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[Nightmare Bites] Kap.1: SCHÖNE AUSSICHTEN ODER STEILES KARRIEREENDE


Der Läuterer
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Elisa schaut zwischen Euch beiden hin und her. "Mein Vater, Gott habe ihn selig, hat das Zimmer für sich selbst reserviert. Er konnte nicht ahnen, dass es so schnell zu Ende gehen würde. Leider starb er bevor er an sein Ziel kommen konnte."

 

"Und ich... ich hatte keine Zeit, das Zimmer vor meiner Abreise noch umzubuchen, habe dann aber sofort am Empfang unter meinem Namen eingecheckt. Weshalb fragen Sie? Ist etwas nicht in Ordnung"

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"Alles bestens, ich war nur neugierig".

Ich seufze, dann lächle ich.

"Ich würde sagen, wir gehen" Ich schaue Ove an. Dann Clive.

Ich weiss nicht, was sie uns damit sagen wollte, diese ganze Informationen sind interessant, aber ich raffe den Sinn nicht.

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Clive

 

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Mrs. Marquard uns nicht alles über die Expedition zu den Tcho-Tcho erzählt hat. Erst die ausführliche Beschreibung der Reise zum Plateau und dann wenige Sätze über die Zeit ab dem Verschwinden des Fotographen.

 

"Wollten Sie uns nicht noch den Rest des Expeditionsberichtes zeigen?"

 

Ich blicke auf das zweite Buch, dass noch auf dem Tisch vor Mrs. Marquard liegt.

 

"Außerdem wirkten Sie heute morgen am Telefon ... sehr vorsichtig. Wenn Sie sich bedroht fühlen, sollten Sie uns auch hierüber alles sagen ... auch wenn Sie einen Zusammenhang mit dem Versterben Ihres Vaters sehen sollten. ... Es hat in den letzten Tagen eine auffällige Häufung von Gewalt und merkwürdigen Todesfällen im Umfeld des Auktionshauses gegeben. Das ist auch an uns nicht spurlos vorübergegangen."

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"Geduld, Herr Doktor, Geduld. Ich werde ihre Neugierde noch stillen."

 

"Und nein, Herr Eklund, die Muskelverhärtungen und Lähmungen stellten sich erst viel später ein. Ich hatte damals bei den Untersuchungen an der Hand mitgeholfen. Sie ist ein überaus faszinierendes Objekt. Wie gesagt, die Hand ist völlig dehydriert und zum Teil versteinert, aber sie änderte von Zeit zu Zeit die Haltung der Finger."

 

Elisa blickt Euch der Reihe nach in die Augen. "James Mac Mannaman bemerkte es zuerst, als er zufällig meinen Fotostapel wie ein Daumenkino benutzte. Die Veränderungen sind dezent, kaum merkbar, aber wenn man die Fotos vergleicht... sehen Sie doch bitte selbst..."

 

Frau Marquard reicht Dir eine Lupe, die neben ihr auf einem Teewagen liegt. "Hier bitte. Vergleichen Sie." Sie nimmt einen Stapel Fotos, die zeitlich genau datiert sind, aus einer Kiste auf dem Teewagen.

 

Du untersuchst die Fotos mit der Lupe... Und tatsächlich... Die Fotos weisen kleine bis kleinste Veränderungen auf.

 

Während Du noch untersuchst...

Wahrnehmung (erschwert)

 

Du hörst ein kratzendes, klopfendes Geräusch, kannst aber dessen Ursprung nicht herleiten.

 

 

"Sie fragen nach dem Zusammenhang, Herr Eklund? Ich habe keine Beweise... dennoch... nennen Sie es weibliche Intuition."

 

Elisa ist nachdenklich. "Aber ist es nicht naheliegend? Die Hand trocknete aus und versteinerte... und dies innerhalb von nur wenigen Stunden... Und alle, die diese Hand in ihrem Besitz hatten oder intensiv an ihr arbeiteten, erlitten Muskelverhärtungen? Zufall? Ich glaube das nicht."

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"Frau Stratton, Sie haben von Norwegen erzählt. Das klingt irgendwie so, als wären die Sitten und Gebräuche dort noch so rau wie das Klima des Landes."

 

"Es gibt Dinge, die noch nicht lange in der Vergangenheit liegen, und dennoch würde sie heutzutage niemand glauben. Als in Europa die Hinrichtungen noch öffentlich waren, haben zum Beispiel die Zuschauer ihre Taschentücher in das Blut der Hingerichteten getaucht, um diese dann zu Heilzwecken zu benutzen. Damals hat man an so etwas geglaubt. Mit solchem Aherglauben hängen auch sich wiederholende Grabschändungen zusammen, wobei den Leichen Blut oder Fleischstücke entnommen wurden, um sie Erkrankten einzugeben. Auch die Herzen ungeborener Kinder galten vielfach als Schutzmittel gegen den bösen Blick und wurden roh gegessen."

 

"Aber ich wusste gar nicht, dass die Menschen in Norwegen kannibalisch sind. Wie ist es Ihnen damals gelungen zu entfliehen?"

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Wenn ich das wüsste.

"Ich kann mich gut verteidigen, aber um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht. Mein Gedächnis ist irgendwie..beschädigt worden, ich habe es schon vorher erwähnt"

"Vielleicht sollte die Hand einfach zerstört werden, oder? Das wäre auch eine Möglichkeit, was meinen Sie?"

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"Zuerst einmal müsste die Hand wiederbeschafft werden, was aber sicher kein Problem darstellen sollte, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Und dann könnten wir weitersehen. Aber sie ist sehr widerstandsfähig. Sie brennt z.B. nicht. Das ist doch aussergewöhnlich, oder?"

 

Elisa öffnet das zweite Notizuch. "Dieses Foto hier habe ich von dem Himmel über unserm Lager auf dem Plateau von Leng geschossen, als mein Vater mit den anderen bei den Tcho war."

 

"Ich habe es aus purer Langeweile gemacht. Bei einer 12-minütigen Belichtung."

 

"Ich kenne mich mit Astronomie nicht aus, Frau Stratton, Doktor Savage, aber man sagte mir später, das so etwas noch niemals zuvor von jemandem fotografiert werden konnte. Einige Astronomen waren der Ansicht, dass dies keinem der bekannten Sternbilder entsprechen würde, die von der Erde aus zu sehen sind. Verstehen Sie das? Ich nicht."

Edited by Der Läuterer
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Kurz nachdem ich meine Beobachtungen mit der Lupe abgeschlossen habe, reiche ich die Lupe an Clive weiter, der mir interessiert über die Schulter schaute.

Ich lehne mich entspannt zurück, bin von den Worten von Mrs. Marquard aber innerlich tief aufgewühlt und fühle mich wie vom Blitz getroffen.

 

'Muskelverhärtung? Durch die Hand? Ich trage sie nun eine Weile bei mir... wie lange muss man sie wohl bei sich tragen, bis die Wirkung eintritt? Oder ist das nur ein Witz?'

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"Was überlegen Sie, Herr Eklund?" Elisa schaut Dich fragend an. "Sie schauen so nachdenklich."

 

"Sie machen sich Sorgen um Ihre Gesundheit, wenn Sie diese Hand ersteigert haben? Ist es nicht so?"

 

"Ziehen Sie sich vorsichtshalber besser Handschuhe an. Aber ich glaube nicht, dass es das alleine ist. Man muss sie wollen. Man muss sie in seinen Besitz bringen wollen. Das reine von hier nach dort transportieren reicht nicht aus. Das ist aber reine Spekulation. Nur eine Theorie, die aber auf Fakten beruht. Ich glaube kaum, dass Sie sich Gedanken machen müssen."

Edited by Der Läuterer
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Clive

 

"Ich wollte sie nicht, ich will sie nicht, ich habe sie nie in den Händen gehalten. ... Alles wieder nur ein glücklicher Zufall?"

 

Vielleicht sollte ich erleichtert sein, aber ein solches Gefühl stellt sich nicht ein.

 

"Früher bildete ich mir ein, SIE würde über mich wachen ... so wie sie frührer über IHN gewacht hat ... ihn in einem Schrein des Lebens verborgen hat.

 

Aber heute ... nach der Schneiderei?

 

Vielleicht ist es schon viel länger ganz anders ... vielleicht hat die Berührung der Finsternis in jener Nacht im Urwald schon alles verändert ... natürlich hat sie das, aber vielleicht in anderer Weise, als ich bisher dachte? ...

 

Was von dem, das ist tue, beruht wirklich auf meinen eigenen Entscheidungen? Bin ich wohlmöglich nur eine Marionette an hauchdünnen schwarzen Fäden? ... Fremdgesteuert wie der Mann in der Schneiderei? ... Nein, noch wesentlich perfider gelenkt als dieser Mann, weil weder ich noch Dritte es sehe können?"

 

Ich spüre etwas in meinem Geist aufkeimen, das zuletzt auf Herm die Oberhand gewonnen hatte. Die kräftigen Farben der luxuriösen Einrichtung dieser Hotelsuite erregt plötzlich ein Gefühl der Übelkeit in mir. Leuchtende Flecken ... wie ferne Nebel im All. Am liebsten würde ich die Tapete von den Wänden reißen, bis ich zum weißen Putz vordringe. Das Bild vor meinen Augen beginnt sich zu drehen. Ich nehme vorsorglich neben Ove Eklund platz und versuche mir nichts anmerken zu lassen, nehme Lupe und Fotos entgegen und beuge mich darüber, damit die anderen mir nicht mehr ins Gesicht sehen können.

 

"Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln ... mehr nicht ..."

 

Dann konzentriere ich mich alleine auf die farblosen Fotografien und blende den Teppich und alles andere in meinem Blickfeld um die Fotos herum aus.

Edited by Joran
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"Ja, tatsächlich habe ich über soetwas in der Art nachgedacht."

 

"Ich bin beeindruckt, wie gut ihre Empathie ausgebildet ist." sage ich freundlich und ernst gemeint.

 

"Dann hoffe ich doch mal für uns, dass... wenn wir die Hand ersteigert haben, dass auch die Hand weiß, dass wir sie nur transportieren und sie gar nicht haben wollen, sondern sie nur für Sie gekauft haben." Ich ringe mir ein freundliches Lächeln ab, das zu meinem Glück weniger missglückt als ich es zwischendurch befürchtet habe.

 

Es ist fast so als würde ich ein Theaterstück spielen. Die Rolle des Ove Eklund, der mit der verzauberten Hand von einem Priester eines Volks, das auf einem Plateau am Ende  der Welt lebt, nun in einem luxuriösen Hotelzimmer sitzt und einen Kaffeeplausch hält.

Das ist nicht der Ove Eklund, dessen Freundin misshandelt und zerschunden im Krankenhaus liegt... einem Krankenhaus, das gestern Schauplatz einer Schießerei wurde .... 'Ich kann nicht weiter denken! Bin das hier wirklich ich?! Wie kann ich auf einmal so kalt und rational sein, während Kristine um ihr junges Leben ringt? Während diese furchtbare Maske ein Stück meines Geistes besitzt und ich mit einem seelischen Treibanker in meiner Kameratasche umherlaufe?! Ich bin froh, dass es so ist... ja... ganz sicher. Aber ist das noch normal?'

Edited by Puklat
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"Das hört sich ganz danach an, als würden Sie ebenfalls an so etwas wie Flüche glauben, nicht wahr? Haben Sie das zuvor schon einmal erlebt, Herr Eklund?"

 

"Wie halten Sie es mit diesen Auswüchsen des sogenannten Aberglaubens? Frau Stratton? Herr Savage? Sind Sie beunruhigt? Haben Sie Angst? Möchten Sie vielleicht sogar den Auftrag zurückgeben? Ich könnte Ihnen das nicht übel nehmen."

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Clive

 

"Es besteht sicherlich Grund zur Sorge ... denn die auffällige Konzentration von Fällen, in denen Menschen zu Schaden gekommen sind, ist eine Tatsache, die sich nicht leugnen lässt, ganz gleichgültig auf welche Gründe man das zurückführt. Ebenso der Überfall auf das Auktionshaus und die gegenüberliegende Bank.

 

Und der Glaube alleine vermag Menschen schon zu rational nicht erklärbarem Verhalten zu veranlassen. Die Anhänger einer Sekte, die die Hand ihres Hohepriesters religiös radikalisiert zurückholen wollen, könnten schon genug Unheil anrichten. Viele Völker messen Körperteilen, ja selbst Abbildern wie Fotos eine hohe Bedeutung bei.

 

Offenbar gibt es Menschen in London, die ein so starkes Interesse an einzelnen Gegenständen dieser Auktion haben, dass sie bereit sind, ihre Ziele auch mit Gewalt zu verfolgen. Im Auktionshaus sind bereits Menschen zutode gekommen. Vorsicht ist daher geboten, ganz gleich ob man an das Wirken übernatürlicher Kräfte glaubt oder nicht."

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Als Ove, nachdem er sich die Fotos genau angeschaut und diese dann an Clive weitergereicht hat, sich erhebt, um sich zum Nachdenken etwas die Beine zu vertreten, tritt er gedankenverloren an das Fenster heran und blickt hinab auf die Strasse.

 

Die fallenden dicken Schneeflocken wirken beruhigend auf Dich... obwohl der Strassenverkehr noch immer unruhig und betriebsam ist.

 

Dein Blick schweift über die Strasse zum Bürgersteig auf der anderen Strassenseite... zwei Frauen mit Einkäufen unter den Armen, eine Frau mit zwei Kindern an der Hand, ein Pärchen aus einem Eingang kommend, eine Frau mit Kinderwagen, zwei sich grüssende Männer mit Bowler, eine ältere Frau mit Gehstock die von einem jüngeren Mann gestützt wird, ein Mann der nach einem Taxi winkt... und ein Mann mit Hut und hochgeschlagenem Kragen, der, eine Pfeife rauchend, leicht beschattet in einem Eingang steht.

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Ich bleibe noch eine Weile am Fenster stehen und versuche möglichst beiläufig den Herren mit der Pfeife im Blick zu haben. Ich schaue eine Weile grob in seine Richtung, ohne ihn genau zu taxieren. Ich blicke aber auch mal "gedankenverloren" nach rechts oder links. Nicht als würde ich etwas suchen, eher als würde ich schlicht etwas betrachten... den Schnee, den Straßenverkehr, das generelle Treiben.

Ich versuche zwar einen Moment lang genaueres zu erkennen, aber der Mann steht zu verdeckt und ist von hier oben zu schlecht zu sehen, als dass ich Gesichtszüge oder ähnliches erkennen könnte. Ich bin mir aber sicher, dass es sich bei der Person um unseren "Begleiter" aus der unteren Etage handelt.

 

Ich lausche noch eine Weile, ob oder was Frau Marquard oder Clive sagen, bevor ich Matilde anspreche, ohne mich von der Scheibe abzuwenden.

 

"Matilde, komm mal. Diesen Ausblick solltest du dir nicht entgehen lassen. Ich muss dir hier dringend etwas zeigen. Ich wusste gar nicht, dass man das von hier aus sehen kann."

 

Ich schaue wieder auf die Person im Eingangsbereich gegenüber. Noch immer steht er... oder sie dort. Fast regungslos und weitgehend unbeachtet von den Leuten auf dem Gehsteig.

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