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Corpheus
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Iren oder Italierner zu PoCs zu erklären

Habe ich ja nicht gemacht, ich habe die historische Perspektive erläutert, in der damals(!) Italiener als nicht-weiß betrachtet wurden.

PoC waren sie damals ganz sicher nicht, der Begriff ist ja auch eher neu. Für schwarz hat sie auch niemand gehalten, das war ja offensichtlich, nur eben nicht weiß.

Siehe z.B. https://en.wikipedia.org/wiki/Italian_Americans#Discrimination_and_stereotyping

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Also ich würde bei Rassismus schon immer bei einem Konzept von Rasse ansetzen, das im Hintergrund zumindestens in einer gewissen Fortschreibung noch vorhanden sein muss. Es ist dennoch kompliziert, weil im 19. Jahrhundert zwischen Nation und Rasse wenig unterschieden wurde. Dazu kommt, dass die biologisch verstandene Rasse immer eine oberflächliche Kategorie war. In dieser Fluidität sind also auch negative gegenseitige Zuschreibungen zwischen zum Beispiel Deutschen und Franzosen rassistisch. In einem modernen Verständnis von dem, was Rasse sein soll, schwierig nachzuvollziehen: Ein Rassismus ohne deutliche äußerliche Unterschiede scheint nicht vorstellbar, aber es kommt eben auf das Konzept an. Dessen Wirkung hat man gegenüber Franzosen durch die Beziehungen auf Augenhöhe heute nur noch wenig. Aber zum Beispiel bei Polen oder Russen kann das aufgrund der Wahrnehmung eines Entwicklungsgefälles oder dem gelegentlichen Rückgriff auf alte Rassekonzepte noch wirken. Und die sind nun zweifelsohne weiß. Ich mag mich irren, aber denke auch nicht, dass Hautfarbe ein Kriterium ihrer Abwertung war. Ich finde es etwas bemüht, im Nachhinein eine Nichtweißheit für alle möglichen Gruppen zu (re)konstruieren, um die Idee, dass es keinen Rassismus gegen Weiße geben kann, zu retten.

 

Dass das nicht in der Hauptsache die Wahrnehmung von Rassismus ausmacht, sicherlich. Denn wie gesagt, da würde man schon auf die Äußerlichkeit abstellen. Aber diese äußere Unterscheidung ist bei Deutschen und denjenigen, die sie vielleicht mit "Kartoffel" abzuwerten versuchen, gegeben.

 

Man muss natürlich auch sagen "Kartoffel" ist eine deutliche Entschärfung gegenüber "Kartoffelfresser". Also selbst an einer rassistischen Beleidigung können sich durchaus die Machtverhältnisse demonstrieren. Hier dahingehend, dass sie sich nur in der Form breit durchgesetzt hat, die für die Mehrheitsgruppe auch verträglich ist. Ich gehe davon aus, dass "Kartoffelfresser" als ironische Selbstbezeichnung weniger anschlussfähig wäre. Das Vorherrschen eines übergeordneten Machtverhältnis steht durchaus nicht im Widerspruch zur Deutung eines rassistischen Motivs in der Verwendung.

 

In einer hypothetischen Welt, in der Reichtum, Privilegien und Macht völlig anders verteilt wären, könnte es auch Rassismus/Sexismus gegen Leute geben die heute oben stehen. Z.B. Kartoffeln oder Männer.

Das scheint mir aber der gleiche Kategoriefehler zu sein wie der Rassismus zu Grunde liegende. In dem Fall geht man davon aus, dass das Merkmal der Rasse über einen weiten Bereich Eigenschaften von Individuen bestimmt, hier geht man davon aus, dass auf eine Gesellschaft bezogene sicherlich dominante Machtverhältnisse zwischen Gruppen alle intragesellschaftlichen Konstellationen zwischen Individuen bestimmen.

 

Das gilt auch für globale Machtverhältnisse - wobei es natürlich hilft, dass es einen wahrgenommenen Abstieg des "Westens" gibt. Spätestens wenn man ins Ausland geht, sollte klar sein, dass man Ziel von Rassismus werden kann, weil dort die Machtverhältnisse umgekehrt sein können. Als Entwicklungshelfer in Afrika vielleicht noch nicht, aber wenn man ein europäischer Arbeitsmigrant am Golf oder in China ist, sieht das schon anders aus. Denn da wird einem nicht der Teppich ausgerollt. Ich würde sogar zugestehen, die eigene Resilienz, hier das Selbstverständnis als dominant, kann dem beidseitigen Wirksamwerden von Rassismus gegen die eigene Gruppe auch ein stückweit vorschützen. Verletzungen dieser "Ordnung" gab es schließlich auch zu Kolonialzeiten. Nur heute fahren dann eben nicht irgendwann die Kanonenboote ein und immer öfter hilft auch kein Anruf der Botschaft mehr. Insofern errodiert hier schnell historisch begründete Selbstgewissheit.

 

Das kann man dann auf die eigenen Gesellschaft übertragen, wo man sich als Mitglied der Mehrheit nicht automatisch immer in einer Machtposition befindet. Aber entscheidender ich würde einfach zwischen Rassismus und strukturellem Rassismus unterscheiden. Wenn jeder Rassismus strukturell wäre, würde die Qualifizierung nicht gebraucht. Das bedeutet noch nicht, dass ein Rassismus gegen die Mehrheit wirksam ist. Aber um seine Wirksamkeit völlig zu unterbinden, bedarf es eines ständigen autoritären Gegendrucks, den wir so nicht mehr haben. Wir haben strukturellen Rassismus gegen Minderheiten und dann kann es andere interkulturelle rassistische Formen gegen die Mehrheit geben, denen die Unterstützung durch Institutionen und Tradierung weitgehend fehlt, die aber als Teil einer - auch trotz dieser Diskussion - nicht unterdrückten Meinungspluralität keinen reinen Widerstandscharakter mehr haben.

 

Bei Sexismus würde ich ähnlich strukturellen Sexismus abgrenzen. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass das zu Grunde liegende Modell eben auch an Männer Ansprüche stellt. Das ist anders als bei Rassismus. Die gesamte Feindlichkeit gegen Homosexualität ist im Endeffekt eine Form von Sexismus, die sich entsprechend dem Anteil auch gegen Männer richtet.

Edited by Loki
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wenn man ein europäischer Arbeitsmigrant am Golf oder in China ist, sieht das schon anders aus. Denn da wird einem nicht der Teppich ausgerollt. 

Das ist auf der einen Seite korrekt, auf der anderen Seite würde ich es eben nicht unter "Rassismus" einsortieren.

Da gibt es ja noch andere Arbeitsmigranten, die aus dem asiatischen Raum kommen, zum Teil als entrechtete Sklaven, um z.B. die Stadien der Weltmeisterschaft zu bauen, aber auch um Dienstboten und Personal zu werden.

Und klar, in diese Situation könnte auch ein Deutscher Staatsbürger kommen, oder ist es vielleicht auch schon, da kann er dann eben auf etablierte Strukturen wie die Botschaft zurückgreifen, oder ihm wird bei der Polizei glauben geschenkt, oder die Verwandten haben Einfluss und/oder können über die Presse Druck machen.

Insbesondere ist es aber die Betrachtung eines Individuums, während Rassismus eine gesellschaftliche Perspektive ist, und in dieser Perspektive sind die meisten europäischen Arbeitsmigranten am Golf eher hochbezahlte Ingenieure oder Berater, oder fahre ich da auf dem falschen Raddampfer?

 

Wenn ich in einem hypothetischen afrikanischen Dorf ankomme, dann staunen die, und vielleicht zeigen die sogar mit dem Finger auf mich. Nur ist das dann kein Rassismus, denn ich bin immer noch der, der ihr Jahresgehalt pro Woche verdient, mit dem Jeep plus Safariführer da ankomme, und während der Regenzeit eher wieder nach Hause fahre, die Machtkomponente fehlt da also.

Wenn ein Migrant zu Dir sagt "Du Alman" dann ist das vielleicht eine Beleidigung, aber auch da ohne (gesellschaftliche) Machtkomponente. Und vielleicht ist es ja auch ein Witz, oder eine eher harmlose Neckerei, kommt ja auch auf den Kontext an.

 

Und ja, letztendlich geht es den meisten hier dann vielleicht auch eher um die Schärfe oder Unschärfe des Begriffes. Döner ohne Scharf ist ja auch nix.

(Mit diesem weiter ausdifferenzierten Beitrag von <User> bin ich jedenfalls weitestgehend einverstanden, auch wenn ich direkt was gegen diese kleine Textstelle argumentiere, nur um das hier nochmal aufzuschreiben)

 

Edited by slowcar
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wenn man ein europäischer Arbeitsmigrant am Golf oder in China ist, sieht das schon anders aus. Denn da wird einem nicht der Teppich ausgerollt. 

Das ist auf der einen Seite korrekt, auf der anderen Seite würde ich es eben nicht unter "Rassismus" einsortieren.

Da gibt es ja noch andere Arbeitsmigranten, die aus dem asiatischen Raum kommen, zum Teil als entrechtete Sklaven, um z.B. die Stadien der Weltmeisterschaft zu bauen, aber auch um Dienstboten und Personal zu werden.

 

Kaiser Franz war doch extra vor Ort und hat keinen einzigen Sklaven gesehen!

 

Aber auf einer ernsthafteren Ebene. Gab es dann eigentlich Rassismus in Zimbabwe unter Mugabe? Und ist es Rassismus, wenn der Anführer der drittstärksten Partei in Südafrika https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Malema keinen Hehl aus seinem Hass auf weiße Menschen macht?

 

Edited by Trochantus
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An euch beide: Mir ist bewusst, dass US-Rechtsextremisten (und in Europa ja auch) versuchen das Thema "Rassismus gegen Weiße" zu kapern, weswegen da allergisch drauf reagiert wird. Aber deswegen Juden, Slawen oder auch Iren oder Italierner zu PoCs zu erklären, weil es ja keinen "Rassimus gegen Weiße" geben kann/darf ist ebenfalls etwas absurd.

 

Wenn man , anerkennt, dass Rassismus immer eine strukturelle Machtebene hat und von oben nach unten denkt, wobei "Weiß" oben ist., sts nicht absurd. Den relativ armen. wenig mächtigen Iren wurde von Englängern, die in dem System die herrschende Stellung innehatten "per biologischer Herkunft- also per "Rasse" Eigenschaften zugeschrieben. Es geht in dem Moment bei Weiß-Sein nicht mehr um die Hautfarbe. Historisch hat halt v.a. in der europäisch-amerikanischen Geschichte Hautfarbe eine große Rolle gespielt. Aber es gab immer auch andere abwertende Rassenkonzeptionen, über Juden, Slawen, Iren etc.

 

Wie du ja richtig schreibst, gehts in der Diskussion um Rassismus gegen Weiße um etwas ganz anderes. Viel besser als ich das erklären könnte:

https://www.amazedmag.de/rassismus-gegen-weisse-erklaerung/

 

Loki schreibt: Aber entscheidender ich würde einfach zwischen Rassismus und strukturellem Rassismus unterscheiden. Wenn jeder Rassismus strukturell wäre, würde die Qualifizierung nicht gebraucht.

 

Ich glaube das ist ein sehr entscheidender Punkt. Es theoretische Fragestellungen geben, in denen eine solche Unterscheidung schlau wäre.

Aber bei der politischen Bewertung eher nicht. Und so wird sie auch zurückgewiesen z.B. im oben zitierten Text, meiner Ansicht nach zu Recht.

Es ist ein Unterschied, ob eine Beleidigung von oben nach unten passiert, mit dem Hintergrund einer jahrhundertelangen Unterdrückungsgeschichte, Massenmord, Genozid und ähnlichem Oder in die andere Richtung. Demzufolge kann man also gerade bei der Bewertung nicht von der strukturellen Ebene trennen. Für mich ergibt das Sinn.

Edited by Smoothie
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Smoothie schrieb: "Es geht in dem Moment bei Weiß-Sein nicht mehr um die Hautfarbe."

 

Fällt dir unter Umständen auf, warum das problematisch ist? ;) Und die verlinkte Erklärung ist freundlich formuliert auch nicht unbedingt hilfreich. Wenn man es nicht mal schafft institutionellen Rassismus / Strukturrassismus von Rassismus zu trennen, ist das ganz schön hart. :mellow: Erfahrungssgemäß deutet das auch darauf hin, dass einfach aus dem US-Diskurs abgeschrieben wurde, der die doch ein wenig anders gelagerte europäische Situation konsequent ignoriert.

 

Zur Erinnerung: Wir hatten hier ein gewisses Regime, was u.a. hellhäutige deutsche Staatsbürger nicht aufgrund der Hautfarbe sondern aufgrund anderer obskurer, nicht existenter "Merkmale" (Juden, Sozialisten, etc.) oder ihrer sexuellen Orientierung industriell ausgerottet hat und unter Erfindung einer "nationalsozialistische Rassenhygiene". :angry:

 

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Bitterarme US-Rednecks im Trailerpark sind vom Machtgefälle her besser gestellt?

Ja, denn auch wenn sie womöglich ein Opfer von Klassismus sind (der oft mit Rassismus einhergeht), und auch wenn sie es womöglich nicht einfacher haben, als Schwarze, so wird ihr Leben aufgrund ihres Weiß-Seins, aber eben auch nicht schwerer gemacht als bei anderen.

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Wenn man , anerkennt, dass Rassismus immer eine strukturelle Machtebene hat und von oben nach unten denkt ...

Ich denke hier liegt der Hund begraben. Denn hier findet der Versuch einer Umdeutung statt. Möglichweise um bestimmte gesellschaftliche Veränderungen zu legitimieren. Vielleicht auch um den die Versuche von rechts abzuwehren, den Rassismus mit dem Argument des "Rassismus gegen Weiße" zu relativieren.

 

Für mich ist der strukturelle/institutionelle Rassismus nur 1 Form des Rassismus. Und wie wir aus der deutschen Vergangenheit wissen, hat Rassismus nicht immer etwas allein mit der Hautfarbe zu tun ... #Rassenlehre.

 

Ausserdem sehe ich ebenfalls im öffentlichen Diskurs, dass die "Trends" aus der USA unreflektiert auf Deutschland übertragen werden.

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Smoothie schrieb: "Es geht in dem Moment bei Weiß-Sein nicht mehr um die Hautfarbe."

 

Fällt dir unter Umständen auf, warum das problematisch ist? ;) Und die verlinkte Erklärung ist freundlich formuliert auch nicht unbedingt hilfreich. Wenn man es nicht mal schafft institutionellen Rassismus / Strukturrassismus von Rassismus zu trennen, ist das ganz schön hart. :mellow: Erfahrungssgemäß deutet das auch darauf hin, dass einfach aus dem US-Diskurs abgeschrieben wurde, der die doch ein wenig anders gelagerte europäische Situation konsequent ignoriert.

 

Zur Erinnerung: Wir hatten hier ein gewisses Regime, was u.a. hellhäutige deutsche Staatsbürger nicht aufgrund der Hautfarbe sondern aufgrund anderer obskurer, nicht existenter "Merkmale" (Juden, Sozialisten, etc.) oder ihrer sexuellen Orientierung industriell ausgerottet hat und unter Erfindung einer "nationalsozialistische Rassenhygiene". :angry:

 

 

ganz schön hart, ist es den gesamten akademischen Antira-Diskurs der letzten 20 Jahre zu ignorieren. Und zwar auch den deutschen. Wobei akademische Diskussionen heutzutage immer international sind, da ist es ein bisschen aburd, die Bezugnahme auf einen nationalen Diskurs zu fordern.

Das gesagt. Natürlich gibt es in Deutschland eine rassistische Tradition, die sich nicht nur auf Menschen mit schwarzer Hautfarbe konzentriert. Antisemitisch, Antislawisch, eigentlich hat man es in Deutschland geschafft fast alles nicht-deutsche rassistisch zu framen.

 

In der Rassismus gegen Weiße Diskussion geht es aber nicht darum, auf Antisemitismus oder Antislawismus hinzuweisen. Es geht darum, den weißen deutschen Rassismus, der immer noch allgegenwärtig ist zu relativieren, indem man sich selbst auch zum Opfer erklärt.

Und dass das Machtgefälle bei Rassismus eine Rolle spielt ist keine Umdeutung, sondern seit vielen, vielen Jahren Standard in der Rassismusforschung. Wenn ihr wollt, poste ich euch auch 10 Bücher zum Thema, aber nur wenn ihr versprecht in eins reinzuschauen, sonsts wärs ja verschwendete Liebesmüh.

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Hat der akademische Diskurs in den letzten 20 Jahren vergessen zwischen strukturellem Rassismus und Rassismus zu unterscheiden? Ich finde es auch interessant, wie du mein "andere Situation in Europa" als nationalen Diskurs framst.

 

Smoothie  schrieb: "Natürlich gibt es in Deutschland eine rassistische Tradition, die sich nicht nur auf Menschen mit schwarzer Hautfarbe konzentriert."

 

Das ist ein schlechter Witz, oder?  :huh:  Der "nicht nur" - Teil ist der weitaus größere und auch ermordete Teil.

 

Smoothie schrieb: "In der Rassismus gegen Weiße Diskussion geht es aber nicht darum, auf Antisemitismus oder Antislawismus hinzuweisen. Es geht darum, den weißen deutschen Rassismus, der immer noch allgegenwärtig ist zu relativieren, indem man sich selbst auch zum Opfer erklärt."

 

Rechtsradikale Rassisten wollen das sicherlich relativieren und sind eh immer Opfer und sind begeistert über die Vorlagen, die man von "superwoker" Seite dafür bekommt, um den Rest der Leute auch in der Richtung aufzubringen.

 

Vorschlag: Wie wäre z.B. (aus dem Handgelenk geschüttelt) "Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale als "Rasse" kategorisiert und abgeurteilt werden. Dabei betrachten Rassisten alle Menschen, die ihren eigenen Merkmalen möglichst ähnlich sind, grundsätzlich als höherwertig, während alle anderen (oftmals abgestuft) als geringerwertig diskriminiert werden. Dies kann jeden treffen.

 

In der mehrheitlich hellhäutigen deutschen Gesellschaft richtet sich die vorherrschende Benachteiligung #Strukturrassismus gegen PoCs und andere Minderheiten." #Tada

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wenn man ein europäischer Arbeitsmigrant am Golf oder in China ist, sieht das schon anders aus. Denn da wird einem nicht der Teppich ausgerollt.

Das ist auf der einen Seite korrekt, auf der anderen Seite würde ich es eben nicht unter "Rassismus" einsortieren.

Da gibt es ja noch andere Arbeitsmigranten, die aus dem asiatischen Raum kommen, zum Teil als entrechtete Sklaven, um z.B. die Stadien der Weltmeisterschaft zu bauen, aber auch um Dienstboten und Personal zu werden.

Klar, weil die alte Hierarchie in Teilen weitergilt, also insbesondere insofern man in ihr höher steht. Aber sie wird eben gleichzeitig - weiterhin um das Konzept der Rasse herum - neuzentriert auf die eigene Situation bzw. war es zum Teil sowieso schon. Das Durchgreifen europäisch kolonialer Wertvorstellungen ist ja unterschiedlich stark. Die arabische Welt wird zum Beispiel erst dann europäisch dominiert als die koloniale Weltordnung schon in ihre Endphase geht. Anderes Beispiel metizische Bevölkerungsteile spielen in den meisten Bereichen von Asien nur eine sehr marginale Rolle und keine wirkliche in den gesellschaftlichen Hierarchien.

 

Manches geht auch einfach auf ältere verwandte Formen zurück. Die Art Bedienstete im kulturell islamischen Raum in Südwestasien und Nordafrika zu behandeln, bezieht sich auf die Sklaverei, die sich dort noch lange gehalten hat und die als Praxis natürlich auch im Islam irgendwann an Rassismus angebunden ist.

 

Es ist also verständlich, dass Europäer nicht ganz unten anfangen. Insofern klar, die alte rassistische Ordnung ist sehr wirkmächtig. Aber eben doch nicht so wirkmächtig, dass, wenn man in diesen Gesellschaften einen niederen sozio-ökonomischen Stand hat, man trotzdem an der Spitze der Hierachie bleibt. Insofern:

 

Insbesondere ist es aber die Betrachtung eines Individuums, während Rassismus eine gesellschaftliche Perspektive ist, und in dieser Perspektive sind die meisten europäischen Arbeitsmigranten am Golf eher hochbezahlte Ingenieure oder Berater, oder fahre ich da auf dem falschen Raddampfer?

Früher waren die Europäer und Amerikaner am Golf gut bezahlte Spezialisten. Ich denke, neben der Unterbindung von deren kulturellem Einflusses, auch ein Grund für die Seggregation. Denn sozial standen sie natürlich trotzdem unter den Wohlhabenden und so ist auch man einem Konflikt aus dem Weg gegangen. Aber heute sind sie auch mal nur Barkeeper oder Unterhalter, teilweise wirklich als eingekauftes Ethnodekor, sind Übersetzer oder in einer niederen akademischen Position angestellt. Klar, das sind alles Arbeitsverhältnisse mit denen sie dennoch über den Arbeitsmigranten aus dem nicht-westlichen Teil der Welt stehen, die auf dem Bau arbeiten oder eben als Dienstpersonal. Das spiegelt sich auch darin, wie sie behandelt werden. Aber in einer Gesellschaft, die das westliche sowie eigene Konzepte von Rassenhierarchie hat - und die sind in jedem Fall vorhanden - kann man einer Einordnung nicht entkommen und damit auch nicht Formen des Rassismus.

 

Wenn ich in einem hypothetischen afrikanischen Dorf ankomme, dann staunen die, und vielleicht zeigen die sogar mit dem Finger auf mich. Nur ist das dann kein Rassismus, denn ich bin immer noch der, der ihr Jahresgehalt pro Woche verdient, mit dem Jeep plus Safariführer da ankomme, und während der Regenzeit eher wieder nach Hause fahre, die Machtkomponente fehlt da also.

Deswegen brachte ich das Gegenbeispiel mit dem Entwicklungshelfer. Da ist ja schon in der Funktion, die man ausfüllt, die Hierarchie eingeschrieben. Aber als kleiner Angestellter eines chinesischen Großunternehmens funktioniert man ganz anders. Und die Formen der Ausgrenzung, denen man dort schonmal ausgesetzt sein kann, sind natürlich nicht nur rassistisch. Einige davon würde man bei umgekehrten Vorzeichen aber klar als Rassismus deuten, weil sie keine Begründung haben außer, dass man Europäer ist. Und dass jemand zum Beispiel von den Philippinen gar nicht erst diese Position bekleiden würde, bekräftigt für mich nur, dass die Hierarchisierung existiert. Immerhin ist es ja auch in Deutschland durchaus so, dass man jemanden ostasiatischer Herkunft aus einer positiven Zuschreibung heraus gegenüber einer Person osteuropäischer Herkunft für bestimmte Berufe bevorzugen könnte.

 

Und im typischen sozialen Brennpunkt in Europa, wo arme migrantische Familien und arme Familien europäischer Herkunft zusammenleben, sind die Hierarchien auch nicht mehr so klar entsprechend dem übergeordneten gesellschaftlichen Gefüge anzutreffen. Wie gesagt dafür braucht es staatliche oder mehrheitsgesellschaftlich organisierte Eingriffe, die dafür sorgen, dass selbst in den unteren Schichten eine Hierarchisierung immer erhalten bleibt.

 

Wenn ein Migrant zu Dir sagt "Du Alman" dann ist das vielleicht eine Beleidigung, aber auch da ohne (gesellschaftliche) Machtkomponente. Und vielleicht ist es ja auch ein Witz, oder eine eher harmlose Neckerei, kommt ja auch auf den Kontext an.

Wat Alman ist eine Beleidigung?

 

 

Grundsätzlich spricht natürlich sowieso viel dafür Rassismus zu verallgemeinern. Mein Verständnis ist wie gesagt noch an Konzepte oder Nachfolgekonzepte von Rasse geknüpft. Was aber zum Beispiel dazu führt, dass sich erst nach dem Beginn der Einbindung der Versklavung von schwarzen Afrikanern in Formen des Dreieckshandels durch die Portugiesen ein Protorassismus entwickelt. Schon die gesamte Versklavung von Schwarzen, anderen Afrikanern, Osteuropäern, Südasiaten davor ist im Prinzip nicht rassistisch und überhaupt gibt es in der Menschheitsgeschichte bis dahin keinen Rassismus. Das ist natürlich fragwürdig.

Edited by Loki
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@Rassismus gegen Weiße: Ich denke es ist doch sogar bei Sascha, slowcar und smoothie Konsens das es in der Menschheitsgeschichte Menschen Opfer von Rassismus gab, die sich selbst als "Weiß" definiert hätten.

 

Genauso ist es doch glaubei ich auch bei sirdoom oder corpheus Konsens das Rassismus immer einher geht mit einem Machtgefälle. Und es kann momentan in modernen westlichen Staaten in denen fast ausschließlich weiße Mehrheiten "herrschen" eigentlich nur in der blanken konstruierten Theorie ein Weißer Opfer von Rassismus werden.

 

Rassismus gegen Weiße ist also in der Gegenwart vor allem ein Kampfbegriff der Rechten. Es würde der Linken oder den PoC im Gegenzug mMn besser stehen wenn sie sich darauf beschränken würden, dass es in Europa und den USA heute keinen Rassismus gegen Weiße geben kann anstatt die Geschichte umschreiben zu wollen um Rassismus als reines PoC-Problem zu definieren. Benachteiligte Minderheiten sind und waren die Opfer von Diskriminierung.

 

Kann man das nicht als gemeinsamen Nenner einfach so stehen lassen? Warum müssen wir aus den vernichteten Juden des 2.WK auf einmal PoC "machen"? Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

 

 

@Rowling: Im aktuellen Spiegel gibt es übrigens einen Artikel zum Thema Rowling: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/j-k-rowling-wie-sich-die-harry-potter-erfinderin-von-millionen-fans-entfremdete-a-00000000-0002-0001-0000-000174419316

Das dieser Gregor Murray damals der Auslöser war, wusste ich z.B. gar nicht.

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Klar gibt es hellhäutige Menschen, die Opfer von Rassismus wurden. Aber wie Marina Weisband im mir zitierten Video schon sagt ist "Weiß" eine Kategorie, die von Rassisten definiert wurde und außerhalb des Rassismus' keinerlei Bedeutung hat.
 

#FrageEinenJuden : Sind Juden weiß?
https://youtu.be/Io-TRGT8eUg?t=950


Mit anderen Worten: Rassisten definieren was "Weiß" ist und das hat nicht unbedingt etwas mit der Hautfarbe zu tun. "Weiß" ist halt das, was Rassisten erhalten wollen, während alles andere eben "nicht erhaltenswert" ist. Somit sind auch hellhäutige Juden (oder Polen, Russen, etc.pp.) nicht 'Weiß', da sie in den Augen der Rassisten 'nicht-erhaltenswert' sind. Ich habe somit keinen Grund in Kategorien von Rassisten zu denken, weil ich bei deren Spiel in "erhaltenswert" und "nicht-erhaltenswert" nicht mitspielen will.

 

Niemand, macht aus Juden "PoCs" (außer sirdoom an Vorwurf an 'uns', von Anderen hab ich das noch nicht gelesen). Niemand, sagt, dass hellhäutige Juden keinen Rassismus erfahren (außer sirdoom als impliziter vorwurf u.a. an mich, weil Juden "aufeinmal nicht mehr 'weiß' sein dürfen, in seiner Logik aber Rassimus gegen hellhäutige Juden aber 'Rassismus gegen Weiße' ist. Da ich mich u.a. aus oben genannten Gründen dagegen ausspreche es so zu nennen, versteht er es so - oder will mich so verstehen - das ich behaupte es gäbe keinen Rassismus gegen Juden). Wie ich aber schon mehrfach und vor etlichen Seiten bereits erklärt habe, ist dass aber kein "Rassismus gegen Weiße", sondern heißt und hieß schon immer "Antisemitismus". Und Antisemitismus ist und war auch schon immer Rassismus.

Edited by Sascha M.
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@Rowling: Im aktuellen Spiegel gibt es übrigens einen Artikel zum Thema Rowling: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/j-k-rowling-wie-sich-die-harry-potter-erfinderin-von-millionen-fans-entfremdete-a-00000000-0002-0001-0000-000174419316

Das dieser Gregor Murray damals der Auslöser war, wusste ich z.B. gar nicht.

Der hinter der Paywall steht, in diesem Fall auch zum Glück, die Zielgruppe hat das vermutlich schon so als Welt-Kolumne gelesen. Da werden auch die Frauen/Trans-Männer ausgepackt, die ihre Geschlechtsangleichung nur durchführen lassen, um "echten" Frauen auf dem Klo aufzulauern.

 

Nicht als Gegenstück, aber als ein deutlich weniger einseitiges Stück empfehle ich diese Beobachtung, wie sich transfeindliche Gruppen nach dem De-Platforming bei Reddit weiter radikalisieren: The Secret Internet of TERFs

Was ich nicht zuletzt auch technisch sehr interessant finde, und es beleuchtet ein wichtiges Diskursobjekt der heutigen Zeit, eben "De-Platforming".

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