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Politische Diskussionen sind hier nicht OT


Sir Doudelzaq
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1955 haben schon viele türkische (und italienische) Gastarbeiter Familien hier gelebt und gearbeitet. Die alten BRDler wissen das zu großen Teilen noch. Die wissen auch was wir an ihnen hatten und sie sind vielerorts integriert oder wenigstens toleriert. Wer damals in der DDR gelebt hatte, hatte wenn dann eher mit Vietnamesen zu tun gehabt und mit Polen und Tschechen. Und das wären dann wirklich nur Gastarbeiter sie dann auch wieder nach Hause mussten. Und in der BRD wurde wenigstens ab den 60ern/70ern intensiv das Thema Nationalsozialismus, Fremdenhass, Faschismus und dieser Teil der deutschen Geschichte intensiv aufgearbeitet und in den Schulen pädagogisch intensiv vermittelt. In der DDR wurde das Thema runtergeschluckt und bei Seite geschoben. Vom Nationalsozialismus ist man in den faschistischen Sozialismus gerutscht.

 

Nach der Maueröffnung gab es erst Massenarbeitslosigkeit, dann Massenabwanderung und dann Niedriglohn Billigjobs. Man sah eine Treuhand die das Geld veruntreut hat und man erlebte in weiten Teilen, wie der vermeintliche Wohlstand des Westens nicht im Osten ankam.

 

Dort wo noch vernünftig bezahlt wird, das sind zum Beispiel die Braunkohlereviere. Und z.B. in Weißwasser ist eine Stadt so ca. Auf ein Drittel geschrumpft seit der Wende. Heute ist dort jeder Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Braunkohletagebau oder dem Kraftwerk selbst abhängig.

 

Mit dieser Geschichte der letzten 70 Jahre, was das Erdulden und ausbaden der Konsequenzen von leeren Politiker Versprechen angeht, sowie dem Fehlen jedweden positiven Beispiels von größeren multikukturellen Miteinander Lebens (sowas gibt es dort quasi kaum bis gar nicht, generationsübergreifend)... Wie will man den Leuten vernünftig erklären, dass man ihnen jetzt auch noch das Werk abschalten muss, sich aber trotzdem um sie kümmern wird. Das die ganzen Muslimischen Hilfsbedürftigen auch bei ihnen unterkommen müssen, sie aber das weder was kosten wird, noch dieser Kulturschock für beide Seiten ein Problem darstellen wird... Wie will man das dort vernünftig erklären? Wer soll das glauben? Und wer soll das ernst nehmen, wenn gleichzeitig eine Partei daher kommt, die sagt, dass es totaler Quatsch ist das Werk zu schließen, das die ganzen Islamisten hier alles in Arsch geschoben bekommen, Häuser und Wohnungen geschenkt bekommen, nix arbeiten müssen und hier machen dürfen. Was sie wollen... Und nur diese Partei würde daran ernsthaft etwas ändern oder etwas verhindern.

 

Wieso sollten dann dort meine Merheit für eine andere Partei erwarten?

 

Ich habe eine Frau gebürtig aus Weißwasser geheiratet. Sie verabscheut die AFD zu tiefst für das, was sie in ihrer alten Heimat an Betrug und Rattenfängertum betreibt. Ich habe nun Familie von dort und habe mich schon oft unterhalten.

 

Es ist wirklich schwierig zu verstehen, warum sich in vielen Regionen in Ostdeutschland die Menschen so heftig anders verhalten und entscheiden als hier. Die Sorge, dass hier gleiche Verhältnisse entstehen teile ich nicht. Die Geschichte ist einfach zu unterschiedlich.

 

Im Herzen vereint, aber historisch noch immer getrennt. Es ist wirklich komplex und schwierig zu begreifen. Aber ich habe durch meine persönliche Erfahrung aufgehört den Menschen dort Vorwürfe zu machen wie sie sich nur so falsch verhalten können. Das sollte ein erster Schritt für alle sein, um irgendwann endlich wieder zusammen zu wachsen. Die AFD wird dort noch eine ganze Weile sehr stark sein. Solange, bis auch die AFD die Menschen dort verarscht, bzw. die das merken. Aber helfen wird das dann auch nicht.

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Zum Thema Ausschluss vom Wahlrecht, da gab es doch etwas vor kurzem.

 

"Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Menschen mit Behinderung, für die eine Betreuung angeordnet ist, wählen dürfen. ... "
(Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/menschen-betreuung-wahlrecht-1.4411713 )

 

 

Im gleichen Text wird weiter unten geschireben.

 

"Nicht ganz unkompliziert waren die grundsätzlichen Fragen, die es zu klären galt. Denn das Bundesverfassungsgericht hatte vor wenigen Wochen ja keineswegs ein Wahlrecht für alle gefordert. In dem Beschluss ist vielmehr zu lesen, dass der Ausschluss bestimmter Gruppen durchaus zulässig sein kann. Und zwar dann, wenn für sie "die Möglichkeit der Teilnahme am Kommunikationsprozess zwischen Volk und Staatsorganen nicht in hinreichendem Maße besteht". Denn eine Wahl ist aus Sicht der Richter mehr als ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel, sie ist Teil eines demokratischen "Integrationsvorgangs", der freie und offene Kommunikation zwischen Regierenden und Regierten voraussetzt. Das bedeutet: Wem diese Kommunikation nicht möglich ist, der kann auch von der Wahl ausgeschlossen werden. Das Gericht hatte sogar geschrieben: Dass dies für die Gruppe der Betreuten gelte, sei "zumindest nicht fernliegend". Verfassungswidrig war der Wahlausschluss nur deshalb, weil es ein wenig willkürlich war, ihn allein an die formale Anordnung einer Betreuung zu knüpfen."

 

Daher, mit der richtigen Begründung kann einer Personengruppe das Wahlrecht entzogen werden.

 

 

PS: Ansonsten habe ich mir eine Hypothese überlegt der ich mal nachgehen will. Da ich in der nächsten Zeit viel anderes zu erledigen habe und mir dafür vorerst keine Zeit nehmen werde wird es wohl mindestens 2 bis 3 Monate dauern. Ich hoffe es stört niemanden, wenn ich also deutlich später ein Thema aufgreife, dass dann vielleicht schon von eurere Seite ausdiskutiert ist.

Edited by Kyni
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@Sperrklausel

 

Das klingt anders...

 

[...]

Schau an, war mir entgangen. Naja, wenn sie es doch durchbringen, bin ich auf die nächste Klage gespannt.

 

 

 

An die These: mehr Parteilen im Parlament = mehr Handlungsfähigkeit glaube ich nicht.

Hat jemand diese These aufgestellt?

1) ist für mich der logische Schluss aus "Hohe Parteienzahl im Parlament hat nichts mit dem Scheitern der Weimarer Republik zu tun".

Gemildert könnte man sagen: "Hohe Parteienzahl mindert die Handlungsfähigkeit nicht." Das ist m. M. nach aber ebenso falsch.

 

Also: Hohe Parteienzahl im Parlament (waren das mindestens 10 und höchstens 18?) hat mit dem Scheitern der Weimarer Republik zu tun.

Fazit: Sperrklausel = gut.

Also es wäre auch möglich, dass die Handlungsfähigkeit nicht oder kaum berührt wird. Aber, dass die Republik zu handlungsunfähig war, entspricht der damaligen Propaganda gegen die republikanische Ordnung. Schon allein deshalb sollte man genau hinschauen, wo und in welchen Konstellationen Handlungsunfähigkeit aufgetreten ist und inwiefern man diese mit dem "Scheitern" des Parlamentarismus in Verbindung bringen kann.

 

 

Was hälst du denn davon, wenn entsprechend dem Anteil der Parteien, die durch die Sperrklausel ausgenommen werden, Plätze leer bleiben? Fair?

 

2) sehe ich mengenmäßig als irrelevant an, kann masn meinetwegen lassen. Wäre irgendwie ein typisch deutsches "wir machen etwas, aber bloß nicht zu viel".

Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass ihr zu dem Vorschlag vorher ein moralisches Gegenargument aufgemacht habt, etwa wer nicht wählt, soll auch nicht repräsentiert sein. Innerhalb dieses moralischen framing wäre die Implikation, dass bei Existenz einer Sperrklausel, eine Wählergruppe, die wählt, aber deren gewählte Partei an der (künstlichen) Hürde scheitert, dann zumindestens auf andere Art und Weise repräsentiert sein muss.

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. Und in der BRD wurde wenigstens ab den 60ern/70ern intensiv das Thema Nationalsozialismus, Fremdenhass, Faschismus und dieser Teil der deutschen Geschichte intensiv aufgearbeitet und in den Schulen pädagogisch intensiv vermittelt. In der DDR wurde das Thema runtergeschluckt und bei Seite geschoben. Vom Nationalsozialismus ist man in den faschistischen Sozialismus gerutscht.

So intensiv, dass die FDP mit einem Ende der Entnazifizierung Wahlkampf gemacht hat. Und so intensiv, dass unzählige Ex-NSDAPler fröhlich im Bundestag mitgestimmt haben. Das die meisten Richter, die während der NS Zeit fleißig Todesurteile unterschrieben haben, nie verurteilt wurden, denn sie waren ja nur dem damaligen Rechtsdenken gefolgt. Und die tolle Integration der Ausländer, die in Berlin in den Bezirken gebündelt wurden, die der Mauer am nächsten waren, sodass der Rote erstmal nur unwichtige Ziele hat und die BRD Armee Zeit hat, sich zu sammeln.

Auch wenn die Auseinandersetzung in der DDR mehr als mangelhaft war, hat die BRD in dieser Hinsicht auch genug Dreck am Stecken.

 

Ich habe eine Frau gebürtig aus Weißwasser geheiratet. Sie verabscheut die AFD zu tiefst für das, was sie in ihrer alten Heimat an Betrug und Rattenfängertum betreibt. Ich habe nun Familie von dort und habe mich schon oft unterhalten.

 

Es ist wirklich schwierig zu verstehen, warum sich in vielen Regionen in Ostdeutschland die Menschen so heftig anders verhalten und entscheiden als hier. Die Sorge, dass hier gleiche Verhältnisse entstehen teile ich nicht. Die Geschichte ist einfach zu unterschiedlich.

 

Im Herzen vereint, aber historisch noch immer getrennt. Es ist wirklich komplex und schwierig zu begreifen. Aber ich habe durch meine persönliche Erfahrung aufgehört den Menschen dort Vorwürfe zu machen wie sie sich nur so falsch verhalten können. Das sollte ein erster Schritt für alle sein, um irgendwann endlich wieder zusammen zu wachsen. Die AFD wird dort noch eine ganze Weile sehr stark sein. Solange, bis auch die AFD die Menschen dort verarscht, bzw. die das merken. Aber helfen wird das dann auch nicht.

Daraus spricht genau die BRD Borniertheit über die minderbemittelten DDRler, die ja leider im falschen System groß geworden sind und deswegen jetzt so dumme Entscheidungen treffen, sie haben es halt nie gelernt... Mit diesem Blick von oben herab wird sich nie etwas an der Teilung ändern.

 

Die heutigen Probleme der DDR haben auch viel mit den damaligen Entscheidungen der Besatzungsmächte zu tun. Während die Sowjetunion alles aus ihrer Besatzungszone gezogen hat, was sich irgendwie versilbern ließ, haben die Westmächte mit dem Marshallplan richtig Geld in die wirtschaftliche Entwicklung gepumpt. Und dementsprechend sind die großen Industrien Deutschlands nach wie vor in den alten Bundesländern. Daran kann sich jetzt nicht mehr viel ändern können, also woher soll der wirtschaftliche Aufschwung in den neuen Bundesländern kommen? Auch wenn Berlin "Start-Up-Hauptstadt" ist. Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg haben kaum mehr als Bauernhöfe und halbleere Dörfer zu bieten. Achja und nen Flughafen, der nie fertig wird.

Edited by Trochantus
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Daraus spricht genau die BRD Borniertheit über die minderbemittelten DDRler, die ja leider im falschen System groß geworden sind und deswegen jetzt so dumme Entscheidungen treffen, sie haben es halt nie gelernt... Mit diesem Blick von oben herab wird sich nie etwas an der Teilung ändern.

 

Die heutigen Probleme der DDR haben auch viel mit den damaligen Entscheidungen der Besatzungsmächte zu tun. Während die Sowjetunion alles aus ihrer Besatzungszone gezogen hat, was sich irgendwie versilbern ließ, haben die Westmächte mit dem Marshallplan richtig Geld in die wirtschaftliche Entwicklung gepumpt. Und dementsprechend sind die großen Industrien Deutschlands nach wie vor in den alten Bundesländern. Daran kann sich jetzt nicht mehr viel ändern können, also woher soll der wirtschaftliche Aufschwung in den neuen Bundesländern kommen? Auch wenn Berlin "Start-Up-Hauptstadt" ist. Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg haben kaum mehr als Bauernhöfe und halbleere Dörfer zu bieten. Achja und nen Flughafen, der nie fertig wird.

Naja, ich glaube nicht dass die Anmerkung, dass die Treuhand nach der Wende den Osten regelrecht ausgeschlachtet hat und dass das viel Vertrauen zerstört hat, borniert ist. Dass aus den blühenden Landschaften, die Kohl versprochen hatte, nichts wurde. Und dass Menschen, die nicht viel zu verlieren haben, anfälliger sind für "passt auf, sonst kriegen die NOCH Ärmeren bald noch die Krümel, die euch geblieben sind" Rethorik als welche, denen es gut geht, ist glaube ich auch nicht verkehrt.

 

Der Jammer ist halt, dass viele auf die "die Flüchtlinge nehmen euch Eure Krümel weg" Rethorik der AfD reinfallen anstatt sich zu fragen "Moment, wo ist eigentlich der ganze Rest von dem verdammten Kuchen?"

Oder, um mal das neue Mitglied des Europäischen Parlaments Semsrott zu zitieren: "Klar, wenn's mir nicht gut geht, dann sind bestimmt die daran Schuld, die gerade ankommen!"

 

Erklären und Entschuldigen sind ziemich unterschiedliche Dinge.

 

Aber neugierig bin ich jetzt schon - was ist denn deine nicht-BRD-bornierte Sichtweise? Wie erklärst Du den Erfolg der AfD im Osten?

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Vergiss nicht, dass die DDR der BRD das wichtigste Geschenk von allen gemacht hat (deswegen hat Strauß da auch soviel Geld rein gesteckt damit die DDR länger überlebt) eine semipermeable Membran. Niedriglohnland das zwar waren durch lässt aber keine Leute.

Die Wirtschaft der BRD profitierte davon dass kaum liefer- und Produktionskosten sehr günstige Produkte ermöglicht hat

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Wenn ich die Handlungs- und Entscheidungsfindung der Parlamente vom alten Dreiparteien zu 4 (inkl. Grüne) zu 5 (inkl. Linke) zu 6 (inkl. Afd) extrapoliere, dann ist es für mich sicher, dass in einem 12-18 Parteienparlament nicht viel mehr klappt als die Türen.

Und wie durch ein Wunder sind dennoch durchweg stablie Regierungen zustande gekommen. Das haben weder die Grünen, noch die Linke verhindert. Dass die Regierung Gerd II nicht durchgehalten hat, lag an ihm, dass die aktuelle Regierung ggf. nicht durchhält, liegt an der Krise von CDU und SPD, nicht an den Braunen im Parlament. Wenn man unter Handlungsunfähigkeit allerdings bereits versteht, dass eine Regierungsbildung nicht im ersten Anlauf klappt und länger als 2 Wochen dauert, dann ist da was dran.
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Definiere "Erstaunliche Fortschritte"

 

Sind das Dinge die die Gemüter Bewegen? Dinge die großen Impact auf die Gesellschaft haben? (sofort oder später) Dinge die wir als positive Entwicklung für uns definieren? 

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Ist das ein Gegenargument dazu, dass die Handlungsfähigkeit bei 12 bis 18 Parteien nichtexistent ist?

Ja. Denn eine Verdoppelung der Parteienanzahl hat zu keinen Einschränkungen geführt. Es ist daher durchaus denkbar, dass auch 12 Parteien den Betrieb nicht stören würden. Handlungsfähigkeit nichtexistent ist dagegen ziemlich unwahrscheinlich - jedenfalls gibts dafür halt keine Anhaltspunkte.

Dagegen spricht zB auch, dass jede neue Partei noch weniger Sitze haben wird. Mit 2% hätten zwar Parteien wie FW, Piraten oder die PARTEI Chancen, aber die hätten ja trotzdem nicht auf einmal 50 Mandate. Zumal es bereits heute nicht mehr für eine GroKo reichen würde, dann ist es aber egal, ob es um 5 Sitze nicht reicht oder um 20, denn 3er-Bündnisse würden dennoch gehen. So what.

Apropos GroKo: Dass es für die nicht reicht, hat auch wenig mit den neuen Parteien zu tun. Die AfD klaut der SPD nicht wirklich Stimmen, Grüne und Linke sind schon lange dabei. Das muss also andere Ursachen haben, als die größere Parteienzahl...

Ich glaube, es würde vor allem weniger beständig werden. Aber Wandel gab es auch schon immer. Früher war die FDP der Königsmacher, dann gab es den rot-grünen und den schwarz-gelben Block. Das ist auch Geschichte...

 

Und falls dir nicht aufgefallen ist, dass es bereits jetzt immer stärker auf der Minimalkonsens = "es passiert so wenig wie möglich - Schiene" gefahren wird

Wobei es eine sehr steile These ist, dass das vor allem daran liegen soll. Um Alternativen zu nennen - eine GroKo (in einer Legislatur mit mehr als 2/3 der Sitze) steht weder für politische Debatte, noch für richtungsweisende Entscheidungen. Und es regiert seit 13 Jahren eine Kanzlerin, die noch nie eine Vision hatte, sondern immer nur... tja, was eigentlich? Natürlich passiert da nicht viel.

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Mit ihrer 13-Jahren visionsloser Regierung steht sie ihrem politischen Ziehvater Kohl ja in nichts nach. Der Deutshe scheut im allgemeinen Veränderung, es könnte ihm danach ja schlechter gehen, oder er müsste sich vielleicht anpassen und seine Komfortzone etwas zurecht rücken. Darum wählt er den Fels in der Brandung, der sich nicht bewegt. Immer und immer wieder. Darum interessiert es ihn auch nicht, wenn es einzelnen Personengruppen eben nicht besser geht, solange "er" keinen Nachteil für sich hat.

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Wer auch immer über Deutschland "herrschen" wird... er wird nur wenig bewegen können.

 

Unser Wahlsystem erlaubt bei der jetzigen Zersplitterung des Parlaments nur Koalitionen. Und je mehr Parteien die Koalition bilden, umso mehr Kompromisse muß der "Herrscher" eingehen. Und je mehr Kompromisse, umso weniger bleibt vom Konzept des "Herrschers" übrig.

 

Und da der "Herrscher" die anderen Parteien seiner Koalition braucht um "Herrscher" zu werden, muss er auch deren rote Linien berücksichtigen. Von daher ist es fast unmöglich, gegen den Willen der Koalitions-Parteien wirklich einschneidende Änderungen zu bewirken.

 

Ist natürlich gut, wenn ich mir eine AfD als stärkste Partei in Deutschland vorstelle. Verhindert aber auch wirksame Massnahmen bei Umwelt/Klima/Verbraucherschutz.

Edited by Corpheus
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Es gab schon deutliche Veränderungen seit 2000 nur empfindet die selten Jemand als Positiv fürs Große Ganze.

 

 

Die Einführung des Euro

Wir hatte die Harz Gesetze die ein absolutes Novum in der Gesetzesgesichte der BRD darstellen weil sie zu 100% von Bertelsmann erstellt wurden. 

Wir hatten die ersten mit deutscher Beteiligung erfolgte militärischen Einsätze seit dem Ende des 2. Weltkrieges

Wir hatten zig Gesundheitsreformen die nur deswegen vergessen wurden, weil Sie auf die wenigsten direkten Einfluss hatten (außer dass wir ne Zeit lang 10 € im Quartal zahlen mussten) Immerhin konnten die Krankenkassen so deutlich bessere Überschüsse an Ihre Top Manager ausschütten.

Wir haben sinkende Arbeitslosenzahlen (die zuerst nur daran lagen, dass man Arbeitslos anders definierte und später dann sogar tatsächlich einen leichten Trend)

Wir haben  Die Schwarze Null tm 

Und das ist nur was mir spontan in meiner kleinen Filterblase einfällt. Es gab also schon einige große Ereignisse in der Entwicklung...

 

 

Zur Politik der Ruhigen  untätigen Hand:

 

Schröder wurde das ja auch vorgehalten. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass wir hier von einem rein Deutschen Phänomen sprechen. Ich glaube Demokratie ist allgemein eher dazu gedacht den Status Quo zu erhalten als umfassende Änderungen zu erbringen, denn dazu dauert der Entscheidungsprozess einfach zu lange (von der Umsetzung und den Auswirkungen mal ganz abgesehen. Merkel hat in vielen Fällen einfach die positiven Entwicklungen, die durch die Schröder Regierung angestoßen wurden schlicht für sich beansprucht) Für wirklich Große Veränderungen hat es immer einen Systemwechsel gebraucht (und ob die gut oder Schlecht waren, ist extrem Subjektiv, siehe "Die Wende"z.B.) 

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Daraus spricht genau die BRD Borniertheit über die minderbemittelten DDRler, die ja leider im falschen System groß geworden sind und deswegen jetzt so dumme Entscheidungen treffen, sie haben es halt nie gelernt... Mit diesem Blick von oben herab wird sich nie etwas an der Teilung ändern.

 

Die heutigen Probleme der DDR haben auch viel mit den damaligen Entscheidungen der Besatzungsmächte zu tun. Während die Sowjetunion alles aus ihrer Besatzungszone gezogen hat, was sich irgendwie versilbern ließ, haben die Westmächte mit dem Marshallplan richtig Geld in die wirtschaftliche Entwicklung gepumpt. Und dementsprechend sind die großen Industrien Deutschlands nach wie vor in den alten Bundesländern. Daran kann sich jetzt nicht mehr viel ändern können, also woher soll der wirtschaftliche Aufschwung in den neuen Bundesländern kommen? Auch wenn Berlin "Start-Up-Hauptstadt" ist. Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg haben kaum mehr als Bauernhöfe und halbleere Dörfer zu bieten. Achja und nen Flughafen, der nie fertig wird.

Naja, ich glaube nicht dass die Anmerkung, dass die Treuhand nach der Wende den Osten regelrecht ausgeschlachtet hat und dass das viel Vertrauen zerstört hat, borniert ist. Dass aus den blühenden Landschaften, die Kohl versprochen hatte, nichts wurde. Und dass Menschen, die nicht viel zu verlieren haben, anfälliger sind für "passt auf, sonst kriegen die NOCH Ärmeren bald noch die Krümel, die euch geblieben sind" Rethorik als welche, denen es gut geht, ist glaube ich auch nicht verkehrt.

 

Der Jammer ist halt, dass viele auf die "die Flüchtlinge nehmen euch Eure Krümel weg" Rethorik der AfD reinfallen anstatt sich zu fragen "Moment, wo ist eigentlich der ganze Rest von dem verdammten Kuchen?"

Oder, um mal das neue Mitglied des Europäischen Parlaments Semsrott zu zitieren: "Klar, wenn's mir nicht gut geht, dann sind bestimmt die daran Schuld, die gerade ankommen!"

 

Erklären und Entschuldigen sind ziemich unterschiedliche Dinge.

 

Aber neugierig bin ich jetzt schon - was ist denn deine nicht-BRD-bornierte Sichtweise? Wie erklärst Du den Erfolg der AfD im Osten?

 

Ich stimme _Headcrash und allen anderen AfD Kritikern voll und ganz zu, die Partei betreibt einen leider sehr erfolgreichen Rattenfängerplan und gibt Leuten "einfache" Antworten für sehr komplexe Themen. Zu Anfangszeiten der AfD gabs ja noch Lucke, der einfach nur den Finger in die Wunde gelegt hat, dass "Weiter so" einfach ein blöder Plan ist, dem ging es auch soweit ich mich noch erinnere nicht um die bösen Ausländer die unser Land islamisieren wollen, sondern der hatte wirtschaftliche Ideen. Blöderweise ließen sich seine Thesen auch sehr gut von den NPD nahen Kreisen sehr gut nutzen.Ich bin mir fast sicher, dass Lucke bis kurz vor Schluss noch so naiv war zu glauben, dass die "paar" Nazis seinen Ideen nicht schaden können.

 

Aber er und seine Partei waren seit langem die ersten die in den neuen Bundesländern  eine Aussicht auf Veränderung gegeben haben, die gegen den Kurs von den "Altparteien" gehen wollten. Und diese Bundesländer hatten 20 Jahre seit der Wende erlebt, wie sich eigentlich niemand für sie interessiert. Das man dann noch, wie weiter vorn ausgiebig diskutiert, die braune Soße einfach hat vor sich hinköcheln lassen war ein riesengroßer Fehler, hat den rechten Flügeln der AfD sehr gut in die Hände gespielt.

 

Dann noch eine Unmenge an Protestwählern, die einen "Denkzettel" verpassen wollten, bei der ersten Wahl zu der die AfD angetreten ist und fertig ist das Problem. Dann haben sich die Parteien alle auf die Naziallüren der AfD eingeschossen, hat ja bei der NPD auch super funktioniert um den Wählern zu zeigen, wie böse diese Partei ist. Die AfD ist aber in Zeiten der sozialen Medien entstanden, also auch, wenn die anderen Parteien an runden Tischen einfach demonstrativ den Raum verlassen haben, hat die AfD ihre Ideen verbreiten können. Und damit konnten sie sich auch immer als Opfer hinstellen, in den Momenten konnte man auch die weniger radikalen Thesen auspacken um zu zeigen, dass man einfach nur nicht mit dem Strom schwimmen will, sondern die Probleme anpacken will. Unter Lucke wurden sie meiner Meinung nach auch so attraktiv weil sie sich erstmal nur gegen die alten Parteien eingeschossen hatten und selbst als Lucke raus war, hatte die Partei noch viel Kredit bei den Wählern, bis immer mehr die rechten Ideen ausgepackt wurden. Aber da hatten sie schon ihre feste Basis.

 

Worum es mir mit der Borniertheit ging, war vor allem das "Naja, ich habe gelernt, das man mit den Ossis nicht über sowas reden kann, die treffen halt falsche Entscheidungen, aber wenn ich nur weiterhin der gütige Westdeutsche bin, dann werden sie schon von ihren dunklen Pfaden ablassen und zu mir ins Licht kommen." (Ich entschuldige mich schon mal, wenn das nicht die Intention deiner Worte war, _Headcrash, aber genau so kamen sie bei mir an). Die Worte hatten genau den überheblichen Unterton, den meine Osteltern immer wieder mit "Besserwessi" zusammengefasst haben. Ich habe es als Kind immer furchtbar übertrieben gefunden und mir gedacht, dass niemand so sein kann, aber mit jedem Lebensjahr gab es neben vielen positiven Gesprächen auch immer wieder diese Überheblichkeit. Mit dieser Einstellung antagonisiert man die Einwohner der neuen Bundesländer nur weiter, niemand hört gern, dass er falsche Entscheidungen trifft, vor allem, wenn man 20 Jahre die "richtigen" Entscheidungen bei der Wahl getroffen hat und es trotzdem immer schlechter geworden ist. Und wir werden nicht mehr zu "einem" Volk, wenn die eine Seite einfach immer das Thema wechselt, wenn Kritik kommt. Ich erwarte nicht von dir, dass du deine Verwandtschaft und Weißwasser im Alleingang überzeugst, aber mit einem "ich diskutier mit denen einfach nicht mehr, bis sie es selbst eingesehen haben", änderst du noch weniger an der Situation, als wenn du jedes Mal Kontra gibst.

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@Arbeitslosigkeit

 

Imho immer noch kreativ berechnet. Und der Preis ist prekäre Beschäftigung. Scheinselbstständige auf Hartzniveau. Arbeiter in Vollzeit auf Niedrigstlohnniveau mit mehreren Jobs die trotzdem staatlich aufstocken müssen.

 

Da sollte man nicht nur auf die Arbeitslosen-Quote schauen sondern auch auf die Entwicklung des Lohnniveaus/Einkommensentwicklung usw...

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