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[Inmitten uralter Bäume] Tag 3 - Der See


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Mitten im Wald in der Nähe des Wasserreservoirs, Freitag, 17. Juli 1992, zweite Tageshälfte

 

Rund hundert Meter wären es bis zu der Schranke im Norden. Etwas weiter bis zu der östlichen Hütte, die etwas zurückversetzt in den Wald eher zu erahnen, denn wirklich zu sehen ist. Noch einige Meter weiter ist es von hier aus zum See, dessen trotz der Sonne und Hitze des Tages dunkles und kühl wirkendes Wasser am Ende des Blätter- und Baumtunnels liegt. Wie eine böse Verheißung. Die Bäume sind seltsam gewunden und verwachsen; als wänden sie sich unter Schmerzen, versuchten zu entkommen und wären im Todeskampf erstarrt... grotesk und unnatürlich... langsam aber endgültig jeglicher Kraft beraubt. Laub liegt auf dem Boden. Ein dicker Teppich aus toten Blättern, der gelb ruht und die Geräusche schluckt. Die wenigen Geräusche, die es hier gibt, denn die Natur schweigt.

 

Ihr geht voran. Muffin geht wenige Schritte vor euch, darauf bedacht Ben im Blick zu behalten und Kommandos zu empfangen. Ihm ist sichtlich unwohl. Dann kommt ihr bei dem kleinen Pfad an, der vom Hauptweg abzweigt und auf eine winzige Lichtung führt, auf der die Hütte steht. Es sind jetzt keine zwanzig Schritt mehr. Die Hütte ist aus altem Holz gebaut. Mehrfach ausgebessert. Wirkt alt, aber nicht auf eine morsche oder marode Weise. Mehr als haben die Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte sie zu einem steinernen Fossil erstarren lassen. Als hätte sie die Zeit genutzt, um sich hier zu verwurzeln. Tief und unauslöschbar. Wie ein Parasit, der sich festkrallt und vollsaugt und erst vom Wirt ablässt, wenn alle Kraft übergegangen ist. Ihr alle seid euch ganz sicher...

 

... das ist der Pfad aus dem Traum.

... das ist die Hütte aus dem Traum.

... das ist der See aus dem Traum.

 

Die nächtlichen Bilder prasseln erneut auf eure Geister ein. Durchströmen euch und lassen keinen Zweifel.

 

Die grob gezimmerte, löchrige Tür der Hütte ist nur angelehnt. Ein leichter bläulicher Schimmer dringt von Innen hervor - kaum wahrnehmbar, aber doch deutlich genug im unwirklichen Licht der Umgebung. Sonst ist nichts außerhalb der Hütte. Kein Feuerholz, keine Werkzeuge, nur die Hütte und der Pfad. Auf den dichten Blättern lassen sich keine Fussspuren erkennen. Tote Blätter, die gelb ruhen, Geräusche schlucken und Spuren bemänteln. Alles wirkt unveränderlich. Vor Ewigkeiten mutiert... verändert... pervertiert... dieser Sphäre entrissen. Doch seitdem unveränderlich. Wie ein Fluch aus einem Märchen - hundert und mehr Jahre Schlaf haben die Natur erstarren lassen... ihr die Kraft und das Leben geraubt. Alles hier wirkt nicht einfach tot... sondern ausgezehrt und im Moment des Sterbens gefangen... festgehalten... verdammt zu ewigem Sterben... gefesselt an den Zeitpunkt zwischen Leben und Tod... gefangen im Unleben... gefangen im Noch-Nicht-Tod.

 

1 An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.
2 Unsere Harfen hängten wir an die Weiden dort im Lande.
3 Denn die uns gefangen hielten, hießen uns dort singen und in unserm Heulen fröhlich sein: »Singet uns ein Lied von Zion!«
4 Wie könnten wir des HERRN Lied singen in fremdem Lande?
5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte.
6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.
7 HERR, vergiss den Söhnen Edom nicht, / was sie sagten am Tage Jerusalems: »Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund!«
8 Tochter Babel, du Verwüsterin, wohl dem, der dir vergilt, was du uns angetan hast!

9 Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!

 

Willkommen am Wasser.

Edited by 123
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George "Viking" Shaw

- vor der Hütte am See -

 

"Scheint alles ruhig zu sein...oder!?" George schaut einmal in die Runde aber die Blicke der Anderen sind auf die Hütte, das blaue Licht, den Weg, See oder Wald gerichtet. Er nimmt den Rucksack ab und lehnt ihn an einen Baum dann geht er langsam auf die Hütte zu um die Tür mit dem Lauf der Schrotflinte langsam aufzustoßen.

 

Mal sehen was da drinnen so leuchtet.

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Zeoe Strong

- vor der Hütte am See -

 

"Alles wie im Traum..." Ich schlucke und blicke mich unbehaglich um. Meine Finger legen sich um den Griff meines Revolvers. Mit einem "Gut, dann lass uns nachsehen." stelle ich mich hinter George um ebenfalls einen Blick in die Hütte werfen zu können. Ich bin angespannt und ängtlich, versuche mir aber nichts davon anmerken zu lassen. Für Jane...

Edited by Ele
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Julia Williamson

- vor der Hütte am See -

 

"Ich komme mit.." sage leise zu Geoarge, hole die Waffe raus, und laufe mit ihm zur Hütte.

Ich hörche ganz konzentriert.

 

Er war nur ein Traum, nur ein Traum.

 

Ich merke, wie ich schwitze.

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Buffin Richards

-Vor dem Haus Am See-

 

Bitte keine Leichen. Lieber Niemand als eine Leiche.

 

Gewehr nicht mehr umgehangen sondern in den Händen gehe ich weiter, ich werde nicht nachlässig sein. Bären. Monster. Träume die Realität werden.

 

"Lässt die Spürnase vorgehen.", ich pfeife Muffin nach vorne, gehe dicht hinter ihm.

 

"Falls es Spuren gibt. Falls Sie nicht mehr da ist.. Sind..", ich schlucke.

 

Es ist keine Angst, es ist Anspannung, Aufregung. Das Gewehr gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, vor meinen Augen blitzen wieder einen Moment die Dinge auf die ich durch den Stachel sah. Ich erschaudere.

 

"Etwas ist hier. Im See, am See überall um uns herum fürchte ich. Etwas Altes, etwas was wir nicht verstehen. Wenn unsere Träume real werden, warum nicht meine Vision von Äonen alten Mächten. Ihr seht den Wald auch, ich glaube ich werde verrückt.", sage ich immer leiser und unsicherer werdend.

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Die Hütte hat keine Fenster und George führt die Gruppe auf die einzige Tür zu. Muffin drängt sich - auf Bens Geheiß - an Georges Beinen vorbei und wartet, dass der Brite die Tür mit dem Lauf seiner neuen Waffe aufstößt. Je näher ihr an die Hütte herankommt, desto bedrohlicher und größer ragt dieses alte - eigentlich so kleine - Bauwerk über euch auf.

Die Farben und Gerüche um euch herum sind in diesem Teil des Waldes bisher eher stumpf und wie durch eine dicke Schicht Watte wahrnehmbar, doch hier vor der Hütte durchreißt das bläuliche Schimmern diese Dumpfheit. Ein süßlicher Geruch von Tod, Verwesung und ausgetrocknetem Leben sticht euch beißend und ungewöhnlich aufdringlich in die Nasen.

 

George nimmt noch einmal seine Konzentration zusammen, atmet aus und drückt vorsichtig die Tür auf. Muffin, die Bestie, sprungbereit neben ihm. Die drei anderen warten mit gezückten Waffen gebannt hinter Hund und Engländer.

 

Ihr braucht einen Moment, um die Lage zu erfassen - so einfach und so absurd zugleich erscheint sie euch.

 

Die Finsternis wird von wenigen fahlen Sonnenstrahlen durchrissen, die nur an wenigen Stellen durch die löchrigen Wände und das Dach in die Hütte eindringen können. Die meisten Löcher und Spalten sind mit Schlamm oder etwas anderem zugestopft. Die Hauptlichtquelle ist das bläuliche Schimmern, das schwach zwischen den Bodendielen hervorkriecht und den Raum kaum ausleuchtet.

Im einzigen Raum der Hütte steht ein großer Tisch - rudimentär aus Baumstämmen und Brettern gezimmert -, das Holz alt und dunkel von eingezogenem und getrocknetem Blut.

Ein halbes Dutzend alte, blutbefleckte, schartige und rostige Jagdmesser liegen auf oder stecken in dem Tisch, der ansonsten leer ist, aber wie ein Altar mitten im Raum steht.

Die ganze Decke ist voller Fleischerhaken an denen tote Tiere hängen. Überwiegend Hasen, Rebhühner, Füchse, Kleinwild, aber auch ein Elchkalb hängt in einer Ecke, ebenso ein kleines Wildschwein. Keine Feuerstelle oder Küchennische ist auszumachen und doch sind die Tiere teils abgezogen, teils fehlen große Fleischstücke, einigen wurden der Kopf oder Gliedmaßen abgerissen. Lange eingetrocknete Blutrinnsale bedecken den Boden, die einzelnen Tiere sind in völlig unterschiedlichen Stadien der Mumifzierung oder Verwesung. Dennoch gibt es hier nur wenige Fliegen oder andere Parasiten.

An der gegenüberliegenden Wand hängen zwei blaue Uniformen. Alte blaue Uniformen. Eindeutig der Unionsarmee zuzuordnen, an Haken über den Uniformen sind an Haken die passenden Hüte aus der Zeit des Sezessionskrieges aufgehängt - Zoey ist sich über Zuordnung und Herkunft absolut sicher. Da die Wände voller Haken sind, lässt sich nicht sagen, wieviele Plätze hier für Kleidung vorgesehen sind. Geht man nur von den Haken aus, müssen es mehrere Dutzend sein, viel zu viele für diese winzige Hütte.

In der Ecke links von George lehnt ein altes Gewehr aus der Zeit, aus der auch die Uniformen stammen. Es sieht im fahlen Licht rostig und nicht sonderlich gepflegt aus. Das leise Tröpfeln von Blut ... tropf ... tropf ... tropf ... lenkt den Blick auf den Boden hinter dem Tisch. Hier ist eine rund einen halben Quadratmeter große Falltür, durch deren Fugen Blut läuft und das Geräusch von Tropfen auf massivem Steinboden erzeugt.

 

... tropf ... tropf ... tropf ...

Edited by 123
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Zoey Strong

- am Eingang der Hütte am See -

 

Über meine Lippen dringt ein leiser entsetzter Laut. Dann schlage ich mir die freie Hand vor den Mund und blicke entsetzt auf die grausige Szene. Die Tiere, die Uniformen, so verstörend das alles auch ist. Ich blende es aus. Ich sehe nur das durch die Falltür sickernde Blut. Das Tropfen dröhnt in meinen Ohren. Jane... ich schlucke, und löse meine Hand wieder als ich sicher bin nicht mehr aufzuschreien. Deute auf die Falltüre und blicke die anderen fragend an. Wir müssen nachsehen. Mein Magen verkrampft sich, mein Herz pocht panisch, ich habe Angst was uns erwarten wird....

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George "Viking" Shaw

- vor, dann in der Hütte am See -

 

Georges Mund ist ganz trocken und er muss schlucken.

 

"Lass mich mal durch Dicker..." sagt er mit belegter Stimme zu Muffin und schiebt sich an dem Hund vorbei "...auf geht´s, sind nur Tiere!" George spricht mehr zu sich selbst als zu den anderen.

 

Die Schrotflinte vor sich haltend geht er vorsichtig zur Falltür, darauf bedacht den Tierkadavern nicht zu nahe zu kommen.

 

Leiser als beabsichtigt ruft er "Jessica-Jane bist du hier irgendwo...?" Aber seine Stimme ist mehr ein heiseres krächzen.

 

Neben der Luke geht er in die Knie und rüttelt am Holz.

 

Geh auf...

Edited by -TIE-
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Die Falltür lässt sich ohne Schwierigkeiten öffnen und Georges leises Rufen echot dumpf zurück... "... hier irgendwo...?". Eine robuste aber alte Mischung aus angedeuteter Treppe und Leiter führt rund drei Meter hinab. Nicht direkt in die Finsternis, denn auch hier ist das blaue Leuchten, aber es bringt kaum wirkliches Licht... eher ein Glimmen und Glosen... kaum genug, um wirklich etwas sehen zu können. Die Treppe, die Wände, die aus einer unbestimmbaren Mischung aus Erdreich und einer Art wie gewachsenem glatten Naturstein zu bestehen scheinen, und der Boden - soweit erkennbar - sind von dunkel-roten frischen wie eingetrockneten dunkelbraunen Rinnsalen und Lachen bedeckt. Hier muss seit langer Zeit Blut hinunterlaufen.

Die Stiegen sind zu schmal für Muffin, der sich gemeinsam mit Ben etwas im Hintergrund gehalten hat, jetzt aber interessiert nach unten schnuppert und leise fiepst. Er spürt eure Anspannung.

Von dem Raum am unteren Ende des Abgangs ist nicht genug zu sehen, um einen Eindruck zu erhalten, der über Blutpfützen auf seltsamem Steinboden hinausgeht. Einzig die dumpfe Dauer des Echos lässt vielleicht erahnen, dass der Raum größer ist, als man der Hütte von oben zugetraut hätte.

 

Auf Georges Rufen kommt keine Antwort. Der Keller liegt stumm und bläulich glosend da... oder war da ein leises Kratzen... wie Stein auf Stein... leise aber kurz deutlich zu vernehmen... oder sind das eure überspannten Nerven?

Edited by 123
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George "Viking" Shaw

- in der Hütte am See, Falltür-

 

"Ja..." sagt George tonlos "...ich habe das auch gehört!" Seine Hände umklammern den Schaft der Schrotflinte. "Ratten...vielleicht!?"

 

Die nächste Frage ist rein rhetorisch. "Egal was es ist, nachschauen müssen wir wohl...oder!?"

 

"Leuchte mir mal!"

 

Während der Schein von Julias Taschenlampe die Luke ausleuchtet geht George langsam, Stufe für Stufe runter in den Keller.

 

"Jessica-Jane...wenn du hier unten bist...wir wollen dir helfen, deine Schwester Zoey ist hier!"

Edited by -TIE-
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Die Stufen sind rutschig vom Blut und mehr als einmal droht George auszugleiten. Die Luft ist kühl und feucht, wie in einer Tropfsteinhöhle oder etwas Vergleichbarem und es riecht nach nassem Stein und undurchdringlicher Finsternis mit einem bläulichen Spritzer. Von oben hört George Muffins Fiepsen, der nur schwer akzeptieren kann, dass er nicht mitkommen kann... nicht ohne einen möglicherweise schmerzhaften drei Meter Sprung vorzunehmen. Der Schein der Taschenlampe, das blaue Glimmen, das den gesamten vorderen Teil des Kellers ausfüllt und das Rot des Blutes bilden eine farbige Mischung, die George am Ende der Stiege erwartet.

 

Bei näherer Betrachtung wirken Wände und Boden - an den Stellen, die nicht seit etlichen Tagen, Monaten, Jahren?, mit Blut befeuchtet werden - noch eindrucksvoller; so als wäre der Stein wie eine Pfütze langsam vorgedrungen, habe sich ausgebreitet und das Erdreich stellenweise assimiliert und stellenweise übergossen. Der Stein ist glatte und dunkel, wirkt aber dennoch rau. George steht in einem Raum, den er in der Breite auf etwa sieben Meter schätzen würde, im Rücken hat er eine Wand, die westliche Wand an der die Stiege hinabführte. Die Länge des Raumes ist nicht zu bestimmen. Wie der lange Gang einer Bunkeranlage führt er weiter und weiter in östlicher Richtung... der sichtbare Teil endet nach etwa zwanzig Schritt in der Dunkelheit - eine Wand ist hier nicht zu erkennen, das blaue Licht strahlt einfach nicht weiter und auch der Schein der Taschenlampe kann die Schwärze nicht so weit erhellen, dass George ein Ende des langen Ganges erahnen könnte.

Doch auf dem Weg in diese endlos wirkende Schwärze stehen einige Meter von George entfernt und Ursprung des bläulichen Glosens fünf Stein-... George sucht nach dem richtigen Wort... Kisten, Truhen, Särge, Sarkophage, Becken, Wannen?!? Jeder dieser Steinquader hat eine Grundfläche von rund zweieinhalb auf einen Meter und besitzt eine Höhe von gut einem Meter, es handelt sich um denselben Stein, wie auch auf dem Boden und überall hier im Raum, es gibt keinerlei Verzierungen oder Intarsien. Drei der Kisten stehen offen, ein Deckel oder Ähnliches ist nicht auszumachen; die übrigen zwei scheinen gänzlich verschlossen. Nicht einfach als Läge ein Deckel darauf, nein, hier wirken Wände und Truhedeckel wie aus einem Stück Stein oder... jetzt bemerkt George es... wie aus einem Stück gegossen. Überhaupt wirken alle fünf Steingefäße als wären sie gemeinsam mit der Steinlache, die den Boden und die Wände langsam heraufgeflossen sein muss - zumindest wirkt es so -, hier herein gespült worden.

In den drei offenen Steinbecken erkennt George verschiedene Gegenstände, die darin liegen - hier ein Glitzern wie von Gold oder Silber, hier ein verstaubter Buchdeckel, von der Treppe aus ist nichts konkret zu erkennen - alles lässt sich zwischen dem Lichtkegel der Taschenlampe, dem blauen Glimmen und der Wand aus Dunkelheit nur erahnen.

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  • 2 weeks later...

Zoey Strong

- In der Hütte am See, Keller-

 

Vorsichtig und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen folge ich George die rutschigen Stufen nach unten. Ich will lieber nicht darüber nachdenken worauf ich im Moment laufe... Übelkeit steigt in mir hoch. Wie kann ein Ort nur etwas derart Böses ausstrahlen?

 

Jane...

 

Ich sehe das Blut, das viele Blut.... Jane... ihr Blut? Ich kann meinen Mageninhalt bei dem Gedanken kaum noch bei mir halten. Aber noch ist ja nichts bewiesen, oder?

 

Am Treppenabsatz halte ich inne, lausche in die Dunkelheit. Diese unheimliche Schwärze. Alles könnte dort lauern. Jane könnte dort irgendwo sein. Wenn sie nicht wäre, würde ich jetzt sofort am Absatz umkehren und nach Hause rennen. Aber ich halte die Ungewissheit nicht aus. Ich MUSS wissen was mit ihr geschehen ist. Ob es ihr vielleicht doch noch gut geht. Ich klammere mich an diese vage Hoffnung, das Einzige das ich im Moment habe, beschwöre noch einmal meinen rebellierenden Magen alles bei sich zu behalten, halte mir eher unbewusst meine freie Hand vor Mund und Nase um möglichst wenig von dem metallischen Blutgeruch einzuatmen, und setze einige zaghafte Schritte nach vorne um in die Wannen spähen zu können. Ich fasse nichts an, der Strahl der Taschenlampe tanzt unruhig auf und ab, ich kann das zittern einfach nicht unterdrücken. Der Revolver ist griffbereit und ich bin angespannt und aufmerksam.

Edited by Ele
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Zoey, George sowie Julia, die inzwischen ebenfalls in den Keller hinabgestiegen ist,

sehen in den drei offenen Steinsärgen diverse Schmuckstücke; angelaufene Ringe und Medaillons, groß genug, um einer Photographie oder einem Bild Platz zu lassen, insgesamt liegen in jedem Steingefäß höchstens zwei oder drei Gegenstände. Die Art der Gegenstände erinnert Zoey an Bilder, die sie in Geschichtsbüchern gesehen hat. Die Dinge könnten gut alle aus der Zeit des Bürgerkriegs stammen.

In einer der Steinwannen liegt ein glänzender, metallischer, scharfer Stachel oder Stab, rund einen Schritt lang; an einem Ende ist er vermutlich abgebrochen, auf den ersten, fernen Blick wirkt er hohl und von einem runden Kanal durchzogen. Das Ding ähnelt dem Gegenstand, der in dem Bären steckte.

Die offenen Steingefäße sind mit Spuren eines grünen, pulverähnlichen Moders versehen und auch an den Außenwänden der geschlossenen sind diese Spuren vereinzelt zu finden.

Zuletzt erblickt der Betrachter ein zerfleddertes, altes Buch, gebunden in einen speckigen Ledereinband - auch hier kann Zoey die Idee an Abbildungen von Büchern aus dem Bürgerkrieg kommen -, auf den Buchrücken sind handschriftlich die Buchstaben J.T. geschrieben. Sie scheinen immer wieder mit Tinte nachgezeichnet worden zu sein, bis das Leder gesättigt war und die Buchstaben nicht gänzlich wieder aufsog. Doch bis dies geschafft war, hat die Tinte sich in einem Netz auf die Peripherie der Buchstaben ausgedehnt und so bildet sie zwei blaue Klumpen, die nur mit viel Wohlwollen und Genauem-Hinsehen als Buchstaben zu erkennen sind. Zuletzt könnt ihr wahrnehmen, dass das blaue Leuchten seinen Ursprung wohl in den Steingefäßen hat, wobei geöffnete und geschlossene Wannen in dem selben Maße, jedoch indirekt und nicht leicht zu bemerken, strahlen.

 

 

Etwas Lauerndes geht von dem Keller aus... ihr fühlt euch beobachtet, während ihr Blut und Moder und Alter riecht, seht und schmeckt... und das leise Tröpfeln von Blut auf Steinboden hört.

Edited by 123
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