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[Nightmare Bites] Kap.1: SCHÖNE AUSSICHTEN ODER STEILES KARRIEREENDE


Der Läuterer
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Ich schaue Clive an.

"Nein, du gibst jetzt nicht auf! Wir müssen hier raus! Wir müssen noch Sachen klären! Cainnech rausholen! Und ich muss.." ich verstumme.

"Steh auf, bitte"
Ich streichele ihm die Haare, und gebe ihn einen Kuss auf die Stirn.

"Bitte" sage ich bestimmt.

 

Dann gehe ich wieder ans Fenster.

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Clive

 

Matilde spricht zu mir. Es fällt mir schwer, Matildes Worten zu folgen. Der Sirenen von draußen, das Tosen des Feuers im Haus, der Schmerz in meinem Kopf. Und alles dreht sich. Aber sie küsst mich auf die Stirn, bevor sie fortgeht.

 

"Cainnech?", frage ich in die Leere und es schmerzt, die Laute zu formen. "Ja, ich hätte ihn nach hause bringen sollen. Máirín hätte das von mir erwartet. Er sollte nicht an diesem finsteren Ort bleiben ... niemand sollte das. Und doch ist es geschehen ..." Die Vorstellung einer Begegnung mit Máirín erschreckt mich. Ich habe nicht die Kraft hierfür. Ich bin nur noch müde.

 

"Mit Feuer hat es begonnen und mit Feuer scheint es zu enden!", denke ich. "Feuer ... Kugeln für die, die es verlassen ... die abgeschlagene Hand ... die Hitze ... die feuchte Luft im Bad ... alles wie damals ..." Mir scheint das Ausdruck einer überirdischen Gerechtigkeit zu sein, die sich für uns Menschen nur erahnen lässt. Meine Gedanken driften weiter ab. "Ob sie wieder im Feuerschein tanzen?" Ich hebe den Kopf und blicke mich um. Keine Bäume ... nur Wände. Aber schwarze Fäden tasten aus dem Spalt zwischen Wand und Boden in den Raum. "Bald werden sie mich erreichen..."

Edited by Joran
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Noch immer stehe ich am Balkon und erwarte unsere Rettung.

 

Ich höre Scheiben bersten.

 

Das ist kein gutes Geräusch. Ich kenne das noch vom Brand einer kleinen Waldbauernhütte in meiner Heimat. Sie hatte nicht viele Scheiben und als Kind liefen wir alle herbei, als wir von dem Feuer hörten. Es knisterte und knackte ständig während die Flammen und der Rauch aus dem kleinen Häuschen krochen. Es sah gespenstisch und faszinierend zugleich aus. Wir Kindern konnten nichts tun außer dort zu stehen und fasziniert zuzuschauen, wie die Hütte abbrennt. Wie das gesamte Eigentum einer 6-köpfigen Familie abbrennt. Aber das haben wir damals gar nicht richtig mitbekommen. Wir hatten nur Augen und Ohren für das Feuer und sein Werk.

 

Wieder höre ich das knacken und splittern der Scheiben, die unter der Hitze nachgeben.

 

Das Feuer war irgendwann heiß genug, dass die Scheiben in der Hütte sprangen. Es zerriss sie förmlich. Ein schneidendes Geräusch, das man deutlich aus dem Knistern und Knacken des brennenden Holzes heraushören konnte. Und dann schlugen die Flammen mächtiger denn je aus der kleinen Hütte.

 

Die anderen Dorfbewohner und Helfer, die versuchen mit Sand und Eimern voll Wasser zu retten, was nicht mehr zu retten war, kommen in meinen Erinnerungen in diesem Moment nicht vor.

Ich bekomme Angst, da ich wieder die Bilder des jetzt erst richtig durchstartenden Feuers vor meinen Augen habe. Wird uns das nun auch blühen? Ist die Lage nicht schon schlimm genug?

 

Nur langsam erkenne ich, dass das Geräusch der Scheiben hier ein anderes ist. Plötzlich knirscht und splittert es ganz in meiner Nähe. Und dann wieder!

Ich brauche einen Moment, fast schon zu lange um zu realisieren, was gerade passiert. Die Balkonscheiben splittern, reißen ein... Löcher... wie Einschüsse.

 

Plötzlich begreife ich, warum das andere Geräusche sind als damals. Es sind nicht die dickeren Scheiben hier in London. Das wertvollere Glas... es ist NICHT das Feuer... jemand schießt auf uns.

Dann höre ich auch eine Frauenstimme von irgendwo rufen, dass wir beschossen werden.

 

Ich werfe mich auf den Boden. In dem moment schlägt ein drittes Geschoss in die Balkonscheiben ein.

 

Was zum Henker geht hier vor? Was soll das? Welches kranke Schwein schießt auf Leute in einem brennenden Haus? Und warum wir?

 

"In Deckung!", rufe ich gedämpft zu Mrs. Marquard. "Ins Zimmer! Ins Zimmer!"

 

Als ich wieder im Schlafzimmer der Suite ankomme rufe ich: "Wir werden beschossen! Wollen die uns von den Fenstern weg haben, damit wir hier jämmerlich verbrennen? Geht es euch gut? Wo seid ihr? Matilde??"

 

Dann ziehe ich Mrs. Marquard mit samt Rollstuhl ebenfalls vom Balkon und hinter einen Teil der Hauswand.

 

"Von wo? Von wo?", rufe ich aufgebracht, als ich versuche herauszufinden wer schießt und von wo man uns beschießt.

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Ich schaue kurz Ove an.

"Ich weiss es nicht, ich kann es nicht sehen. Und bei dieser Entfernung sie nichtmal erreichen. Ich habe ja John..mein Gewehr nicht dabei..."

Dann lache ich kurz.

"Und so, kann ich nichtmal einfach wild nach draussen schiessen. Ich könnte...ich.."

Ich verstumme und dann sage ich wieder ruhig.

"Jetzt schluss, wir machen so. Die Leite ist hier gleich. IHR geht runter, und stellt euch so, dass der Feuerwehr euch deckt. Ich werde aus dem Fenster schiessen, um Deckungsfeuer zu geben, ok? Clive gib mir auch deine Pistole. Das ist das besser ws wir machen können. Ich kann am nesten schiessen. Das ist hier ist kein Vorschlag. So wird es gemacht"

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"Aber..."

Ich will gerade etwas einwenden, da kracht die Leiter des Feuerwehrwagens gegen den Balkon.

 

"Okay! Aber pass auf! Die Feuerwehrleute dürfen nicht denken, dass du sie bedrohen willst!"

 

Dann wende ich mich zu Mrs. Marquard.

 

"Ihren Stuhl müssen wir hier lassen! Ich trage sie bis zur Leiter... können Sie selber hinunter klettern, oder soll ich vorgehen?"

 

Hektisch schaue ich zur Leiter.

 

 

Kommt gleich ein Feuerwehrmann auf den Balkon oder erwartet man, dass wir von allein hinuter klettern?

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Ich hole die Pistole, und packe Clive am Arm.

"Aufstehen" sage ich nicht mehr sanft.

"Ich werde versuchen, solange wie möglich euch Deckung zu geben, einverstanden? Ich komme dann als letze"

"Ove, fühlst du dich gut genug, um als erstes zu gehen?"

Ich schaue mal kurz nach unten.

"Die Leite ist da"

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Clive

 

Ich spüre Matildes festen Griff an meinem Arm.

 

"Aufstehen?" Ich ziehe mich am Wannenrand hoch und taste mich an der Wand entlang zurück in den Salon. Meine Finger hinterlassen Streifen im Ruß an den Wänden. Im Salon scheint mir die Luft etwas leichter zu atmen. Ich frage mich, ob das an den gesplitterten Scheiben liegt.

 

Noch immer dreht sich alles.

 

Ich sehe Matilde an einem Fenster in der Deckung der Hauswand stehen, in beiden Händen eine Waffe ... meine Lightning. Ich versuche mich auf die Tatsachen zu konzentrieren und die anderen Bilder aus meinem Geist zu verdrängen.

 

Wir werden tatsächlich beschossen. Eine nüchterne Feststellung. In meiner derzeitigen Verfassung lässt mich diese Erkenntnis gleichgültig. Ich weiß, dass das irrational ist, ich habe es im Krieg bereits bei anderen Soldaten erlebt, aber auch diese Erkenntnis ändert nichts an meiner Gleichgültigkeit. Als Matilde Ove Eklund vorschicken will, widerspreche ich daher.

 

"Ich werde zuerst gehen!", krächze ich. "Mir passiert ganz sicher nichts ... so war es schon immer. An mir haben DIE keinerlei Interesse, gleichgültig, wer DIE sind. Sie werden ihre Munition für ein lohnenderes Ziel aufheben. Es geht um Dich ... oder Frau Marquard. Ihr wartet, bis ich unten bin und von dem Schützen berichtet habe."

 

Um meine These zu untermauern, trete ich an das Fenster und sauge die frische Luft gierig ein.

Edited by Joran
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Ich stehe neben ihm.

"Tu was ich dir gesagt habe. Lass dir helfen, und benutzt den feuerwehr als Schütz, sie werden schon nicht auf ihn schiessen, und sich so offentlich zeigen, wenn sie den falsche erwischen, müssen sie bestimmt abhauen. geh!"

Ich lächele ihn an.

"Man sieht sich später unten"

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Clive

 

Ich blicke Matilde noch einmal in die Augen. "Ja, man sieht sich.", sage ich, aber ich habe Angst, dass es anders kommt ... wieder einmal. "Möge die Straße uns zusammen führen und der Wind in Deinem Rücken sein ...", setze ich nach einem Augenblick in Gedanken nach, doch meine heisere Stimme nimmt den geliebten Worten alle Wärme. Dann wende ich mich ab.

 

Unsicher greife ich nach der Leiter. Das Schwindelgefühl ist noch immer nicht vollständig verschwunden. Ich vermeide es darum, länger in die Tiefe zu schauen und halte meinen Blick fest auf die obersten Sprossen geheftet. Die Sicht nach unten ist nun ohnehin von dicken Rauchschwaden verhangen, durch die man nur schemenhaft den nahenden Feuerwehrmann erkennt.

 

"Passen Sie auf! Auf uns wird geschossen! Sehen Sie sich nur die Scheiben an", will ich dem Feuerwehrmann entgegenrufen, aber meine Stimme versagt mir den Gehorsam. Bei dem Versuch, laut zu rufen, bringe ich nur ein heiseres Krächzen zustande.

 

Dann wird mir ist bewusst, wie absurd das klingen muss, wie sehr meine unbekümmerte, gleichgültige Haltung auf dem Balkon, ohne jede Deckung zu suchen, im Kontrast zu dieser Aussage stünde.

 

"Auf UNS wäre sowieso nicht ganz richtig. Auf mich wird erwartungsgemäß nicht geschossen."

 

Ich vermute, dass der Mann an mir vorbei in die Suite einsteigen will. Darum mache ich zunächst keine Anstalten, auf die Leiter zu steigen, sondern halte mich nur daran fest.

 

Nun blicke ich doch die Leiter hinab. "Führe die Straße, die du gehst immer nur zu deinem Ziel bergab ...", denke ich noch in einem Anflug von Sarkasmus, als mich ein besonders heftiger Schwindel packt. Mir wird schwarz vor den brennenden Augen. Ich schließe die Lieder. "Ist das der Rauch oder ..." Meine Knie werden weich. Ich taste nach dem Balkongeländer. Das Metall ist warm. "Ausgeliefert ... wieder einmal hilflos ausgeliefert ..."

 

Ich versuche mühsam meine Konzentration aufrecht zu erhalten. Als ich neben mir etwas höre, murmele ich: "Die Bewohnerin dieser Suite ... ist auf einen Rollstuhl angewiesen ..." Aber ich weiß nicht, ob mich jemand versteht.

Edited by Joran
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Der Feuerwehrmann klettert zu uns auf den Balkon und schaut Clive an, als müsse er erstmal verstehen, was dieser ihm gerade gesagt hat. Er scheint es noch nicht erfasst zu haben, sondern spult seine Ausbildung ab:

 

"Mister, können Sie alleine die Leite besteigen? Ich werde in der Zwischenzeit der Dame im Rollstuhl behilflich sein."  Er wartet kurz die Bestätigung von Clive ab und wendet sich dann Frau Marquard zu. Er nimmt den umgehängten Beutel ab und zieht daraus das eine Ende einer Leine hervor. "Madame, ich werde zu ihrer Sicherheit nun eine Leine um ihren Oberkörper binden. Damit sichere ich sie, wenn sie die Leiter hinabsteigen. Einer meiner Kollegen, der gleich noch nachfolgen wird, wird sie begleiten. Sind sie in der Lage selber die Leiter zu besteigen?"

 

Mrs. Marquard, die bisher sehr ruhig war, nickt und sagt mit fester Stimme "Ja, ich denke schon."

Der Feuerwehrmann nimmt mehr Leine aus dem Beutel und schaut sich weiter um. Erst jetzt scheint er mich und Matilde wahrzunehmen.

 

"Sir, können Sie dem Herren dort helfen die Leiter zu besteigen! Ein Kollege von mir wird ihn gleich begleiten."

 

Ich nicke. Da in der Aufregung so kleine Gesten nicht immer auffallen, sage ich so laut ich ohne zu schreien kann:

"Ja! Wird gemacht!"

 

Ich bin erleichtert endlich etwas sinnvolles tun zu können und mache mich gleich daran Clive beim Steigen auf die Leiter zu helfen. Ein kurzer Blick zeigt mir, dass ein weiterer Feuerwehrmann eilig die Leiter hinaufsteigt, aber noch einige Meter weit entfernt ist.

 

Der Feuerwehrmann schaut zu Matilde, die zwei Waffen in der Hand hält, diese aber unauffällig am ausgestreckten Arm an sich hinabhängen lässt.  Auf den ersten Blick fallen die Waffen nicht auf. Und auch der Feuerwehrmann scheint weniger auf ihre Hände zu achten als auf die gesamte Situation.

 

"Madame, bitte kommen sie ebenfalls auf den Balkon! Sie müssen aus dem Rauch raus!"

 

Während er anfängt den Sicherungsknoten um den Oberkörper von Mrs. Marquard zu binden sagt er an Matilde gerichtet: "Sie, Madam, gehen als nächstes! Aber warten Sie, bis der Herr und mein Kollege die untere Hälfte der Leiter erreicht haben!" An mich gewand fährt er fort. "Sie helfen der Dame, verstanden?!"

 

Ich bestätige es ihm wieder, unfähig seinem Befehlston zu widerstehen. In dieser Situation scheint es mir mehr als angebracht seinen Anweisungen zu folgen, was ich auch mechanisch und reflexhaft - ohne Zweifel an der Sinnhaftigkeit - tue. Der Gesichtsausdruck des Feuerwehrmanns spiegelt tiefen ernst und vielleicht auch Sorge um die Lage in der Suite wieder. Mir wird klar, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt und während Clive mit dem zweiten Feuerwehrmann die Leiter hinabsteigt, muss ich mich sehr bemühen dem Impuls als nächtes selber die Leiter hinabzusteigen zu widerstehen.

 

Clive kommt recht zügig und ohne größere Probleme die Leiter hinab. Als er den übergang zur zweiten Leiterhälfte erreicht sage ich: "Matilde! Komm... du kannst!" und reiche ihr meine rechte Hand als Stütze zum Übersteigen auf die Leiter.

 

Der Feuerwehrmann hat inzwischen den Knoten angelegt und hat offensichtlich auch mit Mrs. Marquard gesprochen, was ich allerdings nicht bemerkt habe, da ich zu sehr mit mir und der Beobachtung von Clive und der Leiter beschäftigt war.

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Immer wieder steigen dicke, schwarze Rauchschwaden aus dem unteren Stockwerk nach oben.

 

Als Clive auf dem Balkon steht, ist er in Rauch gehüllt und seine Hände umfassen das Geländer, umkrampfen das Eisen der Brüstung, dass sich angenehm warm anfühlt. Das Eisen... Das Eisen der Lightning. Es fühlt sich wirklich gut an. Wieder und immer wieder. Seit endlos erscheinenden Jahren schon ein guter Freund. Es schmiegt sich in Deine Handinnenfläche. Es verspricht Sicherheit. Eisen lügt nicht. Dem Eisen kann man vertrauen... Ein Trugbild.

 

Das Atmen erfolgt stossweise und fällt Dir schwer. Deine Lungen brennen... Und das Haus gegenüber brennt auch. Aus der strohgedeckten Lehmhütte dringen Schreie. Die Schreie eine Frau. Eine bekannte Stimme. Das Dach des Hauses brennt bereits lichterloh. Schwarz und Grau steigt der Rauch auf... Dann Weiss. Weisse Flocken. Ascheregen... Schnee.

 

Die Flammenzungen lecken gierig an allem in ihrer Nähe... Du bist der Schriftsteller im Buch Deines Lebens... Shakespeare. Du bestimmst Dein Handeln. Othello würgt Desdemona... Schwaze Hände. Fest. Umklammernd. Gewalttätig. Mordend. Alles Schwarz. Schwarz wie die Nacht. Wie spät ist es eigentlich? Immer ist es zu spät. Schwarz ist Weiss und Weiss ist Schwarz. Alles brennt ab einer gewissen Temperatur sagt man... Erst kräuseln und verformen sich die Haare, bis sie mit einem unverkennbarem Geruch verbrennen. Die Frau schreit... Ihre Hände greifen ins Leere. Zucken. Winden sich... Verzweifelte Versuche. Erst schreit die Frau aus Angst. Dann aus Schmerz. Schliesslich ein Todesschrei und ein Röcheln. Dann rötet sich die Haut, wird rissig und platzt schliesslich auf. Du hast die Lightning nicht mehr. Sie ist weg. Angst wird zur Panik. Weg wie alles, was Du einst liebtest... Der Schmerz ist unerträglich. Wundwasser tritt aus und verdampft sofort wieder. Jetzt lässt Du hier oben Matilde zurück. Der Körper zittert und friert... es ist Januar. Winter. Irgendwo im Kongo. Dann schmilzt die Haut langsam weg. Tropft herab wie flüssiger Teer. Dann brennt das Muskelgewebe. Der Schmerz existiert nicht länger, nachdem die Nervenenden der Haut verödet wurden. Nur noch eine Erinnerung... Der Schmerz ist nur noch Erinnerung, aber omnipräsent. Er lässt Dich nicht los. Klebt an Dir. Es ist die Schuld, die an Dir haftet. Die Knochen werden schwarz und bersten, werden rissig und brechen, während der Druck des kochenden Gehirns die Augen aus ihren Höhlen poppen lässt, wie von Kindern geschnippste Murmeln im Sandkasten. Sommer in Afrika. Auf dem Balkon fehlt ein Liegestuhl und ein Sonnenschirm. Es ist warm hier, denn es ist Sommer... Hochsommer. Du schwitzt. Dir ist abartig heiss. Der Angstschweiss tropft Dir von der Stirn... Die Angst, erneut eine falsche Entscheidung zu treffen.

 

Aus dem Rauch steigt ein Feuerwehrmann empor. Aus der Hölle ins Licht, in die Hölle hinein. "Hier nimm." Er reicht Dir eine Tafel Schokolade. Fünf Riegel... Zartbitter... Wie das Leben...

Edited by Der Läuterer
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Ein Mann in Feuerwehruniform kommt durch den Rauch ins Zimmer. Er schaut sich um. Zuerst sieht er Ove und Frau Marquard. Sein Körper durchschneidet den Rauch. Rauchfahnen entstehen hinter ihm. Die Erscheinung ist wie ein Geist. Unwirklich.

 

Nach einigen gewechselten kurzen Sätzen ist die Situation zwischen Dir und dem Mann geklärt. Der Mann bindet die Frau an sich fest, wähnend von draussen, vom Balkon, ein Husten zu hören ist. Ein Klopfen ist auch zu hören... Du weisst zuerst nicht, woher es stammt. Ein paar Augenblicke und einige hektische Blicke deinerseits später, wird Dir klar, dass das Klopfen aus Deiner Fototasche zu kommen scheint. Es knackt und raschelt. Der Mann nimmt keinerlei Notiz davon, oder er hat es schlicht nicht gehört.

 

Frau Marquard wird hektisch. "Meine Medizin... Wo sind die Medikamente? Herr Ecklund? Ich brauche die. Die Unterlagen... retten Sie die Unterlagen. Ich habe Angst. Grosse Angst."

 

Matilde steht wie eine Statue an der Wand zum Balkon. Die zwei Waffen in ihren Händen. Der Feuerwehrmann nickt ihr zu und gibt ihr Zeichen ruhig zu bleiben. Dann ist er weg.

 

Kurze Zeit später ist ein anderer Feuerwehrmann in der Suite und untersucht die Situation.

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Ich nicke den beiden Männer zu, und zeige mit dem FInger auf das Fenster.

"Hier, sehen Sie sich das an. Jemand hat vorher auf uns geschossen. Ich habe keine Ahnung wieso, aber scheint irgendwelche Idiot unterwegs zu sein..."

Ich starre die Feuerwhrmänner ernst an.

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Clive

 

Noch immer kann ich nichts sehen außer beißender Schwärze um mich. Mein Hals scheint geschwollen. Das Hemd schnürt mir die Luft ab. Mit der linken Hand reiße ich meinen Kragen auf. Mein Atem geht trotzdem weiterhin schwer. Ich habe ein leichtes, taubes Gefühl im Kopf, als befände ich mich hoch oben im Gebirge ... oder als hätte ich hyperventiliert. Dann taste ich wieder nach dem Geländer. Die Finger meiner linken Hand fahren an dem warmen Eisen des Balkongeländers entlang. Steigt seine Temperatur?

 

Meine andere Hand hält noch die Schokolade umklammert. Etwas hängt von meiner Hand erhab. Ich spüre, wie es meinen Arm berüht. Ein zähflüssiger Strang. Ich stelle mir vor, wie die dunkle Schokolade zerfließt und in schwarzen Strängen nach unten strebt ... wie die Fäden meinen Ärmel berüheren und daran entlang kriechen. Entsetzt lasse ich die Schokolade fallen.

 

Ich schwanke weiter in Richtung Leiter, bis ich mit der linken Hand den einen Holm spüre, der an dem Geländer anliegt. Mit der Rechten taste ich nach den Sprossen. Dann ziehe ich mich mühsam hoch. Meine Fuß tasten nach Halt auf den Sprossen. Die glatte Ledersohle rutscht nach vorn, bis der Schuh am Absatz Halt findet.

 

Ich steige auf die Leiter. Um mich herum wallt es scharz und grau. Ich habe das Gefühl, am ganzen Körper von einem warmen, öligen Film überzogen zu werden. "Das war es dann wohl mit meinem besten Anzug ... der zweite Anzug, seit ich London betreten habe ... dabei wollte ich noch zur Schneider ... mit Cainnech ... keine Zeit", schiesst es mir durch den Kopf, als käme es hierauf noch an. Mir ist, als stiege ich in einen gewaltigen, weit aufgerissenen Schlund hinab. Langsam taste ich mich fast blind Sprosse um Sprosse nach unten. "... bergab ... Aber was ist mein Ziel? ... Heute? ... In meinem Leben?" Meine Gedanken sind konfus. Ich merke, dass ich schon eine Weile auf der Leiter verharre und zwinge mich, wieder nach der nächsten Sprosse zu suchen. Meine Bewegungen sind unsicher. "Vielleicht gibt es für die Gaffer ja doch noch etwas zu sehen..." Die langen Holme, die nach der Spitze des Gebäudes greifen, haben eine glatte Oberfläche. Und doch meine ich, unter meinen Händen gelegentlich die Andeutung einer Struktur zu fühlen. Ist es Holz ... oder ein anderes organisches Material? Ich verbiete mir, in dieser Richtung weiter zu denken.

Edited by Joran
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“Komm, Clive, du schaffst es. Ich bin hier, und passe auf...” sage ich etwas besorgt.

“nicht aufgeben, wir haben noch viel vor..ja? Und..ich werde deine Hilfe brauchen..wir werden dich brauchen, mein Kind und ich..”

Ich hoffe, dass dieser Satz ihm aus dem Schock hilft.

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