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[Nightmare Bites] DER TAG ALS DER REGEN KAM


Der Läuterer
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Clive

 

Matildes starrer Blick verunsichert mich.

 

"Habe ich etwas falsches gesagt? ... Oder ist es nur meine Art ... der Umstand, dass ich die Dinge in die Hand nehme? ...

 

Sieht Matilde mich mit anderen Augen?" Der Gedanke macht mir Angst und versetzt mir einen kleinen Stich.

 

"Nein, es sind nicht ihre Augen. Ich bin es, der sich verändert hat. ... Spürt auch sie schon die Stille in meinem Innern?

 

Ja, sie blickt in mein Innerstes!", bin ich überzeugt. "Sie erkennt, dass dort etwas fehlt, was früher da war ..."

 

Mir wird in diesem Moment die Absurdität meiner Gefühle bewusst. Wie kann die Abwesenheit der Einsamkeit einen einsam machen?

 

Ich halte Matildes Blick lange stand, blicke ihr tief in die Augen und schere mich keinen Deut darum, wie das auf die anderen wirken mag. In diesem Moment gibt es nur Matilde ... meine Tochter ... und mich.

Edited by Joran
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"Nun meine Herren", ich nicke Matilde zu, "und meine Dame, ich denke ebenfalls dass Lord Penhew die vielversprechendste Option ist. Viele der - so möchte ich sagen - Handlungsstränge führen zurück zu ihm. Allerdings muss ich auch ehrlich mit Ihnen sein - ich werde vielleicht nicht der beste Umgang mit einem Lord sein...aus Gründen, die Sie sicher alle schon miterlebt haben."

 

Ich lehne mich kurz in meinem Stuhl zurück, verschränke die Arme und kann nicht glauben, dass ich da gerade so etwas wie einen trockenen Witz auf meine Kosten gemacht habe. Meine Mundwinkeln verziehen sich zu einer Art schelmischen Grinsens.

 

"Da die Zeit bekanntlich knapp ist und wir verschiedene Optionen haben, wie Sie ja schon festgestellt haben, würde ich mich anbieten, etwas mehr über diesen Mr. Höllsang herauszufinden. Ein zweifellos merkwürdiger Name - vielleicht ein Pseudonym? Ich könnte mir vorstellen, dass Mr. Stratton nicht sehr begeistert über diese Art der Recherche sein wird...aber das ist mir mittlerweile einerlei."

 

Ich trinke einen Schluck und räuspere mich dann.

 

"Ach und um Ihre Frage zu beantworten, Ove, ich habe die Negerin verloren - leider. Ein paar Straßen habe ich sie verfolgen und auch fast einholen können. Allerdings war sie clever und ist ins Stadtinnere geflohen. Die Menschenmengen wurden größer...ich hätte sie einholen können, aber vermutlich wäre ich auf offener Straße verhaftet worden, wenn ich der Frau an die Gurgel gegangen wäre. Sie ist fremdländisch...und erschien genau dann, als das Feuer ausbrach. Wenn Sie mich fragen, steckt sie mit dem unter einer Decke, der für unsere ganze Situation verantwortlich ist..."

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In der Bar ist es recht laut. Ein grosses Stimmengewirr. Auch Ihr seid verschwörerisch in Euer Gespräch vertieft, als Cainnech Clive mit einem Ellenbogenstubser auf sich aufmerksam macht. Mit einem kaum merklichen Nicken deutet er zur Bar, wo eine junge aber unattraktive, fast unansehnliche, Schankfrau hinter dem Tresen der Bar die Gläser reinigt.

 

Zuerst weisst Du überhaupt nicht, was Cainnech meint, aber dann fällt er auch Dir auf. Der Mann in dunklem Flanell. Mit den schwarzen Schuhen und dem grauen, langen Mantel. Er bewegt sich leicht und geschmeidig zwischen den Gästen und bewegt sich gezielt auf den Tresen zu. Er beugt sich herüber und wechselt mit der Barfrau einige kurze Worte. Doch die Frau zuckt nur mit den Schultern und putzt ungerührt weiter ihre Gläser.

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Andere Kneipengäste werden ebenfalls von dem Mann befragt. Wieder und wieder. Und einer von ihnen deutet schliesslich in Eure Richtung.

 

Der Mann nickt kurz, steckt seine Hände in die Manteltaschen und geht langsam, mit federndem Schritt, auf Euren Tisch zu.

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Ich schaue den Mann an, will sehen, ob mir sein Gesicht etwas sagt.

"Wir kriegen Gesellschaft, meine herren" sage dann ruhig.

"Könnte die Polizei sein? Wie auch immer, versuchen wir nicht zu überreagieren..."

Ich atme tief ein, und lasse den Mann nicht aus dem Augen.

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Clive

 

Ich zwinge mich, den Mann nicht anzustarren. Wir können ihn nicht alle erwartungsvoll entgegensehen. Stattdessen wende ich mich wieder meinen Gefährten zu. Dabei beobachte ich Matilde und warte, ob ich aus ihrer Mimik Rückschlüsse ziehen kann.

 

Ich spüre das Gewicht der Lightning in meiner Tasche. "Vermutlich ist auch Cainnech bewaffnet, wie ich es ihm gesagt habe. Noch vor zwei Tagen hätte ich kaum eine Waffe zu meiner Verteidigung bei mir geführt ... Ich habe mit der Lightning früher nie den Gedanken verbunden, auf andere Menschen zu schießen." Ich erinnere mich an die eine Patrone, die ich auf der Passage nach Herm über Bord geworfen habe. "Aber heute ist ALLES anders."

 

"Nicht überreagieren ... ich bewundere Deine Gelassenheit Matilde!" Nichts deutet mehr auf Verzweiflung und Verlust hin. Die kühl berechnende Jägerin sitzt mir gegenüber, nicht die Mutter. Mein Traum von der Katze und dem Rotkehlchen kommt mir in den Sinn. Ich sehe Matildes blaue Augen, die jetzt einen ganz andere Botschaft auszusenden scheinen als noch vor Sekunden. Sie sind wie der Stein, den ich für Matilde habe fassen lassen, in einem Augenblick strahlend klar und im nächsten kalt und unergründlich tief.

 

"Ob ich noch Gelegenheit erhalte, ihr die Kette umzulegen?", fährt es mir durch den Sinn.

 

 

Cainnech

 

"Ein Polizist? Kein Bobby, das ist klar. Vielleicht einer vom Yard?"

 

Mein Blick schweift in die Runde. "Von wem könnten die etwas wollen? Es könnte jeden treffen..."

 

Unruhig rutsche ich auf meinem Hocker herum. Polizisten, mit denen ich nicht schon einmal im Pub zusammen getrunken habe, machen mich nervös. "Das scheint ein irisches Phänomen zu sein. Dabei habe ich nichts Unrechtes getan ... ich habe auf das Fliegen verzichtet. Aber fragen DIE nach sowas?"

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Ist das ein Polizist? Was will er?

Wenn er nach dem vage beschrieben Täter des Überfalls auf das Auktionshaus sucht, dann hätte er nicht herumfragen müssen.

Sicher ist er auf der Suche nach jemanden ... aber nach wem?

 

Auch wenn ich nicht viel zu befürchten habe, werde ich dennoch unruhig.

Ich schaue die anderen an. Den meisten von Ihnen scheint es ähnlich zu gehen... sie sind unruhig, teilweise angespannt.

 

Wer von uns hat hier Dreck am Stecken.

 

Oder ist es Baxter, der gesucht wird? Schließlich arbeitet der Mann beim Yard.

 

Ich lasse den Kamerakoffer vorsichtig und unauffällig auf den Boden unter unserem Tisch gleiten. Den Trageriemen schlinge ich um meinen rechten Fuß, so dass ich mitkriegen werde, wenn jemand den Koffer nimmt.

Der Boden zu unseren Füßen ist noch voller als dieser überfüllte Pub. Tischbeine, Menschenbeine und wir sitzen auch noch eng beieinander. Nicht mal ein Kind könnte hier unbemerkt herumkrabbeln und den Koffer öffnen oder klauen. Dennoch werfe ich einen Blick auf den Beine und unter die Tische in unserer Nachbarschaft.

Nein, kein Kind zu sehen... nicht mal jemand, der von meiner Aktion mit dem Koffer Notiz genommen zu haben scheint.

 

Mit gespielter Leichtigkeit frage ich in die Runde:

"Erwarten Sie noch Besuch?"

 

Meine Notizen in meinem Buch fallen mir wieder ein.

"Vielleicht ist es ja ein Abgesandter von "La Main .... Gauche" ... davon sprach Mr. Stratton... auch wenn ich nicht weiß, was das bedeutet. Meine Fremdsprachenkenntnisse sind leider begrenzt."

Ich schaue entschuldigend in die Gesichter der anderen, soweit diese mich überhaupt wahrnehmen.

 

Ich versuche die angespannte Stimmung, die nicht besser wurde als ich von "La Main Gauche" berichtete, aufzulockern:

"Nun, meine Herren und die Dame, möchte ich mein Glas erheben und Sie bitte auf unser Wohl trinken."

 

Dann erhebe ich mein Glas und warte ab, ob die anderen meinem Beispiel folgen.

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Ich lächele ein wenig und schaue Ove an.

"Sollte er von la Main Droite sein, wird hier zum Blutbad". sage leise.

Ich starre den Mann weiterhin an, eiskalt.

"Wobei diese menschen eher nur an meinem Tod interessiert sind. Aber bleiben wir optimistisch"

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Cainnech

 

"Soll nur kommen ... nicht meine erste Kneipenschlägerei", murmle ich finster, als Matilde 'La Main Droite' erwähnt und blicke dabei auf meine geballte rechte Hand auf dem Tisch.

 

Das Glas Whisky hebt sich derweil in meiner Linken ein letztes Mal. Auf seinem Weg deute ich mit dem Glas leicht in Richtung Mr. Eklund und stürze dann den Inhalt in meine Kehle. "Es wäre schade, einen Tropfen hiervon verkommen zu lassen!"

 

Eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus. Gleichzeitig verspüre ich fast ein Gefühl der trotzigen Vorfreude, auf das was nun kommen mag. Es ist, als würde man die unmittelbar bevorstehende Entladung eines Gewitters ersehnen, während um einen herum die Luft vor Anspannung unerträglich knistert. "Es ist leicht, in einem Pub wie diesem eine Schlägerei in Gang zu bringen. Schwieriger ist es, dabei selbst nichts abzubekommen. Verstohlen suche ich mir potentielle Opfer aus der Menge, damit eine etwaige Auseinandersetzung sich schnell zu einem Flächenbrand ausweitet. In meiner unmittelbaren Nähe stehen einfache Arbeiter ... Männer, die einer Auseinandersetzung nicht aus dem Wege gehen ... Manche sind stärker als ich. Ich wähle mögliche Ziele sorgsam nach Trunkenheitsgrad, Schnelligkeit der Bewegungen und Stärke aus. Ich muss hier nichts beweisen. Wenn es hart auf hart kommt, muss ich Matilde hier herausschaffen. Wir sind in der hintersten Ecke des Pub gelandet ... nahe dem Hinterausgang. Ich betrachte die Tür zum Hof. Verschlossen oder nicht, die alte Tür wird mich nicht aufhalten."

 

Ich blicke zum Doc, der mich seinerseits forschend ansieht. Ich deute ein Nicken an. "Ich weiß, was ich zu tun habe!"

Edited by Joran
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Der Mann bewegt sich leichtfüssig auf Euren Tisch zu und blickt ins Rund. "Main D..." Der Mann nimmt seine rechte Hand aus der äusseren Manteltasche und greift gleichzeitig mit der linken Hand an die Knopfleiste des Mantels und knöpft diesen auf.

 

"Mein... Dalgliesh... Mein Name ist Roy Dalgliesh." Er holt eine Marke aus der Brusttasche. "Vom Yard... Inspector Roy Dalgliesh."

 

Der Blick des Mannes schweift zwischen den Herren am Tisch hin und her. "Ich suche einen Herrn... Uwe... Ecklunt. Es geht um... eine junge Frau. Ich habe... keine... guten Nachrichten."

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Erneut blickt der Mann am Tisch ins Rund. "Eine gewisse Christine Gränn?"

 

"Sie... war in Soho unterwegs, als sie... von einem, ins Rutschen geratenen, Laster erfasst wurde."

 

"Sie... wurde... sie ist ins Princess Grace Krankenhaus, Nottingham Place, eingeliefert worden."

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Clive

 

Erschrocken blicke ich zu Matilde.

 

"Ist das wieder so ein 'Zufall' oder soll das eine Warnung der Erpresser sein, die für Matilde bestimmt ist?"

 

Das Gefühl, die Zeit könnte uns davonlaufen, verstärkt sich. Ich kenne keine Christine Gränn ... aber Mr. Eklund schon, das ist nicht zu übersehen...

 

"Ist es normal, dass einer vom Yard eine solche Nachricht überbringt? Oder weiß dieser Mann mehr als er uns bislang verraten hat? Seit wann beschäftigt sich das Yard mit Verkehrsunfällen?"

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"Das... kann nicht sein." , stammel ich.

 

Ich bin fassungslos. Ich habe mit vielem gerechnet aber nicht damit.

 

"Karoline... sie... wieso Soho? Wann?"

 

"Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?"

 

Die Sätze kommen schnell, klingen mechanisch und abgehackt. Die Worte von von einer Schreibmaschine in die stickige Luft des Pubs gehämmert.

Wir wird plötzlich kalt.

 

Nur langsam kommt der Inhalt seiner Sätze bei mir an.

 

"Wie geht es ihr?"

 

Überraschend flehentlich frage ich "Sie lebt... oder?"

 

"Wie konnte das passieren?"

 

Ich will aufstehen, will sofort los. Doch das kann ich nicht. Das wäre auch nicht klug... oder wäre es das doch?

Wie konnte das alles passieren? Wieso war sie in Soho? Sie war doch zum Seminar... muss sie da durch Soho? Ich weiß es nicht. Aber wie kann das alles sein?

 

Lebt sie noch? Bitte, Gott... bitte lass sie am Leben sein.

 

"Lebt sie noch?", frage ich erneut.

 

Es scheint als würden alle Menschen in diesem Pub nur auf mich schauen. Betreten, verlegen, teilweise neugierig. Vermutlich sind es nur die Leute in unmittelbarer Nähe, die mich wirklich anschauen. Die anderen sehen höchstens interessiert herüber. Doch das bekomme ich nicht mit.

Ich schaue den Polizisten verständnislos an... ich schaue fast schon durch ihn hindurch.

 

Doch!

Ich muss zur ihr.

 

 

Aber vielleicht ist der Mann gar kein Polizist, schießt es mir durch den Kopf.

 

"Wie war ihr Name noch gleich? Darf ich ihren Ausweis noch mal sehen?" so schnell wie der Gedanke kam und ich die Fragen stellte, drehen sich meine Gedanken wieder um 180 Grad. "Können Sie mir den Weg zum Krankenhaus weisen? Ist es weit? Ich muss zu ihr!"

 

 

Ich muss inzwischen komplett bleich aussehen und einen irren oder zumindest verwirrten Eindruck machen.

Ich fühle mich schwach, blass, kraftlos.

Die Wunden der Vortage sind nun wieder deutlich zu spüren. Ich spüre die Prellungen von meinem Sturz... ich fühle die Hoffnungslosigkeit, die der Blick in die Maske in mir ausgelöst hat. Ich fühle wieder das Loch in meiner Seele, das herausgebissene Stück Geist, das die Maske verspeist hat. Ich rieche das verbrannte Fleisch der 'Räuber' aus dem Auktionshaus. Spüre die Angst, die mich erfüllte, als wir in dem Abstellraum in der vermeindlich sicheren Falle saßen. Alles strömt wieder auf mich ein und scheint mich in den Abgrund zu reißen.

 

Ich spüre, dass Karoline noch lebt. Es ist mir ein Hauch eines Gefühls... ein zartes Pflänzchen, an das ich mich klammern will.

Doch die tiefe Hoffnungslosigkeit schwebt drohend über und neben diesem zarten Pflänzchen. Die Hoffnungslosigkeit, die sich in mir offenbart, droht mich und dieses zarte Gefühl, dass Karoline doch noch lebt, zu verschlingen. Immer wieder scheint die Dunkelheit um Karolines zartes Lebenslicht sein grässliches Maul aufzureißen und nach ihr und mir zu schnappen.

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