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Holger Göttmann

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Everything posted by Holger Göttmann

  1. Das Spielen dieser Leute sollte eigentlich recht einfach sein, da eben auch der Verweis in der Charakterbeschreibung drin steht, dass sie eben nicht auffallen durch diesen Wahnsinn und ihn gut verbergen können. Zumindest hatte ich damals beim Spielen keinerlei Probleme gehabt (als Spieler von Hodges). Nach au?en hin darf es eigentlich sowieso (kaum) auffallen, dass man wahnsinnig ist und wie rücksichtslos diese Charaktere sind und welche doch abartigen Ziele sie teilweise haben, zeigt dann eben wieder diesen Wahnsinn. Das ging eigentlich ganz gut zu spielen, wie ich fand, eben gerade weil diese Charaktere den Wahnsinn eigentlich zu verstecken wissen (bis ihre Pläne und ihre Skrupellosigkeit eben offenbar wird). Ich möchte den Moment nicht mehr missen, indem ich einen der anderen Charaktere "unter vier Augen" gegen Ende hin mit wahnsinnigem Blick das Lebenslicht ausgeblasen habe (wir haben "semi-live" gespielt). Das war einfach ein zu köstlicher Moment für uns alle und das kann man auch eigentlich gut rüberbringen. Eben "normal" durchaus einen "normalen" Eindruck machen, aber dann eben genau in solchen Moment die "Maske" kurz fallen lassen - eigentlich ganz klassisch, wie in vielen Filmen, aus denen zumindest ich da meine Vorlage zum Spielen der Rolle genommen hatte.
  2. Ich sehe bei den Antworten keine wirklichen Anzeichen von "Wut". Höchstens eine gewisse Angenervtheit, die man sicherlich keinem verübeln kann. Ich sehe nur Leute, die sich eben darum bemühen, einen (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahin gestellt) falschen Eindruck richtig stellen wollen. Kann immerhin nur im Sinne des "Titans der Wahrheit" sein, denn diese kleine, sprachliche Ungenauigkeit war sicherlich nicht seine Absicht und daher wird dies hier eben korrigiert - ihm zuliebe. Ist doch nett. Natürlich kann man gerne auch ein wenig über die Absicht hinter dieser ungeheuer neutralen Nachfrage spekulieren. Aber das bleibt natürlich nur Spekulation. Selbstverfreilich. Sie ist immerhin sehr neutral und sachlich gehalten. Dennoch wird man durchaus zumindest einen Hauch von "provokativem Potenzial" (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahingestellt) in dieser bemüht neutralen Nachfrage finden. Wobei gerade diese neutrale Nachfrage natürlich einfach nur neutral sein kann oder aber ... ein Schelm, der Böses dabei denkt. Aber manchmal sitzt mir der Schelm da durchaus im Nacken - kann ich auch nichts dagegen. Wie dem auch sei, ich sehe keine Wut. Ich sehe nur Angenervtheit - verständlicherweise.
  3. Ich denke, jetzt haben wir des Pudels Kern. Ich bezweifle nämlich, dass man daraus eine allgemeingültige Aussage machen kann. Das "Problem" (das eigentlich keines ist) besteht darin, dass du zu keiner "Suspension of Disbelief"[1] fähig bist. Das Problem liegt also bei dir (vollkommen wertfrei gemeint) und nicht bei dem Genre/Spiel an sich. Aber nur, weil dies bei dir nicht klappt, kannst du daraus keine allgemeingültige Aussage machen, die schon durch ein einziges Gegenbeispiel widerlegt wird - und dieses gibt es sogar mehrfach. Wurde hier hinreichend gesagt, dass ich es den Leuten glaube und habe ich auch schon selbst am eigenen Leib erfahren. Das Problem ist nicht das Genre/Spiel, das Problem liegt bei dir und der fehlenden Möglichkeit zur SoD. Da das aber für dich offensichtlich kein Problem ist, ist das alles soweit in Ordnung. Ich hätte damit ein Problem, weil dies für mich wichtig wäre, aber es gibt genügend Spielweisen zwischen Himmel und Erde, als sich ... naja, den Rest kennt man ja. Nur kannst du daraus eben keine solche Aussage rausziehen, dass "man" das dabei eben nunmal nicht kann. Du (und möglicherweise durchaus auch noch andere - unbestritten) ungleich "man" und dieser Satz kein Verb. [1] Kleine Anmerkung zur SoD bzw. wer damit nichts anzufangen wei?, was dies bedeutet: Die SoD ist das Unterdrücken des Zweifels an einer fiktiven Wirklichkeit, notwendig um sich in diese hineinzuversetzen. Von der Seite des Publikums erfordert es den Willen, sich darauf einzulassen, von der Seite der Vortragenden erfordert es den Verzicht auf störende Stimuli, die den Unglauben wiedererwecken. Den Begriff hat ursprünglich Coleridge geprägt, wenn ich mich nicht ganz täusche. Wichtig ist hierbei, dass es von beiden Seiten die Bereitschaft geben muss, da man sich ansonsten auf einer Seite so kräftig abstrampeln kann, wie man will, es klappt nicht. Wenn der Vortragende nicht die Bereitschaft besitzt, auf solche störenden Sachen zu verzichten, wird es für das Publikum schwer/unmöglich, sich hinein zu versetzen. Wenn das Publikum sich nicht hineinversetzen will, dann schafft es noch nicht einmal der talentierteste Vortragende, das Publikum in diese fiktive Wirklichkeit zu versetzen.
  4. Wie immer ist die beste Antwort darauf wohl: Kommt drauf an. Kommt drauf an, weil es wirklich drauf ankommt, was man will. Es ist sicherlich ein ganz anderes Spielgefühl, wenn man gar keinen Plan hat. Andererseits würde ich behaupten, dass es auch nicht all zu viel ausmacht, etwas zu lesen. Gerade die Sachen von Lovecraft sind selten wirklich explizit und eindeutig. Häufig verlieren sie sich eher in Andeutungen, als dass irgendetwas ganz besonders explizit gesagt wird. Daher sehe ich nicht viel Schaden darin, Lovecraft zu lesen. Es kommt auch immer darauf an, wie kreativ der Spielleiter mit dem Cthulhu-Mythos umgeht. Kopiert er nur die Vorlagen oder versucht er, selbst etwas zu machen? Es gibt beispielsweise ein paar Abenteuer, die sehr sehr explizit nach Lovecraft gebaut sind - mir fällt da spontan dieses Charles Dexter Ward-Ding aus dem Labyrinthe-Band ein. Da ist man natürlich um den Gro?teil der Spannung beraubt, wenn man dann Charles Dexter Ward schon gelesen hat, allerdings sind zum Glück die wenigsten Abenteuer simple Kopien. Und Parallelen zu erkennen empfinde ich nicht als sonderlich schlimm. Stimmungsvolles Rollenspiel kann man dennoch machen. Es kommt eben immer ein wenig auf die Abenteuer und auch den Spielleiter an. Es gibt viele Spielleiter, die lieber "nicht vorbelastete" Spieler haben - irgendwie ist das eben halt auch was ganz eigenes. Andererseits ... wäre es auch irgendwie schade, wenn man dann gar nichts aus dem Bereich lesen dürfte und das ist auch der Grund, warum ich davor zurückscheuen würde, zu sagen: "Nee, nix lesen". Die Frage bleibt letzten Endes: Meinst du, dass du für dich selbst den "sense of wonder" aufrecht erhalten kannst, wenn du schon eine ungefähre Ahnung hat, in welche Richtung manche Szenarien gehen? Wenn du meinst, den aufrecht halten zu können, dann ist es sicherlich nicht verkehrt. Es kann aber andererseits auch einiges kaputt machen. Letzten Endes kann man aber sowieso nicht verhindern, dass man über den Cthulhu-Mythos etwas dazulernt, je mehr man spielt. Von daher ... schwierige Frage, aber man wird es auf Dauer sowieso nicht verhindern können. Aber vielleicht konnten dir meine Gedanken dazu ein weiter helfen, auch wenn ich leider keine eindeutige Empfehlung geben kann, ob oder ob nicht.
  5. Yap, eigentlich sollte bei mehrmaligem Durchspielen sich ein Gesamtbild erstellen lassen können. Wobei auch nicht ins kleinste alles explizit gesagt wird, aber ... das wäre auch irgendwo langweilig. Würde ich zumindest finden. Ansonsten kann ich da einfach auch nur Shadows over Innsmouth von Lovecraft selbst empfehlen, da das eigentlich der Hintergrund ist, auf dem das Solo-Abenteuer basiert (nicht nur vom Titel her). Natürlich könnte ich es auch genau sagen, was da nun passiert ist, aber ... ich finde es eigentlich immer viel interessanter, wenn da nicht durch eine einzige Autor-Meinung Spekulationen und eigenständige Interpretationen kaputt gemacht werden, daher ... lasse ich das mal und hoffe, dass du dennoch mit den genannten Tipps etwas anfangen kannst und freue mich natürlich, dass es dir Spa? gemacht hat. 8)
  6. Ich kann nur von mir reden, aber wie es scheint, sieht/macht es Heiko ähnlich: Ich versuche, jedes Abenteuer zu testen, das ich lektoriere. Das klappt zeitlich nicht immer - wenn das mein Beruf wäre, könnten wir drüber reden, dass das immer klappt . In der Mehrzahl der Fälle klappt es aber und da gebe ich dann auch entsprechend Rückmeldung, Kritik, Kommentare etc. Von daher stimmt es zumindest beim deutschen Cthulhu wohl nicht, dass dort nicht gespieletestet wird. Ich bezweifle nämlich, dass Heiko und ich da die einzigen wären, die das so machen. 8)
  7. Detektiv Conan. Der Tipp ist übrigens ernst gemeint, auch wenn es zunächst nicht so wirkt. Läuft derzeit auch als Anime auf RTL2. Wenn man wirklich Detektiv-Rollenspiel machen will, dann doch so ... intelligente, interessante und witzige Rätsel.
  8. Könntest du Jota-Bewusstsein erklären? Ich kenne mich zwar durchaus mit Meta-Wissenschaft aus und habe auch eben mal versucht, den Begriff irgendwo zu finden, bin aber nirgendwo fündig geworden. Vielleicht reden wir aneinander vorbei, weil mir dieser Begriff einfach nichts sagt und ich noch nie darüber gestolpert bin. In diesem Zusammenhang noch: Es ist nicht Teil der conditio humana - sofern wir das Gleiche darunter verstehen. Diese Herangehensweise kannst du generell in einem empirisch-orientierten Wissenschaftsverständnis entdecken und kann man eigentlich von der Renaissance (Francis Bacon) über besonders David Hume bis heute verfolgen. Allerdings ist dies nicht unbedingt die "Natur" des Menschen. Denn vor dem Aufkommen des Empirismus wurde dies nicht unbedingt so gehandhabt. Sofern du dich damit ein wenig auskennst, wirst du vermutlich wissen, dass es eigentlich erst mit dem Novum Organum von Francis Bacon (irgendwann 15/16. Jahrhundert, ich wei? es nicht auswendig) aufgekommen ist - oder zumindest sind dies die ersten Gedankengänge in diese Richtung, die man gefunden hat. Diese sogenannte "conditio humana" scheint mir da doch sehr diskutierbar zu sein und würde ich hier nicht zu leichtfertig ins Spiel führen - zumindest scheint mit das eher unwissenschaftlich und eigentlich genau das, was du kritisierst: ontologisch (Erklärung siehe unten bei [1]). Allerdings: Die Forschungsfrage an sich macht ein Herangehen noch nicht wissenschaftlich, ebenso nicht unbedingt der erkenntnistheoretische Hintergrund - wobei man hierüber viel diskutieren könnte. Ich habe mich nicht wirklich mit der Forge-Seite auseinander gesetzt, sondern kenne rollenspieltheoretische Ansätze über andere Seiten und Gruppen - allerdings sind diese dort ähnlich: das threefold klingt exakt nach dem GNS, dann gibt es natürlich noch das fivefold und das eightfold mit jeweils unterschiedlicher Anzahl von Spieltypen und auch verschiedenen Schubladen und dann natürlich noch das umstrittene Laws-Modell. In wie weit die Forge-Seite nun irgendwie zu wertend herangeht, wei? ich nicht. Allerdings denke ich, dass wir uns nicht an der Forge-Seite festbei?en sollten, wenn es um Rollenspieltheorie geht, denn Rollenspieltheorie ist schon durchaus mehr. Man kann immerhin nicht generell Rollenspieltheorie "verurteilen", obwohl man nur eine Quelle kennt - das wäre eine reichlich unwissenschaftliche Herangehensweise, die Wissenschaftlichkeit zu beurteilen. Was sind aber die Methoden, die es besonders im sozialwissenschaftlichen Bereich "wissenschaftlich" machen? Der berühmte Dreierpack des "Rationalitätspostulats": - Präzision: Das Bemühen um sprachliche Klarheit (leider der - meiner Ansicht nach - am häufigsten begangene Fehler, gerade bei "deutschen" Wissenschaften) - Intersubjektivität: Unter gleichen Umständen (auch Bildung und Intelligenz) muss man zu gleichen Ergebnissen kommen - Begründbarkeit: Eigentlich selbst erklärend dieser Punkt. Das sind die Punkte, an denen sich Sozialwissenschaften im Allgemeinen messen - auch die moderneren normativ-ontologischen Ansätze übrigens. Allerdings rate ich zur Vorsicht, einem normativ-ontologischen[1] Ansatz (sofern er dort vorliegen sollte) zu schnell die Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Das wird sehr gerne und viel zu früh gemacht, aber damit begibt man sich dann meist auf eine sehr gefährliche und unwissenschaftliche Bahn - gerade empirisch-analytisch orientiere Leute neigen zu dieser Arroganz und dieser doch erschreckenden Dogmatik, die da zum Vorschein kommen kann. Ich sehe immer noch nicht, wo der gro?e Unterschied zwischen "richtiger" Wissenschaft und "Rollenspieltheorie" sein soll - und das meine ich weitgefächerter als die Forge-Seite, die mir kaum bekannt ist. Wenn ich beispielsweise das threefold-Model nehme: Dieses kann man wirklich "wissenschaftlich" nennen, wenn man es denn so will. Ob man damit übereinstimmt, ob man es brauchbar findet oder nicht, darum geht es nicht. Auch will das threefold nichts werten - es ist sogar ein sehr tolerantes Model. Wo ist hier der erkenntistheoretische Ansatz so "unwissenschaftlich"? Nirgendwo. Kann es auch gar nicht, denn dies ist nur ein Model. Der erkenntnistheoretische Ansatz kommt erst ins Spiel, wenn man es einsetzt. Das kann man auf verschiedene Arten und Weisen machen - aber dass es Leute gibt, die es "merkwürdig" einsetzen, das kann man nicht der Rollenspieltheorie an sich vorwerfen und daraus kann man auch keineswegs schlussfolgern, dass Rollenspieltheorie unwissenschaftlich wäre. Wenn jemand natürlich die von Thomas erwähnte Schiene mit "aber blabla hat gesagt, ..." oder "das ist falsch, weil auf blabla gesagt hat, dass ...", dann ist das natürlich reichlich bescheuert - sofern man daraus zumindest einen Wahrheitsanspruch zieht oder meint, dass dies das Argument verbessert. Aber diese Leute kann man nicht der Rollenspieltheorie allgemein vorwerfen, denn diese Leute gibt es überall. Auch in den "richtigen" Wissenschaften. Trotzdem ist es nicht so, dass die Sachen an sich unwissenschaftlich sind. Es sind höchstens die Herangehensweisen von einzelnen Leuten. Dann also der gesamten Rollenspieltheorie Unwissenschaftlichkeit vorzuwerfen, halte ich schlicht und ergreifend für falsch. "Was macht das Rollenspiel mit den Rollenspielern, soziologisch betrachtet, entwicklungspsychologisch betrachtet" ist höchstens eine von vielen möglichen Forschungsfragen. Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass dies die einzig "wissenschaftliche" wäre. Man kann durchaus auch danach suchen, wann Gruppen funktionieren, wann sie auf die Beteiligten befriedigend wirken - das wären interessante Fragestellungen, die aber von dieser Fragestellung nicht beachtet werden; zumindest so, wie ich sie verstehe. So Tee fertig. Ich muss dann mal los. Hat von der Zeit her genau gepasst. 8) -------- [1] Normativ-Ontologisch ist einer von drei Wissenschaftsansätzen. Dieser Ansatz begründet sich im Prinzip auf einem platonschen Gedankenmodell, nach dem es ein "Sein" gibt, das man entdecken kann und auch somit Wahrheiten, die man finden kann. Daher "ontologisch", weil es um ein tatsächlich vorhandenes "Sein" geht. "Normativ", weil häufig eine wertende Komponente eingebracht wird.
  9. ...was eine wissenschaftliche Herangehensweise ist. Induktion und damit Thesenfindung und Theoriebildung, die dann mit Deduktion überprüft werden kann. Eigentlich genau das gleiche Spielchen - meta-wissenschaftlich betrachtet. Nur weil nicht "Uni" drauf steht, ist es nicht "unwissenschaftlich".
  10. Ich kann mich Zodiak in seiner Meinung als auch in seiner Einleitung anschlie?en. Irgendwie ist es hier sehr ungastlich und unangenehm geworden. Es ist zwar vollkommen okay, wenn man mit Rollenspieltheorien nichts anfangen kann, aber diese ganze Polemik und abgedroschenen Phrasen sind vollkommen überzogen. Da fragt man sich doch fast, wer hier die Sachen ernster nimmt: Diejenigen, die Rollenspieltheorien anwenden oder jene, die sich dadurch angegriffen fühlen - aus welchen Gründen auch immer, darüber kann man viel spekulieren und vieles würde wahrscheinlich sehr persönlich genommen werden. Man muss diese Sachen natürlich nicht benutzen. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie hilfreich sein können. Gerade im Online-RPG-Bereich wie auch im LARP-Bereich. Wenn man anfangen muss, mit Gruppen grö?er als 5 Spieler zurecht zu kommen, kann eine solche eher strukturelle Herangehensweise wirklich helfen - und nicht nur dort, aber hier wurde es mir immer besonders klar. Ab einer gewissen Teilnehmerzahl kann man beobachten, wie manche Leute einfach überfordert sind und da können solche "Werkzeuge" sehr gut helfen, das Ganze zu beherrschen lernen. Irgendwann geht es auch ins Blut über - wie jedes Werkzeug. Beim Kochen beschwert sich immerhin auch niemand über 5-Sterne-Köche. Natürlich kann jeder in seiner eigenen Küche brodeln und köcheln. Vermutlich wird es auch nicht schlecht schmecken. Vermutlich gibt es auch Naturtalente in der eigenen kleinen Küche. Aber dennoch hat es durchaus seinen Grund, warum ausgebildete Köche, die ihr "Handwerk" verstehen, im Regelfall durchaus besseres Essen machen - natürlich nicht immer. Auch Rollenspiel ist ein Handwerk. Und bevor jetzt hier das bekannte Totschlagargument "Rollenspiel soll doch Spa? machen" kommt: Auch Fu?ball soll Spa? machen. Da kann man dann in der Kreisklasse kicken oder man eignet sich Technik an, die man durchaus braucht, um in höhere Klassen zu kommen. Habe ich selbst beim Tischtennis auch gemerkt. Es gibt natürlich - wie überall - Naturtalente. Dennoch sind dies auch Sachen, die "Spa? machen". Die Frage ist eben, wie ernsthaft man dies betreibt. Wenn jemand es nicht ernsthaft betreiben will ist das ja vollkommen okay - für mich. Dennoch sollte er auch akzeptieren, dass es Leute gibt, die eben mehr wollen. Die Vehemenz, die Aggressivität und die Scheuklappen, mit denen dann darauf eingedroschen wird, finde ich persönlich erschreckend. Man muss Rollenspieltheorie nicht gut finden. Man muss sie auch nicht benutzen. Aber ein wenig Nachdenken und Weiterdenken, das sollte man schon. Und schade, dass nicht viele bei den Gedankengängen von Zodiak angekommen sind. Aber vielleicht ändert sich das ja.
  11. Richtig oder falsch gibt es natürlich gerade bei einem solchen Film wie Donnie Darko nicht. Und Thomas hat durchaus zwar recht, dass diese "Autorenintention" einen interessieren darf, aber ... (es war natürlich klar, dass in diesem Satz das "aber" kommt) ... wo es hinführt, wenn man sich im Irrgarten der Autorenintention verirrt, will ich hier gerade einmal an Donnie Darko verdeutlichen. Wenn man nun sagt, dass man durch den DC einige Szenen besser versteht, dann möchte ich an dieser Stelle selbst einmal (ausnahmsweise) über Autorenintentionen spekulieren und den Audiokommentar zu den fehlenden Szenen aus der "normalen" Version heranholen. Hier erzählt der Autor, dass es ihm weh getan hat, diese und jene Szene herauszuschneiden. Das sagt er bei nahezu jeder Szene - was beim Anhören schon relativ köstlich war. Aber der wichtige Punkt kommt, wenn er dann bei einer Szene sagt, dass durch das Fehlen dieser Szene seine eigene Intepretationsart als "göttliches Eingreifen" offen gehalten wird, aber: es würde nicht jenes "göttliche Eingreifen" forciert und das wäre die Magie des Films. Die Autorenintention ist also, dass die Autorenintention des Filmes zurücktritt? Voilß. Der Irrgarten der Autorenintention. Thomas hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass sie einen auch interessieren darf, aber sie hat natürlich keine vorrangige Berechtigung gegenüber jeder anderen Interpretation. Gerade so einen Film wie Donnie Darko kann man nicht falsch verstehen. Gerade solche Filme bedeuten für jeden etwas Anderes. Und es ist natürlich vollkommen okay, wenn Thomas sagt, dass er das Gefühl beim alten Film hatte, dass ihm da ein paar Szenen ihm - mir eben nicht. Und ich vermute, wir kommen dann bei verschiedenen Interpretationen an. Genauso, wie ich es sehr amüsant fand, als ich mich mit einem Bekannten über den Film unterhielt: er sagte, dass es ein "Pro-Christentum"-Film wäre und ich sagte, dass es ein "Pro-Agnostiker"-Film wäre. Sehr amüsant und gerade diese offenen Diskussionen, in denen womöglich jeder recht hat, das sind meiner Ansicht nach die Magie des Films. Daher mag ich gerade bei Donnie Darko solche Fragen nicht, die in die Richtung gehen "hast du den Film verstanden?" oder "was bedeutet eigentlich das und das?" - bei erster Frage fehlt mir das "Verständnis" des Films , denn das kam irgendwo im Deutschunterricht abhanden. "Was will der Autor mir damit sagen" ist eine schrecklich langweilige Herangehensweise an Literatur und auch Filme. Bei letzterer Frage fehlt mir das "dich". Es ist ähnlich wie bei Gedichten - spannend ist doch nicht, was der Autor damals gedacht hat. Das ist höchstens für Historiker interessant. Spannend ist, was der Leser beim Lesen fühlt, wie er es aufnimmt und wie der Text diesen Effekt erzeugt. ?hnlich ist es bei Donnie Darko. Daher halte ich es gerade bei Donnie Darko so, wie Magister Mirko es sagte. Man muss ihn wirken lassen. Aufklärungen und festgelegte Interpretationen zerstören ein Werk, nehmen ihm alle "Kunst". Das hat mich schon in der Schule im Deutschunterricht immer geärgert und ich würde gerne meine ganzen Deutschlehrer mal wieder treffen, um sie mal mit "neueren" Erkenntnissen der Literaturtheorie zu konfrontieren, die sie eigentlich kennen müssten, denn diese ganzen Sachen haben auch schon häufig ihre 40 Jahre auf dem Buckel. Aber bevor das hier dann wieder ausufert und von Donnie Darko wegführt, beende ich einmal meinen kleinen Exkurs. Es war zwar keine direkte Interpretation zu Donnie Darko, aber eine Interpretation der Interpretationen zu Donnie Darko - auch ein spannendes Thema, das ich hier gerade gemütlich bei einem Tee in der Pause tippe.
  12. Am einfachsten wohl, indem man sie au?erhalb des Spiels darauf anspricht. Ich halte generell nichts davon, Spieler "innerhalb" des Spiels zu "erziehen"; das bringt meist recht wenig. Ein klärendes Gespräch danach oder davor bringt meist mehr Resultate. Wenn du das bereits gemacht hast und es einfach nur daran liegt, dass die Spieler es während dem Spielen vergessen, würde ich gar nicht in-game darauf reagieren, sondern halt eine kurze Anmerkung machen in Form von "du benutzt gerade wieder Ihr", idealerweise noch mit einem Augenzwinkern. Solange es vernünftige Spieler sind, sollte das dann kein Problem sein und wenn man sie während dem Spiel häufiger darauf hinweist, dann wird sich das schon ein"spielen". Das gibt am Anfang natürlich einige Brüche, aber die wird es da dann so oder so geben - dafür hat man am Ende dann möglicherweise ein besseres Resultat. Jedenfalls ist das meine Erfahrung aus meinen bisherigen Runden. Probleme, die au?erhalb des Spiels entstanden sind (Spracherziehung durch Fantasysysteme, mangelndes Genrebewusstsein, indirekte Sprechweise des Spielers anstatt direktes Aussprechen etc.) auch au?erhalb des Spieles ansprechen und dort klären. Innerhalb des Spieles kann es dann zu sehr zu möglichen Verwechslungen kommen, so dass der Spieler nicht wei?, ob der Spielleiter es jetzt ernst meint oder nicht. Ganz klipp und klar die Sache ansprechen - au?erhalb des Spiels, nicht durch NSCs. Das wäre mein Rat.
  13. Ich müsste mich irren, aber bei den Romero-Filmen dürfte der Begriff auch nur selten, wenn überhaupt, fallen."Living dead" und andere Synonyme, aber nie Zombies... "We don't use the z-word!" Au?erdem möchte ich mich Sixt anschlie?en. "Dawn of the Dead" (Remake) ist ein durch und durch guter Film. Ich fand durchaus, dass er sogar noch "näher" ging als die älteren Filme. Durch die "normalen" Bewegungen (also keine "langsamen" Zombies) kamen mir diese Zombies wesentlich menschlicher vor - das empfand ich als sehr viel grausamer, weil sie nicht mehr ganz so verzerrt waren; ich hatte nicht ganz jene Distanz zu jenen Zombies, wie ich sie bei "Night of the Dead" beispielsweise hatte. Da mag man natürlich durchaus anderer Ansicht sein. "Dawn of the Dead" ist natürlich ein Film, der in erster Linie "Spa?" macht - definitiv. Aber gerade durch diesen Wechsel zwischen sehr entfremdenden und befremdenden Momenten und dem amüsanten Abend liegt meiner Ansicht nach der Kniff und die dennoch verstörende Wirkung des Films. Ich war danach jedenfalls kräftig angegruselt, obwohl ich einen Heidenspa? im Kino mit meinen Kumpels hatte. Das war eine merkwürdige Erfahrung eines Popcorn-Kinos für mich. Schon allein der Weg zu meinem Auto in der Tiefgarage ... Ich möchte damit nicht sagen, dass ich die alten Romero nicht gut finde. Was mir nur auch aufgefallen ist, dass häufig gesagt wird "ja, das Remake kommt eben nicht an die Klasse des Romero-Originals heran". Sowas wird gerne von Remakes gesagt und ich möchte hier einfach einmal eine Lanze für Remakes brechen, denn es gibt derzeit so viele wirklich gut gemachte Remakes, dass man dieses Klischee "das Remake ist nie so gut, wie das Original" nicht leichtfertig benutzen sollte. "The Grudge" war ein sehr gelungenes Remake, meiner Ansicht nach. "Ring 2" war sogar besser als das Original (beide "Originale", also "2" und "Spiral"), wie ich fand (obwohl ich "Ring" als Original besser fand als das Remake). "Haunted Hill" war kein Glanzstück, aber ansehnlich. "Das Geisterschloss" war ebenso nett. Natürlich gibt es auch schlechte Seiten von Remakes (und natürlich kann man an all diesen Filmen, die ich da aufgezählt habe, viel kritisieren, vor allem, wenn man sie mit den "Originalen" vergleicht und anfängt, dass dieses oder jenes nicht drin wäre oder anders/"falsch" gelöst wäre), aber ich will hier eben einfach einmal besagte Lanze dafür brechen, denn ich finde, dass den Remakes sehr viel Unrecht getan wird. Und nicht nur Remakes, auch neueren Horror-Filmen. Gerade die alten Horror-Filme werden gerne zu "Sozialkritikfilmen" hochstilisiert (dies wird "modernen" Horror-Filmen selten angedichtet, obwohl man auch hier eigentlich dies immer suchen kann). Ja, unbestritten, das ist da auch drin. Als leidenschaftlicher Horror-Filmschauer in allen Untergenres dieser Sparte bin ich natürlich auch jederzeit gerne bereit, diese Art von Filme zu verteidigen (da diese Filme immerhin gerne als "anspruchslos" und "stumpf" angesehen werden). Gegenüber vielen muss man dann eben auch das meinerseits sehr ungeliebte Argument der "Sozialkritik" anbringen - bei vielen Leuten ist etwas wohl erst leider "gut", wenn es auch "sozialkritisch" ist, aber wie bereits angesprochen wurde ... es gibt weitaus mehr Facetten als "Sozialkritik". Vor allen Dingen, was ich in solchen Fällen gerne vorbringe: Sozialkritik ist heute nichts Besonderes mehr. Jeder macht es, jeder kann es. Es gehört doch eigentlich schon fast zum guten Ton, Sozialkritik zu üben. Sozialkritik finde ich persönlich mittlerweile sogar eine recht schwache "Botschaft" - denn sie ist zu einfach, häufig auch viel zu oberflächlich. Wie häufig ich höre, wenn man den Wert eines Buches oder eines Filmes versucht, zu beschreiben, dass es "so toll sozialkritisch" ist. Ich empfinde das nicht als Qualitätsmerkmal - nicht mehr. Nicht in dieser Zeit, nicht unter unseren doch recht einfachen Umständen. Das soll nicht hei?en, dass ich dazu aufrufe, nicht sozialkritisch zu sein. Ganz im Gegenteil. Natürlich zählt das dann wiederum nicht unbedingt für die Romero-Filme, die dann doch älter sind. Trotzdem empfinde ich es persönlich als falsch, diese Filme auf "sozialkritisch" zu reduzieren und ich habe das Gefühl, dass dies leider häufig gemacht wird, denn wenn jemand von Romero spricht, dann wird eigentlich nur von der Sozialkritik gesprochen. Vielleicht auch in erster Linie, weil man es so lustig findet, dass so eine Filmsparte, die eigentlich als "stumpf" gerne abgetan wird, in Zusammenhang mit diesem Intellektuellen-Label herumläuft. Ich denke, diese Filme haben mehr zu bieten. Das wollte ich grade nur einmal einwerfen, da hier wieder das Thema "Romero - Sozialkritik" auftaucht. Wie gesagt, ich möchte es ihm nicht absprechen (habe ich ja weiter oben genauer ausgeführt), dennoch wollte ich darauf hinweisen, vielleicht ein wenig vorsichtiger damit zu sein. Ich will damit auch nicht sagen, dass man es nicht mehr erwähnen oder einführen soll in eine Diskussion, sondern einfach (einmal wieder) auf ein paar Probleme aufmerksam machen, die meiner Ansicht nach bestehen bzw. die mir schon häufiger durch den Kopf geisterten.
  14. @GG: Ich denke, es liegt vermutlich am Erzählstil. Die Handlung ist eigentlich typisch lovecraftesk. Das kann man banal/uninteressant finden, muss man aber nicht. Aber der Erzählstil kann es durchaus sein, da lernt man eben immer erst mit dem Lauf der Zeit dazu und ... alas, das Zeichenlimit ist natürlich mit einer der grö?ten Killer für schönes Schreiben, vor allem für ein Solo-Abenteuer wenn man doch ein paar Entscheidungsfreiheiten für den Leser haben will. Innsmouth-Setting im Spieler-Handbuch verraten: Das ist durchaus ein Gesichtspunkt. Andererseits ... wirklich etwas verraten wird nicht. Es wird viel offen gelassen und eigentlich gar nichts erklärt. Au?erdem ist das Problem, dass du bei jedem Abenteuer _immer_ irgendetwas verrätst oder irgendeine Plotmöglichkeit bereits ausschlie?t, weil sie dann bekannt ist, vor allem,wenn man eben zur Einführung ein klassisches Thema nehmen will. Egal, welches klassische Thema man da aufgreifen würde, es wäre dann "bekannt". Und das Solo-Abenteuer verrät nun nicht wirklich, was "wirklich" in Innsmouth los ist. Au?erdem will ja nicht jeder die "beste amerikanische Kampagne" spielen und vermutlicherweise ist sie selbst dann noch spielbar. Enden: Also dreimal durchspielen ist doch schon viel für so ein kleines Abenteuer. Mit dreimal durchspielen bin ich sehr zufrieden. Identifikationsfigur: Wobei durchaus auch gesagt wird, dass man den Charakter mit der Zeit erst entdeckt. Also ist das wohl durchaus beabsichtigt, da viele Sachen erst im Laufe des Abenteuers preis gegeben werden, bei denen der Leser auch anfangs im Dunklen gelassen wird, aber das stört offenbar eher nicht. Irreführung: Mir kommt es eher vor, dass du ein wenig sauer bist, dass du darauf reingefallen bist auf diesen billigen Trick. Aber wieso soll man dem Charakter dauernd sagen, dass er weiblich ist? Er wei? es doch. Ist sicherlich Geschmackssache, ob es als billig empfunden wird oder nicht. Bei dir hat es eben diesen Effekt. Damit muss ich leben. @Synapscape: Es mit den alten Livingstone/Jackson-Romanen zu vergleichen ist natürlich recht unfair, was dir aber auch klar sein sollte. Da hat jemand über zig Seiten mehr Platz, der Umfang eines solchen Solo-Abenteuers hingegen ist sehr begrenzt. Was meine Aussagen allerdings bestätigen sollen, das frage ich mich durchaus, immerhin werfen sie eher Fragen auf, als dass sie welche beantworten bzw. versuchen, eine weitere Ebene aufzuzeigen, auf der man dies alles sehen kann (aber nicht muss). Was man dann letzten Endes daraus macht, ist natürlich jedem selbst überlassen. Ein literarisches Experiment ist es sicherlich nicht und ich bin froh, dass es solch gegensätzliche und polarisierende Standpunkte auf _beiden_ Seiten der Meinungsskala gibt. Das zeigt mir, dass ich es richtig gemacht habe. Und natürlich ist es eine Einführung. Es führt ein klassisches Setting ein (Arkham, Innsmouth, Ostküste, Mass.), es führt ein klassisches Thema ein (Deep Ones samt der Thematik mit den Hybriden drumherum), es lehnt an eine sehr klassische Lovecraft-Story an, sogar "?berraschungsmoment über die eigene Identität" ist ein sehr klassisches Thema ("The Outsider"). Die Gender-Ebene, die noch hinzu kommt, ist lediglich eine weitere Schicht, die man betrachten kann, aber nicht muss. Wenn einem die nicht gefällt, kann man sie weglassen und dann ist es eben ein "Innsmouth Revisited" und das kann man ganz stumpf als Fortführung von Innsmouth lesen, wenn man denn so ein dummes kleines Rollenspielerlein ist. Als Einführung von klassischen Themen also definitiv nicht vorbeigeschossen, aber eben mit einer noch weiteren Ebene, die interessant sein kann, wenn man sich nicht dagegen sperrt.
  15. Auch wieder eine sehr subjektiv-plakative Aussage (manch einer würde sogar "billig" darüber sagen). Wenn man sich die deutsche Sprache ansieht, dann wird einem auffallen, dass es verdammt schwer ist, einen längeren Text zu schreiben, ohne dabei das Geschlecht einer Person zu erwähnen. Da muss man um viele gewöhnliche Redewendungen einen Bogen machen und dann auch noch zusätzlich dieses Bogenmachen so kaschieren, dass nicht auffällt, dass ein Bogen gemacht wird. Wenn es klappt, dann ist es vielleicht doch nicht billig, weil sowas doch ein wenig Zeit kostet und Zeit ist Geld und Geld ist nicht billig. Kann natürlich dennoch billig sein. Kann aber dennoch auch irgendwo egal sein, ob billig oder nicht, denn die Güte eines Films richtet sich selten nach dem Budget. Warum der Leser aber alle Sachen wissen muss, die die vermeintliche Identifikationsfigur wei?, erschlie?t sich mir jedoch gar nicht. Wieso ist dies denn überhaupt die Identifikationsfigur? Nur weil dies der Charakter ist, den man übernimmt? Zumindest ist mir keine Konvention bekannt, die dies besagt, au?er vielleicht die der persönlichen Bequemlichkeit. Und wenn Literatur bequem ist, sehe ich persönlich das viel eher als Makel an, als Chauvinismus. ?ber bequeme Literatur unterhält man sich nicht. Bequeme Literatur verfliegt wie ein laues Lüftchen im Wind ("I'm sorry, Shaun..."). In der Literatur gibt es durchaus den nicht wirklich alten Effekt der "Entfremdung" - da hat es sich dann gänzlich mit dem Identifizieren mit den Charakteren. Und wieso muss es dem Leser extra gesagt werden? Dem Charakter ist es doch klar, dass er eine Frau ist. Kann dem Leser doch theoretisch auch klar sein. Oder dem Leser kann klar sein, dass es offen gehalten ist. Wer natürlich mit der Einstellung herangeht, dass der Autor männlich ist und der Name männlich klingt, der Charakter muss männlich sein, der wird hier natürlich in seinen eigenen Irrgarten manövriert. Ob dies nun billig ist oder nicht, das bleibt natürlich dem eigenen Geschmack überlassen und dazu schrieb ich ja weiter oben noch ein wenig. Ist dann nicht der eigene persönliche Irrgarten billig? Wenn dem so ist, dann muss ich sagen: Respekt vor so viel Selbstkritik. Dazu wäre ich nicht fähig. Und ist das fehlende Interesse an "Gender Studies" nicht viel eher chauvinistisch? Muss man es wirklich "studieren", um den Text zu verstehen? Ich habe sowieso nie verstanden, warum man immer die Werke, die der Autor gelesen hat, auch lesen muss, um einen Text zu verstehen. Ich komme eigentlich immer sehr gut mit Werken zurecht, indem ich auf solchen unnötigen, biographischen Ballast verzichte. Meist kommen da dann sogar viel interessantere Interpretationen heraus. Mich interessiert es eigentlich gar nicht, welche Morgenzeitung der Autor gelesen hat, wo er seine Ausbildung gemacht hat, wie lange er auf dem Klo im Schnitt gesessen hat etc. Wo man bei diesem Text dann "Gender Studies" "studieren" muss, erschlie?t sich mir ebenso nicht. Meist haben Texte sowieso ein viel breiteres Spektrum, als vom Autor ursprünglich geplant und der Autor ist sich meist selbst nicht dem kulturellen Code bewusst, der seinen Text bestimmt. Aber wenn einen der Text insgesamt sowieso nicht interessiert, dann hat der Text sowieso keine Chance. So etwas gibt es. Keine Frage. Gibt auch viele Filme im Kino, die mich nicht interessieren. Aber diese erwähne ich dann im Allgemeinen auch nicht. Denn diese sind mir dann tatsächlich egal. Sobald ich aber darüber rede, sobald ich Kraftausdrücke selbst zensiere, wenn ich darüber rede, interessiert es mich zumindest soweit, dass ich etwas darüber schreibe bzw. darüber rede oder mir Gedanken mache. Also interessiert es einen anscheinend schon irgendwie. Denn andernfalls wäre es wohl einem wirklich egal. Mittelma? ist schrecklich. Mittelma? ist eben jenes erwähnte laue Lüftchen von weiter oben, Mittelma? verfliegt und geht unter in der allgemeinen Bedeutungslosigkeit. Entweder etwas ist phänomenal oder etwas ist grottig. Beides ist akzeptabel. Hauptsache, es wird darüber geredet. Aber dass du so viel mehr über den Autor jetzt wei?t, das bezweifle ich. Wer sagt dir, dass dies hier nicht bewusst auch nur ein Sub-Text zum Text ist, um etwas gewisses zu erzeugen? Provokation? Frustration? ?rger? Erkenntnis? Aber eigentlich der Autor ganz anders ist? Kennst du den Autor? Was sind seine Motive, so in diesem Forum aufzutreten? Dieses Posting gerade so zu schreiben? Fehlendes Selbstbewusstsein, weil er nicht auf den Tisch hauen kann und sagen kann "hier ist die Quintessenz des Textes"? Oder eher allgemeines Querulantentum, was ihm/mir ja auch schon häufig angedichtet wurde? Oder tatsächlich ein philosophisches Experiment, in dem du gerade drin steckst, egal, ob es dich interessiert oder nicht? Oder einfach nur Langeweile am frühen Morgen? Oder das Warten auf den Kaffee? Oder die Freude am Alliterationen-Schreiben und daher dem immer wieder neuerlichen ?berarbeiten des Textes? Oder lediglich als Fingerübung? Wei?t du jetzt mehr über den Autor? Das bezweifle ich. Und was ist der Autor? Ist es die Persona hier im Forum? Oder ist das der Kerl auf der Spielemesse, mit dem man sich unterhält? Verhält der sich dann zu Hause auch so oder ist der nur auf der Spielemesse so? Ist dies nur ein Bild, das er erzeugt, weil er natürlich will, dass sich ganz viele Leute, das Solo-Abenteuer durchlesen? Oder ist ihm das wurscht? Wieso schreibt er jetzt "wurscht" und nicht "wurst" oder gar "egal"? Hm, egal.
  16. :rofl: Hoffentlich liest Holger das, ich würde zu gern seine Antwort lesen! Das ist in etwa ähnlich, wie der Rezension-Schreiber aus der Artefakt (ich glaube, das war von dort - mit der unheilverkündenden Nummer 13), der meinte, dass den Lektoren ein Fehler unterlaufen wäre, weil man die ganze Zeit über meint, ein Mann zu sein und am Ende ist man eine Frau und das hätte man vorher merken müssen. Da hätte der Autor wohl einen Fehler gemacht. Jener Schlaumeier verrät dieses Ende dann auch schlie?lich in der Rezension (warum auch nicht? ist immerhin ein Fehler und der gehört in sowas rein). Ursprünglich wollte ich darauf auch was schreiben, lie? es dann aber ... manche Sachen muss man nicht wirklich kommentieren. Manche Sachen sollte man auch nicht kommentieren. Für viele Sachen, aber sicherlich ganz besonders im literarischen Bereich, ist es besser, wenn sie offen gelassen werden und Raum für Diskussion ist. Ob es da wirklich so gut ist, eine autoritäre Autorenmeinung zu nutzen, um irgendeine Diskussion oder Meinung zu drücken oder zu erniedrigen, das ist natürlich auch eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt. Au?erdem (na gut, weil es GG ist ) ist meine persönliche Meinung als Autor natürlich nicht ma?geblich, denn wir alle wissen ja, dass die Autorenintention tot ist. Spätestens mit der obigen Rezension aus dem Artefakt wurde ihr ein Gnadensto? gegeben. Wenn aber Synapscape das so interpretiert, ist das okay für ihn und ich freue mich, dass es eine Pluralität an verschiedenen Meinungen dazu gibt. Vor allen Dingen gibt es für etwas, das vor dem Hintergrund der "Gender Studies" entstanden ist, nichts Besseres, als "chauvinistisch" genannt zu werden. Das gibt Grundlage für Diskussion, denn jedes literarische Werk, das nicht diskutiert wird, ist tot. Wer natürlich ein wenig biographisches Interpretieren machen will, dem sei hier noch die Zusatzinfo gegeben, dass der Autor seit ca. 4 Jahren "Gender Studies" als Schwerpunkt hat und sich viel mit Judith Butlers, Gilbert und Gubar, Susan Sontag, HÚlÞne Cixous, Elaine Showalter, Juliet Mitchell, Luce Irigaray, G.C. Spivak und Anderen auseinander gesetzt hat. Ob das nun einen chauvinistischen Einfluss auf den Autor hat oder nicht, das kann er natürlich selbst nicht beurteilen. Es kann natürlich gut sein, dass das intensive Beschäftigen mit den Grundlagen und Problemen der "Gender Studies" nicht, wie man zunächst vielleicht glauben möchte, zu einer Erweiterung des Erkenntnis-Horizontes führte, sondern sogar vielleicht eher zu einer Rückentwicklung, einer Rückstufung, eben zum Chauvinismus. Das kann durchaus sein. Natürlich kann man es aber auch so sehen, dass der cthuloide Horror lediglich die Erkenntnis ist, dass man schwanger ist. Dies ist immerhin ein klassisch-lovecrafteskes Motiv (ist Chauvinismus nicht eigentlich auch ein klassisch-lovekrafteskes Motiv?). Ob es nun nicht vom Leser chauvinistischer ist, zu finden, dass man es gesagt bekommen muss, dass der Charakter eine Frau ist, das stelle ich einfach mal in den Raum. Viele Sachen werden in der Literatur nicht erwähnt, eben aus genau dem Grund, um mit den Gedanken und kulturellen Irrgarten der Leser zu spielen. Vielleicht ist es dem Leser einfach nur unangenehm, dass ihm diese leicht chauvinistische Neigung bei ihm selbst in diesem Moment aufgefallen ist. Denn eigentlich wird diese "Erkenntnis" im Text eher nur nebenbei erwähnt. Dass der Leser ein solch gro?es Brimborium darum macht, dass es vorher nicht erwähnt wird, lässt doch eigentlich viel eher tief in die Abgründe des Lesers blicken als in die des Autors, denn wer wei?, was darin vorgeht (also _ich_ sicherlich nicht). Uncle Tom's Cabin wurde seinerzeit als Meilenstein im "Rassenbewusstsein" gesehen und gilt heute als rassistisch. Vieles verändert sich mit dem Lauf der Zeit und was "objektiv" in einem literarischen Werk drin steht, kann sicherlich nicht mit ein paar plakativen Worten festgepinnt werden (man kann es versuchen, aber im Endeffekt wird man daran scheitern). Da macht man es sich dann sicherlich zu einfach und begibt sich an den persönlichen Phrasenstammtisch (vielleicht bekommt man noch einen Platz im literarischen Quark-Quartett). Vielleicht ist es chauvinistisch. Vielleicht war es ursprünglich auch einfach nur provokativ (aber ist es dann damit auf einmal nicht mehr chauvinistisch? - der Text ist immerhin der gleiche, nur die Intention ist anders, aber diese ist natürlich nicht wirklich rekonstruierbar. Aber was macht man dann?). Vielleicht war es auch wirklich ein Versäumnis des Autors und der Lektoren, wie unser lieber, netter Artefakt-Reich-Ranicki schrieb. Aber dies ist natürlich nur meine Meinung, keine besondere und sicherlich keine, die unter all' den zig anderen Lesern irgendeine besondere Wertung hätte, nur weil ich mal irgendwann das Ding da abgegeben habe. In dem Moment, in dem ein Autor sein Werk abgibt, gibt er damit das Recht darauf ab, eine "bevorzugte" Meinung zu haben, denn in diesem Moment gehört es den "Lesern" (worunter der Autor in diesem Moment natürlich auch fällt). Und dann wiederum stellt sich mir die Frage, ob ein Text (wenn man also mal den ganzen Ballast von autorenzentriertem Unsinn über Bord wirft) denn wirklich chauvinistisch sein kann oder ob der Chauvinismus dann nicht eher im Leser generiert wird. Denn ein Text hat keine Intention. Ein Text ist. Genau wie die Gro?en Alten. Zufrieden GG?
  17. Der Mensch hat zum einen die cthuloide Magie nicht gemacht, sie bemächtigt sich seiner höchstens. Cthuloide Magie ist stets ein Fremdkörper im menschlichen "Universum" und kann daher schon allein vom Konzept her diesem nicht entspringen. Zum anderen sollte Cthuloide Magie nie Werkzeug sein. Siehe dazu meinen Beitrag in diesem Thread: http://www.cthulhu.rpg-forum.net/forum/thread.php?threadid=323&boardid=8
  18. Íhm, wenn das Zerstören des gängigen Raum/Zeit-Konzeptes und dem Bewusstwerden der eigenen Insignifikanz und der Unausweichlichkeit der Auslöschung eines Menschen, wenn diese Erschütterung eines menschlichen Paradigmas nicht cthuloid ist, wenn das nicht das ist, was so banal als "sanity-loss" beschrieben wird, dann wei? ich auch nicht mehr. Und ist der Hound nicht von der Grundanlage her ein äu?erst cthuloides Wesen, vielleicht sogar eines der cthuloidsten und ist dieses Thema nicht auch äu?erst cthuloid? =:-) Aber okay, dann ist es eben kultig. Von mir aus. @Marcel: Ja, ja, ich maild mich, keine Bange.
  19. Zu deinem 1. Problem: Das ist kein Problem. Niemand kann den Mythos "verstehen", es ist alles sehr schwammig und undeutlich. Da darf man sich von den viel zu sachlichen Beschreibungen in den diversen Regelwerken nicht ablenken lassen. In der "Spielrealität" ist das alles nicht so einfach, wie es sich für Spieler/Spielleiter anfühlt. Au?erdem ist letzten Endes immer noch die Frage, ob der Charakter den "Quellen" wirklich traut. Warum können die nicht auch Fehler haben? Er hat Angst? Perfekt. Wenn man Angst hat, macht man Fehler. Vielleicht hat sich der Autor ja geirrt und ich kann meinem Schicksal entrinnen, wenn ich es verkaufe? Blo? schnell weg damit. Also alles kein Problem. Bei deinem 2. Problem wei? ich nicht, wo das Problem genau liegt. Dann werden sie von einem Hound wahrgenommen. Perfekt. Happs. ;-) Insgesamt muss ich aber sagen, dass diese Sache sich eigentlich mehr oder weniger nach der Sache anhört, die im Regelwerk als Beispiel (wei? nicht mehr genau, wo) angeführt wird. Besonders spannend oder neu klingt das nicht. Mal ein paar Ideen, was man so _wirklich_ lustiges mit Hounds machen kann: - jemand (vielleicht gar einer der Spielercharaktere, wenn man fies ist) ist in Kontakt gekommen und daher sucht ein Hound (oder gar mehrere?) nach ihm. Der Hound ist aber nicht doof und da der Hound eben in der Zeit umherspringen kann und eben aus der Zukunft kommt (wieso eigentlich immer in die Vergangenheit schauen) und fängt an, sein Opfer "aus der Zukunft" aufzufressen. Ja, was ändert das jetzt? Wirklich was ändern kann man dann ja nicht, man kann nicht in die Zukunft schauen - oder doch? Hm, ja, warum eigentlich nicht? Man kann die Charaktere darüber stolpern lassen, dass sie eine solche "mögliche" Zukunft sehen, in der der Hund sich an dem Opfer verköstigt. Tja, diese Szene können sie vielleicht verhindern, aber dann frisst sich der Hound halt weiter durch, bis er vielleicht in der Gegenwart ankommt. - andere Möglichkeit in dieser Hinsicht ist, dass der Hound ein kleines Hündchen ist, das noch verspielt ist und sein Opfer in verschiedenen Zeiten anknabbert. Lineare Zeitlinien sind doch sowieso ein viel zu menschliches Konstrukt, oder? Mal ist es in der Zukunft, dann in der Vergangenheit, dann in der Gegenwart. Da kann man schön mit "Zeit" spielen, diese sich vermischen lassen, Vergangenheit und Zukunft in sich flie?en lassen und den Spielern und den Charakteren gleicherma?en den Boden unter den Fü?en wegziehen. Plötzlich ändern sich um die Charaktere herum irgendwelche Sachen, die bisher so waren, weil der Hound eben verspielt einen Happen in der Vergangenheit genommen hat. Huch! Der Arm ist plötzlich abgebissen. Woher kommt diese tiefe Wunde auf einmal? Ah, jetzt erinnere ich mich, da war doch dieser merkwürdige Vorfall. Aber wieso erinnere ich mich erst jetzt dran? Und wieso kann ich mich an die Zukunft auf einmal erinnern? Oh, the sanity! [vorzugsweise natürlich mit einem Spielercharaktere. Ist doch langweilig, wenn sowas "nur" NSCs passiert. Wirklich berührt es die Spieler doch nur bei den eigenen Charakteren und gleich hat man kein Motivationsproblem mehr.] Nur mal so ein paar Anregungen, wie man "richtig" mit Hounds spielt. _Das_ sind Sachen, wie man Hounds einsetzen sollte, wie ich finde. Das kann man alles viel interessanter würzen.
  20. Ist ja nicht meine Theorie. Habe nur gesagt, dass böse Leute sowas theoretisieren würden. ;-p
  21. Böse Leute würden jetzt natürlich (interessante?) Theorien darüber aufstellen, dass diese kreativen Köpfe vielleicht zu sehr vom Cthulhu-BRP sich eingeengt fühlen oder dies auf Dauer langweilig wurde. Dass sie enttäuscht darüber waren, welche Fesseln ihnen Cthulhu-BRP auferlegt, während es in anderen Systemen Genrebezogenheit gibt und Mechanismen, die interessante Eigenheiten unterstützen. Ganz böse Leute würden das dann auch noch mit Beispielen untermauern, dass bestimmte Leute dann zu eben jenen Systemen gewechselt sind, die sie eben nicht entsprechend hemmen, sondern im Gegenteil ihnen Möglichkeiten bieten wie beispielsweise - jetzt mal vollkommen an den Haaren herbeigezogen - Unknown Armies. Und so richtig gemeine Leute würden dann anfangen, vielleicht so die ein oder andere Parallele im deutschen Cthulhu zu suchen. Aber...dazu gehören wir natürlich nicht. ;-)
  22. Ich habe nicht umsonst die Threads angegeben, um das Off-Topic in diesem Thread klein zu halten (und habe auch mein Posting _extra_ entsprechend kurz gehalten). Wer sich dort mit mir darüber unterhalten will, gerne, hier ist nicht der richtige Platz. Und bitte vorher die Sachen auch dort durchlesen, denn so ziemlich alles, was Jessil hier angebracht hat, habe ich in diesen Threads bereits angesprochen und ist keineswegs ein Argument "für" den Begriff (warum? siehe in den Threads). Also bitte diesen Thread dann nicht weiter mit dem Off-Topic belasten, denn genau um dies zu verhindern, sind die Threads dorthin verlinkt, um die Diskussion umzuleiten. Bitte dies berücksichtigen, danke. In Diskussionsthreads sind Begrü?ungen im übrigen auch Off-Topic. ;-)
  23. Ein wenig OT und nicht zum Topic, also...nicht wundern, aber: Bitte nicht dieses Wort. Das ist echt eine Sisyphus-Arbeit, dagegen anzukämpfen: http://www.cthulhu.rpg-forum.net/forum/thread.php?threadid=146&boardid=8 http://www.cthulhu.rpg-forum.net/forum/thread.php?threadid=2015&boardid=8&page=1 Aber das war es auch schon von meiner Seite, wieder zurück zum Thema. Wollte nur einmal kurz Protest einwerfen und mehr auf Sprachbewusstsein hinweisen.
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