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[Nightmare Bites] DER TAG ALS DER REGEN KAM


Der Läuterer
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Die Witwe erscheint unbeeindruckt von dem Auflauf im Foyer ihrer Pension. "So, die Herrschaften, wenn Sie Tee oder Kaffee haben möchten, dann folgen Sie mir bitte in die Küche." Das Knarren der Dielen ist zu hören, als Frau Loock voraus geht. "Kommen Sie, kommen Sie. Die Kücke ist gross genug für alle."

 

Ein Blick in die Küche zeigt, dass der Raum zwar eher klein erscheint, sich aber nach hinten, in Richtung Strasse, weiter öffnet und somit wirklich geräumig genug ist. Drei hohe Fenster bieten einen guten Blick auf die Queen Street. In einer dunklen Ecke, links von der Tür sitzt ein Mann am Küchentisch. Es ist nicht viel von ihm zu sehen, denn er hält eine entfaltete Zeitung aufgeschlagen vor sich in den Händen. Neben dem Mann steht am Boden eine geöffnete Aktentasche.

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Clive

 

Ich will mir ein Bild von Hermann Meier machen. Darum nähere ich mich rasch der dunklen Ecke.

 

Als ich vor der Aktentasche anlange, werfe ich einen Blick hinein.

 

"Mrs. Loock hat uns berichtet, dass Sie Gast hier sind, wie wir. Darf ich uns kurz vorstellen, Mr. Meier? Mein Name ich Clive Savage. Und dies ist meine gute Freundin, Mrs. Stratton."

Edited by Joran
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Die Aktentasche ist ein finsteres Loch. Nichts ist darin aus Deiner Position auszumachen, das Dir über den Inhalt der Tasche Klarheit verschaffen könnte.

 

...

...

Zuerst erscheint es, als hätte Dich der Mann hinter der Zeitung nicht gehört. Das Papier der Times knistert. Doch schliesslich antwortet er, ohne jedoch die Zeitung zu senken, so dass Du einen Blick auf ihn erhaschen könntest. "Herr Savage, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, also verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich bin nicht in London, um Bekanntschaften zu machen. Ihnen und Ihrer Freundin also noch einen guten Tag."

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Clive

 

"Wie Sie wünschen, mein Herr", sage ich, werfe Matilde einen irritierten Blick zu und wende dem Mann den Rücken zu, um die Küche wieder zu verlassen.

 

"Komm, wir sollten die anderen nicht länger warten lassen."

Edited by Joran
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Das war knapp. Und es war unsinnig.

Was sollte dieser Abstecher in die Küche? Haben die beiden dort etwas geholt? Ist dieser Herr Meier eine Leibwache der beiden, vielleicht so wie der Typ in der Fliegerjacke? Wovor haben sie sich zu fürchten?

 

Als beide wieder aus der Küche raus sind sage ich: "habt ihr alles was ihr braucht?"

 

"Hier gibt es dich sicher einen netten Ort um sich zu unterhalten und sich kennenzulernen. Ich denke Matilde sollte entscheiden."

 

Ich habe mich etwas entspannt, aber etwas an der Unruhe des Mr. Savage beunruhigt auch mich. Und sind das leichte Blessuren, die ich da bei den beiden ausmache?

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“Der tub pub ist hiet um die Ecke” schlage ich vor.

Ich schaue mich noch um, dann lächele die beide an.

“Das ist Cainnech, er reist mit dem Doktor, und wird uns begleiten Er ist absolut vertrauenwürdig”

Dann gehen wir langsam aus der Pension raus

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OLD MARY's PUB

88 Queen Street

Mittwoch, 08.01.1930

 

Die Kneipe ist zu Mittagspause brechend voll. Ein grosses Gedränge. Die Anonymität der Menge. In etwa 30 Minuten wird sich die Beiz aber wieder geleert haben.

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Clive

 

Wir suchen uns eine düstere Ecke der Kneipe, in der das Gedränge weniger dicht ist. Dort stecken wir unsere Köpfe zusammen und unterhalten uns mit gedämpfter Stimme. Wie verschlossen das Gesicht von Dr. Baxter auch sein mag, vermag er doch nicht zu verbergen, wie sehr ihn die stickige Enge der Menschen abstößt. Auch in unseren verschwörerischen Kreis reißt seine Distanziertheit eine kaum merkliche Lücke.

 

Ich missachte diesen Umstand. Ich habe das Gefühl, dass uns die Zeit davonrennt. "Matilde und Hartmut werden diese Männer sorgfältig ausgewählt haben. Es ist widersprüchlich, wie ich in bestimmten Situationen immer wieder auf Hartmut baue und ihm dennoch grundsätzlich zutiefst misstraue. Aber dies ist nicht der Moment, sich mit solchen Themen zu befassen."

 

Als alle ein Glas vor sich stehen haben, scheint sich ein jeder unschlüssig daran festzuhalten. Niemand mancht Anstalten, das Gespräch auf die Themen zu lenken, die uns gegenwärtig beschäftigen. Mr. Eklund erweckt den Eindruck, dass ihm etwas unter den Nägeln brennt. Dr. Baxters Gedanken bleiben hinter einer unbeweglichen Maske verborgen. Matildes Gedanken kreisen vermutlich um ... Alexander. Und Cainnech, den die Geschehnisse in London noch recht wenig betreffen, beobachtet verstohlen Matilde. Immerhin scheint er an dem Glas irischen Whisky Gefallen zu finden.

 

Schließlich ergreife ich die Initiative und richte mich an Mr. Eklund und Dr. Baxter: "In den letzten Tagen scheinen uns allen merkwürdige Dinge geschehen zu sein. Wir sollten besprechen, was wir weiter zu tun haben und ob wir uns gegenseitig unterstützen können. Ich weiß, dass die Detektei Sie mit Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Auktion beauftragt hat. Bislang blieb uns keine Zeit, in der Matilde mir von den Vorkommnissen im Auktionshaus hätte berichten können. Ich selbst hatte eigentlich geplant, die zur Versteigerung stehenden Gegenstände in Augenschein zu nehmen und bin ... auch ... aus diesem Grund nach London gereist. Aber die Dinge nahmen einen anderen Verlauf."

 

Darauf berichte ich Mr. Eklund und Dr. Baxter in knappen Worten von der gestrigen Taxifahrt, dem Unfall und dem Telefonat im Teehaus. Ich erzähle von dem Handgranaten-Abzug und der Drohung, Matilde und Alexander zu ermorden, wenn ich nicht die Forderungen der Anrufer erfülle. Die Ereignisse in der Schneiderei lasse ich unerwähnt. So weit reicht mein Vertrauen in die beiden mir noch unbekannten Herren nicht.

 

"Ich plane, als nächsten Schritt, Lord Penhew aufzusuchen, um ihn zu warnen. Möglicherweise kann ich ihn auch von einer Zusammenarbeit überzeugen, so dass ich den Erpressern von Lord Penhew extra für diesen Zweck angefertigte, im Ergebnis wertlosen Unterlagen verschaffen kann."

Edited by Joran
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Gebannt höre ich Clive zu.

Das ergibt für mich zunächst alles wenig Sinn.

 

"Warum wenden sich diese geheimnisvollen Auftraggeber nicht direkt an Hartm.... Mr. Stratton? Und wieso haben die gewusst wo ihr euch aufhaltet?"

 

Ich schaue mich um, ob mir jemand auffällt, der uns beobachtet. Da ich es aber für sehr unwahrscheinlich halte überhaupt einen Verfolger erkennen zu können, in dieser überfüllten Kneipe, gebe ich den Versuch schnell wieder auf und wende mich Clive und Matilde wieder zu.

 

"Wo ist Alexander nun? Ist er in Sicherheit? Geht es ihm gut?"

 

"Sie haben sehr Recht, Mr. Savage, wenn Sie sagen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Uns ist, wie sie von Matilde sicher wissen auch einiges passiert, was uns hätte erspart bleiben können und sollen. Allen voran die Vorkommnisse in der Auktionshalle. Allerdings konnte ich einige Gegenstände sicherstellen, die vielleicht in einem Zusammenhang mit den Vorkommnissen stehen. Einen davon habe ich dabei. Aber ich weiß nicht, ob dieser Ort geeignet ist Ihnen diesen Gegenstand genauer zu zeigen. Mir sind hier zu viele Augen und Ohren. Und offensichtlich haben wir es mit Profis zu tun."

 

Ich wende mich Matilde zu, die bisher schweigend da saß.

"Matilde, wie konnte das mit dem Sicherungsstift der Handgranate passieren? Wieso hast du das nicht mitbekommen? Hast du dafür eine Erklärung? Warst du eingeschlafen? Oder einge Gedächtnislücke durch den Unfall?"

 

"Wenn diese Leute so schnell reagieren können und quasi sofort, immer und überall aktiv werden können, haben wir ein riesiges Problem. Weit größer als ich es erwartet hätte... und ich dachte nicht, dass das möglich ist. Haben diese Entwicklungen dazu beigetragen, dass Mr. Stratton plant die Stadt zu verlassen? Er und Mr. Kilmister scheinen zu dem nicht bester Stimmung und nicht in bester Freundschaft zu sein... zumindest jetzt gerade nicht. Ist Mr. Stratton über diese Entwicklungen informiert?"

 

"Oh... und bevor ich es vergesse, Mr. Savage. Ich habe von Mr. Stratton diese Karte bekommen. Er sagte mir, dass auf der Karte ein Name vermerkt war."

 

Sehr viel leiser sage ich: "Sagt Ihnen der Name "R. Casement" etwas? Oder ist es kein Name sondern eine Bezeichnung von etwas?"

 

 

"Was Lord Penhew angeht, so hat dieser sich vor zwei Tagen recht auffällig verhalten. Als wäre er im Bilde was dort passiert. In der Auktionshalle bzw. davor meine ich. Allerdings lud er uns zu sich zum Tee ein. Leider, so meine ich mich zu erinnern, ist diese Einladung bereits ausgelaufen... ich habe es allerdings nicht geschafft sie wahrzunehmen.

Ich möchte damit sagen, dass Mr. Penhew vielleicht nicht nur ein Opfer ist... sondern auch eine Art Täter... oder vielleicht ist er eine Mischung von beidem. Ein Auftraggeber, der sich mit den falschen Leuten angelegt hat."

 

"Und dann ist da noch der eigentliche Auftrag, der uns ins Auktionshaus geführt hat. ... Der Auftrag dieses Mr. Höllsang. Sagt Ihnen dieser Name vielleicht auch etwas?"

 

Ich nehme mein Glas energisch in die Hand und trinke einen großen Schluck und schaue in die Gesichter von Savage, seinem jungen Begleiter und Matilde.

 

 

Als wäre ich aus einem Tagtraum gerissen wende ich mich an Doktor Baxter:

"Doktor Baxter... wir haben Sie vorgestern aus den Augen verloren... haben sie die Fremde aufhalten können? Haben Sie etwas über sie in Erfahrung bringen können? Was ist ihre Vermutung... was hat sie mit dem Einbruch, dem Diebstahl und dem Ganzen zu tun?"

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Ich schaue Ove ernst an.

"Ich habe mich von meinem Mann getrennt. Ich habe ihn verlassen. Er wird sich um Alexander kümmern, und ihn besser beschützen, als ich je könnte. Sie werden aus der Bildfläche verschwinden. Mehr kann ich auch nicht sagen, denn Hartmut hat mir sogut wie gar nichts über ..diese Verfolger erzählt. Was auch dazu beigretagen hat, die Ehe zu beenden. Kein Vertauen ist nicht gut. Ich hätte dir auch früher davon erzählt..aber ich dachte, wir wären sicher, und wollte dich nicht in so eine geschichte reinbringen."

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Clive

 

"Nein, Mr. Eklund, Matilde hatte noch nicht die Zeit, mir von den Ereignissen in dem Auktionshaus zu berichten. Sie sollten das nachholen."

 

Ich nicke zustimmend, als Ove Eklund meint, dies sei nicht der rechte Ort, mir seinen 'Gegenstand' zu zeigen.

 

Erstaunt sehe ich Mr. Eklund an, als er die Karte und den Namen meines toten Freundes erwähnt. Ich ergreife die Karte, die mir Mr. Eklund übergibt.

 

"Ja, Mr. Eklund, der Name sagt mir etwas. ... Und er würde auch Ihnen etwas sagen, wenn Sie Engländer oder Ire wären. Wenn DER R. Casement gemeint ist, muss diese Karte schon einige Jahre alt sein, denn er ist am 03.08.1916 ... gestorben."

 

Ich gehe nicht näher auf die Umstände Sir Roger Casements Tod ein, ebenso wenig auf die Konsequenzen die dieser Tag hatte. Neugierig betrachte ich die Karte, die Mr. Eklund mir übergibt. Dann stecke ich sie sorgsam in die Innentasche meines Jacketts. "Ich werde die Karte sorgfältig untersuchen ...", füge ich nachdenklich hinzu.

 

"Ist das ein Spiel von Hartmut? Eine letzte gehässige Botschaft an mich, bevor er die Bühne verlässt?"

 

"Hat Ihnen Hugh gesagt, woher er die Karte hat?", frage ich Mr. Eklund.

 

Als Mr. Eklund auf Lord Penhew und Mr. Höllsang zu sprechen kommt, erkläre ich:

 

"Nein, einen Mr. Höllsang kenne ich nicht.

 

Auch wenn Lord Penhew möglicherweise keine lauteren Absichten verfolgt haben sollte, als er das Auktionshaus besuchte, erscheint es mir meine Pflicht ihn zu warnen. Und wenn ich durch seine Kooperation Matilde schützen kann, wenn wir so diese Erpresser ausboten oder ihrer habhaft werden können, wäre es umso besser.

 

Möglicherweise wollte Lord Penhew auch nur verhindern, dass es weitere 'Todesfälle' im Umfeld der Auktion gibt oder dass gefährliches Wissen in die falschen Hände gerät. Ich vermute, er wird mir eine eigene Version der Ereignisse und seiner Motive mitteilen. Sei es auch wahr oder gelogen, es wäre interessant, ihm zumindest einmal zuzuhören, denn Lord Penhew hat auf seinen Expeditionen gewiss auch mehr Erkenntnisse gesammelt, als er der Allgemeinheit preisgegeben hat. Da bin ich mir sicher. Sonst wären die Erpresser auch nicht so interessiert an seinen Aufzeichnungen."

Edited by Joran
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"Mr. Stratton teilte mir mit, dass er diese Karte unter den Dingen gefunden habe, die Sie aus einer Schneiderei mitgebracht haben. Sie können Sie gerne behalten. Er sagt der Name gehören einem Toten und würde dort in unsichtbarer Tinte geschrieben stehen. Ich habe mir die Karte allerdings nicht genauer angesehen."

 

"Ich fürchte wir haben viele Themen und Orte, die wir besprechen und besuchen sollten. Es fällt mir allerdings schwer eine Prioritätenliste dafür aufzustellen. Tatsächlich tun sich mehr Fragen auf, als es Antworten gibt und ich hatte tatsächlich gehofft Matilde und Sie, Doktor, wären in der Lage unsere Fragen zu beantworten. Stattdessen bietet sie neue Fragen an. Und drängendere Fragen, wie ich finde."

 

"Mr. Höllsang muss wohl noch etwas warten... wenn wir hier wirklich derartig unter Druck sind, wie es klingt... und die Sache mit der Handgranate ist ein sicheres Zeichen, dass wir unter Druck und unter Beobachtung sind ... dann sollten wir vorsichtig, zügig und präzise handeln. Leider ist das nur zum Teil etwas, was ich mit meiner Expertise bedienen kann."

 

"Wenn wir zu Mr. Penhew gehen, dann wird der Beobachter das feststellen und wir bringen Matilde und uns in Gefahr. Ein Anruf oder ein Bote, wären vielleicht unauffälliger. Aber lassen Sie mich kurz zusammenfassen, was im Auktionshaus passiert ist."

Ich fasse sehr grob zusammen, dass es vor dem Gebäude Schüsse gab, dass Lord Penhew sich auffällig verhalten hat, da er auf etwas zu warten schien. Ich erzähle, dass wir im Gebäude blieben, zwei tote Menschen sahen, eine dunkelhäutige Frau trafen, die wenigstens Matilde und mir entwischte und dass wir nun noch immer mit dem Auftrag des Herrn Höllsang zu tun haben, aber offensichtlich noch ganz andere Baustellen haben.

Zu dem erwähne ich, dass die Gegenstände in meinem Besitz die Situation aus der Sicht des ungehaltenen Mr. Stratton nicht vereinfachen.

 

"So wie es aussieht stehen wir nun aber gewaltig unter Zeitdruck und wir wissen nicht, welche Rolle Penhew spielt. Wir wissen nicht mal welche Rolle wir selbst spielen. Wir wissen nur, dass Matilde und somit auch wir in Gefahr sind. Und dass wir einiges zu klären haben."

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Clive

 

Ich höre mir in Ruhe an, was Ove Eklund zu berichten hat.

 

"Sie haben recht, Mr. Eklund. Es scheint unmöglich, eine Struktur in diesen Ereignissen zu finden. Vielleicht haben die Geschehnisse auch überhaupt nichts miteinander zu tun. Aber in Lord Penhew und der Archäologie haben wir Bindeglieder zwischen den Geschehnisse im Auktionshaus und dem Angriff auf Matilde und Alexander:

 

Lord Penhew war im Auktionshaus, kurz vor dem Überfall ... Sie vermuten sogar, dass er in den Überfall verwickelt sein könnte.

 

Lord Penhew lebt und betreibt seine Stiftung unmittelbar neben der Detektei.

 

Die Erpresser wollen Lord Penhews achäologische Aufzeichnungen erlangen.

 

Und die Erpresser haben kurz vor dem Tee, zu dem auch Matilde von Lord Penhew eingeladen wurde, zugeschlagen.

 

Das KÖNNTEN alles Zufälle sein ... aber wie wahrscheinlich wäre ein solches Zusammentreffen? Nein, mir scheint Lord Penhew die Schlüsselfigur in diesem ganzen Durcheinander zu sein, gleichgültig, ob er Drahtzieher oder Opfer ist. Mir scheint, er könnte beides sein. Dabei frage ich mich, ob er sich bewusst ist, dass eine andere Personengruppe sein Wissen stehlen will und dafür auch vor Gewalthandlungen gegen eine Frau und ein Kind nicht zurückschreckt. Beide hätten bei dem Unfall zuschaden kommen können ... von der Drohung mit einer Handgranate ganz zu schweigen.

 

Zu schade, dass Sie keine Photographie der Maske anfertigen konnten, Mr. Eklund. Ob die vermeindlich wiederaufgefundene Maske tatsächlich noch das Original ist? Mit einer Photographie könnte man einen Detailvergleich anstellen. Aber vielleicht können Sie bei einer genauen Inspektion der Maske auch eine Aussage treffen? Sie scheinen sich ja sehr intensiv mit diesem Stück beschäftigt zu haben.

 

Zu schade, dass ich nicht einen Tag früher angereist bin und die Auktionsstücke noch selbst in Augenschein nehmen konnte.

 

Es mag sein, dass wir in den Auktionsstücken Hinweise finden, worum es hier tatsächlich gehen könnte. Natürlich könnte es Schwierigkeiten verursachen, dass Sie einzelne Gegenstände sichergestellt haben. Andererseits kenne ich Hugh ... Mr. Stratton ...", ich werfe bei diesen Worten einen vorsichtigen Seitenblick auf Matilde, "nicht als einen Menschen, der sich viel Zeit mit Urteilen über Handlungen oder andere Menschen lassen würde ... Nun ja, genaugenommen kenne ich Mr. Stratton überhaupt nicht gut. Trotzdem sollten Sie sich nicht zu sehr von seiner Kritik beeindrucken lassen.

 

Zur Reihenfolge würde ich folgendes vorschlagen:

 

Zuerst hören wir uns an, was Dr. Baxter noch an Erkenntnissen beizustehern hat.

 

Weil irgendein direkter oder indirekter Zusammenhang zwischen den archäolotischen Auktionsstücken, Lord Penhew und seinen archäologischen Aufzeichnungen bestehen könnte, sollte ich mir die von Ihnen gesicherten Fundstücke vielleicht ansehen, bevor ich zu Lord Penhew gehe. Wir könnten hierzu in die Pension zurückkehren." ...

 

"Vielleicht wäre es ohnehin sicherer, bei dieser Gelegenheit eine andere Unterkunft zu suchen", fügen ich nur für mich im Gedanken an das merkwürdige Verhalten der Witwe Loock und den verschlossenen Österreicher hinzu. Laut fahre ich jedoch mit dem nächsten Schritt fort:

 

"Lord Penhew sollte ich anschließend aber in jedem Fall aufsuchen.

 

Hierin sollte ... so hoffe ich ... auch keine Gefahr für Matilde liegen, weder von Seiten Lord Penhews noch der Erpresser.

 

Lord Penhew hat Matilde nicht bedroht, sondern seine Gegner. Vorsicht ist geboten, denn Lord Penhew scheint an Matilde durchaus ein Interesse gehabt zu haben, wie ich Ihrem Bericht entnehme. Bisher haben wir aber keinen Anhaltspunkt, dass Lord Penhew Matilde körperlichen Schaden zufügen will. Alexander sollte sich auch in Sicherheit befinden ...", unausgesprochen vollende ich den Satz: "... so Gott will, mein Argwohn gegen Hartmut unbegründet ist und ein Kind in Hartmuts Obhut überhaupt sicher sein kann." 

 

"Auch die Erpresser werden einen solchen Besuch bei Lord Penhew meines Erachtens nicht gewaltsam verhindern wollen.

 

Wenn die Erpresser einen professionellen Einbrecher mit der Beschaffung der Unterlagen hätten beauftragen wollen, dann hätten sie sich sicherlich nicht an mich gewandt. Der Anrufer hat andere Qualitäten bei mir vermutet, als körperliche Fitness. Das hat er ausdrücklich gesagt. Man erwartet also kaum von mir, dass ich heimlich in das Haus von Lord Penhew eindringe.

 

Die Erpresser glaubten ... oder gaben dies jedenfalls vor ... Mr. Stratton hätte mich als 'Spezialisten' kommen lassen. Als Spezialisten welcher Profession und zu welchem Zweck kommen lassen? Auch dies deutet meines Erachtens auf die Auktion hin, mit der sich Hugh und Matilde im Moment befassen. Ich kann nur vermuten, dass es den Erpressern auf meine ... wohlmöglich sehr überschätzten ... Kenntnisse im Bereich der Archäologie und Geschichte ankommt ... zumindest bezogen auf eine kleine Nische von Erkenntnissen, die mit Ausgrabungen einhergehen können ...

 

Nein, ich bin überzeugt: Die Erpresser WOLLEN GERADE, dass ich zu Lord Penhew gehe und mir dort irgendwie - sei es durch eine List, sei es durch Schmeichelei, sei es im wissenschafltichen Austausch oder schlicht durch Diebstahl - Zugang zu den genannten Dokumenten verschaffe. ... Warum? ... Nun, es scheint mir offensichtlich, dass ein Schläger oder ein Einbrecher an diese Unterlagen nicht so ohne weiteres herankommen könnte, denn sonst hätten diese Männer das selbst erledigt oder jemand geeigneteren gefunden ...

... Vielleicht sind Lord Penhews Aufzeichnungen verschlossen und gesichert. ...

... Vielleicht sind die Unterlagen verschlüsselt. ...

... Vielleicht liegen sie auch einfach zwischen tausenden Dokumenten, so dass ein Einbrecher nicht wüßte, wie er die richtigen Unterlagen darunter ausfindig machen könnte. ...

 

Aber ob Lord Penhew mich mit offenen Armen empfängt, daran kann man Zweifel haben. ... Dennoch muss ich den Versuch unternehmen. Ich sehe keine andere Möglichkeit.

 

Fraglich ist, wie wir vorgehen sollten ... wer mich begleitet. ... Sie und Matilde hatten bereits eine Einladung von Lord Penhew? Sie könnten mir daher vielleicht als Entree behilflich sein und Lord Penhews Tür für mich öffnen? Mir wäre auch wohler, wenn ich nicht ganz alleine in die Höhle des Löwen müsste."

 

Fragend schweift mein Blick von einem der Gesichter, die sich um den Tisch der Kneipe versammelt haben, zum nächsten.

 

"Cainnech, Du könntest draußen warten und beobachten ... falls nötig, könntest Du Hilfe holen.

 

Nach dem Besuch bei Lord Penhew sind wir möglicherweise schon ein wenig klüger. Dann können wir gemeinsam beratschlagen, wie mit den Versteigerungsobjekten verfahren werden sollte. Und dann können wir uns auch mit diesem Höllsang befassen.

 

Die Visitenkarte, die Ihnen Mr. Stratton gegeben hat, nehme ich bisweilen an mich. Ich werde sie heute abend einer genauen Untersuchung unterziehen. Mich interessiert sie sehr ... aus eher persönlichen Gründen. Aber das muss jetzt leider warten. Noch kann ich mir keinen Reim darauf machen, wie sie in die Tasche eines Toten in der Schneiderei kam. Bedauerlich, dass Mr. Stratton Ihnen nicht mehr sagen konnte. Offenbar befand sich keine Papiere in den Unterlagen, die auf den Namen des Togen schließen ließen. Vielleicht hat die Polizei bereits Erkenntnisse über die Identität des Toten und die genaue Todesursache. Hätten Sie eine Möglichkeit, an solche Informationen zu gelangen? Der Tatort wurde gestern gesichert. Ich habe einen Polizisten in die Schneiderei geschickt. Heute Mittag war dort eine amtliche Verlautbarung angebracht, wonach das Betreten der Schneiderei verboten ist.

 

Wenn wir dann noch irgendwie Zeit finden, könnte sich jemand nach dem verletzten Taxifahrer erkundigen. Vermutlich hatte er den Auftrag, uns zu dieser Kreuzung zu fahren. ... Anders kann es eigentlich nicht gewesen sein. Wie sonst hätte man uns dort erwarten sollen? ... Vielleicht kann man aus ihm noch etwas herausbekommen. Aber meine Hoffnungen sind diesbezüglich eher gering.

 

Was meinen Sie? Sollen wir so vorgehen?"

Edited by Joran
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