Jump to content

[Nightmare Bites] Kap.1: SCHÖNE AUSSICHTEN ODER STEILES KARRIEREENDE


Der Läuterer
 Share

Recommended Posts

Clive

 

"Das ist ein guter Gedanke.

 

Sie sollten sich am besten schon ins Schlafzimmer begeben. Ich glaube mehr als zwei Personen können hier nichts ausrichten."

 

Mit einem Nicken signalisier ich Ove Eklund, ihr zu folgen.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Elisa dreht sich um. “Herr Eklund nehmen sie bitte die Sachen vom Schreibtisch mit? Das sind wichtige Unterlagen. Verwahren Sie es am Besten in Ihrer Fototasche.“
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

'Eine Sauerstoffflasche?! BEI FEUER?! Das ist doch Wahnsinn! Dann brennt es ja noch schneller.', sind meine ersten Gedanken, als Sie diese Flasche anspricht. Erst später wird mir klar, dass Sie uns damit schützen und uns sichere Atemluft verschaffen will.

 

Da der Rauch schon stoßweise durch die Tür drückt, halte ich es für extrem unwahrscheinlich, dass wir noch durch das Treppenhaus ins Freie gelangen werden. Der Rauch wird uns in kurzer Zeit töten. Und selbst mit der Sauerstoffflasche könnten wir höchstens eine Person retten.

 

'Ich will keinen Feuertod sterben!'

 

Bilder der verbrannten Opfer aus dem Auktionshaus, schießen mir durch den Kopf.

 

"Ja! Sage ich. Hat das Schlafzimmer ein Fenster zu einer Straße hinaus?", frage ich Mrs. Marquard.

"Wir müssen in einen Raum, der noch eine Tür mehr zwischen uns und das Feuer bringt, aber weiterhin von der Straße - mit einer Leiter - erreichbar ist."

 

"Gibt es hier denn Feuerleitern, Mrs. Marquard?"

 

Dann schaue ich auf die Bücher und überlege ob es eine gute Idee ist, diese noch in die Kameratasche zu stopfen - zur Hand .... auf so engen Raum.

 

Ich entscheide mich dafür die bestickte, aber recht stabil wirkende Tischdenke zu nehmen und damit ein Bündel zu bauen. Ich schlage die Bücher in die Tischdecke ein, verdrehe die Enden, damit alles gut verpackt ist und dann knote ich das Bündel an den stabilen ledernen Trageriemen meine Kameratasche. Dann helfe ich Mrs. Marquard sich in Bewegung zu setzten.

 

"Wo sagten Sie, ist Ihre Atemluftflasche?"

  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Clive

 

Ich laufe mit den Gefäßen hin und her, die Matilde befüllt, und befeuchte die Tür und den gesamten Eingangsbereich. Das Atmen durch das feuchte Handtuch, das ich mir inzwischen vor Mund und Nase gebunden habe, fällt schwer.

 

Langsam beginne ich zu schwitzen. Die körperliche Anstrengung und die Anspannung tragen einen Teil hierzu bei, aber auch die Raumtemperatur steigt bereits merklich. Selbst das Wasser aus den Leitungen scheint mir langsam wärmer zu werden.

 

Auf meinem Weg halte ich kurz inne und blicke aus einem Fenster. Ich widerstehe der Versuchung, es zu öffnen um frische, kühle Luft hereinzulassen. Irgendwo habe ich gelernt, man solle bei einem Brand die Fenster geschlossen halten, um dem Feuer nicht zusätzliche Nahrung zu geben ... Ist das richtig? Ich bin mir nicht sicher. ... Ich sehe den flackernden Widerschein von Flammen auf anderen, niedrigeren Gebäudewänden. Bedeutet das, es brennt bereits im vierten Stock, wo wir den Pfeifenraucher gesehen haben? Selbst die Schneeflocken verändern ihre Farbe. Der Geruch von Rauch, die Hitze und die Feuchtigkeit des verdunstenden Wassers rufen dunkle Erinnerungen in mir wach.

 

"Das ist nicht der rechte Augenblick", denke ich und verdränge dieses Kapitel meiner Vergangenheit, wie ich es inzwischen gelernt habe. Es fällt mir leichter als noch vor wenigen Tagen.

 

Ich höre Ove nun auch nach Feuerleitern fragen, an die ich auch schon gedacht hatte. ... Ich habe keine gesehen, als wir kamen.

 

"Sicher wird es mehr als ein Treppenhaus geben, zumindest ein weiteres für die Bediensteten, aber wer diesen Brand gelegt hat, wird auch daran gedacht haben. Wenn dieses Feuer für uns bestimmt ist, lässt man uns entweder keinen Ausweg, oder nur einen einzigen, an dem man uns erwartet. Nein, ich werde diese Tür nicht öffnen ... Der Rauch würde uns vergiften und das Feuer würde den Sauerstoff der Suite binnen Sekunden verzehren. Außerdem würde der Rauch uns blind und orientierungslos machen, so dass wir ein Treppenhaus vermutlich nicht einmal finden würden. Und Mrs. Marquard wird bisher wohl auch keinen Bedarf für ein Treppenhaus gehabt haben."

 

Ich wende mich wieder dem Wassertragen zu. Die Badewanne ist bereits zu einem guten Teil mit Wasser gefüllt.

 

"Falls die Flammen eindringen, tauchst Du in die Wanne!", sage ich zu Matilde. Ich überlege, ob ich auch meine Kleidung befeuchten sollte, unterlasse es aber zunächst.

 

"Was ist mit unseren Waffen?", frage ich Matilde. "Könnten die Patronen bei der Hitze zünden?"

 

Ich merke wie meine Gedanken wild herumspringen. "Sind das noch rational nachvollziebare Überlegungen?" Ich ziehe meine Lightning aus der Tasche und lasse die Patronen aus der Trommel vorsorglich in meine Hand fallen. Dann wickele ich sie in den angefeuchteten Waschlappen, den ich zuerst vor meinen Mund gepresst hatte und stecke das feuchte Bündel in meine andere Hosentasche. "Die Patronen verschließen das Pulver sehr dicht, das Pulver wird nicht nass werden ... aber vielleicht wäre das ja sogar besser?"

 

Weiter gehe ich meiner Arbeit nach, ohne noch darüber nachzudenken. Hin und her ... hin und her.

 

"Was wird, wenn die Hitze die Rohrleitungen sprengt? Was ist, wenn das Wasser zu heiß wird, um es weiter zu schöpfen?

 

Wird die Feuerwehr uns helfen ... oder wird sie eher eine Bedrohung für uns darstellen ... wie die Polizei?"

 

Kurz muss ich an Cainnech denken. ... "Nun, zumindest wird er nicht verbrennen. ... Aber wer weiß, welches Schicksal ihn getroffen hat. ... Nein, etwas sagt mir, dass es ihm nicht gut ergangen ist ... und dass ICH ihm nicht helfen kann. ... Ich muss Entscheidungen treffen. ... Es gibt immer einen Preis zu zahlen: Fluch und Glück ... Tod und Leben ... alles geht Hand in Hand ... das eine um den Preis des anderen ... den einen Soldaten lässt man sterben, damit man die Medikamente und die Zeit hat, einen anderen retten zu können ... einen Vertrauten gewinnt man und einen anderen verliert man. ... So ist das Leben ... so ist MEIN Leben. ... Ich habe meine Entscheidung getroffen."

 

Für einen Moment erfasst mich ein Gefühl der Traurigkeit und Resignation, nicht wie früher, aber doch vertraut. Ich weiß, es wird mir schwer fallen Cainnech in die Augen zu sehen ... falls ich ihn wiedersehen werde. Aber dann ist der Moment vorüber und der Schatten meines bisherigen Lebens verschwindet wieder.

 

Ich fühle mich zunehmend benommen. Meine Gedanken fließen träge.

Edited by Joran
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Clive

 

Ich beobachte Matilde, wie sie zum Telefon geht.

 

"Wenigstens eine, die hier noch klar denkt! Warum bin ich selbst nicht auf diese naheliegende Idee gekommen? Matilde bringt so leicht nichts aus der Ruhe!

 

Verflucht ... wenn nur die Luft besser wäre!"

 

Erneut überkommt mich das Verlangen, ein Fenster zu öffnen.

 

"Ist es überhaupt richtig, dass man die Fenster bei einem Brand geschlossen halten muss? Hat mein Wassertragen irgendeinen Nutzen?"

 

Ich betrachte den Dampf, in den sich das Wasser, mit dem ich die Tür regelmäßig übergieße, verwandelt. Die Fenster sind bereits von innen beschlagen, so dass Tropfen darauf ihre Bahnen ziehen.

 

"Was wird die Polizei denken, wenn sie wieder uns hier antrifft ... nach den Vorkommnissen gestern im Krankenhaus. Wird sie uns eher Glauben, auch dort das Opfer eines Anschlages gewesen zu sein? Oder wird sie uns die Brandstiftung unterstellen? Aber wer wäre so dumm, einen Brand zu legen und sich dann im sechsten Stock von den Flammen einschließen zu lassen? ... Andererseits hat es uns auch nicht geholfen, dass wir es waren, die gestern die Polizei in das Krankenhaus gerufen haben ... Jedenfalls Cainnech können sie den Brand nicht vorwerfen. Vielleicht was es für ihn noch Glück im Unglück, dass er gestern festgenommen wurde?" Aber mein Gefühl sagt mir, dass es nicht so ist. "Wer weiß, vielleicht verbrennen wir hier oben ja noch ... dann dürfte fast alles andere besser sein."

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Schlafzimmer der Suite von Mrs. Marquard

 

Wir sind nun in einem sehr geräumigen Schlafzimmer. Mrs. Marquard steuert ihren Rollstuhl zügigen zur linken Seite des Bettes und scheint von dort etwas zu holen oder zu greifen. Ich gehe zunächst zu den zwei Fenstern in diesem Raum und schaue hinaus. Beide Fenster sind zur gleichen Seite des Hauses hinaus. Auf den ersten Blick sehe ich eine größere Straße, allerdings nicht die Hauptstraße, die zum Eingang des Hotels führt, doch auch hier schauen Menschen zum Hotel hoch. 

Ich reiße das Fenster auf und schaue hinaus.

Noch ist kein Rauch aus den unten Stockwerken zu erkennen, der an dieser Seite des Hotels hinauf zieht.

 

Ich lehne mich etwas aus dem Fenster und schaue mich um. Die Simse und die Nachbardächer sind nass oder sogar vereist - so genau kann ich es nicht erkennen. Erst jetzt sehe ich den kleinen Balkon, der von diesem Zimmer ausgeht. Sofort ziehe ich mich wieder vom Fenster zurück und suche hinter den zum Teil zugezogenen Gardinen nach der Tür, die zum Balkon führt.

 

Mrs. Marquard kommt hinter mir her gerollt.

 

"Mr. Eklund! Hier... Die Sauerstoffflasche! Vielleicht hilft sie uns irgendwie!"

Etwas von mir entfernt bleibt sie stehen und hält die kleine Stahlflasche in meine Richtung. Schnell kann ich erkennen, wie sehr es sie anstrengt das Gewicht der Flasche zu halten. Schnell nehme ich ihr deshalb die Flasche ab.

"Danke sehr!", sage ich und lege die Flasche samt der medizinischen Atemmaske auf einem der luxuriöse Sessel ab.

 

"Geht es hier zum Balkon?", frage ich dann unnötiger Weise als ich einen der schweren Vorhänge beiseite schiebe und sich dahinter tatsächlich eine Balkontür verbirgt.

 

Zügig öffne ich die Tür und trete auf den Balkon. Er ist rutschig und feucht, aber nicht vereist. Dennoch rutsche ich leicht weg.

 

'Hier ist Platz für mindestens 3 Menschen.... hier gibt es frische Luft... hier kann man uns mit einer Leiter holen. Wo bleibt die Feuerwehr?' schießt es durch meinen Kopf.

 

Vermutlich kann man sich von hier aus auch auf den Balkon darunter herablassen oder abseilen, aber auf diesen Gedanken komme ich erst gar nicht.

 

Ich gehe an den Rand des Balkons, schaue hinunter. Noch immer stehen dort Leute und schauen zu uns hoch.

 

Dann beginne ich mit beiden Armen zu winken, zu rudern, um auf mich aufmerksam zu machen und rufe:

"Hier her! Wir brauchen Hilfe!! Eine Leiter!! Eine Leiter! HILFE!"

 

Ob das viel bringt weiß ich nicht, doch ich rufe weiter, bis ich mir sicher bin, dass ein Passant oder besser gleich mehrere auf mich aufmerksam geworden ist und dort unten mehr Betriebsamkeit an Stelle von apathischem Staunen einsetzt.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Clive

 

Ich beobachte, wie Matilde mehrmals auf die Gabel klopft, um eine Leitung zum Empfang zu bekommen. Dann hängt Sie den Höhrer wieder ein, ohne jemanden erreicht zu haben.

 

Ich lausche kurz. Keine Signalhörner herbeieilender Feuerwehrfahrzeuge sind zu hören.

 

"Wie lange brennt es schon? Wie lange warten wir schon auf die Feuerwehr?"

 

"Verdammt, wo bleibt die Feuerwehr blos? Warum dauert das so lage? ... Was ist das überhaupt für eine kranke Stadt? ... Vorgestern der Taxifahrer, gestern die Polizei und heute die Feuerwehr ... ganz London scheint langsam vollends den Verstand zu verlieren!", mache ich meiner Wut und Frustration Luft.

 

"Von Dalgliesh, den Männern im Pub und den Schaulustigen beim Krankenhaus ganz zu schweigen ... Wie eine kriechende Seuche verbreitet sich der Irrsinn ausgehend von dem Auktionshaus. Der VIRUS befällt den Geist der Menschen und verändert ihr Verhalten, so dass die Hemmungen fallen und die Vernunft versagt ... Die Menschen können sich nicht mehr beherrschen und scheinen die Kontrolle über ihr Handeln zu verlieren. ... Selbst die Witwe Loock schien merkwürdig verändert, wenn auch nicht agressiv. ..."

 

"Hartmut hätte Dich nie nach London bringen dürfen, Matilde! Dieses Stadt war schon immer ein verderbter Ort voller Krankheit und Verfall. ... Ich weiß, wie sich das anhört, aber es ist wahr."

 

Ich huste und halte einen Moment inne. Meine Stimme klingt rauh und wird durch das nasse Tuch vor meinem Mund gedämpft.

 

"Matilde sieht London nicht mit meinen Augen. Wie sollte sie mich verstehen? ... Das ist jetzt vor allem nicht der Moment, die Nerven zu verlieren!"

 

"Was sollen wir jetzt tun? Macht es noch Sinn, auf die Feuerwehr zu warten?"

 

Wie zur Antwort kracht das Holz der Tür laut unter den Spannungen, die durch die Flammen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen in ihm aufgebaut werden. Aus dem Bad höre ich, wie das Wasser sich aus der Badewanne und den Becken sich plätschernd auf den Boden ergießt.

 

Dann höre ich Mr. Eklund durch die geschlossene Tür des Schlafzimmers vermutlich aus einem der Fenster um Hilfe rufen.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Nach etwa 20 Minuten des Wartens und Überlegens, was Ihr in dieser Situation wohl am Besten tun könnt, hört Ihr auf der Strasse vor dem Hotel das Bimmeln der Feuerwehrglocken der Einsatzfahrzeuge und ihr Gehupe.

 

Und das Geräusch wird immer lauter...

Edited by Der Läuterer
  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Ich fasse wieder etwas mehr Mut, als ich das Bimmeln der Feuerwehr höre. Selten habe ich mich über dieses Bimmeln so gefreut. Noch nie habe ich darüber so gefreut.

Es ist kein Garant für unsere Rettung, doch langsam dringt der Rauch auch in unserer Suite und die Lage wird immer verzweifelter.

 

Ich sehe es Matilde an, dass auch sie verzweifelter wird. Jetzt, da ich die ersten Feuerwehrfahrzeuge und Feuerwehrleute unter uns sehe, werde ich wieder aktiver.

 

Ich winke wieder mit den Armen und versuche wieder auf mich aufmerksam zu machen!

 

"HIER HER! HIER HER!! ZU UNS!! HIER!"

 

"HILFE!"

 

Dann wende ich mich an Mrs. Marquard: "Gleich, werden sie kommen und uns retten. Gleich sind wir in Sicherheit."

  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Ich höre Ove so rufen, und gehe auch schnell aufs Balkon.

Ich war zum ersten Mal echt ratlos.

Vielleicht hatte ich Angst um das Baby?

Ich versuche nicht daran zu denken.

Während die Feuerwehr sich nähren, schaue ich die Ganze Szene von oben.

Ob der Pfeifferaucher noch sich anschauen wollte, wie wir sterben?

Wollte er uns töten?

Nein, vielleicht die Marquard.

Noch mehr Fragen.

Ich beobachte trotzdem das Szenarium, auch wenn ich hier keine Antworten finden werde.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Clive

 

Ich schwanke zwischen Erleichterung und Sorge, als ich die Signale der Feuerwehr näher kommen höre.

 

"Wird ihre Leiter bis zu uns herauf reichen? Wie schwer ist das Gebäude bereits beschädigt? Wie weit hat sich der Brand bereits ausgedehnt? ... Werden uns die Männer von der Feuerwehr überhaupt helfen wollen?"

 

Die böse Erfahrung mit der londoner Polizei sitzt mir noch tief in den Knochen und mein allgemeines Misstrauen gegenüber der britischen Administration vertieft.

 

"Wir sollten zusehen, von hier zu verschwinden, sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. ... Ich bin nicht scharf darauf, hier auch noch der Polizei zu begegnen", sage ich noch zu Matilde, als sie sich anschickt zu Ove Eklund und Mrs. Marquard in das Schlafzimmer herüber zu gehen.

 

"Wie lange wird es dauern, bis man uns vom Balkon holt?" Ich versuche ein Eindringen des Feuers in die Suite weiter zu verzögern und widme mich wieder dem Wassertragen.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Während Frau Marquard und ich noch auf dem Balkon stehen und den ersten Feuerwehrleuten zusehen, steigt unsere Hoffnung bald gerettet zu werden.

 

Frau Marquard, die zwischenzeitlich schon überraschend ruhig und besonnen, wenn nicht gar schon abwesend schien, wird auch wieder lebhafter.

Sie zieht sich an dem Geländer des Balkons etwas hoch, um besser hinunter schauen zu können. Was sie sieht sind inzwischen zahlreiche Feuerwehrleute und Bobbies, die hektisch zunächst die vielen Schaulustigen beiseite scheuchen. Wortfetzen wie

 

"Gehen Sie weiter!"

 

oder mit der Zeit auch ein "Los jetzt!",

 

"Platz .... für ... Feuerwehr!"

 

oder auch ein lautes "Weg da, man!"

 

schallt sogar bis zu uns hinauf. Das Bimmeln zahlreicher weiterer Feuerwehrwagen ist ebenfalls zu hören. Auf mein Rufen schauen zahlreiche Passanten aber auch wenige Feuerwehrleute und Bobbies hinauf. Einer der Feuerwehrleute zeigt nach oben und ruft einen seiner Kollegen herbei.

Um ihn herum wimmelt es, die erste Motorspritze ist eingetroffen und eine Handvoll Feuerwehrleute verlegt Schläuche zu oder von dem Wagen und zwei weitere fummeln offensichtlich an der Maschine herum. Ich vermute und hoffe, dass Sie die Pumpe in Gang bringen, damit möglichst bald das Löschwasser in das Hotel spritzt.

Nachdem der eine Feuerwehrmann seinen Kollegen zu sich gerufen hat, beginnt ein neues Kapitel in der Hektik. Einige Feuerwehrleute rennen zu einem weiteren Feuerwehrwagen, der inzwischen angekommen ist. Sie zerren ein dickes Paket heraus. Und der Feuerwehrmann, der hier das Kommando übernommen zu haben scheint, lässt sich eine Flüstertüte reichen und ruft zu uns hoch:

 

"Bleiben Sie ruhig! Wir kommen zu Ihnen! Bleiben Sie dort oben! Der Leiterwagen ist unterwegs."

 

Er wendet sich um, scheint etwas zu sagen und seine Leute hören damit auf Passanten und weitere Feuerwehrleute zum Aufspannen des Sprungtuchs heranzuziehen.

Ich habe kein gutes Gefühl damit in dieses Tuch zu springen. Ich habe mal die Feuerwehr in einer Straße damit arbeiten sehen, vielleicht war es auch nur eine Übung, aber die Landung sah nicht sehr angenehm aus und das war ein Sprung aus dem ersten oder zweiten Obergeschoss.

 

Als Matilde im Schlafzimmer erscheint, schildere ich ihr kurz, was dort draussen passiert, dann wende ich mich wieder dem Treiben dort draußen zu.

 

"Wir haben hier eine Frau, die nicht laufen kann!", rufe ich hinuter und bin mir nicht bewusst, dass das für Frau Marquard verletztend sein kann.

Dann gehe ich zu Matilde, die noch im Schlafzimmer ist, und sage ihr "Schaut doch noch mal schnell im Wohnzimmer nach weiteren brauchbaren Büchern oder Aufzeichnungen, im Wohnzimmer. Vielleicht sollten wir versuchen noch mehr Informationen zu erlangen... aber erstmal müssen wir das überleben. Wo ist Doktor Savage?"

 

Als ich wieder auf dem Balkon stehe, sehe ich das große Leiterfahrzeug um die Ecke biegen und die ersten Schläuche geben Wasser ab, das in die Etagen unter uns abgegeben wird.

 

Schon wenige Minuten später erscheinen Matilde und Doktor Savage im Schlafzimmer.

 

Doktor Savage berichtet unter Husten "Lange hält die Tür nicht mehr... es ist schon recht stark verraucht. Wir sollten wir dringend hinaus. Was macht denn die Feuerwehr so lange?"

 

"Doktor Savage, der Leiterwagen hat offensichtlich lange Zeit gebraucht, bis er hier ankam. Aber er ist jetzt endlich da. Wir werden sicher bald hier hinaus kommen."

Edited by Puklat
  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Clive

 

Ich folge Ove Eklunds Blick hinab. Menschen wimmeln umher: Feuerwehrmänner, Bobbies, Schaulustige ... sogar Fotografen. ... Ich trete unwillkürlich rasch einen Schritt zurück. Wenn möglich möchte ich mein Konterfei mit einem brennenden Haus im Hintergrund nicht in irgendeiner Zeitung wiederfinden. Die Polizei beunruhigt mich.

 

Dann nehme ich das fechte Tuch vor meinem Mund ab. Es hat sich außen schwarz eingefärbt. Auch hier ist die Luft voller Qualm und Ruß. Und doch ist es eine Wohltat, wieder atmen zu können. "Ich hätte nicht gedacht, dass mir die stinkende Luft Londons jemals so willkommen sein könnte!"

 

Als Mr. Eklund mir die beiden Bücher von Mrs. Marquard reicht, nehme ich sie ihm ab.

 

"Mrs. Marquard, befindet sich noch irgendetwas in dieser Suite, das für Sie von besonderem Wert ist und das wir mit herabnehmen können? Soll ich es für Sie holen?

 

Vermutlich können wir den Salon nicht mehr lange betreten. ... Ich werde die Tür zum Schlafzimmer andernfalls jetzt schließen, damit sie uns ein wenig vor dem Rauch schützt und das Feuer nicht noch angefacht wird. ... Bis das Feuer im Schlafzimmer anlangt, wird es hoffentlich noch eine Weile daueren, so dass wir hier im Schlafzimmer sicher sind."

  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Auf dem Balkon wird die Luft schlechter, als der Rauch von unten immer weiter zunimmt. Von irgendwoher hört man Glas zerspringen.

 

Auf der Strasse steht ein Feuerwehrmann. Offensichtlich eine wichtige Person. Er gibt Anweisungen. Dann ruft er etwas zu Euch hinauf... oder meint er jemand anderen? Aber Ihr könnt Ihn nicht verstehen.

 

Nicht nur auf der Strasse ist es laut. Auch im Haus haben die Brandgeräusche zugenommen. Ein Knistern. Ein Knacken. Ein Knirschen. Sowie ein Klirren. Ein Bersten. Ein Zerspringen von Kacheln, Spiegeln und Fenstern.

 

Dem Feuerwehrmann wird eine Flüstertüte gereicht. "Wir haben Sie gesehen. Wir haben Sie gesehen. Gehen Sie wieder hinein. Schliessen Sie die Tür und bleiben Sie ruhig. Wir werden Sie holen."

 

Nachdem die Schläuche ausgerollt und angeschlossen wurden, beginnen die Löscharbeiten.

 

Aus den Stockwerken unter Euch springen einige Personen nacheinander in die Sprungtücher.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...