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Gendergerechte Sprache - muss das sein?


Corpheus
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Dabei ist die patriarchale Gesellschaft dafür bekannt, dass Männer in Beziehungen öfter gewaltätig sind gegenüber ihren Partnerinnen (und Ex-Partnerinnen) und diese sogar sehr viel häufiger Mordopfer in Beziehungsdelikten sind. 

Von da her passt es nicht in diese Witzelreihe, weil Männer schon immer Frauen schlagen, sie tun nur so als würden sie es nicht tun. Körperliche Gewalt gegenüber Frauen ist seit Ewigkeiten das Mittel der Wahl, wenn es darum geht Frauen zu unterdrücken und zu beherrschen.

Und die Suizidrate bei Männern, insbesondere Jugendlichen ist höher als bei Frauen, die Lebenserwartung von Männern ist auch geringer als die von Frauen (Stichtwort Cloister Studie). Die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt, die von Frauen ausgeht ist vermutlich aufgrund des patriarchalen Gebots, dass Männer das starke Geschlecht sein müssen(!!) höher, genauso bei sexueller Gewalt durch Frauen an Männern. Körperliche Gewalt ist schon immer das Mittel der Wahl um einen anderen Menschen zu unterdrücken und zu beherrschen.

 

Ud das schlimmste bei dieser Diskussion ist eigentlich, dass immer wieder rausgekramt wird, dass alle weißen, heterosexuellen Männer privilegiert sind und sich deswegen gefälligst zu schämen haben! Als gäbe es nur privilegiert oder unterdrückt. Schwarz oder Weiß. Man ist für uns oder gegen uns. Und schon geht es nicht mehr darum, den Gegenüber durch Argumente zu überzeugen, sondern ihn dazu zu bringen, sich schuldig zu fühlen. Und man generiert dabei gleich noch, dass man selbst Recht haben muss, der andere ist ja immerhin privilegiert!

 

Ich habe nie die Erfahrung gemacht, bevorzugt zu werden, weil ich ein weißer, hetero Mann bin. Klar werde ich nicht strukturell benachteiligt, aber deswegen bin ich auch nicht privilegiert. Wenn ich fauler gewesen wäre, hätte ich meinen Ausbildungsplatz nicht bekommen und später auch keinen Job. Habe eine Ausbildung in einem kaufmännischen Beruf gemacht und die Klassenaufteilung war 3 Männer auf 27 Frauen. Und die viel gerühmte Gender Pay Gap ist auch zu einem Kampfbegriff geworden, der einfach in den Raum geworfen wird, auch wenn diese Gap in Wahrheit eher so 2-3%, was dann schon wieder mehr in die Richtung Männer sind einfach dreister beim Verhandeln. Hat Google nicht erst vor Kurzem festgestellt, dass sie bei all den Gehaltserhöhungen im Namen der Gleichberechtigung mittlerweile Männer durchschnittlich weniger Gehalt bekommen?

 

Wenn man sprachlich anpassen sollte, dann geschlechtsneutral, wie bei den Engländern, alles andere halte ich für massiv übertrieben.

Edited by Trochantus
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Ich habe das in gut 15 Jahren in einem Betrieb mit einen Ausländeranteil von fast 50 % noch nicht ein einziges Mal erlebt, dass jemand "die Rassismus-Karte" gespielt hat.

Freut mich, dass das nicht überall so ist.

 

Liegt möglicherweise an den äußeren Umständen. Bei mir ist es das klassische Arbeitermillieu mit einem geschätzten Anteil von Kollegen mit Migrationshintergrund von 2/3. Und mit einem sehr starken Betriebsrat. Diskriminierung ist hier ein sehr sensibles Thema und bereits beim ersten Verdacht wird hier sofort reagiert (unser BR hat sowohl eine Frauenquote als auch eine Quote für Migrationshintergrund).

 

Darf ich fragen in was für eine Firma/Branche/Berufsgruppe du deine Erfahrung gemacht hast?

Edited by Corpheus
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Ich habe nie die Erfahrung gemacht, bevorzugt zu werden, weil ich ein weißer, hetero Mann bin.

Das ist schon ein immens ignoranter Standpunkt. Nicht diskriminiert zu werden ist Deine Bevorzugung.

Und wieso solltest Du Dich deswegen schuldig fühlen? Du hast Dir nicht ausgesucht wie und wo Du geboren wurdest - genauso wie alle anderen Menschen auch.

Keine Ahnung woher Du den Vorwurf ableitest dass Du Dich schämen solltest oder schuldig fühlen...

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Ich empfinde eher die Argumentationskette, dass durch angesprochene Missstände, jeder mit anderer Meinung sich dazu gedrängt fühlt sich zu schämen oder zu entschuldigen, als erdrückende Form der Diskussion.

 

Niemand impliziert, dass sich jeder mit anderer Meinung schämen muss. Wenn man das Gefühl hat, man müsse sich für seine Meinung schämen, ist das was persönliches, und kann durchaus zum Reflektieren der eigenen Positionen anregen. Aber Niemand erwartet, dass man sich für seine Position zu schämen hätte. Was ja sowieso eine paradoxe Forderung wäre. Denn Scham kann nur aus einer selbst als falsch bewerteten Handlung oder Meinung entstehen.

 

Andererseits ist es auch ein nicht seltener Reflex, das unangenehme Gefühl des Schämens damit zu überwinden, dass man andere für die selbst empfundene Scham verantwortlich macht. Auf die Weise kann man das unangenehme Gefühl durch Wut ersetzen. Das geschieht oft als unbewusster Reflex.

 

Scham kann man aber nur empfinden, wenn man einen Fehler selbst erkennt. Scham kann nicht von anderen vermittelt werden ohne eigene Einsicht. Und eigene Einsicht sollte nicht zu Wut, sondern zu Reflektion führen.

 

Aber das geht wohl zu weit. Meiner Erfahrung nach strebt keine Feministin und kein Feminist an, dass Männer sich schämen sollen. Sondern ich kenne es nur so, dass sich die Gesellschaft (mit Schwerpunkt Männer) durch Sensibilisierung ändert und so echte Chancengleichheit und Gleichstellung ermöglicht.

 

Die Tatsache, dass einige dabei deutlich über das Ziel hinaus fliegen, ändert nichts an der, meiner Meinung nach auch heute noch sehr berechtigten, Forderung nach Veränderung.

 

Davon, dass evtl. Männer die sich in der Vergangenheit falsch verhalten hahen, jetzt schämen hätte ja auch noch Niemand etwas. Daher ist das auch nicht die Intension.

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Ist vermutlich das gleiche wie mit dem kollektiven schlechten Gewissen der Deutschen wegen der Nazi-Vergangenheit.

 

Wenn man ständig hört wie privilegiert man ist...

 

Das einzige was an diesem "kollektiven Schuldgefühl" kollektiv ist, ist die Tatsache, dass es kollektiv keinerlei Schuldgefühl gibt, eben jenes aber kollektiv von denen als Argument in die Diskussion eingebracht wird, die behaupten, uns wäre ein solches auferlegt worden. Ähnlich verhält es sich mit der allgegenwärtigen "Nazikeule" die üblicherweise von den Leuten geschwungen wird, die meinen ständig von ihr getroffen zu werden.

Edited by fexes
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Die Ablehnung von "Gendersprache" - medial produziert: Lobin (Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und Professor an der dortigen Universität) kritisiert den Verein Deutsche Sprache, die „FAZ“ und in Teilen das ZDF für ihre Stimmungsmache in Sachen geschlechtergerechter Sprache: „Die mediale Produktion von Ablehnung ist hier in Reinkultur zu besichtigen: Ein propagandistisch geschickt agierender Interessenverband, ein Netzwerk von Stiftungen und Unterstützenden im Vorfeld, eine als seriös angesehene Zeitung, die verdeckt Politik betreibt, und ein öffentlich-rechtlicher Sender, der es sich, anstatt zu recherchieren, mit Grobschlächtigkeit und witzelnder Verhöhnung leicht macht.“ [Link]

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Ich habe nie die Erfahrung gemacht, bevorzugt zu werden, weil ich ein weißer, hetero Mann bin.

Keine Ahnung woher Du den Vorwurf ableitest dass Du Dich schämen solltest oder schuldig fühlen...

 

Wenn jede Diskussion das Argument beinhaltet, dass ich privilegiert bin, einfach aufgrund der Tatsache, dass ich nicht unterdrückt bin. Das fördert ein Schwarz-Weiß-Denken. Und ehe man sich versieht ist es keine Diskussion mehr, sondern ein Wir gegen Die! Wer nicht für uns ist, ist unser Feind und Feinde sind böse.

 

Scham entsteht auch durch die jeweilige Kultur in der man aufwächst. Und dann entsteht selbige aufgrund des Drucks von außen, was richtiges und was falsches Verhalten ist.

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Die gesamte Existenz als weißer, heterosexueller Mann in unserer Gesellschaft beinhaltet, dass man privilegiert ist. Das ist der Punkt. Deine Bevorzugung besteht darin, eben nicht benachteiligt zu werden.

Wenn du (wie in deinem Beispiel) einen Beruf erlernt hast, sagt niemand hinter deinem Rücken "Der wurde nur bevorzugt, weil er so'n knackigen Arsch hat" oder "der ist nur hier, wegen der Männerquote" oder "wegen der Ausländerquote." 

Als Individuum anerkannt zu werden, dass wegen seiner Fähigkeiten und wegen seines Charakters bewertet wird, und nicht wegen seines Geschlechts oder seiner Hautfarbe, ist das Privileg.

 

Daran bist du nicht Schuld. Du musst dich deswegen auch nicht schuldig fühlen. 

Was du allerdings tun kannst, ist dich damit auseinander zu setzen. 

 

Ich verstehe diese Abwehrhaltung nicht, darüber nachzudenken.

Ich fühle mich doch auch nicht schuldig, weil ich z.B. weiß bin. Ich kann doch trotzdem in der Lage sein, die alltäglichen, rassistischen Erlebnisse in meinem Umfeld als wahr anzunehmen, von denen mir Freunde mit afghanischen Eltern oder einem dunkelhäutigen Elternteil erzählen. Ich kann meine Priviligiertheit aufgrund meiner Hautfarbe einsehen, ohne mich deswegen irgendwie angegriffen zu fühlen. Und vor allem verfalle ich nicht in diesen Abwehrreflex, auch wenn es nicht immer einfach ist, sich damit auseinanderzusetzen. 

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Wenn jede Diskussion das Argument beinhaltet, dass ich privilegiert bin, einfach aufgrund der Tatsache, dass ich nicht unterdrückt bin. Das fördert ein Schwarz-Weiß-Denken. Und ehe man sich versieht ist es keine Diskussion mehr, sondern ein Wir gegen Die! Wer nicht für uns ist, ist unser Feind und Feinde sind böse.

Wer soll denn dieses wir überhaupt sein? Und wer das die? Es gibt da kein Punktesystem auf dem man Vor- und Nachteile sammelt, das gibt es bei Shadowrun.

Und wie kommst Du auf Feinde?

 

Ist doch auch nicht so schwierig sich mal zu überlegen ob man mit einem anderen Geburtsort ein gleich gutes und geschütztes Leben hätte.

Und Menschen ganz ohne Privilegien zu finden wird doch sehr schwierig, allein in Deutschland mit seinem Sozialsystem zu sein bewahrt normalerweise vor dem Hungertod.

Ich habe auch keine Millionen geerbt oder einen goldenen Löffel im Mund, es gibt weitaus priviligiertere Menschen, das hindert mich aber nicht daran zu sehen dass ich es schon ziemlich gut habe - und es einem Großteil der Menschheit leider schlechter geht.

Bei einer Wohnungsbesichtigung muss ich mir keine Gedanken um meinen Nachnamen machen (klingt nicht ausländisch), bei einem Vorstellungsgespräch spielt meine Hautfarbe keine Rolle (ist ja weiß)...

 

Und letzten Endes heisst eine fairere Gesellschaft auch nicht unbedingt dass Dir (und mir) etwas weggenommen wird, es wird vielleicht auch einfach für alle besser.

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Hiho,

 

der Abwehrreflex von Privilegierung kommt mMn. daher, daß man Privileg als im Wortsinn Vorrecht begreift. Mit diesem Gedanken entspricht Privileg eben eine z.B. auch gesetzliche festgelegte Bevorteilung, welche es so nicht gibt.

Wenn man Privileg über das Verständnis als Gegenteil von Diskriminierung sieht, dann ist ein Vergleich der Gruppen zueinander, und nicht gegenüber einer dritten Referenz (z.B. Gesetz), eindeutig als Gegenspielerpaar möglich.

 

Ich weiss nicht inwieweit das wirklich sinnvoll ist. Zumal sich dadurch auch ein, "Ich bin viel diskrimierter als Du!" Diskurs ergibt. Andrerseits hat ein Mensch so viele Facetten, die sich zur Diskriminierung eignen, ich weiss nicht, mir kommt das wie die Erziehung zum besseren Menschen vor.

 

Die Frage die sich mir immer stellt ist: "Wann kann man sagen, daß eine Gruppe nicht diskrimiert ist?"

 

Grüße

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Dann ist das aber, nach dem was Du gerade geschrieben hast, 7, kein Privileg, sondern eine Benachteiligung der Anderen. Wenn man keine Repressalien erfährt, keine Anfeindung, etc. dann verstehe ich das als Normalnull, was eine Basis für menschliches Zusammenleben ist. Das als Privileg zu beschreiben erscheint mir zynisch :wacko:

Dennoch bleibt es, zumindest für mich als Maxime, daß man Ungerechtigkeiten und alles was Normalnull zuwider läuft, angeht sobald man es gewahr wird.

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Wenn jede Diskussion das Argument beinhaltet, dass ich privilegiert bin, einfach aufgrund der Tatsache, dass ich nicht unterdrückt bin. Das fördert ein Schwarz-Weiß-Denken. Und ehe man sich versieht ist es keine Diskussion mehr, sondern ein Wir gegen Die! Wer nicht für uns ist, ist unser Feind und Feinde sind böse.

Wer soll denn dieses wir überhaupt sein? Und wer das die? Es gibt da kein Punktesystem auf dem man Vor- und Nachteile sammelt, das gibt es bei Shadowrun.

Und wie kommst Du auf Feinde?

 

Ist doch auch nicht so schwierig sich mal zu überlegen ob man mit einem anderen Geburtsort ein gleich gutes und geschütztes Leben hätte.

Und Menschen ganz ohne Privilegien zu finden wird doch sehr schwierig, allein in Deutschland mit seinem Sozialsystem zu sein bewahrt normalerweise vor dem Hungertod.

Ich habe auch keine Millionen geerbt oder einen goldenen Löffel im Mund, es gibt weitaus priviligiertere Menschen, das hindert mich aber nicht daran zu sehen dass ich es schon ziemlich gut habe - und es einem Großteil der Menschheit leider schlechter geht.

Bei einer Wohnungsbesichtigung muss ich mir keine Gedanken um meinen Nachnamen machen (klingt nicht ausländisch), bei einem Vorstellungsgespräch spielt meine Hautfarbe keine Rolle (ist ja weiß)...

 

Und letzten Endes heisst eine fairere Gesellschaft auch nicht unbedingt dass Dir (und mir) etwas weggenommen wird, es wird vielleicht auch einfach für alle besser.

 

"Wir" sind in dem Beispiel, alle pro-Feministen und "Die" sind alle, die die Forderungen nicht vorbehaltlos unterstützen. Daher Schwarz-Weiß, Privilegiert-Unterdrückt. Dadurch entsteht in meinen Augen (wie schon gesagt), keine Diskussionsgrundlage. Denn wenn es nur zwei Naturzustände gibt, gibt es auch keinen Mittelweg. Und dann werden Frauen, die sich bewusst für eine Babypause entscheiden automatisch zu unterdrückten Heimchen, die sich nicht aus alten Rollenklischees befreien können.

 

Ich sehe auch, dass der "Normalzustand" nicht für jeden Standard ist, und dass es Änderungen geben muss, um den "Normalzustand" für alle zu erreichen ohne Unterscheidung. Und ich bin mir bewusst, dass ich ein gutes und wohlbehütetes Leben in Deutschland habe. Aber deswegen sehe ich mein Leben nicht als privilegiert, denn ein Privileg als Begriff ist eindeutig definiert und ich habe keine speziellen Sonderrechte, darf ich auch gar nicht, weil unser Grundgesetz so etwas verbietet, Artikel 3, Absatz 3. Und Privileg ist für mich ein sehr aufgeladener Begriff im Sinne des "Der bekommt eine Extrawurst, der elitäre Snob." Deswegen stimme ich dem Inhalt voll und ganz zu, aber nicht der Wortwahl. Und ich finde auch, dass die vorhandenen Probleme der Ungleichheit mit Thorhämmern beschossen werden, statt mit Präzision.

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