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[Nightmare Bites] Kap.1: BÜHNE AUF EIS


Der Läuterer
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"Unkraut vergeht nicht ... Mir geht es gut. Ich habe es im letzten Moment noch kommen sehen.

 

Aber was diesen verrückten Fahrer angeht ... Ich hoffe, die Leute kümmern sich vernünftig um ihn ... Eigentlich sollte ich nach ihm sehen, aber ... das geht jetzt nicht!", sage ich leise zu Matilde.

 

Im Vorbeigehen murmele ich dann zu einem der Schaulustigen: "Bitte rufen Sie einen Arzt für den Fahrer! Wir sind noch ganz benommen. Falls uns die Polizei sucht ... oder ein blonder, junger Mann ... wir sind dort drüben in der Teestube!" 

 

"Keinen Sinn, das verberegen zu wollen. Uns sehen ohnehin zu viele der Schaulustigen dort hingehen.", denke ich.

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Ihr öffnet die Tür des Tee-Ladens.

 

http://s7.computerhistory.org/is/image/CHM/500004376-03-01?$re-zoomed$

 

Warme Luft strömt Euch entgegen. Der Geruch von verschiedenen Tee-Sorten ist sehr angenehm. Einfach betörend.

 

http://umbertofederico.de/wp-content/uploads/UFP_9692.jpg

 

Inmitten des Raums steht ein schmiedeeiserner Ofen, der bullernde Wärme ausstrahlt.

 

Der Laden ist zwar nicht überfüllt, aber Ihr seid auch nicht allein.

 

http://www.gjenvick.com/DigitalAssets/Brochures/UnitedStatesLines/TheSteamshipLeviathan/1923/Photo-12-Tea-Room-500.jpg

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Als wir die Teestube betreten, bleiben die zunächst beiläufigen Blicke an uns heften. Kein Wunder: Wir geben einen ziemlich derangiertes Bild ab ... ziemlich unbritisch.

 

Ich lenke Matilde zu einem freien Tisch in einer Nischen. Hier gibt es auch eine Eckbank, auf die Matilde sich bei Bedarf legen kann. Und wir sind ein wenig vor den neugierigen Blicken der anderen Gäste geschützt.

 

So, dass niemand es sehen kann, nehme ich die Pistole aus der Jackentasche. Dann hänge ich mein nasses Jacket über die Rückenlehne des Stuhls und setze mich. Die Waffe verberge ich unter meinem Bein.

 

Ich sauge den aromatischen Duft der unzähligen Teesorten ein. Ich schließe kurz die Augen und fühle mich einen Moment zurückversetzt in die Teehäuser Persiens. Ich meine die Wärme des Orients zu spüren, auch wenn mein Verstand mir sagt, dass es in Wahrheit nur die Glut des Ofens ist. Dann winke ich der Bedienung.

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Ich schaue auf die Uhr, dann lege ich mein Mantel so, dass ich verdeckt bin, und, unter den Mantel verdeckt, stille Alexander.

Das beruhigt mich, und ich sicherlich auch.

Ich starre geradeaus, der Schock sitzt noch etwas, und mir ist unwohl.

Übel irgendwie.

Mein Kopf ist leer.

Ich streichele dabei Alexanders Kopf, und sage kein Wort.

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Nachdem ich überzeugt bin, dass Matilde stabil ist und zur Ruhe zu kommen scheint, rücke ich meinen Stuhl so weit zurück, dass ich aus dem Fenster auf die Straße blicken kann.

 

Ich sehe, wie ein Krankenwagen erscheint. Mehrere Männer heben vorsichtig den Fahrer aus dem Taxi und tragen ihn in den Krankenwagen.

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/New_South_Wales_Railway_Ambulance_Corp_Transport_vehicle_in_1930.jpg

 

Ein Arm des Mannes rutscht von der Trage und hängt herab. Etwas löst sich aus seiner Hand ... ein Stück Papier ... eine Banknote. Sie wird vom Wind erfasst und weht über das Trottoir...

 

Die Menge um das beschädigte Taxi beginnt sich aufzulösen. Der ruhige Mann steht noch immer an der gleichen Stelle. Er scheint nachdenklich zum Teehaus herüberzublicken.

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Die Bedienung bringt uns Tee. Mehr, um Matilde abzulenken, frage ich: "Wird der Tee Alexander wach halten? Möchtest Du doch etwas anderes trinken? Wir bekommen hier sicher auch eine warme Milch."

 

Gleichzeitig denke ich aber: "Wenn Hans uns bis zum Schluss gefolgt wäre, müsste sein Auto langsam auftauchen. Hätte er den Unfall bemerkt, wäre er doch wohl kaum auf Distanz geblieben. Hans ist egozentrisch und unsensibel. Aber er würde Matilde sicher nicht in einer solchen Situation alleine lassen. Er würde sich vergewissern wollen, ob es ihr und Alexander gut geht. Aber es wäre auch kein Wunder, wenn er das Taxi verloren hätte ... bei der Fahrt. Der Benz ist sicher ein schnelles Automobil. Aber nach dem, was ich gesehen habe, schätze ich Hans nicht gerade als sicheren Fahrer ein. Und bei diesen Witterungsverhältnissen wird Hans die Motorkraft wenig nutzen. Es mit einem heimischen Berufskraftfahrer aufnehmen zu wollen, der auch noch mit einem Vorsprung startet und jeden Schleichweg kennt, dürfte Hans realistisch betrachtet kaum möglich sein.

 

Es besteht also noch kein Grund zur Unruhe!", versuche ich mich selbst zu beruhigen. Tatsächlich frage ich mich aber erneut, ob es je die Absicht von Hans war, uns tatsächlich zu folgen. "Es müsste ihm selbst klar gewesen sein, dass ihm das kaum gelingen könnte. Vielleicht wollte er Matilde und Alexander auch nur aus der Gefahrenzone bringen ... hat gehofft, dass die Organisation nur ihm folgen würde. Aber welche Pläne hatte er für die Zukunft, falls er nicht erfolgreich sein würde? Hat er Matilde auf diese Option vorbereitet? Und warum hat er dann nicht zugelassen, dass ich Matilde und Alexander auf das Zimmer bringe? ... Hätte Matilde ihn alleine gehen lassen und wäre mit mir gekommen? Vermutlich nicht. Aber sie hätte mir sicherlich zumindest Alexander anvertraut ..." Ich blicke herab auf meine vom Alter gezeichneten Hände und setze unsicher hinzu: "... vielleicht."

 

"Vielleicht sollte ich ein Telefon suchen und in der Kanzlei anrufen?", frage ich Matilde. "Hans hat vermutlich einen anderen Weg zur Kanzlei genommen. Auch nur ansatzweise unauffällig an diesem Irren dran zu bleiben, dürfte für Hans unmöglich gewesen sein. Hast Du die Telefonnummer?"

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"Tee ist gut, ich nippe nur dran" sage ich langsam.

"Ich habe Kopfweh. Ich zittere, aber nicht weil mir kalt ist. Ich meine, es ist der Shock. Wird schon"

Ich seufze.

"Ja, ruf bitte in der Kanzlei an. Die Nummer ist 3598. Bitte."

Ich schaue ihn nicht an, sondern nach unten, aber drücke kurz seine Hand.

"Die gesamte Situation passt mir nicht..ich fühle mich nicht..ich weiss nicht."

 

Ich schüttele den Kopf.

 

"Vielleicht wollte Hartmut sie ablenken".

 

Ich schaue Alex wieder.

 

"Wir schaffen es, kleiner Mann"

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Ich halte kurz Matildes Hand fest. Gerade lange genug, um die Waffe darin zu verbergen. Dann stehe ich auf, streiche mir mein naß-kaltes Jacket über und begebe mich zur nächsten Bedienung, die ich finde.

 

"Bitte, könne Sie mir sagen, wo ich telefonieren kann? Gibt es hier in der Nähe eine Telefonzelle?"

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"Wir haben hinten," Sie deutet mit einem Kopfnicken in die richtige Richtung "vor der Küche, einen Sprecher an der Wand." Die kleine Bedienung lässt Dich stehen.

 

Ihr habt den Mann auf der Strass schon fast vergessen.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass er verschwunden ist.

 

Du gehst zum Telefon, als dieses gerade klingelt...

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Ich sehe mich um, aber niemand vom Personal scheint gewillt zu sein, ans Telefon zu gehen.

 

Kurzentschlossen hebe ich ab.

 

"Guten Tag, Sie sind mit IHRER Teestube verbunden! Wir freuen uns über Ihren Anruf. Was können wir für Sie tun?"

Edited by Joran
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"Guten Tag. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass ich mit dem Begleiter von Madame Visconti spreche." Der Mann, am anderen Ende der Leitung hebt nicht die Stimme. Es ist also keine Frage. Man weiss Bescheid.

 

"Hören Sie einfach zu und unterbrechen Sie mich nicht."

 

"Mein Name ist unwichtig. Sie sind es auch. Ich denke, dass ich nicht konkreter werden muss."

 

"Sie haben sicher einen langen Weg hinter sich... deshalb möchte ich nicht Ihre Zeit stehlen."

 

"Ihrem Aussehen nach sind Sie kein Leibwächter. Stratton hat Sie also nicht aufgrund Ihrer Fitness kommen lassen."

 

"Sie müssen andere Qualitäten haben, Herr Spezialist."

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Ich überlege, welche Qualitäten der Fremde mir zuschreiben zu können meint.

 

"Wie Sie schon sagten: Ich bin unwichtig. Und, weil Sie keine Unterbrechung wünschen und mir auch nicht meine Zeit stehlen wollen, schlage ich vor, dass Sie zum Punkt kommen."

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"Es geht um einen kleinen Auftrag."

 

"Ein Leichtes... für einen Spezialisten wie Sie, den man extra nach London holen muss."

 

"Kommen wir also zur Sache..."

 

"Es geht um die Penhew-Stiftung."

 

"Lord Penhew hat Aufzeichnungen... die privaten Papiere... wir wollen die Tagebücher haben. Daran sind wir interessiert."

 

"Richten Sie also Ihrem Boss aus, dass wir die Papiere aus der Zeit der Carlyle Expedition in Ägypten haben wollen."

 

"Sie haben 48 Stunden. Ab jetzt." Du schaust auf Deine Uhr. Es ist kurz vor 14 Uhr.

 

"Besorgen Sie sie, oder betrauern Sie sie. Die gute Frau Stratton. Frau Visconti."

 

"Ich habe Sie nun lange genug aufgehalten. Vielleicht sollten Sie jetzt nach Mutter und Kind sehen? Hoffentlich sind beide noch wohl auf. Man kann nie wissen. Sie verstehen?"

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"Ich verstehe, was Sie sagen. Ich verstehe nur nicht, warum Sie nicht persönlich mit Mr. Stratton sprechen. Ich bin kein Mitarbeiter der Detektei.

 

Warum denken Sie, mich würde Ihr Erpressungsversuch beeindrucken?

 

Und, einmal angenommen, ich würde diese Unterlage bekommen. Wem sollte ich sie geben, wo Sie mir Ihren Namen nicht verraten wollen?

 

Wenn Sie meine Dienste in Anspruch nehmen wollen, bedarf es schon etwas mehr als einer billigen Drohung am Telefon. Mein Honorar sieht gewöhnlich etwas anders aus. Ich schlage vor, wir besprechen das persönlich ... suchen nach einer Lösung, mit der wir beide leben können ... wie zivilisierte Menschen. Sie wissen ja wo Sie mich finden. Und weit scheint es für Sie auch nicht zu sein."

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"Geben Sie die Informationen einfach an Herrn Stratton weiter."

 

"Wir werden mit Ihnen wieder in Kontakt treten." Dann legt der Sprecher auf.

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