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[At your Door] Kapitel IX: Mutterfreuden


-TIE-
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Michael Sueson

- Jennys Loch-

 

Ich murmel ein paar Kleinigkeiten, denke an Gefängnisausbrüche, Stahlträger, keine Gitter, sie sind massiv, ich drücke kurz dagegen: Fest.

 

Ich drehe mich, wende mich an Sarah:

 

"Thermit! Kannst du es herstellen?", ich deute auf die Stahlträger.

 

"Die sollten locker durch gehen damit! Und eigentlich sollten dank Jennys Labor da drüben alle Dinge da sein! Nur wie werden wir den Hund los, oder Jenny?", murmel ich nachdenklicher, lasse mich auf eine Matratze fallen, mein Aufprall ist dumpf, sie ist dünner als ich in Erinnerung hatte.

 

"Scheiße.", ich reibe mir das Steißbein, murmele leise Flüche, blicke Sarah erwartungsvoll an.

Edited by Shine101
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Vivian Chandler

- Jennys Loch-

 

Ich schaue ins Nichts.

 

"Michael, bevor wir denken, was wir machen können, wenn wir hier raus dürfen, überlegen wir mal, wie wir es schaffen können, Jennys Vertrauen zu gewinnen. DAS ist der einzige Schlüssel, um hier zu entkommen. Du hast sie gehört. Sie mag verrückt sein, aber sie hat immer noch einen Gewiss, und sie ist eine Frau. Also sie musst uns als Freunde sehen, nicht einfach als Spielzeuge?"

Ich schaue alle an.

 

"Versteht ihr, was ich meine?"

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Sarah Collins

- Jennys Loch-

 

Ich nicke und ignoriere dabei Michaels unglücklichen Sturz. Falls das einen weiteren blauen Flecken geben sollte wird er bei unserem Zustand eh nicht auffallen. "Ja, dazu brauche ich nur Aluminium und Eisenoxid, also Rost. Allerdings mit einer bestimmten Oxidationsstufe..." Ich überlege ein wenig, dann nicke ich zufrieden. "Das sollte sie aber haben. Dann noch Feuer und eine Substanz die sehr heiß brennt, am besten Magnesium. Daran kommen könnte aber schwer werden..."

 

Zur Frage wie Jenny und ihr Hund abgelenkt werden könnte zucke ich nur ratlos die Schultern. "In dem Punkt hat Vivian Recht, auch wenn sie nicht mehr so aussieht - Jenny scheint immer noch zu denken und zu fühlen wie eine ganz normale Frau. Zumindest im Moment." Ich muss unweigerlich an die Veränderungen denken die gerade noch zu Gange sind, wie die zusätzlichen Arme. Wird sich auch ihre Persönlichkeit, ihre Psyche verändern?

 

Dann erinnere ich mich plötzlich wieder an Jennys Telefonate mit Nóelle. Die extremen Stimmungsschwankungen, mal mütterlich, gütig, nett, mal wirr, mal grob, aggressiv, provozierend. Scheiße... hat sie das noch???

 

Ich werde schlagartig blass. "Vivian..." fange ich vorsichtig an, mir gefällt das was ich gleich sagen werde selbst nicht, aber es muss raus. "Ich habe doch Telefonate zwischen Jenny und Nóelle gehört, die Nóelle mitgeschnitten hatte... ich weiß nicht ob es immer noch so ist, aber verlasse dich bitte nicht darauf, dass Jenny immer so ist wie jetzt. Klar, wir sollten uns gut mit ihr stellen, versuchen so zu erreichen, dass sie uns zumindest hier rauslässt, aber was ist wenn sie immer noch unter extremen Stimmungsschwankungen leidet? Ich möchte sie nicht wütend erleben..."

Edited by Ele
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Jimmy Pierce

- Jennys Loch -

 

"Richtig Sarah. Das meinte ich. Fragt mal Noélle zu dem Thema. Wir fahren zweigleisig. Vertrauen gewinnen. Dabei sehr vorsichtig sein um nicht ihren Zorn zu erregen. Und zeitgleich nach einer Lücke suchen, einer Fluchtmöglichkeit. Oder einer Chance sie und dieses Monster auszuschalten."

 

Hoffentlich läuft es nicht darauf hinaus sie wütend zu machen und diese Situation zu einer Flucht zu nutzen, das wird niemand überleben. 

 

"Sarah, versuche dich mit ihr weiter auszutauschen. Vielleicht lässt sie dich raus, für spezielle Versuche bei denen sich im Moment nicht weiter kommt. Vielleicht ergibt sich dann etwas. Aus aktueller Sicht wohl unsere beste Chance."

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Sarah Collins

- Jennys Loch -

 

"Ja, das werde ich. Vermutlich kommen wir auf diesem Weg am besten an sie ran... Jetzt fällt es mir wieder ein - aus den Telefonaten ging auch hervor, dass sie von einer Substanz abhängig ist. Ich denke das ist das was sie als IHRE Milch bezeichnet hat und das die Veränderungen hervorruft... die Substanz ohne Kohlenwasserstoffe... Sie scheint es alle 3 Neumondphasen zu brauchen. Und sie ist definitiv süchtig danach und litt immer wieder an Entzugserscheinungen. Ihrer Laune nach zu schließen scheint sie erst letztens etwas davon genommen zu haben, doch das wird wieder abklingen. Früher oder später wird sie wieder Wutanfälle bekommen sobald der Entzug sich bemerkbar macht und sie noch keine neue Substanz hat... Wir sollten zumindest damit rechnen..."

 

Und wütend möchte ich sie definitiv nicht erleben...

 

Ich überlege ein wenig und gehe die Telefonate im Geiste noch einmal durch, rechne ein bisschen hin und her, bis ich zu einem Ergebnis komme.

 

"Wenn man nach den Telefonaten geht ist sie nach der Einnahme ein bis drei Wochen normal, dann für bis zu zwei Wochen lang, ähm ja... nennen wir es besonders erregt. Danach ist sie für vier bis fünf Wochen sehr mütterlich, anschließend setzt für ein bis zwei Wochen der Entzug ein, bis sie wieder die Substanz bekommt. In welcher Phase ist sie gerade? Was meint ihr? Ist das... normal... oder eher... mütterlich?" Ich blicke ein wenig unsicher in die Gesichter der anderen, denn damit scheint unser Zeitfenster vorgegeben zu sein.

Edited by Ele
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Michael Sueson
- Jennys Loch -

 

Ich blicke mich verwirrt um.

 

"Normal? Soll hier irgendetwas 'normal' sein? Sieh sie dir doch an.", ich springe auf ob meiner Verzweiflung.

 

"Verdammte Scheiße ich...", ich will schreien, aber das hilft uns auch nicht weiter.

 

"Es tut mir Leid.", meine eigene Schwäche macht mir zu schaffen, die Hilflosigkeit, ausgeliefert zu sein.

 

"Wenn das nicht mütterlich ist was sie tut weiß ich auch nicht, ich fürchte der Entzug wird früher oder später kommen, eher früher als später.", ich gehe auf und ab, murmele ich.

 

In den Filmen sieht alles immer so leicht aus.

Wir würden einfach ein Loch graben, sie hätte eine Schwäche, wir Werkzeuge.

Warum kann es nicht wie im Film sein, da hat der Held eine reale Chance.

 

Ich erinnere mich an die verzweifelte Flucht, ich hätte Vivian zurück gelassen.

 

Helden, Heldentum, alles Lügen.

 

Ich seufze, lasse meine Schultern sinken, warte ab, im eigenen rostigen Käfig.

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Jenny hält Wort die Nächste Zeit ist sie mit aufräumen beschäftigt, selbst das Labor wird auf Vordermann gebracht, die Laken von ihrem Bett verschwinden und sie schrubbt die Wände der Höhle bis keine ihrer Schuppenkolonien mehr zu sehen sind. Euch bringt sie täglich frisches Wasser damit ihr euch putzen könnt und zu eurer Überraschung auch Zahnbürsten die sie online bestellt hat. Nichts desto trotz ist das Leben auf engstem Raum für euch anfänglich unerträglich, als Latrine steht nur ein Eimer zur Verfügung der auch nur einmal täglich geleert wird. Um euch ein wenig Privatsphäre zu gönnen hat Jenny euch ein Laken gegeben das ihr in der Zelle aufspannen könnt, aber mehr als ein notdürftiges Improvisorium ist das nicht. Die Geräusche der anderen der Geruch, Willy´s entnervendes kläffen oder glühendes Starren in der Dunkelheit begleiten euch die ganze Zeit.

 

Ihr wisst nicht wie viel Zeit vergangen ist, Jenny sagt es euch nicht, vielleicht hat für sie die Zeit jegliche Bedeutung verloren und jeder Abschnitt ohne frische Luft und Sonnenlicht ist eine Tortur. Das Höhlenforschersyndrom macht sich breit, ihr habt das Gefühl eure Schlafphasen werden immer länger und eure wachen Phasen immer kürzer. Seit Jenny euch gefangen genommen hat, hat sie euch fünf Mahlzeiten serviert, oder waren es schon sechs oder sieben? Wie oft hattet ihr Frühstück? Wie oft Mittag. Eins ist sicher Jenny kümmert sich gut um euch, das Essen ist immer gut und reichhaltig, ihr habt genug zu trinken. Tag ist für euch wenn Jenny in der Höhle ist, wenn das Licht an ist, Nacht wenn die Lampen verlöschen. Willy macht sich in der ersten Zeit einen Spaß daraus sich in der Finsternis an den Käfig anzuschleichen und euch zu erschrecken, bis ihm das zu langweilig wird. Dann starrt er euch im Dunkeln nur noch an...oder ihr glaubt es zumindest.

 

Jenny verbringt jetzt viel Zeit mit euch, redet mit Sarah über Laborarbeit und zeigt euch Fitnessübungen damit ihr trotz der Enge bei Kräften bleibt. Manchmal übersieht sie dabei das ihr noch verletzt seit, aber das will sie nicht gelten lassen. So angestrengt Jimmy auch lauscht und hört, es ist nichts zu vernehme das auf andere Menschen oder die Zivilisation schließen lässt. Irgendwann muss er erkennen das seine Ohren ihm schon streiche spielen und er Geräusche hört die gar nicht da sein können, wie das Klingeln eines Telefons, das aber kein anderer hört oder wie sein Name gerufen wird. Vivian unterhält sich so gut es geht mit Jenny über die fraulichen Dinge des Lebens, die beiden Tauschen sogar Rezepte aus und unterhalten sich über Serien und Orte in LA an denen man gut essen oder feiern kann.

 

Hin und wieder, wenn Jenny nicht in der Höhle ist könnt ihr ein Geräusch hören das sie anhört wie ein anhaltendes, schmirgeln und schaben, trippeln von tausenden hornbewährten Füßen. Es hallt in der Höhle wieder und erschreckt euch jedes mal mit seiner Fremdartigkeit. Keiner von euch hat auch nur eine Idee was das sein könnte, Jenny schweigt sich aus. Der zaghafte Versuch Willy darauf anzusprechen endet in einem geknurrten "grrrrr...wufff chop...chop....you stay you play..." und einem Hecheln als würde der Hund auf etwas warten.

 

Eure Körper heilen langsam, aber die Spuren bleiben. Prellungen wechseln in ein dunkles Lilaschwarz, Wunden verschorfen, eure Haare wachsen. Eine Woche ohne Rasur. Dann als mal wieder das Licht angeht und die gedämpften Lampen aufflackern kommt Jenny breit grinsend zu euch in die Höhle unter den Arm geklemmt hält sie etwas großes das ihr nicht sofort erkennen könnte, es sieht fast wie eine Telefonzelle aus aber als Jenny es vor eurem Gefängnis abstellt könnt ihr erkennen das es ein Chemieklo ist.

 

"Das habe ich Waldarbeitern geklaut!" berichtet Jenny stolz, dann habt ihr es etwas angenehmer in eurer Zelle!

Edited by -TIE-
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Michael Sueson


- Jennys Loch-


 


Ich wache auf. Höre ... nichts. Dann will ich meine Fingerknöchel knacken lassen. Halte mitten in der Bewegung inne. Keine Zwangsneurosen, Cowboy. fang garnicht damit an. Dann bekreuzige ich mich, verkneife mir mit viel Willenskraft den Griff an die imaginären Messer, zu unbefriedigend ist ihr Fehlen. Na gut, du solltest vielleicht besser sagen: keine neuen Zwangsneurosen, Cowboy.


Ich atme tief und ruhig ein, halte den Bauch angespannt, während ich die Luft entweichen lasse. Begreift es als Chance. Ihr müsst durchhalten und einen Weg finden. Werdet gesund, werdet stärker, lernt. Noch einmal atme ich tief ein, versuche an nichts zu denken, mein Geist ist wieder klar. Ich fühle mich, als wäre ich seit Tagen zum ersten Mal wieder wirklich ich selbst. Nicht mehr eine Version von mir, die herumgeschubst wird.


Vielleicht hat mein Unbewusstsein meinen Verrat an Vivian verarbeitet? Da ist einiges hoch gekommen, Cowboy, aus welchem Film kanntest du Chemienull Thermit?


Vielleicht habe ich mir vergeben?


Vielleicht ist nichts anders?


Es ist einfach ein neuer Zeitabschnitt.


Eine neue Gestimmtheit.


Das Glas ist halb ... nein, der Vergleich wäre falsch ... es müsste heißen: Wasser im Glas. Mehr ist nicht von Interesse. Leben heißt leiden. Akzeptiert es. Strebt nach nichts. Ich fühle mich ein wenig erleuchtet. Schaue zu den anderen, die Dunkelheit erlaubt mir kein Durchkommen, ich krabbele mit schmerzendem Körper in ihre Richtung. Nicht nur leben, auch krabbeln heißt leiden, Cowboy, merk' dir das. Ich kann ein leises Stöhnen nicht verhindern. Inzwischen mag ich die Dunkelheit. Dann ist sie nicht hier, dann passiert uns nichts... außer ... Scheiß-Köter! Ich halte mich auf meinem Weg so weit wie möglich fern von den Gitterstäben. Dann komme ich bei den anderen an, horche auf Willy, er ist gerade nicht hier, eine gute Gelegenheit.


 


"Leute, pst. Also gut, was könnt ihr? Ich meine mittel- bis langfristig. Wir sollten voneinander lernen. Ich würde gerne mit euch meditieren, Tai Chi - Meditation in Bewegung - und ein bisschen Zazen. Wir müssen unseren Geist stärken, sonst schaffen wir das nicht. Tai Chi wird auch unseren Körpern helfen. Eine Tonne mit einer Unze bewegen, eine andere Chance haben wir gegen die Dampframme ohnehin nicht. Damit können wir bald anfangen, sobald die schlimmsten Verletzungen durch sind. Danach meinetwegen auch die harten Kampfkünste für den der gerne möchte." Ich lächele in die Dunkelheit und grinse dorthin wo ich James vermute. "Sonst kann ich uns ein wenig ..." mir stockt der Atem. "... naja, massieren. Ich hab' mal ein Tantra-Basisseminar gemacht. Sollte unseren Körpern helfen. Wir müssen stark bleiben. Also ich mein nicht den sexu..." dann breche ich ab. Das wird jetzt kein Vortrag über Tantra, Cowboy. Es geht dir um Massagen, Dehnung, Lockerung, nicht yoni und lingam, oder wird der Punkt kommen, an dem ihr alle Glückshormone braucht die ihr noch habt? Ist das ein Weg um an Jenny ranzukommen. Ich schüttele mich. Zum Glück sieht niemand, wie rot du wirst, andererseits glühst du fast ... und scheißt seit einer Woche vor der ganzen Truppe in einen Eimer, keine Geheimnisse mehr, keine Unterwäsche, keine rasierten Beine, nur Menschen, Freunde. Wir dürfen nicht abgleiten zu den Tieren, wir müssen aufsteigen, unseren Geist erheben, die Meditation ist der Weg, mit dem du den anderen helfen kannst.


 


Nach einer Pause setze ich wieder an. "Eins noch. Ich bin Method Actor. Ich ... naja ... wollte ja immer gerne Schauspieler werden und ... ist halt mein Ding. Ich wollte nur, dass ihr euch nicht wundert. Ich schließe meinen Groll auf Jenny weg, werde ihr guter Freund, werde Familie, aber das heißt, dass ich nicht nur so tue, ich werde sein, zumindest für eine bestimmte Zeit. Ich hoffe ich kann die Rolle loslassen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Ich wollte nur, dass ihr das wisst, euch nicht wundert."


 


Cowboy, du hast echt einen an der Klatsche.


 


"Wenn ihr wollt, würde ich jetzt gerne eine geführte Meditation mit euch beginnen, damit ihr hier rauskommt, zumindest im Geiste. Danach würde ich gerne hören, was ihr mir beibringen könnt. Also: Legt euch einfach hin und entspannt euch, dann ..."


 


Von draußen kommen Geräusche, das Licht wird angeschaltet. Jenny schleppt etwas herein: "Das habe ich Waldarbeitern geklaut!"


 


Also los, Cowboy, los geht's.


Edited by 123
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Vivian Chandler

- Jennys Loch-

 

Ich bin gerade in einer schlechte Phase. Ich vermisse Klamotten, der Scham ist schon lange weg, aber ich vermisse mich decken zu können. Die einzige Zeiten, wo ich immer nackt gerne rumlief, war als ich damals Schwanger war. Die Hormonen spielten verrückt.

 

Hier spiele ich verrückt. Es ist unfassbar anstrengend, mich mit Jenny so zu unterhalten, als wäre ich beim Tee. Ich streichele mir die Haare vom Gesicht weg.

Die stickige Luft macht mich zu schaffen.

 

Was wird Jatik gedacht haben? das wir tot sind. Logisch. Ob jemand das Auto je gefunden hat? Oder hat Jenny es versteckt?

 

Ich höre Michael reden, aber kann nicht wirklich viel davon verstehen. Ich merke, dass Tränen aus meinen Augen einfach runterlaufen. Stumm.

 

Ich sollte aufhören zum essen. Dann ist bald alles vorbei.

Edited by Nyre
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Jimmy Pierce

- Jennys Loch -

 

Ich treibe durch die Dunkelheit.

 

Vor ein paar Tagen ... oder Stunden .. oder Wochen ... habe ich aufgehört mit den anderen zu reden. Zumindest mehr als das allernötigste.

 

Eingepfercht wie ein Tier. Der eingebildete Alpha-Wolf. Ich wollte das Rudel schützen. Mich der Gefahr stellen. Den richtigen Weg vorgeben. Und was ist dabei rausgekommen? Ich habe Vivian sterben lassen. Sie ist tot. Oder ... nein. Sie lebt. Doch. Ich habe sie vorhin nur wenige Zentimeter neben mir gesehen, als das Licht noch an war. Oder nicht? Ich bin mir nicht mehr sicher.

 

Ich verändere meine Sitzhaltung ein wenig. Mein Körper schreit auf. Zum einen die Wunden, die zwar langsam heilen, aber noch immer schmerzen. Zudem meine steifen Glieder. Wie lang war ich so dagesessen in der Dunkelheit? Minuten? Stunden?

 

Dann dringen Worte an mein Ohr. Ich höre sie nur unbewusst. Oder ist es ein Traum? Sie ergeben keinen Sinn. Tai Chi - Meditation, Method Acting. Tantra Massage. Ist das Michael? Egal.

 

 "Das habe ich Waldarbeitern geklaut!"

 

Wer war das? Vivian? Nein, die ist tot. Sarah? Mmh. Vielleicht.

 

Licht brennt sich schmerzhaft in meine Augen. Für einige Sekunden bin ich blind. Dann beginnen bunte Farben vor meinen Augen zu tanzen. Meine Augen tränen, mein Kopf ist ein einziger Schmerz. 

 

Dann sehe ich sie. Jenny. Sie hat gesprochen.

 

Was hat sie gesagt? Ich glaube das war wichtig. Eine Information. Nur welche? Was hat hier eine Bedeutung.

 

Waldarbeiter. Wald. WALD! Wir sind im Wald. Immernoch. Aber das Telefon? Was ist mit dem Telefon gewesen?

 

Kurz klärt sich mein Blick, meine Gedanken ergeben wieder Sinn. Doch im nächsten Moment ist der Geruch wieder da. Ein entsetzlicher Gestank. Schmutz. Urin. Kot. Und ungewaschene Menschen. Eingepfercht auf engstem Raum. 

 

Unser Geruch.

 

Ich will rebellieren. Ich will Jenny anbrüllen. Sarah ist nicht weiter gekommen. Und ... oh ... Vivian lebt wirklich! Aber auch sie ist nicht weiter gekommen. Also soll Jenny uns ein Ende bereiten. Doch ich habe keine Kraft mehr. Da war doch ein Flackern? Jetzt ist nur noch ersterbende Glut übrig.

 

 

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Sarah Collins

- Jennys Loch -

 

Am liebsten wäre ich wieder allein mit mir und meinen Gedanken. In den letzten Tagen habe ich mich immer öfters in meine Erinnerungen geflüchtet. Schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten, die es so nie wieder geben wird.

 

Ich vermisse Stacey, ich vermisse ihr Lachen und ihre Geschichten über RR. Den Duft von Kaffee am Morgen, die Nächte draußen auf dem Balkon, den Wind beim Bootfahren, die Arbeit im Labor, meine Brille, den weißen Arbeitskittel, mein kleines rotes Auto, die allgegenwärtige Betriebsamkeit der Stadt, den Sand unter meinen füßen, das Rauschen des Meeres,...

 

Aber vermutlich habe ich das alles verdient. Ich habe Jessi auf dem Gewissen und die gutmütige Miss Fabila und den Sanitäter. Ohne meine verdammte Sturköpfigkeit und Hartnäckigkeit wären sie alle noch am Leben. So ergebe ich mich meinem Schicksal. Oft sitze ich reglos mit angezogenen Beinen in einer Ecke der Zelle und denke nach. Über meine Forschung, über Leem der mich ins Verderben gestürzt hat, über Stacey, meine Eltern. Ob sie mich vermissen? Lassen sie mich suchen? Oder denken sie ich sei tot?

 

Einziger Lichtblick sind die Gespräche über Jennys Forschung. Sie lenken mich ab, fordern meinen Geist, der mir ansonsten keinen Moment der Ruhe gönnt. Wie viele, zum Teil aberwitzige Fluchtpläne, habe ich schon in Gedanken ent- und wieder verworfen? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur eines - ich will nach wie vor hier raus. Und sei es nur um alles enden zu lassen. Keine Angst mehr, keine Demütigung mehr, keine vermaledeiten Gedanken und Selbstvorwürfe mehr... Gar nicht mal das schlechteste...

 

Michaels Vorschlag zu Meditieren wische ich mit einem harschen Kopfschütteln beiseite. Dass er es nicht einmal sehen kann ist mir egal. Als Jenny mit dem Chemieklo ankommt, gebe ich es entgültig auf mich allein mit meinen Gedanken in das Eck zu kauern. Zumindest bringe ich es zustande meinen auf den angezogenen Knien ruhenden Kopf so weit zu heben bis ich das Geschehen durch meinen Pony hindurch beobachten kann. Eine Gefühlsregung überkommt mich trotz Jennys Freude nicht.

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Während Willy den Eingang bewacht wuchtet Jenny den Stein beiseite und schiebt die Chemietoilette in eure Zelle und nimmt den Eimer mit der bisher eure Toilette war. "So, dass sieht doch schon viel besser aus!" Jenny ist unbeachtet eurer Stimmung guter Laune.

 

"Sarah..." fängt sie an wärend sie noch in der Tür sitzt "...wir haben uns so viel über die Forschung unterhalten und ich glaube du könntest mir nützlich sein. Ich bekomme bald Besuch, oh jaa...dann können wir im Labor arbeiten und vielleicht, wenn wir Fortschritte machen dafrst du dir heute Abend etwas zu essen aussuchen. Ich könnte Pizza bestellen, was meinst du!?"

 

Jenny schaut Sarah in freudiger Erwartung an.

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Vivian Chandler

- Jennys Loch-

 

"Danke Jenny, das ist..echt nett von dir, danke" sage ich müde.

Ich schaue mal kurz Michael an. Sobald wir wieder allein sind, werde ich ihn antworten.

Wenn ich nicht wieder einschlafe.

"He Jenny, sag mal. Wie wäre es, wenn wir ein wenig durch die Höhle laufen dürften? Ich meine du bist ja auch hier...nur so eine halbe stunde am Tag... damit wir wieder auf die Beine kommen...es ist echt hart hier drin zu sitzen. Weisst du? Nur ein wenig..mehr nicht." Ich klinge noch müde als vorher.

"Und da du ab und zu etwas online bestellst..."

 

Online, sie hat einen Smartphone. Wie können wir das benutzten? Sie haben ein gps?

 

"..vielleicht kannst du beim nächsten Mal duschgel, etwas mit schönem Geruch, und Deos bestellen? Bitte..." ich flehe fast sie an.

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Jenny blickt rüber zu Vivian und grübelt. "Ich weiß noch nicht, ich muss ein paar Dinge regeln bevor ich euch alle rauslassen kann, aber ihr wart bis jetzt immer brav und artig. Ich nehme erst mal Sarah mit in mein Labor und wir werden sehen wie das klappt."

 

Jenny schaut dann zu Willy. Welcher winselnd vor ihr auf dem Boden liegt und seine Zähne mit einem entnerfend schabenden Geräsuch am Boden entlangzieht also würde er sie schärfen.

 

"Aber vielleicht, ja, das ist garkeine schlechte Idee, will ja jemand mit Willy spielen solange Sarah und ich im Labor sind? Dann ist er abgelenkt und stört uns nicht. Aber erst mal nur einer, Willy muss sich an euch gewöhnen und wenn alles gut läuft, dann bestell ich euch Deo, vielleicht auch Duschgel!?"

 

Jenny tätschelt den Kopf ihres monströsen Rhodesian Ridgeback.

Edited by -TIE-
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Sarah Collins

- Jennys Loch -

 

Im Labor arbeiten... Besuch... Welcher Besuch?

 

Mein Herz macht einen kleinen Satz, ich darf hier raus! Derart beflügelt gelingt es mir sogar meinen Kopf vollends zu heben und mich aus meiner kauernden Haltung ein wenig aufzurichten. "Ich helfe dir gern..." Nur meiner Stimme fehlt ein wenig Kraft und Begeisterung als mein Blick an Willy hängen bleibt. "Wann willst du anfangen? Und darf man fargen wer zu Besuch kommt? Ist es Dr. Finley?"

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