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Reale Orte in Szenarios: Juristisch problematisch?


mvdf
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Ich recherchiere im Moment für ein eigenes Cthulhu-Szenario. Und ja, vielleicht ergibt sich auch mal die Möglichkeit, dieses irgendwann (in einem Fan-Blog oder wo auch immer) zu veröffentlichen.

 

Jetzt stellt sich für mich die Frage: Wie viel Realität darf in so einem Szenario stecken. Im offiziellen Cthulhu-Autorenleitfaden von Pegasus wird beispielsweise befürwortet, reale Orte in einem Szenario einzubinden. Nur frage ich, wie weit man da gehen kann und ob es juristische Probleme geben könnte, wenn man das tut. Ich meine damit nicht, dass man Hamburg oder so als Ort erwähnen darf. Aber z. B. eine reale Bohrinsel als "Drehort" für ein Szenario? 

 

Wie seht ihr das? Besonders freue ich mich auf Stimmen von Autoren, die bereits offizielle oder inoffizielle Szenarios veröffentlicht haben. Auch interessiert mich, wie man z. B. bei Pegasus intern mit diesem Thema umgeht? Gab es in der Cthulhu-Geschichte ggf. schon kritische Situationen zum Thema?

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Schöner Thread!

Ich kann da leider inhaltlich nicht mitreden, aber mich interessiert das Juristische dabei schon länger.

 

@Heiko: kannst du mehr dazu sagen, wie die rechtliche Lage da ist (zumindest grob)? Wie detailliert darf man werden?

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Es gab bei Pegasus noch nie Probleme mit den Schauplätzen.

 

Das will ich natürlich nicht unterstellen.  ;)

 

Aber gibt es dennoch nicht hin und wieder Überlegungen, irgendetwas in einem Szenario aus juristischen Gründen zu ändern/befremden? Entweder von dir selber oder alternativ von eurem Hof-Justizar entschieden? Ich kenne das beruflich aus anderen Bereichen, z. B. im Marketing, wo es immer wieder heißt "So dürfen wir das nicht bewerben" oder "Das Risiko wollen wir hier nicht eingehen". Auch wenn ich dieses Thema quergoogle, finde ich immer wieder Forums-Threads von Regionalkrimi-Autoren, die Angst davor haben, dass der einzige Bäcker im Dorf XY sich angesprochen fühlt, wenn der fiktive Dorf-Bäcker im Krimi als Mörder entlarvt wird. 

 

Was die Orte betrifft: Es gibt so viele spannende Orte, die sich für Cthulhu nutzen lassen (und teilweise auch genutzt wurden und werden). CERN in der Schweiz, die ISS, eine berühmte Universität, ein reales Kreuzfahrtschiff, eine Bundesbehörde in Berlin oder Bonn etc. Jetzt gibt es für mich als Autor zwei Möglichkeiten: a ) Nicht den Teufel an die Wand malen und den realen Ort (mit fiktiven Personen) ruhig verwenden. Oder b ) den Ort verfremden, um lieber auf Nummer sicher zu gehen - dabei aber auf den Effekt des realen Orts verzichten.

Edited by mvdf
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Ich glaube, man muss zwischen realen Orten und Personen differenzieren.

 

Orte haben mE kein Recht, das dadurch verletzt werden könnte, dass diese in fiktiven Rollenspielprodukten vorkommen.

 

Bei Personen könnte dies anders sein, zumal hier auch oft auf reale (wenn auch typischerweise oftmals tote) Personen Bezug genommen wird bzw. diese im Abenteuer als NSC/Person vorkommen (zB Agatha Christie in Die Bestie). Mich interessiert das auch, gerade im Hinblick auf historische Personen der Zeitgeschichte.

 

Wobei man natürlich darüber nachdenken müsste, ob - mittelbar - über einen Ort, der zB als Mörderloch beschrieben wird, Persönlichkeitsrechte bestimmter Menschen verletzt werden könnten.

Edited by Die InsMaus
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Kurzer Kommentar von mir bzgl. "Froschkönigfragmente": Ich habe mal kurz die Einleitung überflogen und nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass der Bürgermeister des realen Vorbildes zu Seehusen das nicht wollte. Im Gegenteil dankt der Autor der realen Stadt für die Unterstützung und auch für die Erlaubnis, die Karte der Gemeinde zu verwenden.

 

Es gibt auch andere Orte in dem Abenteuer, die dann direkt real sind. Ich denke, der Autor hat bloß die zentrale Stadt fiktiv aufgebaut, da diese halt auch eine sehr spezielle Geschichte in dem Abenteuer hat.

 

Gruß,

Kasi

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Reale Personen der letzten 100 Jahre werden ggf. als NSCs verwendet, wenn sie dabei nicht negativ dargestellt werden (bzw. negativ über das hinaus, was eh über sie bekannt ist).

Z. B. Agatha Christie in der Bestie - sie war tatsächlich vor Ort, sie kann tatsächlich Dinge hören von den SCs, die sie später in einen Krimi einfließen lassen könnte usw. usw.

Oder ein Serienmörder - der hat tatsächlich serienweise Leute umgebracht, damit allein verunglimpft man ihn ggf. nicht. Ihm aber z. B. obskure Perversionen anzuhängen - das würden wir nicht tun.

Schon gar nicht wird eine reale Person zum üblen Kern-Antagonisten der SCs, weil man ihr diverse okkulte o.ä. Dinge "unterschiebt".

Bei Orten ist es i.d.R. besinnlicher. Es ist aber immer zu hinterfragen, ob ein bestimmter Ort überhaupt erforderlich ist. Meist ist er einfach "ein Ort".

Noch ein Beispiel: Im Schattend es Doms = echter Ort und echte weit weit weg historische Personen = alles ok.

Was auch nicht vergessen werden darf: CTHULHU ist ein Rollenspiel, kein Geschichtswerk. Und so wird es "draußen" auch wahrgenommen.  Ausgedachte Gefahren aus dem All, anderen Dimensionen und von jenseits der Vorstellungskraft machen böse Sachen. Es hat noch nie jemanden aus dem echten Leben gegeben, der sich daran gestört hätte, da "beiläufig erwähnt" zu werden.

Ich bin mir auch ganz sicher, dass der maßgebliche Ort im Harz bei den Froschkönigfragmenten das Abenteuer gar nichtz zur Kenntnis genommen hätte, wenn man seitens der Herausgeber nicht explizit danach gefragt hätte. Manchmal ist Schweigen Gold ... was dem Abenteuer aber keinen Abbruch tut.

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So wie ich das Vorwort verstanden habe, ist es aber bei Froschkönigfragmente doch gut gewesen, dass die Herausgeber mit dem Ort Kontakt aufgenommen haben. So konnten sie eine historische Karte verwenden und haben auch mit Sicherheit anderweitig Unterstützung erhalten. Denn das Abenteuer wirkt in der Schilderung der Region und der Stadt absolut authentisch.

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Kurzer Kommentar von mir bzgl. "Froschkönigfragmente": Ich habe mal kurz die Einleitung überflogen und nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass der Bürgermeister des realen Vorbildes zu Seehusen das nicht wollte. Im Gegenteil dankt der Autor der realen Stadt für die Unterstützung und auch für die Erlaubnis, die Karte der Gemeinde zu verwenden.

 

Es gibt auch andere Orte in dem Abenteuer, die dann direkt real sind. Ich denke, der Autor hat bloß die zentrale Stadt fiktiv aufgebaut, da diese halt auch eine sehr spezielle Geschichte in dem Abenteuer hat.

 

Gruß,

Kasi

 

Ich meine mich von der Lektüre damals zu erinnern, dass der echte Ort Seesen ist. Weiß aber nicht, wo genau ich das im Buch gelesen habe.

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Kurzer Kommentar von mir bzgl. "Froschkönigfragmente": Ich habe mal kurz die Einleitung überflogen und nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass der Bürgermeister des realen Vorbildes zu Seehusen das nicht wollte. Im Gegenteil dankt der Autor der realen Stadt für die Unterstützung und auch für die Erlaubnis, die Karte der Gemeinde zu verwenden.

 

Es gibt auch andere Orte in dem Abenteuer, die dann direkt real sind. Ich denke, der Autor hat bloß die zentrale Stadt fiktiv aufgebaut, da diese halt auch eine sehr spezielle Geschichte in dem Abenteuer hat.

 

Gruß,

Kasi

 

Ich meine mich von der Lektüre damals zu erinnern, dass der echte Ort Seesen ist. Weiß aber nicht, wo genau ich das im Buch gelesen habe.

 

Das ist richtig, ich wollte ihn bloß nicht nennen weil ich nicht wusste, ob es dann rechtliche Probleme gibt :D (nur ein Scherz)

 

Wenn man nach Seesen googelt stellt man auch fest, dass sich dort Wilhelm Busch gewirkt hat. Und ich meine mich zu erinnern, dass ich den Namen "Jacobsen" auch im Abenteuer gelesen hab. Zu guter letzt macht man im Abenteuer auch einen Abstecher nach Mechtshausen, welcher ein realer Nachbarort von Seesen ist.

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Gut, bei wortwörtlichen "Orten" kann ich das verstehen. Aber bei staatlichen oder privaten Anlagen und Geländen? Ich frage deswegen, weil ich ein reale Forschungsstation als Ort für das Szenario verwenden möchte. Auf der offiziellen Website der Station sind Berichte zu finden, in denen die Mitarbeiter über die Arbeit und das Leben dort berichten. Solche Berichte und Reports bieten mir natürlich sehr gute Hintergrundinfos für das Szenario. 

 

Aber man sieht: Das ist schon was anderes als die Verwendung des Kölner Doms für ein Szenario. Immerhin sind über den Kölner Dom viele Quellen und Infos zu finden. Selbst zu einer Station wie der ISS - die ja sehr bekannt ist - wurde schon viel geschrieben, und da dürften Fiktionen darüber eher unproblematisch sein. Aber eine polare Forschungsstation, die nicht so sehr "in der Öffentlichkeit" steht und über die die meisten Informationen nur auf der hauseigenen Website zu finden ist? Bestünde da nicht die Gefahr, dass sich die Administration der Station bzw. die Behörde, zu denen die Station gehört, ein Problem mit einer fiktiven Geschichte oder einem Rollenspielszenario haben könnten? 

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Ich kann von einem speziellen Fall eines Anderen Systems berichten.

 

Eine Bekannte betreibt eine Fan Seite für das System Shadowrun. Dort können auch eigene Abenteuer veröffentlicht werden. Ein Autor hatte die Idee einen Einbruch in das Casino einer Stadt im Rhein Main Gebiet zu beschreiben und fand im Internet Fluchtpläne etc dieses Casinos. Er beschrieb den Hergang und alles was man für ein Abenteuer benötigt und stellte das ganze online.

 

Da man selten gute Abenteuer findet die auch noch so detailliert beschrieben sind wurde der Link oft geteilt, sodass man einige Wochen lang wenn man bei Google nach dem Casino suchte  auf der Seite meiner bekannten bei ersten Treffer landete (also noch vor der HP des Casinos) Und plötzlich bekam sie Post von der Polizei. Eine Ermittlung wegen Planung zur Begehung einer Straftat. Das ganze lies sich schnell aufklären, aber das gesamte Abenteuer wurde recht schnell aus dem Netz genommen. 

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Aber man sieht: Das ist schon was anderes als die Verwendung des Kölner Doms für ein Szenario. Immerhin sind über den Kölner Dom viele Quellen und Infos zu finden. Selbst zu einer Station wie der ISS - die ja sehr bekannt ist - wurde schon viel geschrieben, und da dürften Fiktionen darüber eher unproblematisch sein. Aber eine polare Forschungsstation, die nicht so sehr "in der Öffentlichkeit" steht und über die die meisten Informationen nur auf der hauseigenen Website zu finden ist? Bestünde da nicht die Gefahr, dass sich die Administration der Station bzw. die Behörde, zu denen die Station gehört, ein Problem mit einer fiktiven Geschichte oder einem Rollenspielszenario haben könnten? 

 

...welches Problem sollten Sie denn damit haben? Du solltest nicht mit den echten Crew-Namen arbeiten, aber abseits davon: welches Problem könnte denn für die Betreiber/Behörde entstehen?

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