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Ein Ruck ist durch Deutschland gegangen


Corn

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Eine große Zahl von Leuten mag es satt haben, die Verantwortung/Schuld vergangener Generationen mittragen zu müssen, aber das ändert nichts an der Sache an sich, also an dem Bewusstsein: Rechtsextremismus = ganz großes Unheil.

Die Konsequenz ist ja nicht:

"Ich habe es satt, es war gar kein großes Unheil" sondern "Ich habe es satt, ich weiß, dass es ganz großes Unheil war, aber ich konnte nichts dafür, also haut es mir nicht dauern über den Kopf."

Diese Menschen werden doch dadurch nicht doof.

 

2/3 Mehrheit AfD??? Ich schrieb: 2/3 Mehrheit NPD. Und nichts von Koalitionen, in der würde der Koalitionspartern doch nicht das GG ändern .... und an eine 2/3 Mehrheit egal ob rechts oder links der Mitte glaube ich ohnehin erst, wenn ich sie sehe. Wie oft gab es die bisher (ab 1960er) und mit welchen Parteien? (und GroKo dabei weglassen, denn das ist "die Mitte")

 

"Wenn man erstmal die Pressefreiheit eingeschränkt hat" hat den Fehler, DASS sie nicht eingeschränkt ist und das Einschränken allein in Deutschland bereits alle Alarmsirenen schellen lassen würde. So meine Überzeugung. Wenn du anderer Überzeugung bist, können wir uns gegenseitig schlecht überzeugen, weil es sich um die Erwartung künftiger Ereignisse in Deutschland dreht.

Weiter weg haben auch echt miese Typen die Macht (Saudis, IS ...), aber deren Herrschaftsstruktur kann ich mir für deutschland ebenfalls nicht vorstellen.

 

Ich denke nicht, dass ich da zu sehr auf irgendwas fixiert bin, weil ich davon ausgehe:

4 Jahre rot-rot-grün überlebt man, lernt was draus und wählt das nächste mal anders.

4 Jahre CDU/CSU-AfD überlebt man, lernt was draus und wählt nächstes Mal anders.

Immer vorausgesetzt, dass das, was in den 4 Jahren passiert, in Summe überhaupt zu schlecht ist.

Beides würde nicht in ein links- oder rechtsextremes system münden.

Deutschland hat zig Jahr Kanzler Kohl und auf der anderen Seite die Grünen an der Macht überlebt, "schlimmer wirds mimmer". Allen Ängsten zum Trotz.

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Mein Eindruck ist eher der, dass viele Menschen es satt haben, dass ihnen von Kindheit an ein schlechtes Gewissen für die Taten der Vergangenheit gemacht wird. Liegt vielleicht auch daran, dass im Unterricht der Schwerpunkt nach meiner Erfahrung bei den Gräueltaten/Rassenlehre der Nazis und dem 2. Weltkrieg liegt.

 

(Das hört sich anschuldigender an, als es sein soll, aber ich kriege anders nicht wirklich rüber, was ich meine. Also bitte nicht angegriffen fühlen.)

Woher kommt immer dieser Eindruck, dass jeder Person mit deutschen Wurzeln/deutschem Pass ein schlechtes Gewissen eingeredet wird? Hast du das tatsächlich erlebt? Hat ein Lehrer zu dir gesagt "Du bist persönlich verantwortlich für den Holocaust?"

Ich bin immer verwundert, wenn ich das lese. In meiner Kindheit und Jugend ging es (aus familiären Gründen) ständig um den 2. Weltkrieg. Es wurde ohne Ende thematisiert. Hab ich jemals ein schlechtes Gewissen gehabt, im Sinne von "du bist Schuld"? Nein, natürlich nicht. 

 

Wenn man das auf sich bezieht, liegt es mMn eher daran, dass man sich zu sehr über seine Nationalität identifiziert. So gut wie alle Personen, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen müssen, fühlen Scham, Schock, Ekel, Fassungslosigkeit und wer was was noch. Egal welche Nationalität sie haben. Jeder Mensch sollte sich verantwortlich dafür fühlen, dass so etwas nicht passieren darf. 

Es ist eine menschliche Erfahrung, sobald man sich damit auseinandersetzt, keine, die "den Deutschen" vorbehalten ist. Vielleicht kommt der Eindruck, dass man sich schuldig fühlt, auch daher, dass man Emotionen nicht richtig einordnen kann? Ich weiß es nicht. 

 

Ich trete diesen Nebensatz so breit, weil es häufig in der Argumentation von Menschen zu finden ist, die das Recht einfordern "stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen". (Für die an denen es vorbeigegangen ist: Das war Gauland von der AfD.)

Das unterstelle ich Corpheus jetzt keinesfalls, um das ganz klar zu sagen. Aber bevor hier wieder angefangen wurde, sich mit Links zu überfrachten und über die Deutungshoheit einzelner Begriffe zu schreiben, anstatt ein Gespräch zu führen, ging es mal um die Frage, woran man den Rechtsruck in der Gesellschaft bemerken kann. Meiner Meinung auch daran, dass sich die "schuldig fühlen" Rhetorik überall einschleicht. 

 

(Und ich will mal eine Lanze für meine Geschichtskollegen da draußen brechen. Die leisten einen Mordsjob wenn es um das Thema geht. Und in Zeiten von Insta und Snapchat haben die erstmal genug damit zu tun, den Kids klar zu machen, dass die Fotos im Unterricht echt sind und nicht aus einem Film.)

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Das ist persönliches empfinden und Erfahrung aus Gesprächen mit anderen Menschen (ich gebe es zu ... die sind in der Regel meine Generation. Möglicherweise ist das jetzt anders.).

 

Dazu beitragen tun sicherlich die ständigen Verweise aus der Politik/Ausland auf die besondere Verantwortung gegenüber den Juden, die WIR alle aufgrund der Gräueltaten der Nazi-Herrschaft haben. Zusammen mit der Tabuisierung von zb. Kritik gegenüber Israels.

 

Und es ist imho dieser Schwerpunkt auf den Gräueltaten, die vielen den Blick auf auf den Rechts-Ruck verwehren. Klar... für KZ`s in Deutschland gibt es sicherlich keine Mehrheit. Aber wäre das Nazi-Regime ohne Judenvernichtung in KZs und Weltkrieg denn nur eine Pendelbewegung gewesen? Imho muß es nicht erst Vernichtungslager und einen Einmarsch in Polen geben .... die rechte Gefahr für die Gesellschaft beginnt viel früher. Kleine Systemänderungen - gefolgt von größeren Systemänderungen. Alle mit guten Begründungen (Propaganda). Und plötzlich sind alle machtlos.

 

Sieht man doch schon in der aktuellen Politik. G20 Krawalle, Anschlag hier und da, Katastrophe dort, Änderungen erscheinen nötig ... und schon erscheinen verschärfte/neue Gesetze sinnvoll.

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Aber wäre das Nazi-Regime ohne Judenvernichtung in KZs und Weltkrieg denn nur eine Pendelbewegung gewesen? Imho muß es nicht erst Vernichtungslager und einen Einmarsch in Polen geben .... die rechte Gefahr für die Gesellschaft beginnt viel früher. Kleine Systemänderungen - gefolgt von größeren Systemänderungen. Alle mit guten Begründungen (Propaganda). Und plötzlich sind alle machtlos.

 

Das denke ich nicht (also nicht: Pendelbewegung.  Mir hätte schon gereicht: Ausschaltung aller Gegenmeinungen und die Reduzierung von Änderungsmöglichkeiten auf null. Antisemitismus und Rassengesetze. Und würde ich länger überlegen, sicher noch viel mehr. Eben die Etablierung eines totalitären Systems.

"Kleine Systemänderungen" muss es geben können, das ist für mich ein sehr wichtiger Bestandteil der Demokratie. In alle Richtungen, also auch nach "rechts" (aber nicht nach "rechtsextrem").

Sie werden in keine Richtung automatisch von großen Änderungen gefolgt. Und "große Änderungen" zur Entfernung der Demokratie kann man wahrnehmen, ehe sie passieren. Und das reicht aus.

 

Es sind eben nicht "plötzlich alle machtlos". Es kann gut sein, und das muss jeder einzelne aushalten können, dass für einen gewissen Zeitraum Leute das Sagen haben, deren Linie einem nicht gefällt. Eben weil es dummerweise der Mehrheit der Bevölkerung so gefällt. Ich z. B. war in der fernen Vergangenheit ein Grünenwähler. Bis die an der Macht waren und plötzlich Kriegseinsätze toll fanden. Danach habe ich am Zentimetermaß die Tage gezählt, wie lange ich die noch in der Regierung ertragen muss. Schließlich waren sie raus und dieses Ärgernis vorbei.

 

Ein paar Leute hier würde ich jetzt einfach mal als "Links" einschätzen (nicht als linksextrem), mich selbst dagegen als "Mitte". Sind ein paar von euch vielleicht alt genug, die Kohl-Ära in den 80er erwachsen miterlebt zu haben?

Wie würdet ihr das einschätzen (CDU/CSU&FDP der 80er Jahre)? noch Mitte oder schon rechts?

 

### Erbschuld: ich persönlich empfinde keine Schuldgefühle und mir persönlich versucht sie auch niemand einzureden. Wahrzunehmen ist das m. M. nach auch eher indirekt, wie Corpheus eben schon sagte, z. b. im Umgang mit Isreal. Da wird das in der Öffentlichkeit gern betont. Wobei ich jetzt gar keine kritik an israel loslassen will. (Die z. B. auch gern mal eine "rechte" Regierung haben).

 

###linksextrem ist nicht immer gleich Pol Pot/Stalin: Klar nicht immer sofort. Das hat Lenin (auch linksextrem) aber auch gedacht. Und deswegen differenziere ich nicht zwischen den lieben Linksextremen, die im Sandkasten schöne Burgen bauen möchten und den anderen Linksextremen, die gleich das totalitäre system wollen, denn wenn die Kleinen abends zum Essen heim müssen, kommen die großen Jungs und übernehmen den Spielplatz. Und das sind dann die Stalins und Pol Pots.

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So... wenn man erst mal die Pressefreiheit eingeschränkt hat (schließlich muß man Fakenews bekämpfen > allg. Zustimmung) erfährt man nicht mehr, was in den sog. Asylzentren/Flüchtlingssammellagern genau vorgeht ... und wenn ich mir das Desinteresse der mündigen Bürger über die humanitären Zustände in Flüchtlingslagern zb. Griechenland anschaue... dann bist du mir zu optimistisch.

 

Diesen Eindruck teile ich - wenn auch aus einem etwas anderen Blickwinkel. Bereits heute äußern sich nur noch wenige Prominente kritisch gegenüber politischen Themen --> siehe Kretschmar (https://www.gmx.net/magazine/sport/handball/stefan-kretzschmar-wehrt-kritik-tweet-afd-33513416). Ich bin da absolut bei ihm. Ich finde es schade, dass nur noch Mainstream-Meinungen, glattgebügelt, erlaubt sind.

 

Zudem gibt es bereits heute (wieder) Diskriminierungen und Berufsverbote, wenn man die falschen Sachen will/sagt --> https://de.wikipedia.org/wiki/DJ_Happy_Vibes

 

Insofern ist Zensur bereits heute wieder zu bemerken. Und davor kann man nur warnen. Siehe auch Parteiausschlussverfahren von Buschkowsky (https://www.tagesspiegel.de/berlin/ex-buergermeister-von-neukoelln-wird-buschkowsky-aus-der-spd-geschmissen/23132100.html)- von Sarrazin will ich gar nicht reden.

 

Und Desinteresse sehe ich da eher nicht - es wünschen sich ja ganz viele (zumindest in meinem Umfeld) mal wieder eine unaufgeregte Berichterstattung die einfach auch Meinungsfrei berichtet. Aber leider finden sich immer mehr Medien die nur sensationsgetrieben berichten - auch bei den öffentlich rechtlichen Medien. 

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;)

Frage: Ist der Skandal bzgl. Sarrazin nicht eher, dass der IMMER noch in der SPD ist, trotz seiner rassenhygienischen Ausflüge? :huh: Und ist Sarrazins "Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" nicht von Gauland geklauter, rumheulender Unfug? Denn immerhin ist er ja IMMER noch in der SPD und verkauft Buch um Buch.  :blink:  Was es ja nicht geben könnte, wenn es Meinungs- und Tugendterror samt Zensur wirklich geben würde. ;)

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Wie ich schon geschrieben habe - Sarrazin ist ein anderes Thema. Meine Beispiele sind extra deswegen andere. Bei Sarrazin finde ich eher die inhaltliche Auseinandersetzung zielführender (z.B. https://www.hna.de/politik/thilo-sarrazins-neues-buch-zehn-fakten-zu-feindliche-uebernahme-onl-10184432.htmloder https://www.deutschlandfunkkultur.de/neues-buch-von-thilo-sarrazin-thesen-und-gegenthesen.2165.de.html?dram:article_id=426782 ) als ein Parteiausschlußverfahren (welches dennoch berechtigt ist - mit den Grundwerten der SPD hat Sarrazin nicht mehr viel zu tun).

 

Und ich finde Entlassungen aufgrund der Pegida-Verwendung der German History II schon nah dran an einer Zensur. Zumal die Medien einer staatlichen Aufsicht unterliegen. Und die erfundene Begründung ist da auch fragwürdig. Ich habe auch explizit gesucht - ähnliche Geschichten finden sich auch gegen Linksextremisten: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.aufregung-in-stuttgart-linksextremist-arbeitet-als-kita-erzieher.ea19f8da-73d7-4c1a-8c91-7b2397e1b967.html- dort habe ich aber keine Folgenachrichten gefunden. Ich nehme also an, dass der Forderung nicht nachgekommen wurde.

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Im linken Bereich gibt es dennoch nach wie vor defacto Berufsverbote (die waren seit den 70ern auch maßgeblich davon betroffen).

 

Der Radikalerlass gilt meines Wissens auch gegen Rechtsextreme https://www.juraforum.de/recht-gesetz/schuldspruch-und-berufsverbot-gegen-rechtsextreme-strafverteidigerin-rechtskraeftig-271645... ich glaube da diskutiert auch keiner dran rum. Dass die "Güte" der Radikalität teilweis unterschiedlich bewertet wird - das entscheiden Richter/Gerichte. Da bin ich echt zu weit weg von der Materie. Meine Beispiele oben sind in Bezug auf halbwegs normale Bürger bezogen. Buschkowsky ist für mich ziemlich mittig der Gesellschaft verortet, Dj Happy Vibes (den habe ich selbst auf einigen Veranstaltungen als Privatperson [nein, NICHT Pegida] erlebt) ist eher mittig, konservativ einzuordnen. Der hatte zu dem Zeitpunkt nichts mit AfD nahem Gedankengut zu tun bzw. habe ich diesbezügliche Einlassungen nicht gehört / gelesen.

 

Aber nicht jeder der eine konservative Meinung vertritt ist doch gleich rechts. Da sind die Rechtsausleger ala Hoecke noch weit weit weg. Die sehe ich durchaus kritisch. Aber ein Luecke damals empfand ich nicht als rechts oder gar rechtsradikal. Wenn man gerade die Leute die zu Beginn bei Pegida mitmarschiert sind radikalisiert - dann gibt es tatsächlich einen Ruck nach rechts. Aber als mein Nachbar da noch mitgelaufen ist, hatte der einfach nur Angst. Angst vor dem Neuen, Angst vor den Asylanten und den entsprechenden Medienberichten (ala "Antänzer" von Köln). Klar dass die Leute Angst haben, wenn die Polizei 1,5h braucht um vor Ort zu sein und auf eine akute Bedrohungslage zu reagieren. Bei 800 Einwohnern sollen 1000 Asylanten untergebracht werden ... Da hatte ich Medien und Politik in der Pflicht gesehen die Leute abzuholen. Das ist meiner Meinung nach viel zu spät geschehen - und ohne Pegida wäre wahrscheinlich gar nichts passiert. Heute ist Pegida nahezu bedeutungslos - die Leute haben sich informiert, angepasst und lernen auch mit den neuen Gegebenheiten zu leben (mein Nachbar gibt z.B. Nachhilfeunterricht in Deutsch und Mathe für Migrantenkinder und Erwachsene). 

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Im linken Bereich gibt es dennoch nach wie vor defacto Berufsverbote

 

Ist das nicht ein schönes Beispiel für die Pendelbewegung nach links? (auch wenn sog. Rechtsradikale auch davon betroffen waren)

 

Stufe 1: Radikalenerlass, auch Extremistenbeschluss oder kritisch Berufsverbot ist die verbreitete Bezeichnung für den Gemeinsamen Runderlass der Ministerpräsidenten und aller Landesminister zur Beschäftigung von rechts- und linksradikalen Personen im öffentlichen Dienst vom 18. Februar 1972. Dieser hatte zum Ziel, die Beschäftigung sog. Verfassungsfeinde im öffentlichen Dienst zu verhindern. Bis zur Abschaffung der Regelanfrage wurden bundesweit insgesamt 1,4 Millionen Personen überprüft. Ca. 1.100 davon wurde der Eintritt in den bzw. das Verbleiben im öffentlichen Dienst verwehrt, Insgesamt wurden 11.000 Verfahren eingeleitet. Allein bei den Lehrern gab es 2.200 Disziplinarverfahren und 136 Entlassungen.

Stufe 2: Als erstes Bundesland hob das Saarland den Radikalenerlass am 25. Juni 1985 förmlich auf. Weitere Bundesländer folgten oder ersetzten den Erlass durch länderspezifische Nachfolgeregelungen. Als letztes Bundesland stellte der Freistaat Bayern 1991 die Regelanfrage ein.

Stufe 3: Betroffene fordern Entschädigung und eine vollständige Rehabilitierung. Als erstes Land der Bundesrepublik beschloss Niedersachsen 2016 die Einrichtung einer Kommission „zur Aufarbeitung der Schicksale der von niedersächsischen Berufsverboten betroffenen Personen und der Möglichkeiten ihrer politischen und gesellschaftlichen Rehabilitierung“. Begründet wurde der Landtagsbeschluss u. a. mit der Feststellung, es handle sich bei den „Berufsverboten“ „um ein unrühmliches Kapitel in der Geschichte Niedersachsens“.

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So... wenn man erst mal die Pressefreiheit eingeschränkt hat (schließlich muß man Fakenews bekämpfen > allg. Zustimmung) erfährt man nicht mehr, was in den sog. Asylzentren/Flüchtlingssammellagern genau vorgeht ... und wenn ich mir das Desinteresse der mündigen Bürger über die humanitären Zustände in Flüchtlingslagern zb. Griechenland anschaue... dann bist du mir zu optimistisch.

 

Diesen Eindruck teile ich - wenn auch aus einem etwas anderen Blickwinkel. Bereits heute äußern sich nur noch wenige Prominente kritisch gegenüber politischen Themen --> siehe Kretschmar (https://www.gmx.net/magazine/sport/handball/stefan-kretzschmar-wehrt-kritik-tweet-afd-33513416). Ich bin da absolut bei ihm. Ich finde es schade, dass nur noch Mainstream-Meinungen, glattgebügelt, erlaubt sind.

 

 

Dir ist aber schon klar, das Kretschmar, genau wie so ziemlich jeder AfD-Anhänger, keine Ahnung davon hat, was Meinungsfreiheit bedeutet, oder? Meinungsfreiheit schützt dich vor Sanktionen durch den Staat, nicht aber vor den Reaktionen anderer Bürger. Wenn du, nur mal beispielhaft gesprochen, als Spitzensportler in einem Interview "Lass  die Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen" sagst, dann wird dich der Staat dafür nicht sanktionieren. Wohl aber deine Sponsoren, denn die finden das vielleicht scheiße und wollen eben nicht mit einer so unmenschlichen Person in Verbindung gebracht werden. Genauso werden dir dann auf Twitter, FB und was-weiß-ich-wo abertausende Menschen sagen "Das war scheiße, schäm dich!". Ist deine Meinungsfreiheit hierdurch eingeschränkt? Nein, ist sie nicht.

 

Du darfst unter der Meinungsfreiheit so ziemlich alles sagen was du willst (sofern du nicht gegen Gesetze verstößt, Stichwort: Holocaust-Leugner), aber die Meinungsfreiheit heißt nicht, niemand darf dir widersprechen und niemand darf dir den Sponsorenvertrag kündigen. Das hat absolut nichts mit "Mainstream-Meinung" zu tun, sondern mit dem, was Meinungsfreiheit ist: Ein Mechanismus zum Schutz der Bürger vor dem Staat, nichts anderes. Aber das merke ich in dieser Art Diskussion immer wieder: Irgendwie scheinen nur ganz wenige zu verstehen, vor wem die Grundrechte Schutz bieten.

 

Sag was du willst, egal wie scheiße es ist, aber dann darfst du hinterher nicht jammern, wenn sich daraus für dich negative Konsequenzen ergeben. Denn die resultieren nicht aus einer nicht vorhandenen Meinungsfreiheit, sonder daraus das du dich wie ein Arschloch verhalten hast. (Der letzte Satz war absolut nicht gegen dich gerichtet, weu. Mit dem "du" soll halt jeder angesprochen sein, der sowas wie "Lasst die Flüchtlinge ersaufen" sagt und dann hinterher fehlende Meinungsfreiheit skandiert.)

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Sag was du willst, egal wie scheiße es ist, aber dann darfst du hinterher nicht jammern, wenn sich daraus für dich negative Konsequenzen ergeben. Denn die resultieren nicht aus einer nicht vorhandenen Meinungsfreiheit, sonder daraus das du dich wie ein Arschloch verhalten hast. (Der letzte Satz war absolut nicht gegen dich gerichtet, weu. Mit dem "du" soll halt jeder angesprochen sein, der sowas wie "Lasst die Flüchtlinge ersaufen" sagt und dann hinterher fehlende Meinungsfreiheit skandiert.)

 

 

Mir ist schon klar, dass das nicht gegen mich persönlich gemeint ist und die Meinungsfreiheit sich nur gegenüber dem Staat äußert. Es ging mir eher um die Wahrnehmung, dass es einen "Rechtsruck" in der Gesellschaft gibt. Und den sehe ich nur in Bezug der Positionierung des Maintreams - wird der sehr weit links angesiedelt, sind eigentlich konservative Positionen in der Wahrnehmung eher als rechts als anders herum. Die CDU hat sich auch sehr viel mehr in die "linke" Richtung bewegt - deswegen hat die klassische mitte-links SPD da ein Wahrnehmungsproblem. Die alte AFD war eher konservativ - hat sich aber jetzt deutlich nach rechts bewegt. Aber je radikaler die Grenzen, desto schwieriger wird die Wahrnehmung der Mitte.

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Ich finde das Beispiel von Herr Kretzschmar trifft es doch sehr gut. Er beantwortet eine Frage in einem Interview, diese wird von der AFD aus dem Kontext gerissen und anschließend bekommt er einen Shitstorm ab. Da zeigt doch, dass viele Leute einfach nicht in der Lage sind vernünftig miteinander zu reden. Jeder, der sich beim Shitstorm beteiligt hat hätte vorher auch mal sich das Interview durchlesen können. Nein, es wird erst ein mal losgepöbelt ohne Sinn und Verstand. Ähnlich wie bei Frau Diekmann. Sie schreibt einfach nur Ihre Meinung und bekommt einen hässlichen Shitstorm ab. Es gibt einfach zuviele Menschen, die kein Benehmen kennen und nicht wissen wie man vernünftig miteinander diskutiert.

Ich freue mich aber, dass die Diskussion hier im Forum auf einen angenehmen Niveau verläuft. Einem Niveau dass die sozialen Medien wahrscheinlich niemals erreichen werden.

 

Hier ist der Aussschnitt aus dem Interview:

 

"Wie würden Sie denn heute die Situation eines Profisportlers in der Öffentlichkeit beschreiben? Warum ist es so schwer, seine Meinung zu sagen?

 

Dafür können die Spieler nichts, die spielen das Spiel nur mit. Für jeden Kommentar bekommst du eins auf die Fresse. Wenn du eine polarisierende Meinung hast, finden die 50 Prozent scheiße. Für alles, was dich von der Masse abhebt, erntest du einen Shitstorm. Dem setzt sich kein Profisportler aus. Alle gehen ihren gemütlichen Weg, keiner streckt den Kopf höher heraus, als er muss. Das würde ich genauso tun. Welcher Sportler äußert sich denn heute noch politisch? Es sei denn, es ist die Mainstream-Meinung, mit der man nichts falsch machen kann. Eine gesellschafts- oder regierungskritische Meinung darf man in diesem Land nicht mehr haben. Wir Sportler haben in Deutschland eine Meinungsfreiheit, für die man nicht in den Knast kommt. Wir haben aber keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Wir müssen immer mit Repressalien von unserem Arbeitgeber oder von Werbepartnern rechnen. Deswegen äußert sich heute keiner mehr kritisch."

(Quelle: https://www.t-online.de/sport/handball/id_85044462/stefan-kretzschmar-fuer-jeden-kommentar-bekommst-du-eins-auf-die-fresse-.html)

 

 

Allgemein möchte ich dazu sagen, dass viele Meschen (von denen die ich kenne) sich nicht öffentlich politisch engagieren, da es einfach zu anstrengend ist. Zuerst einen großteil des Tages auf der Arbeit verbringen, Zuhause sich um die Kinder kümmern, dann noch Haushalt nebenbei. Anschließend gibt es noch die ganze Bürokratie (Versicherungen, Steuererklärungen, Altersvorsorge, Unterlagen fürs Amt usw.). Keiner von denen möchte sich dann noch irgendeinem Shitstorm ausliefern und dagegen ankämpfen. Dabei ist es ja egal, ob man etwas linkes oder etwas rechtes schreibt/sagt. Von der jeweils anderen Seite gibt es dann immer Verurteilungen. Es reicht ja schon einfach missverstanden zu werden. Ich empfinde mich auch nicht als wortgewandt und würde mir nicht zutrauen in der Öffentlichkeit auf lange sicht gut dabei wegzukommen. Wie sollen den Menschen, die sich schlechter Artikulieren können dann politisch beteiligen, wenn diese bei jeder Äußerung eine abbekommen? Viele sind (gefühlt) mit ihrem eigenem Leben so sehr beschäftigt, dass dann dafür keine Kraft bleibt.

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#Kretschmar

 

Kurzer Doppelmoral-Check:? Würde man der Aussage “Sportler dürfen in Deutschland ihre Meinung nicht sagen” zustimmen, wenn dies Mesut Özil gesagt hätte? :huh::D  ;) 

 

Allgemein: Die Shitstorm - Problematik durch soziale Medien sehe ich übrigens ebenfalls durchaus kritisch. Wenn man früher als Normalo was Dummes gesagt hat oder der Dorfdepp mal wieder was abgesondert hat, oder irgendwer missverstanden wurde, dann blieb das in einem relativ kleinen Umfeld. Heute kann sowas jederzeit auch mal national oder sogar noch weiter eskalieren. :blink: Das ist schon ein wenig beängstigend.

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Immerhin hat Kretsche nicht die Mütter von irgendjemanden beleidigt nachedem er ein Steak à la Lofwyr gegessen hat :P .  Die meisten Untaten/Dummheiten und der Umgang damit etc. sind gleich geblieben... aber die Reichweite hat sich eben massiv erhöht. Aber es bleibt immer die Frage: Ab wann wird ein Sack Reis zum Shitstorm. Und wer macht ihn dazu...

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