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Ein Ruck ist durch Deutschland gegangen


Corn

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Im katholichsten aller Bundesländer ist es auch nicht verwunderlich dass die Christenpartei das höchste Landtagswahl Ergebnis eingefahren hat.

Hey, zumindest springen viele Feiertage dabei für uns raus. *Achselzucken*

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War früher wohl so, oder so ähnlich. Wurde mir zumindest von meiner Oma damals so erzählt. Ob es jetzt in der Sonntagspredigt war, oder bei der Verarbschiedung per Handschlag durch den Pfarrer beim Verlassen der Kirche ist jetzt nicht so relevant. Aber zumindest hätte der Pfarrer am Wahlsonntag morgens daran erinnert, dass jedem treuen Gemeindemitglied sicher klar sei, dass es nur eine wirklich christliche Wahlentscheidung geben kann, so meine Oma damals, als sie grinsend am Tisch sagte, dass sie trotzdem was anderes gewählt hat als der Pfarrer wollte.

 

Außerdem kenn ich Mitarbeiter von Unternehmen unter der Trägerschaft des Bistums, welchen jegliche Karrierewege verschlossen blieben und die sich viel Kritik anhören durften, als sie offen sagten, dass sie einer anderen Partei als der CDU beigetreten sind. Diese Strukturen sind tief und sehr altbacken verwurzelt. Es ist den Leuten teilweise gar nicht klar, wie undemokratisch und falsch diese uralt Ansichten sind. Diese Dinge waren schon immer so, und das wird auch nicht mehr reflektiert oder überdacht.

 

Andererseits trauen sich z.B. die meisten Mitarbeiter der Dillinger Hütte auch nicht unter Kollegen zuzugeben, wenn sie Mitglied der Grünen werden, oder grün wählen sollten. Hier wird man auch sofort sozial ausgeschlossen, wenn sowas raus kommt, oder zumindest befürchten das die, die ich kenne und grün eingestellt sind und auch so wählen. Man möge das bitte für sich behalten, damit das keiner dort erfährt.

Ich finde das ebenfalls sowohl skandalös als auch unglaublich dämlich. Aber so ist unsere Gesellschaft eben. (Falsche) Parteizugehörigkeit verursacht scheinbar bei vielen Menschen große Emotionen und es gibt unausgesprochene Erwartungen. Das man aber beruflich bevorzugt oder benachteiligt wird, in Abhängikeit der Parteizugehörigkeit (teilweise sowas als Bedingungen vor einer Jobvermittlung gestellt wird) ist für mich der Gipfel all diesen Schwachsinns. Aber leider häufig bestätigte Realität und vielfach sogar allgemein anerkannt oder zumindest mit einem Schulterzucken ala "ja, ist schon immer so gewesen, wird immer so sein" abgetan.

 

Ein Hoch auf die Demokratie und die vielen demokratisch agierenden und denkenen Bürger hier ;)

Ob das im Saarland nun ausgeprägter ist als wo anders kann ich nicht beurteilen, glaube aber nicht an so große Unterschiede. Der Unterschied ist nur, dass das Saarland kleiner ist und man sich eben eher kennt und mehr darüber spricht... diese unsäglichen Methoden also einfach nur bekannter sind. Natürlich laufen diese Dinge immer nur unter vorgehaltener Hand und mündlich, ergo wird es nie rechtliche Konsequenzen geben, weil nie irgendwas davon offiziell bewiesen werden kann. Was mich aber am meisten nervt ist, dass die gleichen Leute die darüber schimpfen, dass es so ist, immer wieder die gleichen beiden Parteien wählen, bei denen das besonders ausgeprägt ist und war, und diesen Bullshit nicht als Anlass nehmen die Wahlentscheidung mal zu überdenken, sondern einfach davon ausgehen, dass es bei allen anderen Parteien letztlich genauso laufen würde, wenn die mal stärker werden würden.

Wo kommt nur all die Parteiverdossenheit her? (An eine Politikverdrossenheit glaube ich nicht, bzw. erkenne ich die nicht. Eine Parteiverdrossenheit dafür umso mehr).

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Bei öffentlichen Einrichtung mit kirchlichen Trägern (auch wenn die letztlich aus denselben Steuergeldern bezahlt werden), genügt es schon konfessionslos zu sein, um garnicht erst eingestellt zu werden. Dabei ist es oftmals sogar egal, welche Konfession man letztlich besitzt, d.h. denen ist es sogar lieber, man ist Jude oder Moslem, als dass man an gar keinen Gott glaubt. Einen drauf setzen dann aber die katholischen Einrichtungen, bei denen man um seinen Job bangen muss, wenn man sich scheiden lässt.

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Wo kommt nur all die Parteiverdossenheit her? (An eine Politikverdrossenheit glaube ich nicht, bzw. erkenne ich die nicht. Eine Parteiverdrossenheit dafür umso mehr).

Auf diese Frage die erstaunlichen Ergebnisse der Studien eines Politikwissenschaftlers. Für mich sehr erhellend ... erklärt es doch anhand von Fakten die Erfolge von AfD und der "Nichtwähler". Für die Politik sollten alle Alarmsirenen angehen:

Aus der Dlf Audiothek | Hörsaal | Wie diejenigen wählen, die sich nicht repräsentiert fühlen

https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=746054

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@fexes: das stimmt so pauschal nicht mehr. Ich arbeite in einem Bereich in dem mehr als 50%aller Jobs kirchliche arbeitsverträge beinhalten.

Zum einen ist immer die Frage wer ist hier Entscheidungsträger. Das Bistum? Der ordensvorstand? Papst oder sonstige hohe Entscheidungsträger.

Natürlich ist dann auch entscheidend wie sehr der Entscheidungsträger sich um Entscheidungshoheit bemüht. Sprich ob er die Verbände auch autonom entscheiden lässt.

In vielen Bereichen kann ein kirchlicher Arbeitgeber sich eine exklusive Auswahl der Angestellten nicht mehr erlauben.

Zudem ist es ein Gerücht dass evangelische Verbände offener wären. In einigen Regionen ist eine evangelische Kirche deutlich konservativer als die katholischen.

Scheidung ist fast nirgends mehr ein kündihungsgrund. Das wieder heiraten könnte sehr wohl einer sein (je nach Konfession und ob die geschiedene Ehe auch kirchlich getraut wurde) uneheliche Kinder sind auch meist kein Problem mehr, in älteren Fällen gab es aber Wohl ein drängen auf die Heirat bevorzugt aus anderen Gründen eine Kündigung ausgesprochen wurde.

Was wirklich so ist, ist dass man mit der falschen Religion/Konfession bestimmte stellen nicht bekommt. Sei es weil man im Kindergarten das konfessionelle Weltbild nicht vermitteln kann oder ab einer bestimmten Hierarchie Stufe ohne die richtige Konfession nicht mehr befördert wird.

Ich merke zum Schluss noch an, dass ich das alles als falsch betrachte. Das AGG untersagt solche Benachteiligungen wegen der Religion. (Genau wie das gg) ein Arbeitgeber sollte nicht das Recht haben sich in das Privatleben einzumischen.

Zum Glück verlieren die Arbeitgeber fast jeden Streit vor den Arbeitsgerichten und werden immer vorsichtiger. Leider hält sich die Angst in den Köpfen deutlich länger

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Soweit ich weiß, ist arbeitsrechtlich der Stand so, dass solche Vorschriften nur noch bei leitendem Personal halten und bei solchen, die man als "verkündungsnah" bezeichnet. Das sind zB Erzieher, die - grds. schon nachvollziehbar - in einem katholischen Kindergarten die Kinder auch katholisch erziehen sollen. Oberärzte in kirchlichen Krankenhäusern sind damit aber safe. :)

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Was wirklich so ist, ist dass man mit der falschen Religion/Konfession bestimmte stellen nicht bekommt. Sei es weil man im Kindergarten das konfessionelle Weltbild nicht vermitteln kann oder ab einer bestimmten Hierarchie Stufe ohne die richtige Konfession nicht mehr befördert wird.

 

Meiner Ansicht nach auch nur ein vorgeschobener Grund. Nur weil man auf dem Papier einer bestimmten Konfession angehört, muss es nicht heißen, dass man religiöse Werte auch lebt, vertritt oder kennt.

Andersherum auch: Warum sollte eine Person, die kein Kirchenmitglied ist, nicht auch z.B. die Werte der evangelischen Christen vermitteln können? Vor allem in Kindergärten, wo dass meist über ein Tischgebet und eine Kinderbibel im Regal meiner Erfahrung nach eh nicht hinaus geht. 

 

Ich kenne mehr als eine Person, die als Sozialarbeiter tätig ist, und nicht aus der Kirche austritt, weil so unfassbar viele Jobs an der Religionszugehörigkeit festgemacht werden. Sicherlich ist es so, dass man Klagen könnte. Aber wenn man gar nicht erst den Fuß in die Tür bekommt, weil man der falschen oder keiner Religion angehört, muss man erstmal nachweisen, dass Religionszugehörigkeit der Grund war einen Job nicht zu bekommen.

Klar, vielleicht ist die Situation nicht so krass, wie sie empfunden wird. Aber ich hab vor ein paar Jahren noch Stellenanzeigen gelesen, in denen eine christliche Religionszugehörigkeit gefordert wurde.

 

Dazu kommt die Finanzierung sozialer Einrichtungen mit religiösem Leitbild, die zu großen Teilen vom Staat kommt. Wenn eine Einrichtung aus staatlichen Geldern finanziert wird, sollte auch jede Person für solche Einrichtungen arbeiten können, unabhängig von der eigenen Religionszugehörigkeit. 

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Gerade bei Erziehern sehe ich die Neutralitätspflicht geboten. Katholische Kindergärten sind eben keine Privatschulen sondern öffentliche Einrichtungen, denn vielerorts gibt es eben keine Alternativen in anbetracht fehlender Kita-Plätze und des gesetzlichen Rechts auf einen solchen. Das bedeutet eben, dass nicht nur katholische oder gar christliche Kinder diese Einrichtung nutzen müssen. Zugute halten möchte ich da, dass die (Ordens)Schwestern der Kita meiner Schwester so kompetent waren und eben diesen Umstand professionell berücktsichtigt haben. Bis auf deren Uniform, einem Kreuz im Eingangsbereich und dem obligatorischen St. Martins Umzug (der im Saarland praktisch von jedem unabhängig einer religioösen Anschauung begangen wird), gab es in der Kita nichts, was den Kindern eine kofessionell gebundene Einstellung hätte vermitteln können. Also kein Bibelunterricht, kein Beten oder singen von katholischen Kirchenliedern.

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In meinem Lehrbetrieb hatte der Geschäftsführer/Prokurist 2 Firmenwagen. BMW und Mercedes. Und je nachdem zu welchem Auftraggeber er mußte, hat er den entsprechenden Firmenwagen genommen. Wurde mir seinerzeit damit erklärt, dass wenn man mit dem falschen Wagen/Marke ankam, konnte man den Auftrag gleich vergessen. Konnte ich weder damals noch heute nachvollziehen... so ein Schwachsinn :rolleyes:

 

 

@Kirchenzugehörigkeit

Irgendwie kann ich hier die Kirche verstehen. Auf der einen Seite bietet man lieber einem Glaubensbruder/schwester einen Job ... auf der anderen Seite möchte man vielleicht auch, dass in dem Job christliche Werte gelebt/verkörpert werden. Zumindest sollte sich der Bewerber mit dem Leitbild identifizieren und sich zur Kirche bekennen.

Das kann ein Nicht-Mitglied theoretisch auch. Vielleicht. Aber ohne entsprechende Regelungen könnten auch Atheisten bzw. Menschen, die die Kirche/christliche Werte komplett ablehnen sich den Arbeitsplatz erklagen.

 

Wenn ich einen Spiele-Shop betreibe, würde ich doch auch lieber einen Spiele-Fan einstellen. Obwohl ein Nicht-Spieler die Ware vielleicht genauso gut verkaufen könnte.

 

Und auch wenn das folgende Beispiel natürlich auf einer ganz anderen Ebene ist... wenn Feinde unseres demokratischen Systems in entsprechenden politischen Gremien sind, ist das nicht wirklich prickelnd. Auch wenn die sicherlich ihre Arbeit genauso gut erledigen könnten. Vielleicht.

Und keiner will zb. Polizisten, deren politischen Ansichten auf dem Stand von 1940 sind. Obwohl sie ihre Arbeit gut machen können. Vielleicht.

 

 

Dazu kommt die Finanzierung sozialer Einrichtungen mit religiösem Leitbild, die zu großen Teilen vom Staat kommt. Wenn eine Einrichtung aus staatlichen Geldern finanziert wird, sollte auch jede Person für solche Einrichtungen arbeiten können, unabhängig von der eigenen Religionszugehörigkeit.

 

Hmm... spontan habe ich dir hier zugestimmt. Warum sollte zb. auch ein Buchhalter in einer kirchlichen Einrichtung irgendwelchen religiösen  Leitbildern folgen.

Aber nach etwas überlegen zweifle ich dann doch. Soll/muß diese Einrichtung ihr religiöses Leitbild über Bord werfen, nur weil sie (und damit gerade dieses Leitbild) vom Staat gefördert wird?

 

Auf der anderen Seite ist dann auch noch die Realität. Kirchliche Leitbilder sind eben sehr oft reine Theorie, die sich in der Praxis kaum noch wiederfindet. Und da werden solche Regelungen dann tatsächlich zu vorgeschobenen Gründen.

 

 

Vielschichtiges Thema. Gleichberechtigung. Diskrimierung.

 

Mir fällt gerade ein kleines fiktives Beispiel ein:

Kleinbetrieb, der Chef arbeitet noch selbst mit und sucht einen Mitarbeiter. Außderm hat er was gegen Homosexuelle. Nun gibt es 10 Bewerber. Einer davon ist (offensichtlich) homosexuell - und hat dazu die beste Qualifikation von allen Bewerbern. Aber der Chef kann ihn nicht ab weil homosexuell. Und jeden Tag mit ihm zusammenarbeiten kann nicht gut gehen. Also wird einer der Bewerber mit der schlechteren Qualifikation eingestellt.

 

Imho gefährlich für den Chef... ruckzuck rutscht er in die Diskriminierung und muß den homosexuellen Berwerber doch einstellen. Aber ist das gut?

Natürlich ist die homophobe Einstellung des Chefs scheiße. Aber das er mit dieser Mentaltiät mit einem homosexuellen Kollegen zusammenarbeiten muß wäre doch ein sehr starker Eingriff in die eigentlich freie Auswahl seiner Mitarbeiter.

 

Möglicherweise ist der Chef auch gar nicht homophob und er kann den homosexuellen Bewerber einfach nicht leiden. Antipathie halt. Würde trotzdem nach Diskrimierung aussehen... :unsure:

 

Wie seht ihr das? Freiheit bei der Wahl der Mitarbeiter vers. Gleichberechtigung/Diskrimierung?

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...dass in dem Job christliche Werte gelebt/verkörpert werden

 

Welche "christlichen" Werte sollen das sein, die nicht auch allgemein Gültigkeit haben oder Alleinstellungsmerkmal des Christentums sein könnten?

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