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Tabu-Themen im Rollenspiel und der Umgang mit ihnen


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- Gewalt gegen Kinder

 

Gab es nicht und wie bei den obigen Beispielen wüsste ich nicht wozu ich das einsetzen sollte. Sie stand vielleicht mal als Drohung im Raum "...die Kultisten werden Kinder opfern..." oder sowas in der Art. Ich weiß aber nicht mehr ob es dann wirklich dazu gekommen ist. Vordergründig mag das eine Steigerung der Gewalt sein, aber wie Seraph schon formulierte ist sie grundsätzlich nichts anderes als Gewalt gegenüber Erwachsenen. Entweder die Spieler machen bei beidem Dicht oder werden beides hinnehmen. Näher an die Spieler kommt man dann wohl schon eher mit der geschilderten Hundeszene in BdW "Oh die armen Tiere".

 

 

Diesen Absatz finde ich ... vermutlich etwas unglücklich formuliert, denn er erweckt - zumindest auf mich - den Eindruck, der Tod eines Hundes würde Spieler im Zweifel mehr berühren als der Tod eines Kindes und scheint die Tötung eines Kindes zu bagatellisieren. Dabei geht es Dir möglicherweise ... hoffentlich ... weniger um die Auswahl des Opfers der Gewalt als um die Differenzierung zwischen der beschriebenen Todesqual und der Tatsache des Todes an sich. Denn man könnte die Todesqualen eines Kindes mindestens ebenso explizit, detailliert und schrecklich schildern wie den Tod eines Hundes. Das Kind ist im Zweifel ebenso hilflos wie der Hund, es kann den Betrachter nur noch zusätzlich durch situativ schwer verkraftbare Äußerungen aus der Fassung bringen.

 

Mir persönlich fiele es z.B. sehr viel leichter, einen Hund von seinen Qualen zu erlösen als ein Kind. Das wäre im Spiel relativ gesehen nicht anders als im realen Leben, also das eine würde mich mehr belasten als das andere.

 

Ich habe das Thema dieses Threads für mich noch nicht abschließend beantwortet. Und wenn ich es hätte, wäre der Reiz von Cthulhu vermutlich geschmälert.

 

Für mich sind - glaube ich - folgende Punkte von ausschlaggebender Bedeutung:

 

1) Soll ich die Gewalt ausüben oder soll ich sie verhindern / muss sie mit ansehen / erleide sie?

- Gewalt ausüben:

Bei der Ausübung von Gewalt habe ich Grenzen. Als SC wähle ich mir nicht gerne Personen aus, die verachten muss. Das übt für mich keinen Reiz aus. Auch Kinder zu opfern, um einen Kult zu stoppen (so etwas habe ich eben irgendwo angedeutet gelesen) käme für mich nicht in Betracht. Dann hat 'das Böse' in jedem Fall gewonnen, es macht dann keinen Unterschied mehr für mich, welches Unheil hereinbricht. Die Opferung von Kindern wäre für mich keine akzeptable Alternative zur Verhinderung eines anderen Übels. Letzteres würde ich hereinbrechen lassen, wenn mich der SL vor eine solche Wahl stellen würde.

 

Als SL habe ich keine Probleme, meine NSCs grausam, pervers oder böse zu spielen. Es geht mir dann alleine um die Wirkung auf die Spieler. Der NSC darf gerne für seine Taten bezahlen oder mag auch entkommen.

 

- Gewalt erfahren:

Stehe ich auf der Opferseite, muss die Gewalt also verhindern / sie mit ansehen / sie erleiden, liegt die Grenze des akzeptablen wesentlich höher. Die Grenze bestimmen sich wie nachfolgend beschrieben.

 

2) Ist die Gewalt im Kontext logisch begründet oder ist sie Selbstzweck?

Wenn man die intensive Beschreibung von (gewaltsamer) Sexualität, Gewalt oder von Todesqualen braucht, um Schrecken zu verbreiten oder sonst die Aufmerksamkeit seiner Spieler zu erringen, wäre das für mich der Moment, als SL die Bücher zu schließen und aufzugeben. Immer dann wenn die Darstellung von Sexualität, Gewalt oder Qualen explizit wird, um die Spieler zu schocken, voyeuristische Instinkte anzusprechen (gaffen) oder anzuekeln, hat man meines Erachtens die unterste Schublade erreicht und gibt sich einfach nicht genug Mühe. Oder die Spieler sind schon zu abgestumpft für das Spiel. 

 

Alle vorstehenden Elemente sind für mich erlaubt, wenn sie sich konsequent in den Rahmen fügen, als unvermeidliche 'authentische' Begleiterscheinung und nicht als Motor. Es erscheint mir jedoch selbst dann eine große Gefahr, hierbei den Bogen zu überspannen und bei den Spielern das Gegenteil zu erreichen, nämlich den Versuch, das ganze zu kompensieren bzw. ihm die Schärfe zu nehmen, indem Spieler das weitere Spiel ins Lächerliche zu ziehen versuchen.

 

Für mich persönlich war es als SL immer ein größerer Genuss, die Spieler mit subtilen Andeutungen und zunächst unerwarteten / unerklärlichen Entwicklungen in Furcht zu versetzen, als mit expliziten Gewaltdarstellungen. Ersteres erscheint mir schwer und reizvoll, letzteres vergleichsweise einfach und primitiv. Ich habe schnell den Eindruck, ein SL / Abenteuerverfasser ist hilflos oder faul, wenn er sich solcher Mittel bedient / bedienen muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

 

 

Schließlich möchte ich noch einmal dem Mythos widerspreche, in Fantasy-RPG würden automatisch Leichen den Weg der Abenteurer pflastern.

 

Gewalt: ständig kämpft man, tötet man. Das ist meist schon für viele Spieler "normal". Ganz schlimm ist das beim Fantasy.

 

Solche Sätze wecken in mir immer den Wunsch nach Widerspruch. Das ist nicht mein Empfinden. Wie es in der Fantasy-Literatur einerseits das Lied von Eis und Feuer und andererseits die Königsmörderchroniken gibt, kann man Fantasy auch im RPG sehr unterschiedlich spielen.

 

In meiner langjährigen Fantasy-Gruppe gab es nicht so viele Tote, insbesondere nicht tote Menschen.

 

Zuletzt habe ich über einen langen Zeitraum eine reine Diebesgruppe geleitet in eher niedrigen Stufen. Fast ausschließlich Stadtabenteuer und ein bisschen auf hoher See. Die konnten es sich kaum leisten in offene Kämpfe zu gehen, sondern mussten versteckt agieren. Es gab Intrigen, Täuschungen, Verkleidungen, Schattenkämpfe, Verfolgungsjagden durch die scheinbar unendlichen (teils vergessenen) Gänge des weit verzweigten Gildenhauses und 'Stellvertreterkriege' zwischen Handlangern. Es gab Geister aus der Vergangenheit, eifersüchtig gehütete Geheimnisse aus der düsteren Gildenhistorie, Schätze und vergessene Götter. Eigentlich spielte sich alles wirklich wichtige ohne jede Gewaltausübung ab. Wichtige Kämpfe über den Dächern und in den Hinterhöfen der Stadt gingen oft unentschieden aus. Eine erfolgreiche Flucht wurde hier tatsächlich bereits als Sieg empfunden, weil es um das erlangte Wissen oder das gestohlene Objekt ging. Mancher Gegner wurde der Stadtwache 'zugeführt', ohne selbst einen Tropfen Blut vergießen zu müssen. Da gab es tolle Verfolgungsjagden und sehr spannende Momente. Ein schneller Sieg durch den Tod des Gegners wäre nicht halb so spannend gewesen.

 

Mir ist es - so denke ich - immer wieder gelungen, Schrecken und andere Emotionen bei meinen Spieler zu wecken, auch ohne Sex und Gewalt übermäßig bemühen zu müssen, immerhin hinreichend, dass man mich wohl ein wenig als Gefahr für meine Kinder einstuft, wenn ich für die den SL gebe...

Edited by Joran
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Dabei geht es Dir möglicherweise ... hoffentlich ... weniger um die Auswahl des Opfers der Gewalt als um die Differenzierung zwischen der beschriebenen Todesqual und der Tatsache des Todes an sich.

ich habe es automatisch so gesehen, wenn ich ehrlich bin.

 

Todesqual ist schlimmer als tot in sich.

Also zwischen "da steht ein totes Kind" und ok, ich beschreibe jetzt wie der Hund agonisiert "..." ist das zweite Bild schlimmer.

 

Das Folter eines Kindes zu beschreiben wäre mMn echt krank, aber darum ging es im TIE Beitrag sowieso nicht :)

 

ABER, WENN ich so was beschreiben sollte wie eine Qual, dann würde ich auf jeden Fall es nur bei einem Tier schaffen (und, nein, ich quäle keine Tiere, und respektiere sie auch...)

Edited by Nyre
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Wenn man die intensive Beschreibung von (gewaltsamer) Sexualität, Gewalt oder von Todesqualen braucht, um Schrecken zu verbreiten oder sonst die Aufmerksamkeit seiner Spieler zu erringen, wäre das für mich der Moment, als SL die Bücher zu schließen und aufzugeben. Immer dann wenn die Darstellung von Sexualität, Gewalt oder Qualen explizit wird, um die Spieler zu schocken, voyeuristische Instinkte anzusprechen (gaffen) oder anzuekeln, hat man meines Erachtens die unterste Schublade erreicht und gibt sich einfach nicht genug Mühe. Oder die Spieler sind schon zu abgestumpft für das Spiel.

 

Da reicht ein Like nicht, das muss ich nochmal zitieren.

 

Wer sowas braucht, sollte vielleicht nochmal ein paar Nachhilfestunden mit den Romanen von Lovecraft und Smith nehmen. Die haben es auch ohne hinbekommen. Und meiner Meinung nach sollte ihr Geist im Cthulhu Rollenspiel weiterleben.

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Wenn man die intensive Beschreibung von (gewaltsamer) Sexualität, Gewalt oder von Todesqualen braucht, um Schrecken zu verbreiten oder sonst die Aufmerksamkeit seiner Spieler zu erringen,

es ging in diesem Thread, ob es überhaupt solche Themen im Spiel ansetzbar sind, nicht wirklich um gründliche Beschreibungen (hoffe ich zumindest)

 

Wer würde bitte am Tisch eine Vergewaltätigungbeschreibung sich anhören?

 

es geht eher darum dass es spieler gibt für den ein "der deep one nimm dich, und missbraucht dich" schon solch ein Tabú spricht, dass die Szene gar nicht sein sollte.

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Wenn man die intensive Beschreibung von (gewaltsamer) Sexualität, Gewalt oder von Todesqualen braucht, um Schrecken zu verbreiten oder sonst die Aufmerksamkeit seiner Spieler zu erringen,

es ging in diesem Thread, ob es überhaupt solche Themen im Spiel ansetzbar sind, nicht wirklich um gründliche Beschreibungen (hoffe ich zumindest)

 

Wer würde bitte am Tisch eine Vergewaltätigungbeschreibung sich anhören?

 

es geht eher darum dass es spieler gibt für den ein "der deep one nimm dich, und missbraucht dich" schon solch ein Tabú spricht, dass die Szene gar nicht sein sollte.

 

Nun, das habe ich nicht so eingeschränkt verstanden. Insbesondere ausgehend von Läuterers Ausgangsfrage in dem anderen Thread, in dem es gerade um die Frage der (ggf. ungemilderten) Beschreibung von FSK18-Inhalten ging.

 

Ob man am Rande erwähnen darf, dass irgendwo ein Kind ums leben gekommen sein soll, war hier kaum der Antritt, oder? Das in einen Spoiler gesetzte Beispiel der sterbenden Hunde zeigt auch, dass es hier nicht alleine um die Tatsache des Todes oder des Sterbens ansich, sondern gerade auch um die Art seiner Darstellung geht.

 

Und kann man die eine Frage überhaupt beantworten, ohne gleichzeitig die andere zu stellen? Kann man den Einsatz der obigen Themen befürworten oder ablehnen, ohne sich über die Art und Weise des Einsatzes dieser Mittel Gedanken zu machen?

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Hatte das Thema auch eher wie Nyre verstanden. Also, ob solche Themen überhaupt eingesetzt werden sollten.

Alle Cthulhu-Spieler die ich kenne, gehen verantwortungsbewusst damit um. Ansonsten würden sie auch eher das Zombie-Kettensägen-Irgendwas-RPG spielen.....

 

Aber natürlich gehören die Themen Tod und Sterben zu einem Horror-Rollenspiel dazu.

 

Das Beispiel von Pharao hat für mich weniger auf das Beschreiben der Qualen der Hunde abgezielt, sondern darauf, dass der Schrecken durch das Mitgefühl mit anderen Lebewesen entstanden ist - und das ist doch ein toller Effekt, wenn man sowas erreicht und spricht für SL und Spieler.

Edited by tj
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Meine ursprüngliche Frage an die Community bezog sich i.d.T. allein auf einen Spielbericht bzgl. ab 18 Thematiken eines Szenarios.
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Das Beispiel von Pharao hat für mich weniger auf das Beschreiben der Qualen der Hunde abgezielt, sondern darauf, dass der Schrecken durch das Mitgefühl mit anderen Lebewesen entstanden ist - und das ist doch ein toller Effekt, wenn man sowas erreicht und spricht für SL und Spieler.

 

Ja, das sehe ich auch so. Das Beispiel war gut und hat meines Erachtens den Fokus noch einmal auf die viel wichtigere Frage gelenkt. Es geht meines Erachtens weniger um das OB, sondern um das WIE. 

 

Die Szene mit den Hunden hätte ich genauso spielen können. Ich halte die Beschreibung weder für grenzwertig, noch für unpassend, sondern für einen guten Umgang mit Gewalt und ihren Folgen, weil sie weder verharmlost noch zur Schau gestellt werden und ich auch nicht den Eindruck hatte, sie seien Selbstzweck.

 

Nur hätte eine entsprechende Szene mit einem Kind - je nach Kontext - sehr leicht meine Grenzen sprengen können. So etwas habe ich jedenfalls noch nie als SL gemacht und auch noch nicht als Spieler erlebt.

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meines Wissens gibt es keine Altersbeschränkung für Literatur?

Es gibt für Schriftwerk i.d.T. keine Altersbeschränkungen. Es gibt aber die Indizierung. Auf den Idex kommt z.B. Hetzwerk mit rechtsradikalem Inhalt. Erklärt wird die fehlende Altersbeschränkung damit, dass man zwar versehentlich eine Gewalt-Szene im TV anschauen kann, aber in einem Buch nicht versehentlich in einen Text, der Gewalt beinhaltet, hineinlesen kann.
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Ich will hier nicht die Diskussion vertiefen, was hier Diskussionsthema ist, aber der Thread steht unter der Überschrift:

 

"Tabu-Themen im Rollenspiel und der Umgang mit ihnen"

(Hervorhebung mittels Fettdrucks durch mich)

 

Das umfasst auch das WIE, was ich für unvermeidlich halte. Eine Aufspaltung der Diskussion wäre meines Erachtens sinnlos.

 

Edit: Der andere Thread betrifft FSK18-Inhalte hier im Forum, dieser Thread solche Themen im Rollenspiel (also insbesondere am Tisch).

Edited by Joran
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Huii, da kommt mal einen Tag erst spätabends ins Forum und schon gibt es hier eine umfangreiche Diskussion - schön! :)

 

Da ich das Thema mehr oder weniger angestoßen habe, hier in Kurzform meine Gedanken zu dem Thema:

 

- wie Nadia schon sagte: wir spielen Cthulhu und kein My-little-Pony-RPG. Das heißt für mich es darf und soll auch ein Thema vorkommen, was verstörend wirkt (Gewalt, sexualisierte Gewalt, Folter, Riten usw.). Der Kern eines jeden Lovecraft'schen Abenteuers sollte es aber doch sein, das meiste nur anzudeuten und bei den grausigen Beschreibungen nicht ins Detail zu gehen - 1. wirkt das meistens deplaziert und killt die Atmosphäre, 2. sind erfahrungsgemäß die meisten Spieler daran nicht interessiert und 3. verkommt der "Horror" in dieser Szene dann zum puren Rausrotzen von ekligen Details.

 

- eines der angesprochenen Themen (Nazis, Kinder, Vergewaltigungen usw.) sollte nur dann ins Spiel kommen, wenn es auch wirklich Sinn macht und einen spielerischen Zweck erfüllt. Seien wir doch mal ehrlich: das Schönste als SL ist es doch, wenn man seine Spieler unter Druck setzen kann und sie beginnen, hektisch zu werden, weil keine Option die Richtige zu sein scheint. Diese Friede-Freude-Eierkuchen-RPG's, in der genau eine Entscheidung "gut" und eine andere "böse" ist, sind nichts für mich. Ich mag es, vor Entscheidungen gestellt zu werden, in denen keine richtig oder falsch ist. Alles ist grau, alles hinterlässt einen faden Beigeschmack, man verliert Stabilität - und am Ende des Abenteuers ist der Char ein Stück gebrochener. Das sollte es sein! Um mal auf die o.g. Beispiele zurück zu kommen:

 

a) Nazis

Ich möchte auch keine KZ-Wärter spielen, aber was wäre z.B. mit einem Bataillon deutscher Soldaten im zweiten Weltkrieg? Sie kriegen den Befehl, eine Stadt zu räumen, die Bomben schlagen ein, Zivilisten schreien - rettet man sie? Schafft man sie aus dem Weg? Und inmitten der verlassenen Häuserruinen wandelt ein vom Krieg gezeichneter Wahnsinniger umher und bringt Menschen um - und der ist Jude. Badumm. Spielerwissen - Charakterwissen. Wie verhält man sich?

 

B) Kinder

Das Monster des Abenteuers entpuppt sich nicht als unförmige Tentakelansammlung, sondern als Kleinkind oder Baby. Mit glühenden Augen. Es ist der Satan himself und wird alle in den Wahnsinn treiben, sollte der Wirtskörper nicht aufgehalten werden. Die Pistole in der Hand, die weinende Mutter des Kindes fällt einem in den Arm, um den Schuss abzuwehren - wie verhält man sich?

 

c) Vergewaltigung

Ein Thema, das sehr hart sein kann und (damit komme ich zurück zum spielerischen Zweck) nur in besonderen Fällen genutzt werden sollte. Denn hier betrifft es den Charakter direkt und auch, wenn vielleicht außer ein paar STA-Verlusten nichts passiert, hat es doch mit Sicherheit eine stark traumatische Wirkung auf den Charakter. Hier ist vor allem der Spieler gefragt - kann er mit sowas umgehen? Möchte er das überhaupt mitspielen oder stattdessen doch lieber eine schwere Bauchwunde haben?

Eine Möglichkeit, die mir hier einfällt, wäre, dass der SC von einem Monster (z.B. ein Tiefes Wesen) überwältigt wird, ohnmächtig wird und mit zerrissener Kleidung wieder aufwacht. Der Intimbereich schmerzt, der Boden ist nass und gltischig (und das reicht auch schon an Details!) und unabhängig vom Geschlecht des SC haben wir hier nun eine Alienbrut, die in dem Menschen heranwächst. Wie geht man damit um? Ist das "Kind", das geboren wird, überhaupt ein Monster? Und falls ja, ist es automatisch böse? Inwiefern korrumpiert das den Charakter? Wird er nach der Vergewaltigung vielleicht sogar von den anderen Monstern in Ruhe gelassen, weil er nun einen speziellen Geruch hat oder ein bestimmtes Hormon aussondert usw.?

 

- zudem sollte es unerlässlich sein, bei heiklen Themen diese vorher mit den SC zu klären. Hier würde ich gerne eure Erfahrungen hören. Wie macht ihr das? Stumpf vor der Runde zu fragen: "Ähm Leute, hat zufällig jemand von euch ingame was gegen eine Vergewaltigung?" verrät erstens einen wichtigen Plothook und zweitens fallen die Antworten der Spieler in der Gruppe mit Sicherheit anders aus, als wenn man sie einzeln fragt. Also - wie geht ihr da ran?

 

 

Fazit von mir: es gibt sehr wenige bis keine Themen, die ich nicht in ein Abenteuer einflechten würde. Auskosten und sie umfassend beschreiben muss ich sie aber nicht. Erstens läuft das Lovecrafts Stil zuwider und zweitens wirkt das ganze schnell abstoßen oder sogar lächerlich.

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Da wurde ja eine Lawine los getreten. Ich gebe dann auch mal meinen Senf dazu:

 

Ich muss sagen es kommt immer auf die Gruppe an wie etliche Leute zuvor schon sagten, wenn es für die Gruppe okay ist, ist es okay damit zu spielen. Ein "Tabu" ist mMn ebenfalls nur auf eine bestimmte Gruppe zugeschnitten, die es für ein Tabuthema hält und danach sollte man sich schließlich auch richten.

 

Dann zu den einzelnen Punkten:

 

a) Nazis: Da bin ich ziemlich ähnlicher Meinung wie Seraph: Man kann/muss nicht unbedingt in Klischees spielen eines menschenverachtenden und aus Überzeugung und Willkür tötenden NS-Offizier spielen, eventuell wurde man als Soldat ja auch in diese Rolle gezwängt. Hier finde ich geht es mehr um das Rollenspiel als um ein Tabu-Thema. Das kommt wie schon genannt immer auf den Spieler an.

 

B) Kinder: Bis dato wenig Probleme mit gehabt mit anderen Spielern, da die "Kinder" meistens keine realen Kinder sind, sondern Geister, Monster, Erscheinungen, teilweise aber auch entführt und gefoltert wurden. (Wenn man 17-20 jährige noch als Kinder bezeichnen kann gilt letzteres). 

 

c) Vergewaltigung: Vergewaltigung ist für mich persönlich eine Sache die ich niemals irgendwo aufgreifen werde bzw. will, dass sie in einem Abenteuer vorkommt. Ich für mich habe zu viel von sexueller Gewalt aus dem Bekanntschaftskreis mitbekommen und hege deshalb eine fast schon physische Abscheu und Übelkeit davor, weshalb ich nicht einmal fiktiv damit konfrontiert werden will. Was für mich glaube ich fast schon ein Grund wäre, frühzeitig, aus dem Abenteuer auszusteigen. (Wie gesagt das ist nur mein rein subjektives Empfinden) Außerdem bin ich der Meinung man kann Horror und Gewalt anders Ausdruck verleihen als durch eine Vergewaltigung.

 

Wir in unserer Runde (um auf deine Frage zu antworten Seraph), denke ich kennen uns gut genug um das einigermaßen einschätzen zu können, bzw ich würde schlicht und einfach nachfragen, wenn ich so etwas plane ob jemand da an seine Grenzen stößt: Nachher ist es einfach zu spät. Zwischen den Zeilen funktioniert etwas meines Erachtens nach schlecht. Ich bin in einer Runde Spieler und in einer Leiter, mein SL (BlackDiablo hat es anfangs schon gesagt) achtet darauf C) nicht einzubinden.

 

Schlussendlich bin ich aber der Meinung - Jedem des Seine. Jeder muss wissen, was er für okay hält und was nicht.

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Zu den Tabuthemen ist meine Meinung: "Zuhause in der eigenen Spielrunde ist alles erlaubt (von dem man weiß, dass man seine Spielrunde damit nicht "in die Eier tritt"). Sachen, da da vom Spiel auf die persönliche Ebene schwappen können, müssen wegbleiben.

 

Auf der Spielebene sind bestimmte Themen dagegen ausgerechnet aufgrund ihrer diabolischen Parallelität zur Wirklichkeit, wo Spielerwissen und Charakterwissen sich ganz, ganz fest beißen.

 

Mein Lieblingsbeispiel:

"Du bist in den 20ern in Deutschland diversen okkulten Machenschaften auf die Spur gekommen.

Es gibt sogar eine Partei, in der gewissen Strömungen starkes interesse am Okkulten haben. Die könntest du nutzen, um Rückendeckung bei denem Kampf gegen das Böse zu haben.

Du bist inzwischen in den 30ern.

Deine Partei herrscht inzwischen sogar. Du hast herausgefunden, dass diese diabolischen Kreaturen aus dem Meer sich mit den menschen der Küste gepaart haben und die daraus entstandenen Hybriden - weltweit - sind ein Mittel, irgendwelche schrecklichen Ziele gegen die Menschheit zu erreichen.

Ja, man könnte versuchen, die Hybriden herauszufiltern und zu internieren (entsprechende Gefangenenlager gibt es ja bereits ...).

Du erreichst die frühen 40er ... Deutschlands Grenzen verschieben sich rasend schnell entlang der Küsten in alle Richtungen. Und überall gibt es diese hybriden ... und es ist so unglaublich einfach, diese Gefahr für die menschheit einzudämmen, indem du es arrangierst, dass sie gefangen und deportiert werden ... und dann ... und dann ...

Epilog: es sind die späten 40er - du befindest dich als einer der schlimmsten Kriegsverbrecher für immer auf der Flucht ...

 

(Amnerkung: Entsprechende Szenarien würden bei uns niemals veröffentlicht werden; nur zur Sicherheit ergänzt)

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Ergänzung zum Thema "kinder"

 

das sehen Menschen mit eigenen kindern meist deutlich anders als Kinderlose.

 

In dem Abenteuer "New Eden", das teilweis auf extremen Schock ausgelegt war, gibt es eine sehr wiederliche Szene, die ich hier nicht weiter ausführen möchte.

Sie entstand, weil sich bei Entstehung des Abenteuers ein handlungsgerüst aufgrund der Aktionen und reaktionen der Testspielrunde alles immer weiterentwickelte. Ein wichtiges Thema des Abenteuers war zudem: "Die erste Einschätzung, wer Freund oder Feind ist, soll sich im laufe des Abenteuers mindestens ein- wenn nicht zwei- oder dreimal wandeln". So wurde aus einem typen, der zumindest am Anfang recht "korrekt" erschien, ein in erotischer Hinsicht fragwürdiger Mensch (Inzest) und dann, als er auf der Stufe zum "den müssen wir trotzdem zu underem Verbündeten machen" zu einem bestialischen Folterer.

In diesem Zusammenhang entstand eine Mordserie an Kindern.

Heute würde ich das zumindest anders darstellen.

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