Jump to content

Marcus Johanus

Mitglieder
  • Posts

    772
  • Joined

  • Last visited

Everything posted by Marcus Johanus

  1. Farbe aus dem All fänd ich auch gut. Aber wollen wir nicht einfach die zweitplatzierte Geschichte aus der Umfrage nehmen? Dann sparen wir uns neue Umfragen und Diskussionen. Wei? nur leider nicht mehr, welche das war ...
  2. Wahrscheinlich hast du im Laden in der Bismarckstr. angerufen. Der hat aber dicht gemacht. Versuche es unter 030 859 62 903.
  3. Auch auf die Gefahr hin, dass ich damit nerve, aber Pickmans Schüler aus dem Traumlande-Quellenbuch ist für mich eines der Abenteuer, das die Lovecraft-Atmosphäre gut rüberbringt, vor allem, weil es für mich wie kein zweites Abenteuer Traumlande und wache Welt sinnvoll verbindet. Es spiegelt sozusagen das ganze lovecraftsche Werk i meinen Augen. Was die Hilflosigkeit angeht - ist das nicht eigentlich ein Gefühl, das sich bei Cthulhu eher automatisch einstellt? Denn immerhin sind die Charaktere doch in vielen Situationen recht ausgeliefert. Ich denke allerdings, dass es nur sehr schwierig ist, diese Intention in einem vorgefertigte Abenteuer zu verwirklichen, denn das Gefühl des Ausgeliefertseins wird sich bei jedem Spieler an verschiedenen Punkten mit unterschiedlicher Intensität entwickeln. Das kann man schlecht planen, wenn man die Spieler nicht kennt.
  4. O Mann, da benutze ich mal das einzige Fremdwort, das ich kenne, und dann wird mir das gleich um die Ohren gehauen. Ihr gönnt einem aber auch gar nix ...
  5. Ich bin kein Freund dieses "Der Autor ist tot, es lebe der Text!"-Standpunktes, der mir im Studium mit ermüdender Regelmä?igkeit in Seminardiskussionen als Totschlagargument um die Ohren gehauen wurde. Die Erkenntnis, der Autor müsse hinter seinem Text zurücktreten, hat für mich nur historischen Wert, nämlich, indem sie natürlich zu Recht die schulmeisterliche Frage "Was will der Autor uns damit sagen?" in ihre Schranken verwiesen hat. Meiner ?berzeugung nach entfaltet sich die Qualität eines Textes in einem Spannungsverhältnis zwischen Leser und Autor. Der Autor versucht einen Text zu konstruieren und benutzt dafür bestimmte Stilmittel um bestimmte Effekte zu erzielen. Nachdem der Text gedruckt und veröffentlicht ist, übernimmt ihn der zweite Autor, nämlich der Leser, der in seinem Hirn beim Lesen - mehr oder weniger bewusst - die Stilmittel des Autors in sich aufnimmt und auf ihre Wirkung hin überprüft, um schlie?lich zu dem Ergebnis zu kommen, dass die vom Autor verwendeten Stilmittel ihre Wirkung erzielen oder nicht. Dass es dabei zu vom Autor nicht beabsichtigten Effekten kommen kann, liegt an der Komplexität des Vorgangs. Deswegen den Autor und sein Anliegen für unbedeutend zu erklären, halte ich für fahrlässig. Zurück zu unserem Text: Das Einstiegszitat in diese Diskussion, die Konstruktion des Textes und auch andere Quellen lassen mich zu dem Schluss kommen, dass Lovecraft mit Schatten über Innsmouth versucht hat, einem Magazinherausgeber zu gefallen, der actionorientierte Geschichten bevorzugt. Die Erzählung strebt meiner Lesart nach auf den Punkt zu, an dem der Erzähler aus seinem Hotelzimmer flüchten muss. Dieser Abschnitt des Textes stellt sowohl in der Handlung, als auch in der Verwendung der Stilmittel als auch in der Thematik (Erkundung wird zur Flucht) einen Wendepunkt dar. Deswegen denke ich, dass es sich hier um den Höhepunkt des Textes handelt, in dem sich die Erzählung verdichtet. Also muss ich mich fragen, ob dieser Höhepunkt in der Erzählung gelungen ist oder nicht. (Dass es viele andere Teile des Textes gibt, die für sich interessant sind, ist eine ganz andere Frage.) Und da komme ich zum Schluss: Nö. Dass andere Leser hier andere Aspekte des Textes mögen, zeigt ja nur, dass Lovecraft ein hervorragender Autor ist, der selbst im Scheitern noch Triumphe feiern kann. Nur war es halt ein Fehler von ihm, den wichtigsten Punkt einer Geschichte mit Mitteln gestalten zu wollen, die er nicht so gut beherrscht. Meine Meinung - auch wenn mein Kommentar hier an manchen Stellen vielleicht apodiktisch klingt, bitte ich darum, mir zu widersprechen.
  6. Ja. Ich stecke da jetzt auch nicht sooo tief drin, habe mich im Studium nur am Rande damit beschäftigt. Aber mein Eindruck ist, dass Gattungsbegriffe ja immer umstritten sind, der der Novelle aber besonders. Deswegen wäre eine ausführliche Diskussion über die Gattung von Innsmouth wirklich vergebene Liebesmühe. Ja, Novelle ist auf jeden Fall mehr als nur eine Längenkategorie. Vielleicht kann man auch nicht ausschlie?en, dass Innsmouth eine Novelle ist. Ich habe mich nur gewundert, dass das so schnell und unkommentiert ohne Analyse behauptet wird, eben weil mir der Gedanke nie als erstes gekommen wäre. Wenn mir einer eine wirklich gute Begründung liefert bin ich da auch gerne vom Gegenteil zu überzeugen, ansonsten würde ich halt Innsmouth lieber als Erzählung bezeichnen.
  7. Okay, muss demutsvoll gestehen, dass ich die Erzählung nicht im Original gelesen und auch erst zum zweiten und nicht zum vierten Mal gelesen habe. Ich war einfach nicht motiviert genug, einen Text, den ich eh nicht sonderlich mag, auch noch im Original zu besorgen. Ich respektiere, dass eine genauere Kenntnis des Textes ganz andere Ergebnisse erzielen kann, als meine oberflächliche. Da hast du natürlich vollkommen recht, Holger. Mir geht es da ähnlich. Auch ich finde, dass der eigentlich bei Lovecraft stets gleiche, gestaltlose Erzähler nicht zu Identifikation einlädt. Ich denke natürlich auch, dass das bei Lovecraft Methode hat, denn einerseits übt der Ich-Erzähler, den er ja konsequent einsetzt, eine direkte Wirkung auf den Leser aus, die den Schrecken verstärlt, auf der anderen Seite bleibt der Erzähler in gewisser Weise abstrakt, ungegenständlich, was das Schwebende, Unfassbare in Lovecrafts Texten verstärkt. Eigentlich sehr künstlerisch und sehr gelungen. Ich wage mal zu behaupten, ohne dass ich da Lovecrafts eigene Aussagen zu kenne, dass er wollte, dass man sich eben NICHT mit seinen Figuren identifzieren kann. Bestenfalls war es ihm egal, aber das glaube ich eher nicht. Dass sich nun doch Leser mit dem Erzähler identifizieren liegt glaube ich eher an den heutigen Lesegewohnheiten, denn die Identifikation ist ja in der Unterhaltungsliteratur heutzutage nicht wegzudenken. Wenn man diese Lesgewohnheit dann auf Lovecraft überträgt, führt das halt zu interessanten Effekten, dann werden die Deep Ones zu den missverstandenen Anderen, die ja eigentlich ganz nett sind, halt eben nur anders, und der eigentlich verlorene Erzähler zum Schluss der Erleuchtete, der sein wahres Ich begrü?t, anstatt sich davor zu fürchten. Eigentlich ein witziger Prozess, der aber bestimmt nicht der Intention des Autors entspricht. Doch wenn jemand damit glücklich ist, die Geschichte so zu lesen ... warum nicht? Um Gottes Willen, Ich bin ja heilfroh, das jemand mal Stellung bezieht. Und ich finde deinen Beitrag sehr erhellend. Sehe den Text nun auch noch einmal mit anderen Augen. Die Sturkur des Textes würde ich auch gar nicht ins Zentrum meiner Kritik stellen. Die kann so oder so gewählt sein, das ist ja für den Spannungsbogen eigentlich egal, wenn denn die letztendliche Komposition zünden würde. Aber zumindest bei mir, beim zweiten Lesen in der deutschen ?bersetzung, war das nicht der Fall. Tja, ich fürchte, das ist halt eine subjektive Wahrnehmung, über die man nicht streiten kann. Ich will dir da auf keinen Fall deinen Lesevergnügen nehmen. Aber ich fand die stetigen Wiederholungen eher ermüdend und als heutiger Leser fürchte ich, war es einfach recht klar, dass der Erzähler die Stadt eben nicht verlassen kann. Vielleicht ging das einem Leser vor 60, 70 Jahren anders, sodass das für ihn eine überraschende Wendung war. Aber ich finde es aus heutiger Sicht eher ermüdend, stets auf das Offensichtliche hinzuweisen. Ganz bestimmt habe ich mit so einer Aussage den Text nicht gewürdigt, aber eben meine persönliche Enttäuschung beschrieben.
  8. Okay, ich will hier keine Genre-Diskussion vom Zaun brechen, weil die wahrscheinlich eh zu keinem Ergebnis führen würde. Und schlie?lich ist es ja auch eher egal, ob Innsmouth nun eine Novelle ist oder nicht. Nur so weit meine Argumente, warum ich die Erzählung nicht als Novelle lese: 1. Ich würde mich, um die Gattung zu bestimmen, nicht unbedingt auf einen Wikipedia-Artikel verlassen, den finde ich doch zu kurz. Hier kratzt die Wikipedia nur an der Oberfläche. 2. Natürlich weist die Erzählung Elemente auf, die ins Novellen-Schema passen, denn wenn ich eine Erzählung mit einer gewissen Länge schreibe, dann folge ich fast scho automatisch gewissen dramaturgischen Gesetzmä?igkeiten, gerade als ein Autor wie Lovecraft, der ja erähltechnisch im 19. Jahrhundert hängen geblieben ist und die Experimente seiner Zeitgenossen mehr oder weniger ignoriert. Für eine Novelle ist mir Innsmouth nicht künstlerisch genug. Mir fehlt die symbolische Tiefe, der eine entscheidende Themenkreis, auf dem eine Novelle normalerweise aufbaut. Was sollte das hier sein? Entfremdung? Den sehe ich weder dinghaft noch direkt wirklich künstlerisch verarbeitet. Auch finde ich nicht, wie ich ja schon mehrfach erwähnt habe, dass mir die Spannungskurve nicht geradlinig genug verläuft, wie ich es von einer Novelle, die auf einen Höhepunkt zusteuert, erwarte. Ich finde, dass die Spannung in Innsmouth eher unkontrolliert hin und her zuckt. Das hat Lovecraft vielleicht anders beabsichtigt, aber halt eben nicht entsprechend umgesetzt. Gerade der Vergleich zum Drama, der ja richtig ist, wenn man von Novellen redet, hinkt, weil eben der klassische, drei- oder auch fünfaktige Aufbau des Dramas bei Innsmouth nicht greift. Ich bin ja - obwohl sie in der theoretischen Diskussion inzwischen gnadenlos zu den Akten gelegt wurde - ein Fan von der Falken-Theorie der Novelle, also der Idee, dass eine Novelle ein Dingsymbol durchzieht, das wie ein roter Faden die Handlung durchzieht, um die Aussage des Textes zu verdeutlichen. Warum ich diese Idee gut finde, würde jetzt den Rahmen des Beitrags sprengen. Jedenfalls kann ich diesen "Falken" auch nirgends in Innsmouth entdecken - was sollte das sein? Die Tiara? Wohl eher nicht. Für mich ist Innsmouth der typische Fall für eine "Erzählung", also einen gattungsmä?ig eher unbestimmten Text, der frei, ohne eine bestimmte Gattung zu suchen, eine Geschichte abspielt. Denn immerhin findet man ja in Innsmouth auch einige Elemente der Kurzgeschichte, wobei der Text dafür ja eindeutig zu lang ist. Auch hat er durch die Verschachtelungen der Erzählungen etwas Romanhaftes, ohne dafür aber episch genug zu sein. Wenn man so will, finde ich, dass das eigentlich zu den eher lobenswerteren Aspekten des Textes gehört, dass er ohne sich um Konventionen zu kümmern, verschiedene Techniken kombiniert, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Denn die Verfremdung ist somit auch literarisch umgesetzt, indem der Text eher unbestimmt, schwebend bleibt. Passt für mich jedenfalls mehr zu Lovecraft, wenn ich den Text in den Zusammenhang zu seinem restlichen Werk stelle. Urgh. Jetzt bin ich doch mehr ins Labern geraten, als ich wollte.
  9. Da stimme ich dir zu, du hast mich falsch verstanden. Ich finde sogar, dass Unterhaltungsliteratur viel zu selten ernsthaft analysiert wird, eben weil, wie du sagst, sie viel über die Gesellschaft aussagen kann. Mein Hauptinteresse, gerade auch als Cthulhu-Spielleiter, ist aber eher die technische Seite. Wie erzeugt der Autor Spannung? Wie ist die Erzählung aufgebaut, wann wird was enthüllt und warum? Usw. Und da komme ich für meinen Teil zum Schluss, dass Innsmouth eher schlecht ist. Ausgehend von der Beobachtung, dass mich die Erzählung langweilt. Gründe dafür, habe ich bereits aufgezählt. Und nebenbei: Ich will die Diskussion hier nicht im Kleinkram ersticken, deswegen erklärt mir bitte nur ganz kurz, wie ihr darauf kommt, sie sei eine Novelle. Okay, Novellen sind prinzipiell nicht so leicht zu bestimmen, deswegen können wir uns wahrscheinlich ewig darum streiten, aber mir wäre im Leben nicht eingefallen, Schatten über Innsmouth als Novelle zu lesen.
  10. Hier finde ich zweierlei bemerkenswert: 1. Der Protagonist ist ja hinter nichts gekommen. Zadok präsentiert ihm alle Infos auf dem Silbertablett. Die Erzählungen Zadoks für sich gesehen sind ja ganz nett, aber sie tragen insgeamt nicht zur Spannung bei. 2. Mag sein, dass das Experiment für dich spannend ist. Aber mal ehrlich: Will ich sowas in einer Horrorgeschichte? Literarische Experimente schön und gut, aber ich finde, in der Unterhaltungsliteratur haben sie nur wenig zu suchen. Wenn ein Text in erster Linie unterhaltsam ist und das auf unkonventionelle Weise erreicht, finde ich das toll. Aber unkonventionell und langweilig finde ich in diesem Genre unverzeihlich. Gerade die Nacht im Hotelzimmer fand ich ausgesprochen schlecht. Wie gesagt: Weite Teile des Textes sind an den spannendsten Stellen im Konjunktiv geschrieben. Und statt den Helden etwas tun zu lassen, lässt Lovecraft ihn auf dem Bett sitzen und darüber spekulieren, was er tun könnte. Das trifft zwar Lovecrafts Idee vom passiven Helden, dem wie im Albtraum schlimme Dinge widerfahren, ohne etwas tun zu können, ist aber für eine Actionszene vollkommen unbrauchbar. Eine gute Technik am vollkommen falschen Ort, wie ich finde. Ich dene, dass das weniger was mit Lovecrafts Rassismus zutun hat. Hieran würde ich eher Lovecrafts Kulutpessimismus fest machen. Aber ich habe den Text gerade nicht vorzuliegen, da würde ich noch einmal lieber genauer nachlesen, bevor ich mich auf die Position festklopfen lasse. Da will ich nicht widersprechen. Ich denke aber, dass dieses "Aufgehen im Ozean" (schönes Bild) auch den Schrecken verstärken soll, da die Haltung des Erzählers zum Schluss der Erzählung einen starken Kontrast zu seinen Empfindungen am Anfang bilden. Seine Wendung bleibt ja auch eher unerklärt - warum zum Beispiel erschie?t sich sein Onkel, er aber tut dies nicht? Dieses Abgleiten ins Irrationale soll meiner Meinung nach den Schrecken einfach nur vergrö?ern. Das finde ich gar nicht so schlecht gelungen. Stimmt. Es gibt Dinge, die sind durchaus interessant. Ich persönlich meine aber, das Lovecraft unterm Strich ein Autor von Unterhaltungsliteratur ist. Ein Autor von anspruchsvoller Unterhaltungsliteratur, aber eben auch nicht mehr. Deswegen finde ich literaische Experimente eher unpassend, auch wenn sie noch so interessant sind.
  11. Das musst du mir erklären. Als Novelle hätte ich Schatten über Innsmouth nicht gewertet.
  12. Nein, leider nicht. Bestenfalls in ferner Zukunft. Die Seite ist ja von 2002 und seitdem hat sich eigentlich nichts mehr getan.
  13. @Liane: Ich wage es mal dein Mitgefühl für die Deep Ones als weiteren Beleg dafür heran zu ziehen, dass Schatten über Innsmouth eigentlich eine misslungene oder zumindest eine der weniger lovecraftschen Geschichten Lovecrafts ist Denn mal ehrlich, würdest du Mitgefühl gegenüber Mi-Go, einer Farbe aus dem All oder einem Shoggotten empfinden? Ich denke nicht, denn diese Mythoswesen bleiben abstrakt und fremdartig. Das ist Lovecraft mit den Deep Ones nicht gelungen, denn sie sind ja fast schon menschlich: Sie haben ein Ziel, eine menschenähnliche Gestalt, eine Zivilisation, interagieren mit Menschen usw. Das ist okay für einen 50er-Jahre-billg-Horrorfilm mit Gummimonster, aber nicht für den "Meister des kosmischen Schreckens".
  14. Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich schon lange keine Abenteuer mehr "geschrieben" habe. Und wirklich aufgeschrieben habe ich Abenteuer eigentlich nur, wenn ich sie auch irgendwie veröffentlichen konnte. Ansonsten bleiben sie eher Skizzen. Da ich jetzt schon sehr lange D&D und nur sehr wenig Cthulhu spiele, habe ich hauptsächlich vorgefertigte Abenteuer gespielt. D&D-Abenteuer selbst zu entwerfen liegt mir einfach nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Ich bin da irgendwie Arbeiter. Bei mir steht das Ziel, ein Abenteuer zu schreiben, im Vordergrund. Die Idee ergibt sich dann irgendwie. Entweder ist es ein Gedanke, den ich schon lange hatte, oder ich suche nach Plotideen, indem ich mir Inhaltsangaben von Filmen oder Büchern durchlese. Am häufigsten habe ich aber einfach Situationen im Kopf, die ich aus irgendwelchen Gründen ansprechend finde. Meistens Eröffnungsszenen, von denen ich glaube, dass sie meinen Spielern Spa? machen können. Als erstes setze ich mich dann hin und entwerfe einen Bösewicht, den oder die Gegenspieler. Und von da an leite ich alles ab. Zum Spielen bereite ich dann nicht sehr viel mehr als eine Einstiegsszene vor, die möglichst dramatisch ist und meinen Spielern viel zutun gibt, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und sie ins Abenteuer reinzuziehen. Anschlie?end lehne ich mich ein bisschen zurück und warte ab, was die Spielercharaktere unternhemen und reagiere dann darauf anhand der vorbereiteten Gegner. Zusätzlich benutze ich eine Liste mit Ereignissen, die passieren können, falls meine Spieler nicht weiterkommen, falls ich sie unter Druck setzen möchte, falls ich etwas Unerwartetes stattfinden lassen will usw. Ob und wie die im Abenteuer schlie?lich eine Rolle spielen, ist etwas ganz anderes. Meine grö?te Schwäche sind Recherchen und Bodenpläne. Finde ich beides ziemlich langweilig beim Vorbereiten. Deswegen bin ich immer ganz froh, wenn es da gutes fertiges Material gibt, das ich klauen kann. Allerdings ist dieser Abriss hier ziemlich akademisch. Musste gerade mit Schrecken feststellen, dass ich so schon seit fast 2 Jahren nicht mehr geleitet habe, halt eben, seit wir D&D intensiv spielen. Das muss ich unbedingt ändern ...
  15. Das ist mir politisch viel zu korrekt Immerhin gibt sich Lovecraft durch Zadok ja nun die allergrö?te Mühe, die Deep Ones so grauenhaft wie möglich zu beschreiben. Auch der Erzähler beschreibt den Anblick der Deep Ones im Teufelsriff als das, was "schrecklicher war als alles andere" und er lässt ihn "vollends seiner Selbstbeherrschung beraubt wie wahnsinnig" wegrennen. Meiner Meinung nach lässt das nur wenig Spielraum für einen Kuschelkurs mit den Deep Ones, was halt auch wieder tief in Lovecrafts Seele blicken lässt und seine Fremdenfeindlichkeit entlarvt. Ich rate davon ab, sich auch die politisch weniger korrekten Seiten Lovecrafts schönreden zu wollen: Er war, zumindest für eine lange Zeit, überzeugter Rassist und Antisemit, was zum Verständnis seiner Texte beitragen kann. Um diese Erkenntnis sollte man sich nicht drücken, nur um den Vater von CTHULHU in einem besseren Licht darstehen zu lassen. Das sehe ich anders. Als "befreiend" kann ich den Schluss nicht werten. Das müsstest du mir belegen. ?ber hundert Seiten zuvor bemüht sich der Erzähler, alle Vorgänge in und um Innsmouth als schreckenerregend zu beschreiben. Immerhin kauft er sich sogar eine Pistole, um seinem Leben eine Ende zu bereiten. Dass er dies zum Schluss nicht tut, ist in meinen Augen eigentlich das Beängstigende am Schluss, denn immerhin sind es "gewisse Träume", die ihn davon abhalten - nämlich die Träume von Y'hanthlei und den Deep Ones. Die "Erlösung" am Ende kommt daher von au?en und nicht aus ihm heraus, sozusagen als Arrangement mit seinem neuen Zustand. Lovecraft hatte da ganz bestimmt kein versöhnliches Ende im Kopf, sondern nur die Steigerung des Grauens, indem er zeigt, wie massiv der korrumpierende Einfluss der Deep Ones ist. Vom Gegenteil müsstest du mich anhand von Textstellen überzeugen oder genauer erörtern, wie der Eindruck der "Befreiung" bei dir entstanden ist.
  16. So würde ich das gar nicht sehen. Die Verfolgungsjagd ist ja im Prinzip als Teil der Erzählung nicht verkehrt - nur ist sie in meinen Augen schlecht geschrieben. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass Lovecraft tatsächlich versucht hat, Action-Elemente einzubauen, um den Text besser verkaufen zu können. Lovecraft ist ein Autor mit vielen Stärken, aber auch mit einigen gravierenden Schwächen. Und das Schreiben von Actionszenen scheint halt Letzteres zu sein. Wei? nicht, ob das wirklich die der Erzählung zugrunde liegende Idee ist. Ich halte das eher für die überraschende Wendung zum Schluss, ein Mittel, das ja häufig in Kurzprosa verwendet wird. Die grundlegende Idee, das Thema, ist meiner Ansicht nach eher die Degeneration der Menschen durch die Vermischung mit einer unsterblichen und dekadenten Rasse. Tatsächlich denke ich, dass die meisten Autoren mit ihren Werken nie wirklich zufrieden sind. Bücher sind nie fertig, sie werden nur veröffentlicht. Ob Lovecraft sooo gena wusste, wo seine Stärken und Schwächen liegen, wei? ich nicht. Aber eigentlich hatte er sich stets daran gehalten, keine Dialoge und keine physiche Action in seinen Texten zu verwenden, weil diese nicht seine Stärken sind. Aber wo bleiben hier eigentlich die glühenden Verehrer von Schatten über Innsmouth? Warum wurde die Erzählung denn als Text ausgewählt, wenn die meisten ihn eher so la la finden?
  17. Habe gerade auf http://www.shoggoth.net gelesen, dass seit Ende November offensichtlich die neue Auflage von Delta Green ausgeliefert wird. Wär ja cool, ein wenig misstrauisch macht mich nur, dass ich die Nachricht nur dort gelesen habe und auch hier im Forum bislang niemand drauf gesto?en ist, wo doch hier sonst immer alle viel schneller sind als ich. Also, darf ich mich freuen oder habe ich was verpasst?
  18. Der Gute ist weit übe 90. Da zieht man so schnell halt nicht mehr um. Au?erdem gibt es für viele Menschen Gefühle, die einen an die Heimat binden, die stärker sind als Furcht. Das finde ich schon plausibel. Die Geschichte von Zadok finde ich auch noch am gelungensten.
  19. Was genau meinst du mit "Geschichte" und "Umsetzung"? Den Plot und die Erzählung vermutlich? Hier sehe ich die gro?e Schwäche. Der Plot der Geschichte (Mann erfährt düsteres Geheimnis, in das er selbst verwickelt ist.) ist ja nicht sonderlich originell für Lovecraft. Einzig die Erfindung der Deep Ones und die stimmungsvolle Ausgestaltung von Innsmouth und seinen Bewohnern machen die Geschichte erwähnenswert und begründen ihren Status innerhalb Lovecrafts Werk. Aber sowohl der Aufbau als auch die Ausführung des Textes halte ich für mangelhaft - und das hat Lovecraft ja offensichtlich selbst erkannt. Ich kann nicht so genau verstehen, was er in dem hier aufgeführten Zitat mit Experimenten meint. Soweit ich wei?, wollte Lovecraft sich mit Schatten über Innsmouth bei einem Verleger anbiedern, der lieber Actionstorys haben wollte, als die ja sonst eher ruhigen und langsamen Erzählungen Lovecrafts. Aber genau hier liegt meiner Meinung nach das Problem der Erzählung: Es befinden sich in ihr alle üblichen Elemente, die man von Lovecraft kennt und schätzt - nur mit einer reingelatschten Verfolgungsjagd, die in meinen Augen sehr schlecht geschrieben ist. Zudem scheint Lovecraft beim Schreiben kreativ blockiert gewesen zu sein, denn so eine richtige Auflösung der Geschchte, ist ihm nicht eingefallen. Dass der Erzähler nun selbst ein Deep One ist - das ist doch eher unglaubwürdig. Dazu fehlt in der ganzen Erzählung eine wirklich gute Begründung, warum er denn zufällig nach Innsmouth kommt, um dort sein Familiengeheimnis zu erfahren. Wie ich beim Anhören der Hör-CD von Schatten über Innsmouth erfuhr, hat Lovecraft bei der Hotelszene eine Technick versucht anzuwenden, die eine albtraumhafte Atmosphäre erzeugen soll. Tja, das ist ihm in gewisser Weise auch gelungen, denn zu dieser Idee gehört es, dass der Protagonist das Grauen passiv erlebt, ohne handeln zu können. Wahrscheinlich schwadroniert der Erzähler deswegen so lange im Konjuktiv darüber, was er denn tun könnte, um seinen Verfolgern zu entkommen, anstatt auch was zu tun. Betrachten wir doch einmal den Aufbau der Erzählung etwas grober: Es gibt eine ziemlich lange Einleitung, die schildert, wie der Erzähler nach Innsmouth kommt. Es gibt einen merkwürdig gestalteten Mittelteil, der aus einer Erkundung der Stadt und dem Gespräch mit Zadok besteht. Dann folgt - ja, was eigentlich? - der Ausbau des Mittelteils, die Hinführung zum Höhepunkt, ein zweiter Mittelteil? Die Funktion der Verfolgungsjagd ist recht zweifelhaft. Eigentlich wäre anzunehmen, dass sie den Höhepunkt darstellt oder zum Höhepunkt führt. Beides ist aber nicht der Fall. Denn wie fast immer bei Lovecraft liegt der Höhepunkt der Erzählung kurz vor deren Ende, wenn es die überraschende Enthüllung gibt (die ja leider so überraschend nicht ist). Die Struktur der Geschichte ist somit in meinen Augen ziemlich diffus, worunter die Spannung extrem leidet. Als gro?er Fan von Poe war Lovecraft wie sein Vorbild davon überzeugt, dass Erzählung komprimiert sein müssen, um einen einheitlichen Effekt zu erzählen. Das gelingt ihm auch sehr oft, nur eben nicht in Schatten über Innsmouth. Allein die Erzählung in der Erzählung ist ein zweifelhaftes Stilmittel, das schon allein durch seine Länge die Aufmerksamkeit des Lesers von der eigentlichen Handlung der Erzählung ablenkt. Somit ist auch die Form der Erzählung ziemlich unklar. Von ihrem Aufbau her ist sie in gewisser Weise eine Kurzgeschichte (unmittelbarer Einstieg, Ich-Erzählung, Reduktion auf das Wesentliche, überraschende Wendung kurz vor Schluss), dafür ist sie aber eindeutig zu lang. Eine Novelle ist Schatten über Innsmouth auch nicht, denn eine Novellenform weist sie ja nun so gar nicht auf. Und für einen Roman ist das Ganze viel zu einfach gestrickt und wiederum zu kurz. "Erzählung" ist deswegen wohl der einzige Gattungsbegriff, der passt, was ja aber fast schon ein Dilemma darstellt, denn das zeigt, wie inkonsistent die Geschichte ist. Das muss prinzipiell nicht schlecht sein, wenn der Inhalt stimmt, aber da lässt einen der Text, wie ich ja schon ausgeführt habe, auch in der Luft hängen. Interessant, fiel mir bislang noch gar nicht auf, werde ich mir aber noch mal ansehen. Dass der Text, wie soll ich sagen, künstlerisch natürlich nicht einfallslos ist, ist ja gar keine Frage. Die Frage ist ja eher: Besteht Schatten über Innsmouth als Gruselgeschichte neben den anderen Texten Lovecrafts? Und da finde ich, aus den genannten Gründen, gibt es wesentlich bessere Texte von ihm. Nebenbei: Auch der Horror der Erzählung erschlie?t sich einem ja nur, wenn man Lovecrafts Xenophobie teilt. Und seine Abneigung gegen Fisch und Meeresfrüchte. Okay, dass vor den Küsten in gro?er Tiefe, wo kein Mensch hinkommt, etwas lauert, das uns gefährlich werden kann und schon jahrtausende Alt und zivilisiert ist, ist eine ganz gruselige Vorstellung. Aber diesen schönen Ansatz, der ja auch dazu geführt hat, dass die Deep Ones eines der populärsten Mythoselemente sind, macht Lovecraft für mich mit ein paar Schlampigkeiten kaputt, die ihm sonst nicht passieren: Die Deep Ones werden einfach zu explizit beschrieben, als dass man sich vor ihnen noch fürchten kann, wenn man nicht gerade eine Abneigung gegen Frösche und Fische hat. Ich denke bei seinen Beschreibungen irgendwie immer an Kermit aus der Muppet Show, was mir die Stimmung übe verdirbt. Aber wie sonst soll man sich hüpfende Fisch-Frosch-Wesen sonst vorstellen? Die Vorstellung, dass sich amphibische Wesen einer uralten Zivilisation mit Menschen paaren, mag ja für den Rassisten Lovecraft so gruselig gewesen sein, dass sie seine Biologiekenntnisse verdrängt hat - aber bin ich denn der einzige, der sich daran stört, dass sowohl Frösche wie auch Fische eigentlich doch Eier ausbrüten? Wie soll das ganze biologisch kompatibel zu dem Säugetier Mensch sein?
  20. Ich steige gleich mal etwas provozierend in das Thema ein und spitze meine Meinung etwas zu: Danke für das Zitat. Ich finde es interessant, dass Lovecraft seine eigene Geschichte ähnlich schlecht beurteilt wie ich. Muss gestehen, dass ich kein Freund von Schatten über Innsmouth bin und die Geschichte auf jeden Fall für eine der schlechteren von Lovecraft halte, obwohl sie ja offensichtlich seine populäste ist - was ja auch hier durch das Abstimmungsergebnis zum Ausdruck kam. Ich will meine Meinung natürlich auch gerne begründen: Was ich an Lovecraft eigentlich schätze, ist das erzählerische Umkreisen eines Themas (Geheimnisses, grausiges Ereignis etc.), sodass er es schafft, die wachsende Beunruhigung des Erzählers seiner Geschichten auf den Leser zu übertragen. Das passiert in Schatten über Innsmouth nicht. Vielmehr scheit mir die Erzählung aus mehreren kleinen Texten zusammengestückelt zu sein, die für sich die Ereignisse und Zusammenhänge auf dem Präsentierteller servieren. Letztendlich lebt die Geschichte im Kern davon, eine (langgezogene) Verfolgungsjagd zu sein - und hier stö?t Lovecraft an seine Grenzen. Denn er schafft es nicht, die notwendige Aufregung einer solchen Jagd, vom Protagonisten auf den Leser zu übertragen, was aber notwendig wäre, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Lovecraft ist ein toller Autor mir vielen Stärken - aber auch gro?en Schwächen. Neben der Unfähigkeit, gute Dialoge zu schreiben, stö?t halt am meisten bei ihm auf, dass er kein Tempo in seinen Erzählungen aufbauen kann. Normalerweise schafft er es sehr gut, diese Schwächen zu umgehen, nur in Schatten über Innsmouth muss ihn der Teufel geritten haben. Die meisten seiner Erzählungen und Kurzgeschichten sind ein Paradebeispiel für leisen und langsamen Horror, der sich beinahe unmerklich steigert und sich beim Leser einschleicht. In Schatten über Innsmouth gibt es in der ersten Hälfte ein paar Enthüllungen, die nur dadurch gruselig sein sollen, dass gesagt wird, wie gruselig sie sind. Anschlie?end folgte einer Hetzjagd im Konjunktiv! Der Erzähler zaudert und überlegt länger, was zu tun ist, als dass er handelt. Das ist doch für eine Actionszene einfach tödlich. Und es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, um den Leser au?en vor zu lassen, als lange Passagen einer Actionszene einfach im Konjunktiv zu schreiben. Warum ist Schatten über Innsmouth dennoch so beliebt? Meiner Ansicht nach gibt es dafür zwei Gründe: 1. Die Erzählng ist eben weil sie direkter ist und den Mythos expliziter auftreten lässt, als es sonst bei Lovecraft üblich ist (sieht man vielleicht mal von den Traumlande-Geschichten ab) auch für Einsteiger in Lovecrafts Werk zugänglicher. Das ist natürlich okay, aber für Leser wie mich, die nun schon viel von ihm gelesen haben, eher langweilig. 2. Die Erzählung ist eine der wenigen von Lovecraft, die beinahe Romanlänge hat. Und da die meisten Leser lieber lange Texte als kurze lesen, greifen sie halt eher zu Schatten über Innsmouth als zu Pickmans Model oder Die Musik des Erich Zann. Muss wirklich gestehen, dass ich mich nochmals für diese Diskussion hier durch die Geschichte aus den oben genannte Gründen gequält habe.
  21. Könnte man das nicht auch mit ausgewählten Innenillustrationen machen? Die finde ich viel schöner. Aber das Cover als Hintergrund ist natürlich auch nicht schlecht.
  22. Kann übrigens nur das Hörbuch zu Schatten über Innsmouth empfehlen. Höre es gerade anlässlich dieser Runde hier noch einmal und finde, dass Lovecraft vorgelesen noch einmal eine ganz andere Qualität besitzt, als wenn man ihn nur für sich im stillen Kämmerlein liest.
  23. Ich wäre dafür, ein festes Datum für den Beginn der Diskussion festzulegen, dann hat jeder eine Deadline, wann er mit Lesen fertig sein soll und wann die Diskussion beginnen kann. Ich denke, da eine Woche für so einen Text ausreichen sollte, könnten wir doch den 18. Dezember festlegen. Was meint der Rest?
×
×
  • Create New...