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Die (De-)Motivation Spielleiter zu sein


Moonshadow
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  • 4 weeks later...

Das ist richtig - da wurde Erste Hilfe zur 5er Edition hin geupgraded, was in meinen Augen ein sehr mutiger aber guter Schritt war.

 

Schon in SR4 konnte Erste Hilfe körperlichen und geistigen Schaden heilen. Ob das schon in SR123 so war, kann ich nicht sagen.

 

SYL

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Was hat euch zum Leiten gebracht? Mich ursprünglich die Not, keinen SL zu haben und trotzdem SR spielen zu wollen.

Ging mir ähnlich. Der langjährige SL unserer Runde, der uns fröhlich SCs metzelnd durch SR1, SR2, SLA Industries, Cyberpunk, Star Wars, Traveller u.v.m geführt hatte, sprang bald nach Erscheinen von SR3 komplett vom RPG-Zug ab, und wir standen vor der Wahl zwischen Auflösung (Pest) oder einem freiwilligen Ersatz-SL aus der Runde (Cholera). Die Cholera hatte dann plötzlich ich.

 

Zum Thema, mir helfen verschiedene Erkenntnisse, um als SL eigene Phasen der Demotivation zu überwinden. Ich weiß, dass ich als SL zumeist erheblich mehr Zeit mit dem Spiel, also Regeln und Spielwelt, verbringe als meine Spieler (auch wenn es Spieler gibt, die einen zwischen den Runs auf allen Kanälen mit Fragen und noch mehr Fragen belästigen; kann nerven, zeigt aber wenigstens Engagement). Das heißt für mich, dass ich nicht so viel von den Spielern erwarten kann wie ich von mir selbst erwarte. Ich weiß auch, dass ich meine eigenen Runs für viel interessanter halte als sie wirklich sind. Man investiert in eigene Runs emotional viel mehr als die Spieler, so jedenfalls meine Erfahrung, dessen muss man sich imo bewusst sein. Andere Dinge, wie nachfragen etc., sind hier ja schon genannt worden.

 

Um als SL den Spielspaß hoch zu halten, habe ich mit der Zeit beim Entwerfen von Runs verschiedene Steckenpferde entwickelt (unbeabsichtigt). Eines dieser Steckenpferde ist die Gestaltung der Namen von NSCs und Orten (wohl auch einer der Gründe, weswegen ich meinen Nick hier öfter mal ändere). In Namen verstecke ich gerne Referenzen, aus den Nachrichten, der (Pop)Kultur, dem Leben der Spieler oder der SCs (oder manchmal nur etwas für mich, bei dem ich schmunzeln kann wenn ich es nenne). Die Referenzen sind manchmal nicht leicht verständlich, aber ich kläre das nach dem Spieltag häufig auf (siehe Manöverkritik weiter unten). Da kann ich mich dann den lieben langen Spieltag drauf freuen und gucken, ob bei der Nennung einer zuckt oder nicht – und es lockert die Stimmung etwas auf. Beispiele: Bevor GoT als Serie raus kam hatte ich die Romane durch und nannte einen elfischen Hitman in einem Run Valar Dohaeris. Hat keiner kapiert. Schade. Als ich den Run für eine andere Runde leitete, nannte ich ihn in Valar Morghulis um. Da hat dann eine Spielerin gezuckt und sich gefreut (und ich mich mit). Ich hatte mal einen Spieler, der war großer FC Bayern-Fan; eigentlich lasse ich „solche Leute“ nicht an meinen Tisch (jk!), aber hier ging es nicht anders. Dem Verein dichtete ich dann also eine lange Durststrecke, große Skandale und mehrere Abstiege an. Da hat er gelacht und sich spielerisch darüber beschwert, wie unrealistisch ich die Welt darstelle. Es gab eine MS Schettino, ein Gang-Boss grunzte „Watt?! Wer bist Du denn??“, oder die beiden Asiaten namens Sum Ting Wong und Lay Lo. Kleinigkeiten halt, die ich witzig finde.

 

Ich habe hier jetzt nichts darüber gelesen, daher die Frage: haben Deine SCs Charaktergeschichten? Ich finde ausführliche Charaktergeschichten als SL enorm hilfreich. Einerseits hilft es dem Spieler, den eigenen Charakter besser zu begreifen, wenn er sich ausführlich mit dessen Hintergrund befasst. Andererseits zeigt der Hintergrund dem SL wie der Spieler so  tickt, was der Spieler sich so vorstellt in puncto Sechste Welt und Spielstil, die Persönlichkeit des Charakters, sein Werdegang und - wichtig für dieses Thema – seine Ziele. Denn an den Zielen kann der SL den SC/Spieler packen und so hoffentlich motivieren. Noch besser ist es dann, wenn mehrere oder alle SCs dieselben oder ähnliche Ziele haben. Beispiel: Zwei SCs mögen Megas nicht und der Dritte hasst Aztech. Wenn Johnson dann das Zauberwort Aztech sagt, setzen sich hoffentlich  drei Spieler auf und spitzen die Ohren. Und, ganz wichtig: anhand der Hintergrundgeschichte kann man gutes Charakterspiel erkennen und mit fett Karma belohnen! (imo wichtiges Detail: als SL vor dem Spielabenden die Charaktergeschichten mindestens durchblättern und auch die Spieler gelegentlich auffordern, mal in ihre Unterlagen zu sehen)

(Was man, mit Charaktergeschichten in der Hand, auch gut machen kann – aber das ist nichts für jede Runde - ist, die Runner in Dilemmata zu stürzen. Wenn in der Charaktergeschichte Prinzipien wie "ich würde nie/immer..." stehen, kann man genau darauf hinarbeiten und den SC in eine Situation manövrieren, in der er eine Wahl zwischen seinen Prinzipien und einer "richtiger" erscheinenden Entscheidung hat. Beispiel: „Ich würde nie Kindern schaden!“ Die Beinarbeit ergibt dummerweise, dass das Wetwork-Ziel zugleich Mob-Mörder und liebevoller Vater dreier Kinder ist. Zieht der SC beim Hit auf den Bösen mit (wegen des Geldes, des Rufs, des Gruppenzwangs oder was auch immer), oder stellt er sich quer, weil er „den Kindern doch ihren Vater nicht nehmen kann, selbst wenn der Vater es verdient hätte“?

Wie gesagt, das ist nichts für jede Runde; als SL halte ich es bei SR mit El Cattivo – ich lächle, denn ich weiß, das Böse siegt immer. Egal was der SC macht. (Ups, da war schon wieder eine Referenz. Dagegen bin ich machtlos! Ups, noch eine. ;)))

 

Was man auch machen kann - mit den Spielern nach dem Run eine Manöverkritik abhalten. Die Spieler können dann fragen stellen wie "was hatte es mit XY auf sich?", "wieso hat NSC XY soundso reagiert und nicht soundso, wie ich es erwartet hätte", "was wäre passiert wenn..." usw.. Den Spielern wir so verklickert, wie der SL tickt und wie er seine Runs gestaltet, und der SL bekommt mit, was bei den Spielern angekommen ist und was nicht. Alternativ erklärt der SL einfach die Hintergrund, einzelnen Szenen und auch das Verhalten von NSCs, und auch "wenn ihr Hinweis B gefolgt wäret, dann.." kann er bringen. Natürlich darf der SL auch selbst Fragen stellen.

 

Dann noch das – es ist keine Schande, sich auch mal aus einer Runde zu verabschieden, ob nun als SL oder Spieler. Mal liegt es am ungünstigen Spieltermin oder -ort, mal an der persönlichen Chemie, mal am Spielstil der Runde, mal an der Darstellung der SR-Welt. Gründe gibt es genug, und unnötig lange quälen muss man sich ja nun auch nicht.

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  • 4 weeks later...

Ich habe mich inzwischen mit meinem Problembär in anderer Runde getroffen. Lief alles ganz nett ab, er hat sich auch erklärt. Dass er keine Mails zu "problematischen Themen" schreiben kann, ist wohl so ein Charakterproblem von ihm (meine Interpretation). Hab aus seinem Feedback meine Schlüsse gezogen und meine Run-Konzeption insgesamt ein bißchen entschlackt und gestrafft.
Da diese Gruppe terminlich momentan eher schlecht zusammenkommt, hab ich eine zweite begonnen, in der ich die Erfahrungen aus der anderen nutzen kann. Muss aber dazu sagen, dass die neuen Spieler imo doch ein anderes (besseres) Kaliber sind, was Entschlossenheit und Ideenreichtum angeht. Der erste Testrun (klassischer Bruch mit Überraschung im Untergeschoss) verlief vielversprechend und wurde sogar an einem Abend (8h) durchgezogen. Bin also wieder voll motiviert.

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  • 2 weeks later...

Nur in kurz, weil wenig zeit:

Ich bin dazu übergegangen die Story mit meinen Spielern gemeinsam zu erzählen.

SL: "Ihr kommt am Ende der Strasse an einem verlassenen Haus an. Was seht ihr?"
S1: "Ziemlich runtergekommen, selbst für die Gegend hier. Scheint aber kein reines Wohnhaus gewesen zu sein. Hier ist viel eingebrochen worden."
S2: "Es war ne Tierarztpraxis. Ein Türschild was drauf hinweist liegt von Unkraut überwachsen neben dem Eingang."
SL: "Auf dem Schild steht Dr. Maurer, Facharzt für Veterinärmedizin."

....usw.

 

Feedback von den Spielern war, dass sie dadurch viel stärker in die Szene eingebunden waren und es sich besser vorstellen konnten. Ausserdem wars immer ein Erfolgserlebnis für sie, wenn die anderen Spieler ne Idee gut fanden und übernommen haben. Gruppe besteht aus 6 Spielern, also etwas größer als deine.

 

Ich musste bisher auch nur 2 mal korrigieren, wenn etwas überhaupt nicht mit der Story zusammenpasste. Besagter Tierarzt ist übrigens für die Kampagne sehr relevant geworden.

 

Vielleicht hilft sowas?

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Dann bin ich das wohl auch.
Ich bin ein Regelfanatiker und kenne auch sehr viele Regeln aber gerade DESHALB ist es für mich wichtig den narrativen Teil mit meinen Spielern gemeinsam zu machen, weil ich sonst dazu neige das zu kurz kommen zu lassen. Es gleich eine meiner Schwächen wunderbar aus

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