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Politische Diskussionen sind hier nicht OT


Sir Doudelzaq
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Bevor ihr weiter die moralische Keule schwingt ... ich habe den Eindruck, ihr diskutiert an meiner Aussage vorbei. Eigentlich geht es (mir) darum, warum 25% der Normalbürger (und das ist nicht wenig) glauben, dass die Kriminalität zum großen Teil von Ausländern ausgeht. Vielleicht wurde das in meinem Eingangspost nicht ganz deutlich.

Das das bei den AfD Wählern über 80% sind, ist ja nicht wirklich erstaunlich. Die Afd ist eben zusätzlich auch ein Sammelbecken an Rassisten und Opfern der rechtspopulistischen Propaganda.

 

Außerdem habe ich mein Interesse an den tatsächlichen Zahlen angezeigt. Das finde ich wichtig, denn hier zeigt sich, ob die subjektive Wahrnehmung auch der Realität entspricht oder ein Vorurteil ist.

 

Im folgenden habe ich den Grund analysiert, warum 25% der normalen Menschen glauben, dass die Kriminalität zum großen Teil von Ausländern ausgeht. Ich fasse das zusammen:

  • Die Menschen haben bei der Umfrage keinerlei Kenntnis über reale Faktenlage und tatsächlichen (statistischen) Zahlen.
  • Die Menschen können einen echten Ausländer nicht von einem ausländisch aussehenden Deutschen unterscheiden. Niemand läßt sich den Ausweis zeigen.
  • Kriminalität ist (und hier muß man eigentlich die Fragestellung in der Umfrage kritisieren) wirklich ein breit gefächerter Begriff. Die Menschen bewerten daher nur die Fälle von Kriminalität, die sie persönlich wahrnehmen können. Sei es persönlich oder im eigenen Umfeld. Und dazu gehören eben Kleinkriminalität, Gewaltdelikte und solche Sachen. Niemand wird bei der Umfrage an zb. an Kindesmisshandlung gedacht haben. Diese Gewaltdelikte verlassen in der Regel niemals die eigenen 4 Wände, so dass diese kaum in die subjektive Wahrnehmung fallen - und damit auch nicht in das Ergebnis der Umfrage.

 

Das in diesen Bereichen der Kriminalität die Gruppe der Ausländer überproportional vertreten ist, hat Sam bestätigt. Aber warum das so ist - darauf bin ich ja gar nicht eingegangen. War ja auch gar nicht Teil meiner Fragestellung. Mir ging es darum, warum die Menschen das glauben. Woher kommt dieser Eindruck?

Von daher agrumentiert ihr gegen eine Aussage, die ich gar nicht gemacht habe. In diesem Zusammenhang ist fexes Bild-Beitrag auch absolut unpassend - und vor allem weltfremd. Die Realität ist so, dass das Opfer zb. einer Gewaltat nicht auch noch nach dem Pass fragt. Wenn der Täter ausländisch aussieht, war der Täter ein Ausländer - in der subjektiven Wahrnehmung (und allein in diesem Aspekt werden sich Realität und subjektive Wahrnehmung zwangsläufig unterscheiden).

Der türkisch aussehende Typ an der Straßenecke kann einen deutschen Paß haben, akzentfrei deutsch sprechen und in seinem Verhalten sowas von typisch deutsch sein ... in der subjektiven Wahrnehmung ist er ein Türke. Das ändert sich erst, wenn man den Ausweis gesehen hat oder den guten Kerl persönlich kennengelernt hat. Trifft aber alles im Fall der öffentlichen Wahrnehmung und einer Umfrage über den Anteil der Ausländer an der Kriminalität nicht zu.

 

 

 

und zwar ohne G20/Demo Krawalle oder Stadionschlägereien.

Denn mein subjektiver Eindruck ist der, dass genau in den Bereichen, die den Bürgern am nächsten sind, die (erkennbaren) Ausländer tatsächlich den größten Teil der Täter stellen...

 

Möchtest du noch mehr Bereiche ausschließen, die typischerweise von Inländern begangen werden? Dann stimmt es mit Sicherheit irgendwann.

 

 

Soziale Schichten usw... stimme ich dir zu.
Aber genau diese Sorte Straftaten sind die, die das Bild beim Normalo prägen und damit die Ausländerfeindlichkeit befeuern.

 

Und du redest ihnen das Wort, in dem du sagst, dass das deinem Gefühl nach ja auch hinkommt, zumal du vorher typisch deutsche Deliktsfelder ausgeklammert und zudem erklärt hast, dass "ausländisch aussehende" Leute auch in die Kategorie gehören.

 

Diese Deliktfelder klammere ich bewußt aus. Weil es "typisch deutsche" Deliktfelder sind. Im Gegensatz zur zb. alltäglichen Straßenkrimialität/Straßengewalt, bei der die Täter alle Nationalitäten haben, sind die (echten) Ausländer in diesen Fällen imho so gut wie gar nicht vertreten. Stattdessen gibt es in diesen Zusammenhängen überproportional viel Kriminaltität, die die Statistik aber verfälschen würden. Denn zb. die Stadionschlägereien gehören nicht zu den Delikten, die die subjektive Wahrnehmung prägen. Und darum geht es ja, wenn Menschen auf der Straße befragt werden, ob sie der Meinung sind, dass die Kriminalität größtenteils von Ausländern ausgeht.

Um hier festzustellen, ob es sich bei der subjektiven Wahrnehung um die Realität oder ein Vorurteil handelt, darf man auch nur die Delikte in eine Statistik einrechnen, die unter diese subjektive Wahrnehmung fallen.

 

 

Das lässt sich auch erweitern. Nicht nur, dass "ausländisch" aussehende Menschen öfter von der Polizei kontrolliert werden ...

 

Was wir über Kriminalität wissen (speziell aus den polizeilichen Statistiken) ist keine Abbildung der Realität von Kriminalität, sondern der Arbeit der Polizei.

 

Wie die Statistiken der Polizei zustande kommen und welche Faktoren dafür sorgen, dass diese Statistiken manchmal nur eine schwache Aussagekraft haben, ist ein ganz anderes Thema. Bei diesem Aspekt stimme ich dir aber grundsätzlich zu.

 

 

 

Aber genau diese Sorte Straftaten sind die, die das Bild beim Normalo prägen und damit die Ausländerfeindlichkeit befeuern.

 

Die Leute nehmen diese Straftaten einfach eindrücklicher wahr, weil sie ihre Vorurteile bestätigen.

 

Also ... zum einen ist das erst mal nur eine These. Erinnert mich doch schwer an die Frage, wer zuerst da war: Das Ei oder das Huhn.

Zum anderen ist die Frage, ob es sich um Vorurteile oder Realität handelt. Sam schreibt dazu:

 

Die Wahrheit ist, dass in diesen Bereichen (Kleinkriminalität) tatsächlich viele Täter Ausländer/Migranten sind. Durchaus bei weitem nicht alle, aber schon überproportional.

 

Womit du aber Recht hast: Wenn jemand der Meinung ist, dass Ausländer für den größten Teil der Kriminalität verantwortlich sind, wird alles, was seine Meinung bestätigt, viel stärker gewichtet als das, was ihr widerspricht.

Aber diese Meinung (du nennst es Vorurteil) muß ja erst mal gebildet werden. Imho passiert das neben dem Elternhaus vermutlich zuerst während der Schulzeit/Pubertät.

 

 

Vorurteile und Rassismus haben nur scheinbar eine Grundlage in der Realität.

 

Beim Rassismus stimme ich dir zu. Bei Vorurteilen, Klischees und Stereotypen mache ich mal ein großes Fragezeichen. Ich bin mir sicher, dass bei entsprechend wissenschaftlichen Studien sich sich etliche populäre Vorurteilen, Klischees und Stereotypen in der Realität bestätigen. Wenn ich mehr Zeit habe, frage ich mal Google.

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Das ist exakt der Kern des Problems und lässt sich bennenen: Rassistische* Vorurteile.

 

Auf "Wahrnehmungen der Leute" zu verweisen ist einfach ein Versuch, zu erklären, warum Rassisten eben Rassisten sind. Letztlich mündet es oft auch in einen Versuch, dass Verhalten von Rassisten irgendwie zu entschuldigen.

 

Das ist nicht meine Intention. Aber ich würde auch die 25% der normalen Bürger, die der Meinung sind, dass die Kriminalität in Deutschland zum großen Teil von Ausländern ausgeht, nicht pauschal als Rassisten bezeichnen. Vor allem nicht dann, wenn es für die subjektive Wahrnehmung andere plausible Erklärungen gibt.

 

 

Die Realität hast du doch gerade für unwichtig erklärt:

 

Wenn du genau liest, wirst du den Unterschied sehen. Auf der einen Seite steht die subjektive Wahrnehmung... für die subjektive Wahrnehmung ist die Realität unwichtig. Aber für die Feststellung, ob es sich dabei um ein Vorurteil handelt, ist die Realität entscheidend.

Unabhängig davon: Was glaubt ihr, glauben die Menschen? Ihrer eigenen subjektiven Wahrnehmung oder einer Statistik in der Zeitung, die der subjektiven Wahrnehmung widerspricht. Imho ist das soziale Umfeld ein entscheidender Faktor für die subjektive Wahrnehmung. Wer in einem "Prenzlauer Berg" Umfeld aufwächst/lebt, hat beim Thema Kriminalität und Ausländer vermutlich eine ganz andere subjektive Wahrnehmung als jemand, der in Duisburg-Marxloh lebt.

 

 

Eben. Und es ist ein rassistisches Vorurteil, wenn man von einem Migranten verprügelt wird und das dann damit begründet, dass das ein Migrant sei. Andere / die wirklichen Ursachen blendet das aus. Wer das nicht weiß, ist davon ja kein Rassist. Er sollte aber ins Nachdenken kommen, wenn man ihm erzählt, was Sache ist.

 

In der Umfrage geht aber gar nicht um eine Begründung für die Kriminalität. Und auch nicht von meiner Seite. Es geht erstmal um die subjektive Wahrnehmung als Basis der Antworten auf die Umfrage.

 

Wenn jemand der Meinung ist, dass die Kriminalität zum großen Teil von Ausländern ausgeht, ist das vielleicht ein Vorurteil. Wenn er das damit begründet, dass es Ausländer sind, ist er ein Rassist.

 

 

@Corpheus: Ein kleiner Gedanke, der mir beim Telefonieren mit meinem Bruder kam. Um (deiner Logik folgend) das Image von "Ausländern" in unserer Gesellschaft zu verbessern, sollte ich vielleicht, statt ihn mit seinem "südländischen Aussehen" Leuten aufs Maul hauen zu lassen, ihn bitten, mir Bescheid zu sagen, auf dass meine optisch doch sehr "arische" Faust das übernehmen kann. Wäre das eine geeignete PR-Maßnahme?

 

Ich weiß nicht, warum du mir so einen kruden Vorschlag machst. Über die Ursache der subjektiven Wahrnehmung habe ich noch gar nicht gesprochen. Kann man aber gerne auch diskutieren.

Aber dazu müßtest du aber auch erst mal zustimmen, dass zum einen die 25% der befragten normalen Bürger aufgrund ihrer subjektiven Wahrnehmung geantwortet haben ... und zum anderen, dass die subjektive Wahrnehmung nur durch ganz bestimmte Arten der Kriminalität geprägt wird.

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Der türkisch aussehende Typ an der Straßenecke kann einen deutschen Paß haben, akzentfrei deutsch sprechen und in seinem Verhalten sowas von typisch deutsch sein ... in der subjektiven Wahrnehmung ist er ein Türke. Das ändert sich erst, wenn man den Ausweis gesehen hat oder den guten Kerl persönlich kennengelernt hat.

Und eben das ist Rassismus.

 

Aber dazu müßtest du aber auch erst mal zustimmen, dass zum einen die 25% der befragten normalen Bürger aufgrund ihrer subjektiven Wahrnehmung geantwortet haben ... und zum anderen, dass die subjektive Wahrnehmung nur durch ganz bestimmte Arten der Kriminalität geprägt wird.

Die "subjektive Wahrnehmung" gestehe ich den Bürgern ja problemlos zu - sie wird halt von Vorurteilen und un(ter)bewusstem Rassismus geprägt und geformt.

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Beim Rassismus stimme ich dir zu. Bei Vorurteilen, Klischees und Stereotypen mache ich mal ein großes Fragezeichen. Ich bin mir sicher, dass bei entsprechend wissenschaftlichen Studien sich sich etliche populäre Vorurteilen, Klischees und Stereotypen in der Realität bestätigen. Wenn ich mehr Zeit habe, frage ich mal Google.

 

Ja eben nicht, darum nennt man sie Klischees, Stereotypen, Vorurteile und nicht: Fakten, Eigenschaften, Urteile.

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Der türkisch aussehende Typ an der Straßenecke kann einen deutschen Paß haben, akzentfrei deutsch sprechen und in seinem Verhalten sowas von typisch deutsch sein ... in der subjektiven Wahrnehmung ist er ein Türke. Das ändert sich erst, wenn man den Ausweis gesehen hat oder den guten Kerl persönlich kennengelernt hat.

Und eben das ist Rassismus.

Ne. Rassismus ist dann doch etwas anders definiert. Nur weil jemand den südländisch aussehenden Typ für einen Ausländer (Türke usw.) hält, ist er kein Rassist.

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Hiho,

@Corpheus

Also geht es dir nur darum die Interpretation zu relativieren, daß viele Deutsche Rassisten seien, indem du sagst, sie hängen aufgrund ihres beschränkten Horizonts rassistischen Klischees an?

;)

Jetzt weniger spitz.

MMn. zeigt die Gegenüberstellung von AfD Wählern zu nicht-AFD Wählern eben vor allem, daß rassistische Vorurteile von der AfD bedient werden und gleichzeitig dort auch kultiviert werden. Die die sie schon hatten sammeln sich dort, und die die sich dort sammeln entwickeln verstärkt rassistische Vorurteile.

Zweitens wirkt deine Erklärung etwas von oben herab, indem sie die Wahrnehmung von Kriminalität so in Kleinkriminellen Beobachtung verortet. Der Gedankengang ist dabei nicht falsch und bestimmt wirksam in der Erhebung, aber gleichzeitig muss er nicht der Einzige oder Wirkmächtigste sein. Das wäre bei einer genaueren Untersuchung eben herauszufinden (so wäre mMn. das wissenschaftliche Vorgehen). Da es bei dir aber so klingt, als wenn Hans ausm Block eben nicht weiter denkt als bis zum 10.Stock, und deswegen dieser offensichtliche Schluss von Kleinkrimineller Ausländer = Kriminalität durch Ausländer aus der Wahrnehmung sich ergibt, beschränkst du eben den geistigen Horizont der Befragten. (Vorurteil sozusagen?)

Man könnte aus der Befragung auch sehen, daß scheinbar das AfD Narrativ auch bei Nicht-AfD Wählern verfängt, oder eben andere Parteien auf den Erzählungszug aufspringen.

 

Zuletzt muss man auch aufpassen, daß man nicht per se durch den vorhandenen Interpretationsspielraum solcherlei Befragungen als nutzlos abstempelt. Man muss bloss vorsichtig sein, und weitergehen.

 

Grüße

Edited by SlashyTheOrc
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Ne. Rassismus ist dann doch etwas anders definiert. Nur weil jemand den südländisch aussehenden Typ für einen Ausländer (Türke usw.) hält, ist er kein Rassist.

 

 

Das kommt auf die Definition drauf an. Davon gibt es in der Wissenschaft eben mehr als eine. Hier bist du sogar bei einer der grundlegendsten, bei der äußere Merkmale als Einteilungskriterium herangezogen werden.

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Der türkisch aussehende Typ an der Straßenecke kann einen deutschen Paß haben, akzentfrei deutsch sprechen und in seinem Verhalten sowas von typisch deutsch sein ... in der subjektiven Wahrnehmung ist er ein Türke. Das ändert sich erst, wenn man den Ausweis gesehen hat oder den guten Kerl persönlich kennengelernt hat.

Und eben das ist Rassismus.

Ne. Rassismus ist dann doch etwas anders definiert. Nur weil jemand den südländisch aussehenden Typ für einen Ausländer (Türke usw.) hält, ist er kein Rassist.

 

 

Wer nicht "deutsch" aussieht, kommt auch nicht in meine Schublade mit dem Label "deutsch". Ist für mich eine rassistische Betrachtungsweise von Menschen.

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Hiho,

Corpheus zielt darauf ab, daß Rassismus erst durch eine Handlung entsteht, z.B. wird im Restaurant nicht bedient, weil schwarz.

Die Einteilung/ Schublade ist kein Rassismus, sondern nur Vorurteil, Klischee, whatever.

In dem Sinne ist man zwar in der Schublade "deutsch". Es spielt bloss für mein Handeln keine Rolle, in welcher Schublade der andere ist.

 

Irgendwann war mal ein Artikel darüber in der Zeit.

 

Grüße

Edited by SlashyTheOrc
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Hiho,

Corpheus zielt darauf ab, daß Rassismus erst durch eine Handlung entsteht, z.B. wird im Restaurant nicht bedient, weil schwarz.

Die Einteilung/ Schublade ist kein Rassismus, sondern nur Vorurteil, Klischee, whatever.

In dem Sinne ist man zwar in der Schublade "deutsch". Es spielt bloss für mein Handeln keine Rolle, in welcher Schublade der andere ist.

 

Irgendwann war mal ein Artikel darüber in der Zeit.

 

Grüße

Rassismus beginnt im Kopf bei der Einteilung von Menschen anhand äußerer ("rassischer") Merkmale - was du meinst ist Diskriminierung.

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Wo beginnt rassistisches Gedankengut? Ist es schon rassistisch, wenn man einen Menschen auf Grund seines Aussehens einer bestimmten Nationalität zuordnen oder eine bestimmte Nationalität auf Grund des Aussehens nicht annimmt?

 

Ich glaube schon, dass dies ein Problem im Alltagsrassismus ist. Es zeigt, dass sich das Grundgesetz und Europa noch nicht zentral in die Gedankenwelt vieler Bürger manifestiert hat.

 

Denn Nationalität ist in unserer, von nationalen und europäischen Gesetzen klar definierten, offenen Gesellschaft vollkommen losgelöst von Aussehen und Herkunft der Eltern. Diese Selbstverständlichkeit fehlt aber weiterhin vielen in Europa und auch in Deutschland. Vielleicht würde hier tatsächlich ein europäischer Pass helfen, diese Selbstverständlichkeit stärker in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren.

 

Ich glaube Rassismus und Nationalismus, können erst dann überwunden werden, wenn es nicht mehr von Interesse ist, wie ein Täter aussieht. Erst dann hören wir auf andere Menschen auf Grund einzelner Individuen nach bestimmten Mustern zu gruppieren und das Verhalten eines Indivuums auf eine frei festgelegte Gruppe zu übertragen.

 

Da es aber in der Natur und den Urinstinkten von uns Menschen (und anderer sozial komplexer Säugetiere) liegt, eben jene Gruppierungen automatisch und teilweise auch unterbewusst permanent durchzuführen, wird es wohl nie vollkommen gelingen, dieses Verhalten abzulegen.

 

Ich denke daher der große Unterschied zwischen eher rassistisch denkenden Personen und nicht rassistisch denkender Personen ist die Fähigkeit solches Musterdenken an sich selbst zu erkennen und immer wieder zu Hinterfragen, bzw. situationsbezogen korrekt selbst als falsch deklarieren zu können. Dabei hilft sicher Bildung, aber was vermutlich viel mehr hilft, sind positive eigene Erfahrungen.

 

Wer viel Kontakt zu Menschen hat, die nicht typisch mitteleuropäisch aussehen, andere kulturelle Verhaltensmuster haben, andere Gewohnheiten aus dem Elternhaus gewohnt sind und vielleicht sogar mit solchen zusammen aufwächst, der bildet unbewusst vollkommen andere Gruppen in seinem Kopf und kategorisiert dann auch Täter anders. Kenne ich aber nur sehr wenige solcher Menschen aus meiner persönlichen Lebenserfahrung und weiß daher nur über Dritte oder über Nachrichten von Menschen mit bestimmten äußeren Merkmalen, und das im ausschließlich negativen Kontext, dann ist eine negative Gruppierung von Menschen solcher Merkmale relativ wahrscheinlich, weil menschlich. Wenn ich also das erste mal in Echt auf Menschen mit diesen Eigenschaften treffe gruppieren ich automatisch und das negativ. Ich habe ja keine positiven eigenen Erfahrungen.

 

Das kann dann ausschließlich mit Bildung, also dem aktiven Bewusstsein über solche menschlichen Zusammenhänge und unbewussten Verhaltensmuster kompensiert werden. Aber auch das ist keine Garantie, diese Instinkte komplett zu übergehen.

 

Daher passt es auch gut, das offener Rassismus und stärker Rückenwind für die AFD besonders dort stark ist, wo die Menschen keinerlei oder kaum eigene positive Lebenserfahrung mit Migranten und Menschen unterschiedlicher Kulturen und nicht mittel-europäischen aussehnden haben, aber immer intensiver von der AFD intensiv mit fremden externen Erfahrungen überflutet werden. Hier helfen der AFD auch soziale Netzwerke sehr sowie das allgemeine Schüren von negativen Erkenntnissen zu eben Menschen, die in bestimmte Gruppen einsortiert werden.

 

Und gerade in den Ost-Bundeslandern ist der Kontakt von Kindesbeinen an mit vielen Kulturen eben nicht bekannt und so normal wie in West Bundesländern. Bei mir war es vor 30 Jahren schon normal, dass ich Mitschüler*innen mit Behinderung in der gleichen Klasse hatte und auch verschiedener Kulturkreise und unterschiedlichen Aussehens. Ich ging mit Kindern von kurdischen, türkischen, indischen, marokkanischen und italienischen Eltern zur Schule. Das war normal. Ich habe positive wie negative Erfahrungen gemacht und gelernt, dass sie genau so sind wie alle anderen. Einige sind Assis, andere sind toll. In welchem Land ihre Eltern geboren waren oder wie sie aussehen hat dabei keine Rolle gespielt. Deshalb hat es die AFD schwer mit heute zu vermitteln, dass Nordafrikaner Frauen als Sexobjekte sehen und glauben, sie einfach vergewaltigen zu dürfen, weil das in deren Kultur eben normal ist. Die AFD kann mir auch nicht vermitteln, dass Muslime Frauen systematisch unterdrücken wollen und nicht mit meiner Kultur kompatibel sind oder dass behinderte Kinder in Förderschulen gehören, weil sie die Leistung der anderen Kinder runterziehen und es für sie eine Belastung ist, mit nicht behinderten Kindern Schritt halten zu müssen... Usw. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das alles Vorurteile sind und nicht die Wahrheit ist.

 

Wer aber das nicht von Kindesbeinen an so erlebt hat, ist automatisch Empfanglöcher für diese Art der offensichtlichen und unbewussten Beeinflussung.

 

Alltags-Rassismus ist daher ein sehr normales Phänomen mit dem man in politischer Verantwortung sehr behutsam umgehen muss, und auf keinen Fall als Mittel Machtergreifung Missbrauchen darf. Wer das tut handelt unverantwortlich. Und es ist auch nicht damit getan, einfach Alle, die sich davon beeinflussen lassen als Rassisten zu diffamieren, die es besser wissen müssten aber eben einfach nicht anständig sind.

 

Es ist komplizierter. Aber natürlich gibt es die, die es besser wissen sollten, aber sich dennoch freiwillig für den nationalistischen Rassismus entscheiden. Das sind die wirklich schlechten Leute. Diese sind aber sicherlich nicht die Mehrheit der Wähler der AFD im Osten. Rassistische Impulse sind erstmal menschlich und instinktiv nachvollziehbar zu erklären. Diese menschliche Schwäche gezielt auszunutzen aus niederen Machtinteressen ist das wahre widerliche an der AFD.

 

Anders ist es jedoch beim Thema Faschismus und Demokratieverstandnis. Hier erkenne ich, bei jenen die grundsätzlich ein anständiges Gemüt haben, vor allem ein Bildungsproblem. Ihnen ist nicht bewusst, wie sich Demokratie und Meinungspluralitat elementar von Faschismus unterscheidet, und warum das eine immer falsch und das andere zwingend moralisch richtiger sein muss. Aber wenn es um Alltagsrassismus geht, diese dunkle Seite tragen wir alle in uns und müssen uns dieser immer wieder bewusst sein. Wer positive eigener Erfahrungen hat, für den ist es leichter diesem Impuls zu widerstehen, aber gänzlich immun davon zu werden ist sehr sehr hart, wenn es denn überhaupt geht.

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Hiho,

ein Artikel (weiss nicht mehr obs der ist den ich oben meinte) der sich in HeadCrashs Post wiederspiegelt:

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/03/psychologie-vorurteile-verhalten/komplettansicht

 

Es ist insoweit auch ein schwieriges Thema, weil Nationalität oder allgemeiner kulturelle Identität nichts schlechtes ist. Erstens, weil sie als Identität auch immer mit der Person verwoben sind. So wir Leute in Gruppen einteilen, teilen wir uns selbst auch in eine Gruppe ein und ziehen daraus (z.B. Frage: Haben Deutsche eine besondere Verantwortung im Umgang mit Juden wegen des Holocausts?). Zweitens, definieren Unterschiede ja nicht automatisch schlecht und gut, und gerade das ist ja die Idee eines geeinten Europa, das Miteinander von verschiedenen Kulturen. 

 

Ich weiss nicht ob wir in der Lage sind, wirklich unsere Einteilungsmechanismen dauerhaft zu entkräften. Wir lernen das so früh, und zu dem Zeitpunkt aus gutem Grund ("Halte dich von Betrunkenen fern.", "Wechsel die Strassenseite, wenn einer pöbelt.", "Vertrau nicht dem Mann mit den Süssigkeiten im Auto.").

 

Wir können das später auflösen, aber können wir das Nicht-Lernen?

 

Grüße

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Hiho,

Corpheus zielt darauf ab, daß Rassismus erst durch eine Handlung entsteht, z.B. wird im Restaurant nicht bedient, weil schwarz.

Die Einteilung/ Schublade ist kein Rassismus, sondern nur Vorurteil, Klischee, whatever.

In dem Sinne ist man zwar in der Schublade "deutsch". Es spielt bloss für mein Handeln keine Rolle, in welcher Schublade der andere ist.

 

Irgendwann war mal ein Artikel darüber in der Zeit.

 

Grüße

Rassismus beginnt im Kopf bei der Einteilung von Menschen anhand äußerer ("rassischer") Merkmale - was du meinst ist Diskriminierung.

 

Aus meiner Sicht ist das Blödsinn. Nach welcher Definition von Rassismus ist das bloße Einteilen von Menschen nach äußerlichen Merkmalen eben das? Soweit ich weiß, ist Rassismus das Höherstellen bzw. Erniedrigen von Menschen/Ethnien aufgrund ihrer Herkunft. Da gehört also noch der ein oder andere Schritt dazu.

Wenn ich einer fremden Person begegne und aufgrund ihres Aussehens schließe, dass sie japanisch sein könnte (beachte Konjunktiv), dann ist das kein Rassismus. Wenn ich deshalb gewisse Höflichkeitsformen annehme, dann ist das nicht rassistisch. Wenn ich mich darauf vorbereite, Englisch oder vielleicht sogar Japanisch mit ihm zu reden, dann ist das auch kein Rassismus.

Er wenn ich anfange - und ich übertreibe hier bewusst - ihm zu unterstellen, er würde den ganzen Tag nur Sushi essen, Wale jagen und Mangas lesen und überhaupt schon den nächsten Kamikaze-Angriff auf Pearl Harbour planen und ihn dementsprechend behandeln... Dann wird es rassistisch. Das Einteilen von Menschen nach ihrer (scheinbaren) Herkunft hat nicht automatisch negative Konsequenzen. Und wenn er doch nicht japanisch ist und/oder mich mit tadellosem Deutsch überrascht? Dann entschuldige ich mich gegebenenfalls, wenn ich ihn damit beleidigt haben sollte und hoffe (erwarte?), dass er mir das gleiche Verständnis entgegenbringt,  wie ich ihm, wenn er denkt, ich wäre Franzose.

Zugegeben, insbesondere mit Leuten nordafrikanischer oder nah-östlicher Herkunft tue ich mich schwerer. Auf der einen Seite habe ich schon mit einigen Leuten aus der Region an der Uni zusammengearbeitet und durchgehend gute Erfahrungen gemacht. Andererseits hat man dann sowas wie die Kölner Silvesternacht, wo man nächtelang wach liegt oder von einem Alptraum in den nächsten rutscht. Dementsprechend beobachtet man dann (zumindest kurzzeitig) doch Leute genauer, die man nicht kennt und in die stereotypischen Profile passen. Die Frage ist, wieviel Schuld habe ich daran? Ausgesucht habe ich mir sowas nicht. Eine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt wäre viel schöner.

 

Und gerade in den Ost-Bundeslandern ist der Kontakt von Kindesbeinen an mit vielen Kulturen eben nicht bekannt und so normal wie in West Bundesländern. Bei mir war es vor 30 Jahren schon normal, dass ich Mitschüler*innen mit Behinderung in der gleichen Klasse hatte und auch verschiedener Kulturkreise und unterschiedlichen Aussehens. Ich ging mit Kindern von kurdischen, türkischen, indischen, marokkanischen und italienischen Eltern zur Schule. Das war normal. Ich habe positive wie negative Erfahrungen gemacht und gelernt, dass sie genau so sind wie alle anderen. Einige sind Assis, andere sind toll. In welchem Land ihre Eltern geboren waren oder wie sie aussehen hat dabei keine Rolle gespielt. Deshalb hat es die AFD schwer mit heute zu vermitteln, dass Nordafrikaner Frauen als Sexobjekte sehen und glauben, sie einfach vergewaltigen zu dürfen, weil das in deren Kultur eben normal ist. Die AFD kann mir auch nicht vermitteln, dass Muslime Frauen systematisch unterdrücken wollen und nicht mit meiner Kultur kompatibel sind oder dass behinderte Kinder in Förderschulen gehören, weil sie die Leistung der anderen Kinder runterziehen und es für sie eine Belastung ist, mit nicht behinderten Kindern Schritt halten zu müssen... Usw. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das alles Vorurteile sind und nicht die Wahrheit ist.

Und dann gibt es einen Haufen Lehrer, die jahrzehntelang gerne speziell mit behinderten Kindern gearbeitet haben und genau das unabhängig von der AfD bestätigen. Nicht, weil behinderte Kinder die anderen runterziehen, sondern weil sie gesondert gefördert werden müssen und deshalb, selbst wenn sie in einer normalen Klasse sitzen, eine eigene Lehrkraft und eigene Aufgaben und völlig anderen Lernstoff haben. Soweit ich weiß kam der Inklusionsunterricht nicht zustande, um Vorurteile abzubauen oder weil behinderte Kinder eben doch mit "normalen" mithalten können, sondern u.a. weil Helikoptereltern nicht einsehen wollten, dass ihr Kind eben doch keine "normale Schule" besuchen konnte. Und ich rede hier nicht von kaum bemerkbaren Behinderungen sondern auffällige.

Edited by Tungstonid
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