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[Nightmare Bites] Kap.1: AUKTIONSHAUS


Der Läuterer
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Als ich die Vitrinen mit den beiden Händen in der einen und dem Kopf in der anderen entecke, verblassen die Geräusche um mich herum. Wie in Trance bewege ich mich auf die beiden Glaskästen zu. Mein Blick tastet die beiden Präparate in Sekundenschnelle ab; geradezu analytisch fixiere ich jede Markierung, jede Verfärbung und jede Unebenheit in den beiden lange gestorbenen Teilen menschlicher Körper.

 

Ich umrunde die die Kästen und murmle vor mich hin. Ob mir jemand von der Gruppe gefolgt ist oder mir zuhört, weiß ich nicht - aber das ist gerade völlig bedeutungslos.

 

"Der Kopf hier ist ein Tsantsa aus Südamerika. Sein Alter würde ich auf drei- bis vierhundert Jahre schätzen. Er ist in einem bemerkenswert guten Zustand! Wissen Sie, wie so ein Schrumpfkopf, wie ihn der Volksmund nennt, entsteht? Man vernäht Augenlider und einen Schnitt im Nacken - wenn Sie einmal hier rum kommen mögen, können Sie ihn erkennen. Dann wird das Innere des Kopfes mit Sand oder Erde gefüllt und anschließend über einem Feuer erhitzt. Meist verwendete man hierzu Wasser mit für das jeweilige Volk heiligen Kräutern...es dürfte aber nicht kochen, sonst hätten sich die Kopfhaare gelöst und das wäre aus spirituellen Gründen undenkbar gewesen."

 

Ich trete einen Schritt zurück und runzle die Stirn.

 

"Die Haut dieses Tsantsa ist ungewöhnlich hell...fast schon wächsern. Normalerweise werden diese Art von Köpfen geräuchert und konserviert, bis sie einen sehr dunklen Farbton aufweisen. Merkwürdig..."

 

Ich umrunde die Vitrine erneut. Außer einem Schild, das besagt Tsantsa eines männlichen Kriegers des Huanka-Stammes, Bolivien ist keine weitere Information zu finden.

 

Ich gehe auf die Knie und führe mein Gesicht näher an die Scheibe. Mein Atem beschlägt stoßweise das Glas und verschwindet dann nach ein paar Sekunden wieder. Ich bin aufgeregt.

 

"Sehen Sie das, meine Herren, meine Dame? An seinen Augen? Eigentlich müssten sie völlig vertrocknet sein. Aber durch die Nähte an den Lidern kann ich noch etwas Weißliches erkennen. Wenn das tatsächlich Augäpfel sind, was nach mediziner Sicht nahezu unmöglich ist, dann tippe ich hier auf einen seltenen Fall von Exophtalmus."

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Nachdem er seine Sätze über die vorhandenen Bücher papageienhaft aufgesagt hat, beobachtet der Mitarbeiter sprachlos, wie Wentworth, einer Mischung aus Katze und Schlange gleich, um das Objekt seiner Begierde kreist. Das Opfer immer fest im Blick.

 

http://pics.tribal-art-auktion.de/5803-001_1365x2048.jpg

 

Fixiert.

Fasziniert.

Focusiert.

 

Der Welt der Lebenden entrückt, schwebt er wie von Engelsflügeln getragen um diese groteske Abscheulichkeit des Todes herum. Memorabilen des Vergänglichen scheinen keinerlei Unbehagen bei ihm auszulösen.

 

Geistesabwesend tippt sich der Mitarbeiter an seine Hornbrille und mustert Wentworth eingehend über den oberen Rand hinweg. "Waaas für eine Echse?" Sein offen stehender Mund spricht Bände.

Edited by Der Läuterer
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"Exophtalmus. Ein pathologisches Hervortreten der Augäpfel. Und schließen Sie den Mund, Sie repräsentieren hier."

 

Ich richte mich wieder auf und zupfe meine Kleidung zurecht. Der ungläubige Blick des Mannes löst eine Mischung aus Triumph und Verachtung in mir aus. Nichtsdestotrotz bemühe ich mich wieder um Contenance.

 

"Können Sie mir sagen, wie die Präparate zu Ihnen gelangt sind? Ich würde gerne mehr darüber herausfinden."

 

Hoffentlich wird das ein produktives Gespräch, ansonsten werde ich ihn nicht mehr beachten und mich den Händen zuwenden...

Edited by Seraph
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Der Mann schliesst seinen Mund, schaut Dich aber noch immer fassungslos an. "Die... äh... Dinger sind in Kisten auf einem Lastwagen geliefert worden. Wieso?" Dann murmelt er etwas Unverständliches vor sich hin.
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"So... Hier... Objekt #13 Kuriosa aus dem Bereich 'Mystisches' der Auktion. Getrocknet... Wohl ein Affe."

 

http://img05.deviantart.net/ba9d/i/2013/197/e/a/mummified_six_fingered_oni_hand_by_bestiarius-d6dot6q.jpg

 

"Nehmen Sie das Objekt ruhig näher in Augenschein. Ich habe Zeit." Der Lancasters-Mann wirft einen Blick auf Wentworth und verdreht leicht genervt die Augen.

 

http://img02.deviantart.net/fe2c/i/2013/197/6/d/mummified_six_fingered_oni_hand_2_by_bestiarius-d6dow2m.jpg

Edited by Der Läuterer
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Ich schaue mir die Hand an, und dann schaue ich Wenthwort an.

"Eine Affe, stimmt das? Ich kann den unterschied nicht wirklich merken, könnte für mich wohl auch eine Frau sein" sage ernst.

Ich schaue dann das Paar an.

"Ich wurde beauftragt mir ein paar des Objekten näher anzuschauen, um zu kontrollieren ob sie echt sind. Wieso sind sie hier? Möchten sie auch etwas versteigern?"

Ich lächele sie freundlich an.

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Der Lancasters-Mann will gerade diese besondere Kuriosität, die getrocknete Hand, erklären "Diese Hand ist eine Affenhand. Keine menschliche Hand, müssen...", als von draussen Schüsse zu hören sind. Er stutzt kurz, als sich einige der Besucher dem Eingang des Auktionshauses zuwenden. "Es ist auch keine Glorreiche Ha..." Dann bricht er abrupt ab, als ein Mann von Draussen herein kommt und es atemlos aus ihm heraus bricht. "Die Bank. Sie überfallen die Weatherbys Bank."
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Fasziniert beobachte ich Wentworth als er die Hände betrachtet.

Als er seine Ausführung kund tut lausche ich interessiert.

 

"Können sie das mit dem Augapfel nochmal näher ausführen? Werden die Augen nicht zuvor entfernt?"

 

Plötzlich gibt es Schüsse zu hören und ein Mann stürmt in den Saal:

 

'Das ist nur ein Ablenkungsmanöver', schießt es mit durch den Kopf, als ich den Mann höre.

 

In gespielter Ruhe sage ich:" Sehr interessant. Fahren sie fort. Sie überfallen schließlich die Bank und nicht das Auktionshaus. "

Ich lächel den Auktionshaus-Mann an.

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"Die Augen werde nicht entfernt, sie vertrocken im Laufe der Zeit durch den Schrumpfprozess. Gerade wenn das Wasser-"

 

Schüsse fallen.

 

Ich zucke zusammen und gehe instinktiv hinter der Vitrine in die Hocke. Während mir das viele der anderen Anwesenden gleich tun, scheint es meine neuen Bekanntschaften eher wenig zu rühren. Mit weichen Knien und Herzklopfen stehe ich wieder auf und schlucke.

 

"Ich würde Ihnen ja gerne mehr über die Präparate erzählen, aber sollte nicht jemand das Yard verständigen?"

Edited by Seraph
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Es dauert nicht lange, vielleicht sind es nur Augenblicke, dann ist der Klang der ersten Trillerpfeife zu hören. Der erste Bobby ist da.

Ein schöner, melodischer Klang, der die Geräusche des Strassenverkehrs durchschneidet und übertönt und welcher immer auf eine sehr unschöne Situation hinweist. Wann immer dieses Signal ertönt, ist bereits etwas passiert.

Es gibt nichts mehr zu verhindern - nur noch zu verfolgen und aufzuklären.

Schon bald antworten aus anderen Richtungen weitere Trillerpfeifen.

 

Es dauert einige Minuten und ein Bobby erscheint im Auktionshaus. "Bitte bleiben Sie alle hier. Gehen Sie nicht auf die Strasse. Die Situation ist noch unklar. Wir wissen noch nicht, was genau los ist und um wie viele Kriminelle es sich handelt."

 

Der Mann dreht sich um und wendet sich wieder zur Strasse. "In Ihrem eigenen Interesse. Warten Sie hier. Bleiben Sie im Haus. Warten Sie, bis ich oder ein anderer Kollege Entwarnung gibt."

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Und gerade dies ist der Tag an dem ich ohne Waffe aus dem Haus bin. Vielleicht sollte ich mir wieder angewöhnen die Waffe immer mitzunehmen, was ich doch eigentlich für paranoid halte. Außerdem ging ich nicht davon aus heute woanders zu sein als in der Detektei.

So kann man sich täuschen.

 

"Vielleicht doch ein Fluch der Mumie", sage ich mit leicht ironischem Unterton.

 

" aber hoffen wir mal, dass die Polizei das schnell in den griff bekommt. Und wie hier sicher sind."

 

Interessiert schaue ich mir die Reaktionen der zahlreichen Besucher an.

 

'... So sicher wie man mit der Maske in der Nähe sein kann', füge ich noch in Gedanken hinzu.

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"Vielleicht gibt es doch einen Fluch der Mumie, Liebling?" Eine recht hübsche Frau mittleren Alters, die sich bei ihrem Mann untergehakt hat, schmiegt sich noch etwas intensiver an ihn und schaut dann zu ihm auf, während sie den Blick von der Maske abwendet. "Das da..." Der Mann zeigt auf die Totenmaske. "... ist nur ein Kunstgegenstand, Schatz. Das Ding ist bestimmt nicht verflucht." Dann deutet er mit seiner freien Hand auf eine andere Vitrine. "Bei dem da..." er zeigt zur 'Schreienden Mumie' "... bin ich mir dagegen überhaupt nicht so sicher." Und die Frau verzieht das Gesicht. Edited by Der Läuterer
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Der Blick aus den leeren Augen der Maske ist unverändert in die Ferne gerichtet.

Er wirkt bedrohlich.

Niederträchtig.

Feindselig.

 

Etwas ist hinter diesen Höhlungen verborgen.

Etwas Unerklärliches.

Etwas Furchtbares.

Etwas Bösartiges.

Etwas Uraltes.

Lauernd.

Heimtückisch.

Gierig.

 

Das Ding ist abscheulich.

Abstossend.

Grässlich.

Doch es scheint das Wissen von Äonen zu haben.

 

Das Licht der Deckenbeleuchtung spiegelt sich in dem gehämmerten Silber.

Die Maske ist nur Stein und Metall... und doch wirkt sie gefährlich.

Lebendig - lauernd und giftig, wie eine Viper.

Aber alt wie die Sphinx.

 

Und je länger man sie betrachtet, desto mehr scheint die Oberfläche...

Zu flimmern.

Zu wabern.

Zu schmelzen.

 

Ein schändliches Grinsen scheint über die Maske zu fliessen.

Dann ist die Maske wieder so hart wie unerbittlich und bösartig.

 

Von einem Pharao, der diese Maske trug, war keinerlei Gnade zu erwarten.

So ein Herrscher war sicher mitleidlos.

Grausam.

Unbarmherzig.

Rücksichtslos.

Gewissenlos.

Und herzlos.

 

Kein Mensch der Kunst und Poesie.

Sondern ein Mann des Krieges und der Folter.

Gebieterisch.

Aggressiv.

Mordlüstern.

Blutrünstig.

 

Kein gutmütiger Mann der Freundschaft.

Sondern verbrecherisch.

Frevelhaft.

Schändlich.

 

Keine Scheusslichkeit.

Keine Gemeinheit.

Und keine Ruchlosigkeit, die so einem Pharao nicht zuzutrauen wäre.

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Eine Reihe ungeahnter Gefühle und Gedanken ergreift mich, als mein Blick die Pharonenmaske streift. Sie strahlt eine besondere Macht aus, macht mich aber auch beklommen.

 

Dennoch versprüht sie einen ganz besonderen Reiz... den Reiz sie aufzusetzen... den Reiz ihre Macht zu kosten... zu nutzen.... zum Guten natürlich.

Nie könnte ich etwas schlechtes tun, jemandem bewusst Schaden zufügen.

Ich bin ein guter Mensch... der niemandem etwas absichtlich Böses antun könnte.

 

'Was wohl passiert, wenn ich diese Maske aufsetze?

 

... werde ich dann Magie lernen?

 

Werde ich in die Welt der Trolle und Riesen eintreten?

 

Werde ich Feen kennen lernen und Hexen?

 

Werde ich genauso furchterrregend sein wie die Herrscher, die diese Maske trugen?

 

Werde ich gnädiger und weiser sein als er, aber ebenso mächtig?

 

Werde ich statt Feen, Riesen und Trollen, vielleicht Alt-Ägyptischen Gottheiten begegnen?

 

Oder werde ich schlicht verrückt, wenn ich diese Maske aufsetze?

 

Ich sollte es probieren....'

 

 

Ohne es zu bemerken, habe ich mich zaghaft und sehr unauffällig ein paar Schritte in Richtung der Totenmaske bewegt.

 

Überrascht merke ich, dass mich die Maske wirklich in ihren Bann gezogen hat und ich zwar den Menschen in meiner Umgebung zugehört habe, dennoch aber von der Maske gefangen zu sein scheine.

Kurzzeitig bin ich über mich und die Kraft der Maske schockiert. Zügig bewege ich mich wieder demonstrativ zu Wentworth, Matilde und der Familie O'Neil.

 

"Doktor, kennen Sie sich auch mit Mumien aus...?" frage ich etwas gedankenverloren, während ich mich von der Pharonenmaske abwende.

"Hier soll es eine schreiende Mumie geben... wissen sie auch darüber etwas...? Niemand wird doch noch im Tode schreiend aussehen. Sicher ist das auch nur durch die Trocknung bedingt, oder?"

 

"Was meinten sie eigentlich zu den Augen des Schädels? Die Aktion in der Bank hatte sie unterbrochen.... Apropos Bank... es ist erstaunlich ruhig geworden dort draussen, oder täusche ich mich?"

Erst jetzt nehme ich die Geräusche, die gedämpft von der Straße hereinkommen, wieder wahr.

Die Rufe einiger Polizisten, Passanten oder der Bankräuber. Ich kann nicht verstehen was sie sagen.

 

Allerdings scheint die Schießerei erstmal beendet zu sein... nur für wie lange?

Edited by Puklat
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