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[Bühne in Weiß] Kapitel 2: "Das Zimmer"


Blackdiablo
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"So einiges ist gestern Nacht vorgefallen. Traum oder Wirklichkeit? Ich kann es nicht sagen, aber ich befürchte, dass es ernst ist. Ich habe einiges aufgeschrieben. Und vieles noch im Gedächtnis. Wir müssen uns unterhalten. Aber nicht hier und auch nicht jetzt. Später. Jetzt sollten wir das Zimmer untersuchen. D'accord?"
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"Créa...nzt ? Solomon. Jüdisch ?"

 

Frankenstein geht mir nicht aus dem Sinn.

 

"Nichts persönliches. Nur reine Neugier."

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Der Schlüssel dreht sich um Schloss und mit einem Knarzen schwingt die Tür auf. Sogleich erklingt das Rascheln von einer wahren Papierzettelflut, die durch den ganzen Raum gefegt wird. Alles - der Boden, die Wände, sogar die Decke - sind von dem Weiß des Papiers vereinnahmt. Kaum ein Zentimeter bleibt unangetastet. Auf einigen der Blätter an den Wänden sind groteske Motive gezeichnet worden, die euch in ihrer Groteskheit entgegenstarren. Die Motive sind derartig detailliert und fein zu Papier gebracht, dass ihr sie von eurem Standpunkt aus noch nicht genau erkennen könnt.

 

Der Raum versprüht ein muffiges und widerwärtig süßliches Aroma. Das Licht, das aus dem einzigen Fenster strahlt, ist durch das Weiß der Blätter gedimmt. Als Faith versucht, einen Lichtschalter neben ihr zu betätigen, springt das Licht nicht an. Die Glühbirne ist zerschmettert worden.

 

Die Einrichtung des Zimmers ist einfach. Neben einem ungemachten Bett mit zwei hingeworfenen unbezogenen Kissen in der Ecke befindet sich ein Nachttisch mit einer ebenfalls zerschlagenen Nachttischlampe. Gegenüber an der Wand zu eurer Rechten befindet sich ein ebenfalls mit Blättern verdeckter Rahmen. Ein Spiegel, vielleicht ein Porträt oder ein Foto? Das ist nicht auszumachen. In Rot sind quer darauf offenbar Lettern geschmiert worden.

 

Faith tritt einen vorsichtigen Schritt ins Zimmer und wirbelt sogleich dutzende Blätter auf. Sie schaut sich zu den anderen um und merkt, dass links neben ihr eine Tür vermutlich in einen Waschraum führt. Die Tür ist angelehnt.

 

"Himmel", staunt Ellie. "Wer macht so etwas?!"

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Ich schaue kurz in den Raum hinein, blicke mich um und verschaffe mir einen Eindruck.

Dann verlasse ich den Raum wieder und gehe in den Flur. "Warten Sie bitte kurz. Ich mache Licht."

 

Victor Frankenstein erhellt seine Kreatur durch Elektrizität.

 

Ich schraube im Flur zwei Glühbirnen aus den Deckenlampen und kehre ins Zimmer zurück. "Voila. Es werde Licht, meine Herrschaften."

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"Was riecht hier nur so süsslich?" Ich schaue mich um. "Vergammelndes Obst?"

 

"Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern, Mr. Créanzt? Sie werden sicher lachen."

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"Vielleicht." Während ich mich unterhalte, schaue ich mich weiter im Zimmer um.

 

"Was hat dieser Kraut hier nur getrieben?"

 

Dann mustere ich den Koloss erneut. "Es liegt mir auf der Zunge..."

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"Ich muss sagen, ich bin von ihrer Bezeichnung dieses Mannes als 'Kraut' wenig begeistert, und denke nicht, dass ihr Vergleich mit mir und etwas anderem, wahrscheinlich anderem Abwertenden, besser ist. Sie sollten sich zwei Mal überlegen, was sie auch nur in Erwägung ziehen zu sagen.", brumme ich und blicke ihn finster an.

 

Sonst könnte ihr Vergleich eher zutreffen, als sie es für möglich halten würden...

 

Ich drehe mich weg und folge Faith.

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Auf dem Weg zum Nachttisch kommt ihr nicht umhin, eine bestimmte Ansammlung von Motiven der Blätter über dem Bett näher zu inspizieren. Jedes einzelne, auch das oder jenes oder dieses dort beobachtet stumm einen jeden Schritt, den ihr in dem Meer aus Weiß tut. Solomon beugt sich ein wenig vor und entdeckt unter diesen Motiven die kryptische Bildunterschrift:

 

"Gesponnen aus Schwarz, gezerrt ins Weiß"

 

Faith untersucht derweil den Nachttisch, der unter rein weißen Blättern beinahe verschwindet. Und dennoch, ja, dort scheint sich ein Gegenstand zu befinden, der von den Blättern halb verdeckt wird. Du schmeißt sie achtlos auf das Bett und enthüllst eine lederne Aktenmappe mit einer Stahlschnalle, die eine ominöse Prägung aufweist. Das Symbol kannst du nicht zuordnen. Es scheint sich um geometrische Anordnungen zu handeln, die ineinander übergehen und auf dich keinen rechten Sinn machen.

Gerade als du sie näher inspizieren willst, hebt Ellie einen Zettel vom Boden auf und liest ihn laut vor: "'Das Weiß ist, was die Welt im Innersten zusammenhält.' Komisch, das kommt mir so bekannt vor.“

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