschke rufen.

 

Kaum eine Stunde später sitze ich bereits im Zug nach Cardiff und fahre der Heimat entgegen. Spätestens morgen früh werde ich die erste Fähre nach Irland nehmen können.

Edited by Joran
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Hans zieht seinen Fuss aus dem Morast, den das Gewitter mit seinem schweren Regenfällen verursacht hat. Doch das erwartete, schmatzende Geräusch bleibt aus. Stattdessen bleibt der Schuh im Schlamm stecken. Hans steht auf einem Bein und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Nun gut. Dann muss es eben anders gehen." Hans zieht auch noch den anderen Schuh und die Socken aus. Als er barfuss ist, hilft er Matilde beim Aussteigen und trägt sie über den Morast auf trockenen Grund.

 

"So zuerst müssen wir durch das Tor hindurch. Es gibt nur diesen Eingang."

 

https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/236x/32/a0/ee/32a0eea02fdb78bac122c6d51a90342b.jpg

 

Hans deutet nach oben; auf die Räumlichkeiten über dem Tordurchgang. "Ich hatte gedacht, dass wir das so umbauen, dass dort später einmal die Angestellten wohnen können."

 

"Komm mit." Hans ist aufgeregt wie ein kleiner Junge mit einem neuen Spielzeug.

 

"Mylady, dies sei nun Euer neues Heim, wenn Ihr Eurem Gemahl folgen wollt."

Edited by Der Läuterer
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"Das ist jetzt das Haupthaus." Hans geht voraus. "Die Decke ist ein klein wenig hoch," er grinst, "und ich sollte die Bretter an den Fenstern noch durch Glas ersetzen lassen."

 

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"Oder wir lassen es so und haben immer frische Luft."

 

"Die Vorhänge und die Wandfarbe auszusuchen überlasse ich Dir." Hans kratzt sich am Kinn. "Könnte dunkelrot passend sein?"

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Hans dreht sich um die eigene Achse, mit ausgebreiteten Armen. "Das alles gehört jetzt uns. Allerdings wirkt es doch noch mehr wie ein Stall, als wie eine Wohnung."

 

http://40.media.tumblr.com/tumblr_lt5c9eiMau1qzzmkno1_1280.jpg

 

"Was meinst Du, Schatz, gefällt es Dir noch immer?"

 

"Ich habe etwas das Gefühl als würde es ein Geld-Grab für mich werden."

 

Hans nimmt Dich an die Hand. "Los komm. Oben gibt es noch mehr zu sehen."

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Als Du mit Hans nach oben gehst, wechselt Ihr gleichzeitig auch das Gebäude. Das Nachbargebäude ist eindeutig besser in Schuss. Das Interieur wurde hergerichtet, oder ist nicht so heruntergekommen wie das, was Du gesehen hast.

 

"Es ist mir ehrlich schwer gefallen, das so lange geheim zu halten, aber die Handwerker sind hier schon einige Monate am arbeiten."

 

Ihr geht einen langen Gang entlang, dann seht Ihr vor einer hohen und breiten Holztüren. "Mach bitte die Augen zu, Matilde."

 

Als Du die Augen schliesst, öffnet Hans die Tür.

 

https://photogirltravels.files.wordpress.com/2013/04/deathvalley_scottyscastle_1928welte_jlewis01.jpg

 

"Das ist das Musikzimmer."

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"Du hast Dich in der Vergangenheit mit den falschen Menschen abgegeben, Matilde."

 

"Dieser Paul... er war schwach... er war krank... er war ein Psychopath. Doch er hat Dich begehrt... wie eine Motte, die im Schatten ihr jämmerliches Dasein fristet... und sich nach dem Licht verzehrt... welches sie niemals zu erreichen vermag... bis sie schliesslich in einer Flamme zu Asche verglüht."

 

"Und dieser Clive... er ist ebenfalls schwach... körperlich. Aber sein Geist ist ungebrochen... unnachgiebig... störrisch... verbohrt. Sein Gutmenschentum ist seine Achillesferse. Er glaubt, dass alle Menschen gleiberechtigt seien. Doch er irrt. Die Menschen sind unterschiedlich. Jeder einzelne ist anders als sein Nächster."

 

"Ich..."

 

"Wir sollten uns nach den harten Monaten eine Auszeit nehmen, was meinst Du? Lass uns in die Schweiz reisen und ich werde Dir zeigen, wo ich einst lebte. Lass uns auf die Aufträge pfeifen. Lass uns in die Berge gehen... für eine Weile. Und weisst Du was? Wir nehmen den alten Mann mit. Zu Deiner Erbauung... und zu meiner... lassen wir das."

 

"Hier!" Hans holt aus seiner Brieftasche ein Foto heraus. "Schau Dir das hier an."

 

http://blog.iso50.com/wp-content/uploads/2012/12/21_Eastern-Clouds-2012_1-450x299.jpg

Edited by Der Läuterer
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Ich schaue ihn ein wenig ratlos an.

"Du willst jetzt einfach in die Schweiz fahren? ich bin...ich weiss nicht was ich sagen soll.

Und du willst Clive dabei haben? Ich kann mir beim besten Wille nicht vorstellen, dass er Interesse dabei haben sollte, und zu begleiten. Wieso denn auch? Er kann dich nicht ausstehen. Und das letze war er will ist, glaube ich das dritte Rad spielen"

 

Ich schaue mich kurz um, dann senke den Kopf.

 

"Ich fühle mich schlecht, er hätte mit uns mitfahren sollen. Ich habe ihn verloren, und wer weisst, ob er uns finden wird. Und ob er es will"

 

Ich seufze.

 

"Und was ist mit dem termin um 20.00 Uhr? Wer wartet da? ein Fotograf? "

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"Der Doc mag mich nicht? Das ist mir gar nicht aufgefallen." Hans grinst, aber sein Grinsen verschwindet, als er sieht, wie ernst es Dir gerade ist.

 

"Hör mal, dieser Mann, Savage, kommt aus Irland. Dort hat man revolutionäre Vorstellungen. Die Iren waren schon immer ein unterlegenes Volk, dessen Interessen vor allem auf dem Konsum von Alkohol und dem Singen von Saufliedern beruhten. Natürlich assoziiert er sich mit anderen unterprivilegierten Rassen, vor allem in den britischen Kolonien. Aber damit kann ich leben."

 

"Und weil Dir viel an dem Mann liegt, möchte ich ihn gerne dabei haben. Ausserdem passt er in die Schweiz." Wieder grinst Hans frech. "Hast Du als Kind mal 'Heidi' gelesen? Dort gibt es einen Alpöhi."

 

"Wenn dieser Doc so ein Gutmensch ist, wie er tut, dann müsste er mit kleineren Sticheleien umgehen können. Während ich die Bibel eher alttestamentarisch interpretiere, ist er doch jemand, der eher nachsichtig und verzeihend ist."

 

"Was die potentiellen Mitarbeiter angeht... es sind nur Vorstellungsgespräche. Ich brauche noch einen Detektiv und einen Fotografen für unser Büro. Wenn wir nicht pünktlich erscheinen, wird sich zeigen, wie interessiert die Bewerber wirklich an der Stelle sind. Und man wird auch sehen, wie kreativ sie mit der neuen Situation umgehen werden. Das ist ein Test."

 

"Du siehst unglücklich aus, Matilde. Sollen wir uns noch die anderen Zimmer ansehen, oder möchtest Du, dass wir zurück fahren?

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Ich schaue das Haus an.

"Dieses Haus ist wirklich schön, ich frue mich, hier leben zu dürfen. Aber ich finde besser zurückzufahren. Und machen wir uns nichts vor, Clive wird nirgendwohin mit uns fahren. Das wäre nicht nur unangebracht, sondern albern."

 

Ich nehme seine Hand, und gehe raus.

 

"Der Mann hat viel durchgemacht, und ist hier gekommen, um ein wenig Verständis zu finden, und eine alte Freundin. Und fand das nicht" sage ich traurig.

"Was die Mitarbeiter angeht..vielleicht schaffen wir noch sie einzuholen."

 

Ich gehe zum Auto.

 

"Ich bin nicht unglücklich" sage tonlos.

 

"Ich fahre"

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"Eine gute Idee." Hans zieht seinen Schuh aus dem Morast und steigt ein.

 

Allerdings zeigt sich, dass der Benz sich in dem schlammigen, glitschigen Boden festgefahren hat.

Hans steigt aus und schiebt den Wagen zurück auf festeren Grund. "Die Zufahrt muss als nächstes dringend gemacht werden."

Dann steigt er wieder ein und Du gibst Gas.

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Während der Fahrt schaut Dich Hans immer wieder mal länger besorgt an. Schliesslich richtet er das Wort an Dich. “Matilde ich werde aus Dir gerade überhaupt nicht schlau. Ich weiss, dass Dir wieder einmal Schlimmes während Deines Aufenthalts im Sanatorium widerfahren ist, aber es war sicherlich nicht so einschneidend wie in Norwegen. Dennoch bist Du so ganz anders als früher. Du bist ruhiger geworden. Mitunter wirkst Du recht oft müde und abgespannt. Ich möchte, dass Du Dich gut fühlst. Verstehst Du? Ich weiss aber nicht was Du willst. Willst Du Dich in die Arbeit stürzen? Willst Du Urlaub machen? Willst Du mit dem Doc das Vergangene aufarbeiten? Sag mir was Du willst, Matilde und ich versuche mein Möglichstes, das auch zu erfüllen.“
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Ich schaue ihn kurz an.

"Du hats recht, ich bin anders geworden. Ich habe dir auch nicht alles erzählt...Aber wie du manchmal sagst, es ist besser es nicht auf einmal.

Ich weiss echt nicht, was ich will. Ich nehme an, schauen wir uns diese Personen an, dann entscheiden wir, was wir machen, ok?"

Ich lächele schwach.

 

Ich denke an die ganze Alpträume, an diese Reise, an die Planeten.

 

Wie sollte ich ihm das sagen? Das ist zuviel auch für eine wie ich

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“Setzt Du mich bitte an unserer Wohnung ab?“

 

“Ich werde mir ein Taxi nehmen und nachkommen, wenn ich mich frisch gemacht habe. Ich bringe dann auch noch weitere Unterlagen mit.“

 

“Du darfst entscheiden wen wir einstellen werden. Du triffst die Wahl. Aber zuerst solltest Du für Dich selbst eine Entscheidung treffen, was Du willst.“

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